assoziation: der "neurologischen vielfalt" und dem heutigen "autistic pride day"...

...hat die junge welt vor ein paar tagen einen artikel unter dem sinnigen titel gerechtigkeit und waschmaschinen gewidmet, der sich in sympathisierender (neu-)linker tradition einiger zentraler forderungen der selbsthilfebewegung autistischer menschen annimmt - und diesem vorhaben möchte ich ein paar kommentare meinerseits anschließen.

*

nach dem einstieg ins thema, bei dem sich der autor auch hier hinsichtlich des autismus am bewährten evergreen von den "genialen menschen" sowie der "skurrilen" verhaltensweisen von "berühmtheiten" bedient hat, gibt´s etwas historie:

(...)"Über Isaac Newton wird berichtet, daß er Vorlesungen auch dann hielt, wenn gar keine Hörer kamen, und als er einmal Freunde eingeladen hatte und Wein aus dem Keller holen wollte, kam er nicht wieder – man fand ihn in Betrachtungen vertieft. Der Volksmund spricht von »zerstreuten Professoren«. Heute weiß man, daß deren Verschrobenheit oftmals einen neurologischen Grund hat. Der österreichische Psychia­ter Hans Asperger (1906–1980), der sich in den 1930er Jahren mit hochbegabten Kindern mit gestörtem Sozialverhalten beschäftigte, sah hier eine »autistische Psychopathie«, und er vermutete sogar, daß intellektuelle Höchstleistungen ein gewisses Maß an Autismus voraussetzen."

vielleicht ist es zuviel verlangt, vom autor in einem - na, sagen wir mal, "traditionsmarxistischen" und dementsprechend einem klassisch materialistischen weltbild verpflichteten blatt zu erwarten, sich möglicherweise mal ein paar mehr gedanken zu möglichen zusammenhängen zwischen newtons persönlichkeit und seinem weltbild zu machen? immerhin ist die wiedergebene vermutung von asperger, "ein gewisses maß an autismus" sei eine voraussetzung für intellektuelle höchstleistungen, beim heutigen erkenntnisstand nicht ganz von der hand zu weisen - j.e. mertz hat das in der griffigen metapher vom "gewöhnlichen autismus der gesunden person" zusammengefasst, um den es hier aber nicht geht.

"Der Begriff »Autismus« wird allerdings in erster Linie mit einer geistigen Behinderung assoziiert. Auch hier hat, ungefähr zeitgleich mit Asperger und unabhängig von ihm, ein österreichischer Arzt Pionierarbeit geleistet: Leo Kanner (1896–1981) (...)

Der von Kanner beschriebene »frühkindliche Autismus« fällt als schwere Entwicklungsstörung auf und ist seit den 1960er Jahren eingehender erforscht worden. Die Betroffenen bleiben in den meisten Fällen lebenslang auf Hilfe und Betreuung angewiesen. Manche von ihnen verblüffen allerdings durch »Inselbegabungen«, außergewöhnliche geistige Fähigkeiten in eingegrenzten Teilbereichen wie etwa sensationelle Rechen- oder Gedächtnisleistungen."


das thema der "savants" wird eingehender u.a. in der immer wieder mal wiederholten tv-reihe expedition ins gehirn auf arte behandelt.

"Das Phänomen, dem Hans Asperger nachging, ist weniger dramatisch, und Aspergers Arbeiten sind lange Zeit kaum beachtet worden."(...)

ob das phänomen bei näherer betrachtung wirklich "weniger dramatisch" ist?

(...)"International bekannt wurden Aspergers Schriften erst in den 1980er Jahren, als die britische Psychologin Lorna Wing sie in englischer Übersetzung herausgab. Sie prägte die Bezeichnung »Asperger-Syndrom«, dieses ist seit 1992 von der Weltgesundheitsorganisation anerkannt.(...)

Anders als beim Kanner-Autismus sind »aspergische« Kinder durchschnittlich bis überdurchschnittlich intelligent. Ihre Sprachentwicklung setzt nicht (oder nur wenig) verzögert ein und erreicht in kurzer Zeit ein sehr »erwachsenes« Niveau – bloß mit der Besonderheit, daß sie extrem auf den wörtlichen semantischen Gehalt der Rede fixiert sind und den der Alltagskommunikation innewohnenden pragmatischen Hintersinn nicht verstehen."


