Mittwoch, 26. Mai 2010

notiz: der superGAU im golf - weitere updates

bevor ich im zweiten teil der assoziationen zum menetekel auch auf die bisherigen - und sehr lesenswerten, danke schon mal an alle bisher beteiligten - kommentare eingehe, will ich das blog einmal mehr als ergänzung und erweiterung des medialen mainstreams nutzen. es kommen täglich inzwischen derart viele informationen zusammen, dass es kaum möglich ist, noch einen wie auch immer gearteten überblick zu behalten. das, was für mich inzwischen deutlich wird, ist bereits absolut trostlos - wir haben es mit einer von ihren dimensionen her kaum zu fassenden ökologischen katastrophe zu tun. die älteren beiträge direkt zum golf-desaster sind hier, hier und hier zu finden.

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heute will bp also einen neuen versuch unternehmen, den ölaustritt zu stoppen - die "top kill" genannte methode, mittels hohem druck enorme mengen an schlamm auf das "leck" (das dieser begriff langsam auch mal hinterfragt werden sollte, liegt daran, dass die damit verbundenen assoziationen verharmlosend sind - ein leck ist im vergleich zum sprudelnden und hervorschießenden unglück im meer eine gemütlich vor sich hin tropfende sache) aufzubringen, es derart zu schließen und später mit zement endgültig zu versiegeln, ist angeblich eine bewährte methode bei ähnlichen unfällen in flachen gewässern - in der tiefsee gibt es damit bisher keinerlei erfahrungen, und ebenfalls räumt bp die möglichkeit ein, dass sich das leck schlimmstenfalls nicht nur nicht schließen lässt, sondern durch den angewandten enormen druck während der aktion sogar vergrößern könnte. im ganz allgemeinen interesse bleibt nur zu hoffen, dass der heutige versuch gelingt - auch, wenn das die schon angerichteten schäden nicht aus der welt schaffen kann. aber jeder weitere tag lässt die zerstörung mehr ausser kontrolle geraten (ist sie zwar jetzt schon, aber jeder weitere liter öl ist im hinblick auf die unkalkulierbaren langzeitfolgen sowie die ausbreitung mittels meeresströmungen und die von tag zu tag ansteigende wahrscheinlichkeit für das auftreten eines hurricanes (es ist bisher einfach unbekannt, wie ein derartiger sturm real mit so einer menge öl interagieren würde) in der region absolut zuviel.

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aktuelle nachrichten aus den usa in den letzten stunden sprechen davon - u.a. bei nbc - , dass das betroffene feld derart viel öl enthält, dass es - sinngemäß - "noch unserer ganzes restliches leben lang" (auf welchen maßstab sich das bezieht, bleibt allerdings unklar) weitersprudeln könne. es müssen ja zumindest schätzungen über das volumen des betroffenen feldes vorhanden sein, die die grundlage für diese aussage bilden müssten. wer darüber mehr sagen kann - bitte melden!

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thema dispersionsmittel: der verdacht wabert ja schon seit einiger zeit herum, dass es bp beim massiven einsatz des mittels primär darum geht, das aus konzernsicht schlimmste pr-desaster in form von bildern verölter traumstränden sowie massenhaft verölten tieren zu verhindern - und darum dieser einsatz in bisher unbekannten dimensionen stattfindet. unter der meeresoberfläche kann halt kaum jemand genau schauen - dieser ansatz ging auch solange auf, bis - mit etlicher verspätung - eines der großen mainstreammedien in den usa, nämlich der fernsehsender abc, gestern in seiner show "good morning america" erstmals eigene taucher in den golf geschickt hat, darunter u.a. den enkel des - den älteren vielleicht noch bekannten - meeresforschers jacques costeau, philippe. was sie unter wasser zu sehen bekamen, zeigt das folgende video:



die wolken aus öl und dispersionsmittel bestehen aus vielen kleinen aufgespaltenen öltröpfchen, an denen auch jeweils, wenn ich alles richtig verstanden habe, das mittel hängt. diese wolken treiben einerseits in unbekannter anzahl im meer; andererseits scheinen sie teilweise auch bis zum grund zu sinken. aus den augen, aus den sinn - für die (meisten) menschen. keineswegs aber für pflanzen und tiere. die folgen ? im bericht kommt ganz zum schluß die aussage, dass diese wolken für alle, die sich wissenschaftlich und technisch mit ölbekämpfung in den meeren befassen, ein völlig neues phänomen darstellen. und es ist schlicht und einfach unbekannt, was dieser mix aus öl und den dispersionschemikalien für folgen in den und für die ökosysteme hat. da findet vor unseren augen neben allem anderen also auch eine art chemischer großversuch statt.

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überhaupt scheint die mediale berichterstattung in den usa, die lange zeit in den letzten fünf wochen sehr gleichgültig gegenüber dem gau war, mit der ankunft von relevanten (im sinne von wahrnehmbar) ölmengen an den küsten langsam auf touren zu kommen. mittlerweile sind über 100 km küste - strände und marschland - betroffen, und wie das in den betrofffenen gebieten dann ausschaut, spottet jeder beschreibung. die - handwerklich eindrucksvollsten, inhaltlich niederschmetterndsten - photos hat einmal mehr
the big picture auf boston.com zu bieten. in ihrer aufwühlenden kraft würde ich sie persönlich gleichsetzen mit photos aus kriegsgebieten, oder auch aus den toten zonen rund um tschernobyl. besonders tierfreundInnen seien gewarnt - mich haben die bilder unglaublich wütend gemacht und gleichzeitig totale deprimiertheit hervorgerufen. und wenn ich mir die hunderte von kommentaren betrachte, geht das vielen anderen ähnlich. das sind jedenfalls genau die bilder, die bp um jeden preis vermeiden wollte - und gerade deshalb sollten sie so breit wie möglich bekannt werden.

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kleine reportage zur situation der küstenbevölkerung in den betroffenen us-staaten:
"Jeden Tag haben sie gesagt, macht euch keine Sorgen"

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in dem zusammenhang kommen auch immer mehr nachrichten über ernste medizinische symptome bei denjenigen, die auf see und an den stränden direkten und längeren kontakt sowohl mit dem öl als auch den dispersionschemikalien haben - von kopfschmerzen über diverse atem- und lungenbeschwerden bis hin zu zuständen der benommenheit reicht das spektrum - dazu ebenfalls ein (englischsprachiges) video:



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ich hoffe, irgendwann werden einmal ausführliche dokumentationen dieser geschichte vorliegen - zuviel geht womöglich gerade unter, von den korrupten zuständen in den aufsichtsbehörden angefangen über die lobbyarbeit von bp bis hin zu den diversen unterlassungen, die vermutlich zum unfall führten - von den reaktionen seitens des konzerns, aber auch der us-regierung, erst gar nicht zu reden. übrigens: das die ganze geschichte bezgl. letzterer auch ein krasses lehrstück dafür ist, wieviel reale macht die formale repräsentanz der "mächtigsten nation" der welt gegenüber einem der größten transnationalen konzerne tatsächlich besitzt, ist nochmal ein ganz eigenes thema.

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