mir ist nicht so recht klar, was hier der ausdruck "pragmatischer hintersinn" bedeuten soll - eine meiner meinung nach typische besonderheit im asperger-kommunikationsverhalten besteht eher darin, doppelbedeutungen und metaebenen, auch und gerade non-verbaler, körperlich ausgedrückter art, nicht wahrnehmen zu können - auch ironie gehört hier zb. dazu, und macht aus der nicht-autistischen erfahrung heraus in vielen fällen keinesfalls irgendeinen "hintersinn", sondern dann gerade den eigentlichen inhalt aus. im übrigen hat die erwähnte fixierung - von außen betrachtet - auch durchaus ihre humoristische seite: so ist in einschlägigen foren für "aspies" immer wieder mal die geschichte vom asperger-autisten zu finden, der in einem kleinen kaff übernachten will und pünktlich kurz vor zehn gespannt aus seinem hotelfenster blickt, um das ihm von einem einheimischen angekündigte hochklappen der bürgersteige um diese zeit auch ja nicht zu verpassen - das bringt das wortwörtliche verständnis auf den punkt.

"Im Vor- und Grundschulalter gehen sie oft bizarr anmutenden Spezialinteressen mit großer Intensität nach, beschäftigen sich mehr mit Gegenständen wie Waschmaschinen oder Dachrinnen als mit Menschen. Ähnlich wie Kanner-Autisten meiden sie Blickkontakte und Berührungen und bevorzugen gleichförmige und ritualisierte Routinen, die ihnen zur Strukturierung des Alltags dienen."

und spätestens an dieser stelle wird ein ganz zentraler inhalt autistischer wahrnehmung deutlich, zu dem ich in einem erklärt gesellschaftskritischen medium wie der jungen welt eigentlich mehr fragen erwartet hätte - fragen zb. danach, wie es innerhalb einer nach allgemeinem konsens sozialen und auf vielfältigen beziehungen gründenden spezies wie der menschheit dazu kommen kann, dass sich eine - oder vielleicht sogar die "reinste" - variante von objektfixierter aka objektivistischer, verdinglichender wahrnehmung offensichtlich in den letzten jahrzehnten weltweit ausbreitet? und auch fragen danach, ob es nicht angemessen ist, zwischen dem siegeszug des globalisierten kapitalismus als verdinglichender megamaschine einerseits und der langsam zunehmenden präsenz von irgendwelchen autismusvarianten betroffener andererseits mögliche zusammenhänge, vielleicht gar evolutionärer art, anzunehmen?

stattdessen gibt´s eine beruhigende nachricht:

"Nach außen wirken sie emotional gleichgültig – ohne es tatsächlich zu sein."(...)

ich vermute, dass sich der autor hier besonders auf den streit um die empathiefähigkeiten von autistischen menschen bezieht; vielleicht auch noch auf den punkt der reizüberflutung (mit folgerichtiger wahrnehmungsabschottung nach außen zum selbstschutz). der klarheit halber sollten dann aber auch zustände wie dieser oder auch jener erwähnt werden - denn auch das sind emotionale zustände. oder?

immerhin, jetzt folgt doch noch ein kleiner schlenker zum kapitalismus:

(...)"Die meisten Asperger-Autisten haben keine offensichtliche Behinderung und können ein selbstständiges Leben führen. Weil ihnen die gerade im postfordistischen Kapitalismus fetischisierten Eigenschaften wie »Teamfähigkeit« und »Flexibilität« fehlen, gelingt ihnen meist keine ihren tatsächlichen Fähigkeiten angemessene Berufslaufbahn."(...)

aber ein mehr als ärgerlicher schlenker: erstens, sollen wir den führenden im "forbes-ranking" der weltweit reichsten leute und vermutlich bekanntesten kapitalisten überhaupt nur als ausnahme von der regel ansehen? und wie sieht es zweitens generell in der it-branche aus, die als wirtschaftszweig unser aller leben ja nun nicht unwesentlich beeinflusst? und wie überhaupt in den ganzen sog. neuen technologien, von "bio" bis "nano", in denen zunehmend enorme abstraktionsfähigkeiten - eine der leistungen objektivistischer wahrnehmung - gefordert werden? andererseits: was hat es denn mit der "teamfähigkeit" oder auch den vielbeschworenen "flachen hierarchien" in den ökonomischen strukturen tatsächlich auf sich? hier ist i.d.r. weniger authentische - und befreiende - kollektivität gemeint als vielmehr eine simulation derselben, die nicht geringen leistungsdruck auf die betroffenen ausübt - im interesse der profitrate.

nun wird die asperger-variante des autistischen spektrums im allgemeinen tatsächlich als nicht simulationsfähig angesehen - aber gilt das erstens auch noch unter gesellschaftlichen bedingungen, in denen virtuelle prozesse aller art (v.a. simulierte kommunikation unter ausschluß der körperlichkeit) explosionsartig um sich zu greifen scheinen, und auch in folge dessen zweitens simulierte prozesse als produkt des objektivistischen wahrnehmungsmodus selbst unter grundsätzlich authentizitätsfähigen menschen mehr und mehr im alltag an die erste stelle rücken? bei näherer betrachtung stellen sich bspw. die meisten sog. "geschäftsbeziehungen" als fakes, d.h. beziehungssimulationen, heraus, für die das wort warenbeziehung zwar beliebt, jedoch irreführend ist - es handelt sich schlicht um ein mehr oder weniger anonymisiertes nebeneinander von subjekten, die in ihren "jobs" in verschiedenen objekthaften masken auftreten und dazu neigen, sich selbst und untereinander, erst recht aber die kunden, ebenfalls als - bestenfalls solvente und damit profitable - objekte zu behandeln. von beziehungen, die diesen namen auch verdienen würden, ist dabei keine spur zu entdecken.

und vor diesem hintergrund ist die hypothese durchaus ernstzunehmen, dass derlei verhältnisse selbst "eigentlich" simulationsunfähigen autisten stark entgegenkommen - denn ein "als-ob"-sozialverhalten ist trainierbar, und leute wie temple grandin sind dafür ein ganz gutes beispiel (siehe dazu nochmal den basisbeitrag autismus).

die möglichen simulationsfähigen autismusvarianten (siehe als "verdachtsfälle" hier, hier und auch hier) sind dabei noch nichtmal thematisiert.

jedenfalls ist bei den derzeitigen gesellschaftlichen bedingungen das folgende durchaus schlüssig:

(...)"Viele Menschen mit Asperger-Syndrom und anderen »hochfunktionalen« (selbständige Lebensführung ermöglichenden) Autismus-Varianten wehren sich in letzter Zeit energisch dagegen, daß Autismus nur negativ, durch Defizite charakterisiert und durchweg als »Behinderung« dargestellt wird."

klar - wenn die gesamtgesellschaft in entscheidenden bereichen selbst zunehmend verhältnisse zulässt, die sich als im weitesten sinne autistisch oder zumindest autismuskompatibel (das internet ist dafür übrigens eines der prägnantesten beispiele) begreifen lassen, und das auch noch als "fortschritt" mißversteht - wenn das also der aktuelle status quo ist, dann ist tatsächlich nicht einzusehen, warum die "klassischen" autisten noch länger als "behindert" gelten sollen. allerdings: als emanzipation im authentischen sinn sollte das wirklich niemand begreifen.

"Einer der besten Kenner des Asperger-Syndroms, der australische Psychologe Tony Attwood, schlägt sogar vor, die »Diagnose« des Asperger-»Syndroms« als Pathologie einfach zu vergessen und an ihre Stelle die »Entdeckung« des »Aspie«-Charakters zu setzen. Denn er hat festgestellt, daß unter Menschen mit Asperger-Syndrom mit hoher Regelmäßigkeit mindestens ebensoviele markante positive Charaktereigenschaften wie Defizite anzutreffen sind: Wahrheitsliebe, Aufrichtigkeit, Vorurteilsfreiheit, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt, starker Sinn für Gerechtigkeit."

die gewissenhaftigkeit und sorgfalt - böswillig ließe sich auch pedanterie sagen - hat bspw. im bereich der edv-programmierung tatsächlich ihre vorteile, die allerdings nicht unabhängig von der verwendung der dadurch erzeugten produkte zu sehen sind. ein sorgfältig ausgetüfteltes überwachungs- oder waffensystem mag dem mehr oder weniger autistischen programmierer persönlich freude bereiten (und seinen auftraggebern ebenso) - die späteren opfer jedoch müssen dann den mit den oben genannten fähigkeiten assozierten mehr oder weniger starken verlust der empathiefähigkeit regelmäßig mit einbußen ihrer freiheit, gesundheit oder gar ihres lebens bezahlen.

die wahrheitsliebe bzw. aufrichtigkeit ist hier eher als synonym für die ebenfalls als typische asperger-eigenschaft beschriebene unfähigkeit zur lüge zu begreifen, und das ist ein durchaus zweischneidiges schwert. sicher, wahrheitsliebe wird als moralische forderung in dieser gesellschaft allerorten vor sich hergetragen. und lügen sind pfui. hier geht es jedoch um etwas ganz grundsätzliches: es gibt einige indizien dafür, dass die fähigkeit zu fakes/simulationen (und das sind lügen) als grundaussattung in allen menschen nicht nur angelegt, sondern in bestimmten ausmaß sogar absolut notwendig bei der entwicklung einer authentischen menschlichen identität ist. das mag zunächst seltsam klingen, ist aber bei näherer betrachtung durchaus schlüssig:

es geht v.a. um die "kleinen" lügen, mit denen sich bspw. kinder den zur ihrer entwicklung nötigen freiraum innerhalb der ansonsten dominanten kontrolle seitens des erwachsenen umfeldes beschaffen. ebenfalls gibt es bekanntlich durchaus sinnvolle schutzlügen, die aus einer authentisch empathischen wahrnehmung entspringen, ja sogar ausdruck von liebevoller besorgnis darstellen können. ich rede hier nicht von den gewohnheitsmäßigen simulationen von soziopathen; und andererseits auch nicht von der art von wahrheit, wie sie - achtung, polemik - bspw. die historischen nazis bei der völlig korrekten ankündigung ihrer vorhaben bezgl. mord und totschlag "auszeichnete". brutale wahrheiten, die kaum jemand hören wollte, und die womöglich auch aus einer gewissen zwanghaftigkeit heraus entstanden sind. permanente aufrichtigkeit kann massiv und bösartig grenzverletzend sein, und ist eigentlich nicht vorstellbar bei gleichzeitiger anwesenheit von empathie, die in heiklen sozialen situationen korrigierend wirkt.

die kunst besteht vermutlich darin, an den nötigen und wichtigen stellen jeweils wahrhaftig und bei bedarf auch simulativ zu sein - und dazu muss das volle menschliche wahrnehmungsspektrum vorhanden sein.

und der "starke sinn für gerechtigkeit" hat meiner meinung nach verdammt viel ähnlichkeiten mit dem prinzip, nach dem auch die heutige justiz arbeitet - ein nach objektivistischen prinzipien arbeitendes abstraktes netz, welches über alles und jedes geworfen wird - und eben daher kaum jemals wirkliche gerechtigkeit herstellen kann.

"Asperger-Spezialisten gehen davon aus, daß zahlreiche prominente Persönlichkeiten vom Asperger-Syndrom betroffen waren und sind: Newton, Einstein, Kant, Wittgenstein, Michelangelo, Kafka und viele andere. Würde eine »Heilung« solche Menschen nicht ihrer Produktivität berauben?"

das greift wieder eine diskussion auf, die hier im blog an verschiedenen stellen schon geführt wurde - und aus einer dieser debatten eine für mich immer noch gültige antwort:

"es gibt von temple grandin, die hier im zusammenhang mit dem asperger-syndrom als betroffene an anderer stelle zitiert worden ist, ein zitat, welches sinngemäß lautet, dass, "wenn alle menschen nt´s (neurologisch typisch, asperger-slang für "normale") wären, wir heute noch in höhlen sitzen und nur miteinander reden würden".

manchmal frage ich mich aber, ob das nicht vorziehenswerter wäre als die heutige situation. irgendwo habe ich hier im blog auch die aussage eines psychiaters, "psychopathen sind das salz der erde", zitiert - als ferment /katalysatoren für notwendige grenzverletzungen, die erst weiterentwicklungen möglich machen würden, seien sie für alle gesellschaften unverzichtbar. und wenn ich mir dann so die verschiedenen bereiche der kunst betrachte, mit all ihren freakigen protagonistInnen...

und trotzdem: die logik hinter solchen aussagen wie oben finde ich schon nachvollziehbar - aber gleichzeitig finde ich das auch eine implizite glorifizierung von menschlichem leid, die ich nicht vertreten kann und auch nicht möchte.

meiner meinung nach sind - qualitativ! - andere formen von entwicklung auch möglich ohne die vorbedingung, dass gesellschaften dafür erst eine mehr oder weniger große zahl ihrer mitglieder in den wahnsinn treiben müssen. allerdings meine ich damit entwicklungen, die den heutigen gesellschaftlichen normen dessen, was als wünschenswert erachtet wird, in den meisten punkten scharf zuwiderlaufen."


als nachtrag auch noch dieser aspekt: die erwähnte produktivität ist zu einem nicht kleinen teil bis heute für die leidvollen zustände auf diesem planeten mitverantwortlich.

"Seit 2005 feiern Menschen mit Autismus den 18. Juni als »Autistic Pride Day«. Sie verstehen ihn als Aktionstag gegen die Pathologisierung des Autismus und für die Anerkennung der »neurologischen Vielfalt« unterschied­lich begabter Menschen."(...)

die "neurologische vielfalt" unter und in unserer spezies anzuerkennen wäre tatsächlich ein erster nötiger schritt, um viele destruktive phänomene tatsächlich begreifen zu können. sie würde u.a. zu solchen nicht gerade kleinen konsequenzen führen müssen, das heutige justizwesen komplett umzugestalten. sie würde gleichfalls auch meiner meinung nach zu einer qualitativ neuen bewertung von phänomenen wie dem faschismus führen, und sie würde den zustand derjenigen deutlicher machen, die sich - meist als ideologie oder propaganda abgetan - bis heute gegen den gedanken von der gleichheit aller menschen wenden. als abstraktes existiert diese gleichheit, jedoch nicht in der realität. daraus dann aber wiederum die notwendigkeit sozialer/ökonomischer hierarchien abzuleiten, macht etwas deutlich, was mir bis heute kaum begriffen worden zu scheint (wobei ich das selbst sehr schwierig zu begreifen finde und etliche zeit benötigte, bis mir dieser gedanke plausibler erschien):

nämlich die entwicklung von einen begriff der menschlichen geschichte, der die aus den verstrickungen der verschiedenen neurologischen ( bzw. psychophysischen als begriffserweiterung) zustände, in denen sich menschen befinden, resultierenden konflikte und kämpfe als wichtigen und untrennbaren, vielleicht sogar primären teil der bisherigen sozialen auseinandersetzungen mit selbstverständlichkeit beinhaltet.

ansatzweise findet sich dieser gedanke unausgesprochen im hintergrund zb. hier, wobei es mir mit dem dort dargestellten ansatz ähnlich wie mit teilen des gerade kommentierten artikels geht: einige neurologisch-psychophysische "seinsweisen" kommen mit immanent antisozialer tendenz daher - und das ist nichts, was ich als entpathologisierenswert empfinden würde. im gegenteil.
Scardanelli (Gast) - 19. Jun, 21:12

"Assoziationen" - nomen est omen!

Ein paar Anmerkungen:

1. Der jW-Artikel umfasst etwa 6000 Zeichen, die "Assoziationen" dieses Bloggers haben die dreifache Länge, und selbst philosophisch gebildete Leser wie ich haben einige Mühe, zu verstehen, worum es geht. Der Blogger täte gut daran, einmal einen knappen Zeitungsartikel für ein breiteres Publikum zu schreiben. Dann wüsste er, dass für blanke "Assoziationen", etwa Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen Newtons Autismus und seinem Weltbild, darin kein Platz bleibt.

2. Der Blogger dagegen ordnet die jW in der Schublade "Traditionsmarxismus" ein und führt das Fehlen einer Betrachtung über den von ihm gemutmaßten Zusammenhang bei Newton auf diese Zugehörigkeit zurück. Das ist wirklich in jeder Hinsicht Unsinn. Erstens ist das Feuilleton der jW, dessen Redakteur diese Wissenschafts-Seite gestaltet hat, nicht in "traditionsmarxistischer" Hand. Auch der Autor des zitierten Artikels dürfte kaum der Kategorie "Traditionsmarxismus" zuzuordnen sein. (Er nimmt sich auch nicht in "sympathisierender neulinker Tradition" der Forderungen von AutistInnen an, sondern er ist selbst Asperger-Autist.) Zweitens sind unter Menschen mit Autismus Weltbilder aller Art anzutreffen. Deshalb entbehrt die Behauptung eines Zusammenhangs von Newtons wissenschaftlichem Denken mit seiner autistischen Persönlichkeit jeder Grundlage. Die autistische Persönlichkeit kann Menschen die Kraft geben, sich "ihres Verstandes ohne die Leitung eines anderen zu bedienen" (Kant). Mit Physik oder mit einem mechanistischen Weltbild hat sie dagegen an sich nichts zu tun.

3. So sind auch die Mutmaßungen des Bloggers über einen Zusammenhang zwischen "Kapitalismus als verdinglichender Megamaschine" und Autismus als "objektivistischer", "objektfixierter" und "verdinglichender" Wahrnehmung nichts weiter als eine Luftnummer eines second-hand-adornitischen Ideologiekritikers. Wir wissen doch gar nicht, ob Autismus heute wirklich häufiger ist als früher. Er wird bloß häufiger erkannt. Außerdem, was die ideologiekritischen Kategorien des Bloggers angeht: "Verdinglichung und verdinglichtes Denken haben auch die Bedingungen einer Welt ohne Mangel geschaffen" (Adorno).

4. Natürlich ist die im postfordistischen Kapitalismus dauernd verlangte "Teamfähigkeit" und "Flexibilität" von Grund auf fremdbestimmt, das bringt der Blogger völlig richtig auf den Punkt. Aber das steht doch gar nicht im Gegensatz zu dem, was in dem Artikel gesagt wird. Die Frage ist allerdings, ob es nicht auch in einer nicht mehr kapitalistischen, auf der Selbstorganisation der ProduzentInnen beruhenden Gesellschaft ein Recht auf Partizipation in einem Einzelgänger-Modus geben sollte. (Netzwerkförmige Technologien können dazu in der Tat dienlich sein.)

5. Die in dem Blog evozierte Vorstellung vom autistischen Programmierer, der an der Technik an sich seine helle Freude findet und sich nicht darum schert, was mit dem Resultat seiner gründlichen Arbeit angerichtet wird, ist ein Klischee, das mit der Realität von AutistInnen sehr wenig zu tun hat. "Aspies" sind sehr häufig zugleich hochsensible Persönlichkeiten, denen man wirklich nicht unterstellen sollte, sie wären scharf auf technische Selbstbefriedigung ohne Rücksicht auf die Folgen.

6. Natürlich ist simulierendes Verhalten in gewissem Maße eine notwendige Bedingung von Humanität. Natürlich bin ich freundlich zu anderen, auch wenn ich eigentlich gerade depressiv oder schlecht gelaunt bin - denn dafür können die anderen nichts. Natürlich ist keine entwickelte Subjektivität möglich ohne Vermittlung und Entäußerung. Ein Asperger-Syndrom ist nun eben nicht einfach die permanente und totale Abwesenheit von Simulations- und Vermittlungsfähigkeit. Aspies sind genauso lern- und entwicklungsfähig wie andere Menschen (manchmal sogar mehr als andere), bloß läuft die Entwicklung bei ihnen anders ab. Wenn Aspie-Kinder sich besonders für Gegenstände wie Waschmaschinen interessieren, heißt das noch lange nicht, dass sie das lebenslang tun. Es ist doch überhaupt nicht wahr, dass Aspies keine soziale Kompetenz besäßen. Sie erwerben sie anders, in der Regel später als NTs und dadurch auch bewusster. Das kann enorme Stärken mit sich führen, z.B. sogar ein starkes soziales Engagement. - Den Gerechtigkeitssinn von Aspies mit dem Formalismus der Justiz in Verbindung zu bringen, ist wieder einmal eine der oben bereits kritisierten, völlig willkürlichen und unbegründeten "Assoziationen".

7. Für den Autistic Pride engagierte Aspies verlangen nicht, dass alle Menschen autistisch werden sollen. Sie erkennen die Fähigkeiten von NTs an und verlangen nur, dass diese reziprok ebenso verfahren. Insofern ist jede Überlegung darüber, wie eine nur aus AutistInnen bestehende Menschheit aussähe, völlig unsinnig.

8. Wirkliche Gleichheit wäre die Freiheit, ohne Angst verschieden sein zu können (Adorno).

9. Die autistische Seinsweise ist nicht antisozial. Sie ist auf andere Weise sozial als die neurologisch typische.

10. Was der Blogger gegen Ende als Konzept von Geschichte skizziert, ist nicht schlecht. Ärgerlich ist nur, dass er sein "Wissen" über Autismus, das er munter zu allen möglichen und unmöglichen "Assoziationen" verrührt, anscheinend aus auf veralteten Theorien beruhenden populärwissenschaftlichen Magazinen hat. In diesem Text ist jedenfalls nicht erkennbar, dass der Blogger irgendwelche reale Erfahrung mit autistischen Menschen hätte.

wildwuchs - 20. Jun, 11:13

sorry mein lieber/meine liebe scardanelli, aber deine ständige anrede in form von 'der blogger' in deinen anmerkungen liest sich für mich, als würde ein roboter schreiben, eine maschine sprechen. ich frage mich, warum du hinter dem text, den du kritisierst die person, die ihn geschrieben hat, angreifen - zumindest als 'der blogger' permanent abwerten musst????
für mich ist hinter deinem text schwer erkennbar, dass du dich mit deiner inhaltlichen kritik an einen realen menschen wendest oder eine inhaltliche auseinandersetzung mit gegenseitigem respekt suchst. aber vielleicht wolltest du ja nur demonstrieren, wie es wirkt, und jetzt schlage ich mal in die von dir geschlagene kerbe, wenn 'ein aspie' kein simuliertes verhalten anwendet sondern im 'objektivistischen modus' bleibt???????

für mich hat monoma mit seinen überlegungen, die du als 'auf veralteten theorien beruhenden assoziationen' bezeichnest, eine ganze menge nachdenklichkeit provoziert, die zur weiteren beschäftigung mit dem thema anregen. im gegensatz zu dir, hatte ich beim lesen des beitrags nicht das gefühl, dass damit auf WELTBILD-EBENE argumentiert wird, wo je nach theoretischem hintergrund (und es gibt viele theorien, die die wahrheit für sich beanspruchen) die abwertung oder anerkennung von personen und andere werturteile begründet werden.

ich habe die überlegungen im zusammenhang mit der ‚vergesellschaftung’ des ‚asperger-phänomens’ im gegenteil eher als darüber hinaus gehenden versuch verstanden, auf 'ANTISOZIALES' verhalten als neurologisch-psychophysische ‚seinsweise’ hinzuweisen und darauf, dass diese seinsweise, ‚autistic-pride-day’ hin oder her, nichts ist, worauf irgendjemand - ‚aspie’ oder ‚nicht aspie’ - zu irgendeinem zeitpunkt stolz sein könnte.

mfg
monoma - 25. Jun, 15:28

eine antwort...

...jetzt hier.
guru - 27. Jun, 02:50

Antisozial- Begriffsklärung

Zitat von Wildwuchs:

"ich habe die überlegungen im zusammenhang mit der ‚vergesellschaftung’ des ‚asperger-phänomens’ im gegenteil eher als darüber hinaus gehenden versuch verstanden, auf 'ANTISOZIALES' verhalten als neurologisch-psychophysische ‚seinsweise’ hinzuweisen und darauf, dass diese seinsweise, ‚autistic-pride-day’ hin oder her, nichts ist, worauf irgendjemand - ‚aspie’ oder ‚nicht aspie’ - zu irgendeinem zeitpunkt stolz sein könnte."


Der Antisoziale wird als "Autist" bezeichnet, weil sich noch nicht herumgesprochen hat, das es tatsächlich Autisten gibt. Das sind Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich in einer unlogischen Welt voller irrational agierender Menschen zurechtzufinden.
Eine Welt, die einen Autisten vielleicht antisozial machen kann. Dann würde beides zutreffen, aber noch lange nicht rechtfertigen, den Begriff des Autismus zur Beschreibung gesellschaftlicher Phänomene zu missbrauchen.
Man kann nicht alles einfach irgendwie abwertend benennen, ohne Rücksicht auf die entsprechende Minderheit zu nehmen. Die Verwendung des Begriffs in diesem Kontext schürt Vorurteile wie auch die Gleichsetzung mit antisozialem Verhalten.

Worauf ich stolz bin, ist meine Sache. Und ich bin stolz darauf, dass ich es als Autist geschafft habe, ein selbstständiges Leben zu führen und für mich selbst sorgen zu können. Das ist nicht leicht und es ist auch nur wenigen vergönnt.
Ich bin auch stolz darauf, dass ich mir ein soziales Umfeld geschaffen habe und auch darauf, dass ich mich gesellschaftlich und politisch engagiere.
Ich lasse mich nicht pathologisieren und diskriminieren und ich bestehe darauf, dass auch mir die im Grundgesetz verankerten Rechte zustehen. Das Recht auf Menschenwürde zum Beispiel.

Was hat Asperger überhaupt mit antisozialem Verhalten zu tun? Wir Autisten stellen uns jeden Tag hin, versuchen, Euch zu verstehen. Eure Regeln zu lernen. Uns Euch anzupassen. Uns in Eurer Welt zurechtzufinden.
Ihr lacht über uns. Grenzt uns aus. Bezeichnet uns als antisozial. Greift uns sogar tätlich an. Wann stempelt Ihr uns ein "A" in den Ausweis?
Was ist ANTISOZIAL?

Gruß, Guru
kandinsky (Gast) - 21. Jun, 12:14

Kritik ist keine Abwertung

Hallo Mo :), liebe Mitleser,

@Wildwuchs...., Kritik ist kein Abwertung.
@Scardanelli nimmt eine durchaus skeptische Haltung ein. Die notwendige Distanz, um Kritik üben zu können, hat jedoch nichts mit Abwertung zu tun. @Wildwuchs, Deine Nähe und Übereinstimmung zu Mo und zu Mo´s Texten muß nicht unbedingt von "JedermannFrau" geteilt werden. Außerdem finde ich, das Kritik einer Diskussion die rechte Würze gibt.

Was @Scardanelli hier kritisiert hat durchaus seine Berechtigung. Er wehrt sich, so wie ich das sehe, gegen einen "Psychologismus" oder einen psychologischen Blick/Brille, die alles durch diese Optik sieht und beurteilt. Wenn z. B. andere Fakultäten wie Soziologie und Philosophie sich gegen einen Psychologismus wehren, dann zurecht. Es stößt schon oft und merkwürdig an, wenn Psychologen und Tiefenpsychologen alles nur noch durch den "psychologischen Blick" sehen. Sehr schnell kommt man dann in einen Bereich, den Goethe so beschrieben hat:

"Im Auslegen seid frisch und munter,
legt Ihr´s nicht aus, so eben unter."

oder....

"..auf einmal ist der Raum voll Spuk und.....
.., das man nicht weiß, wie man ihn meiden soll."

Vor allem sollte man immer bedenken, das Kritik dem Kritisierten am besten weiterhilft.
Er kann seine Position und seinen Standort besser bestimmen und sich selbst hinterfragen.

Philosophie ist zwar nicht alles, aber sicher die Königsdiszplin unter den Geisteswissenschaften*gg*, und an vielen Stellen sehr hilfreich, wenn man sich mal verannt hat.

Gruss,
kandinsky

monoma - 25. Jun, 15:31

ach kandinsky...leg doch einmal genau dar, wo es in dieser diskussion um "psychologismus" geht. meiner meinung nach hast du hier wirklich ziemlich am thema vorbei geschrieben.
Wednesday - 25. Jun, 20:54

Sorgfältig Unsortiertes ;-)

> "wenn alle menschen nt´s (neurologisch typisch, asperger-slang für
> "normale") wären, wir heute noch in höhlen sitzen und nur miteinander
> reden würden".

Diese Behauptung ließ mich wieder mal überlegen, ob nicht immer wieder das Phänomen auftaucht, daß Gruppen, die über einen Zeitraum hinweg diskriminiert werden [oder die sich aus irgendwelchen Gründen unberechtigterweise diskriminiert fühlen - das stellt man gelegentlich in Foren fest, in denen sich Rechtsradikale, Antisemiten, Misogyne etc. in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt sehen, weil man ihnen immer wieder mal verwehrt, ihre mörderischen Gedanken öffentlich zu machen], bei der erstbesten Gelegenheit sich zu behaupten ihre Machtphantasien dem Rest aufzwängen wollen. ZB mit dem geäusserten Wunsch, daß die "Normalen" [eh eine lachhafte Bezeichnung] sich doch bitte den Autisten anpassen sollen. Zum einen findet dieser Prozess insofern bereits statt, daß unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsform dem Innenleben der autistischen Persönlichkeit, ohne jetzt auf die verschiedenen Ausprägungen des Autismus eingehen zu wollen, entgegenkommt und diese Persönlichkeitsstrukturen u.U. eher Karriere machen als jemand, der Skrupel hat, weil er seine Mitmenschen nicht als Mitautomaten fühlt.

Zum anderen wird deutlich, daß Technik mißverstanden wird.

Auch die, in der Entwicklung sehr langwierige, Entdeckung, Fasern miteinander zu verspinnen und aus den Fäden Geflechte und in der Folge zB Bekleidung zu erstellen, ist Technik. Technik ist nicht nur, wie oft verinnerlicht wird, die Erfindung von Kampfmaschinen und Elektronikrechnern.

Technik ist nicht grundsätzlich das anti-humane, anti-soziale. Ich glaube, daß das Gegenteil der Fall ist und Technik bzw. die Vereinnahmung unter copyright usw pervertiert wird.

Wer also meint, daß es ohne "Asperger" keine Entwicklung gegeben hätte, zeigt, wie ist es auch anders zu erwarten, wenn man sich die Menschheitsgeschichte mal näher ansieht, die typische Elitehaltung einiger Leutchen, die nur darauf warten, sich den Rest der Menschheit untertan zu machen, denn im Grunde sind die Normalos ja irgendwie Untermenschen, Nummern, bzw. entzauberte (=langweilige) Formeln [damit: in der Entzauberung des Individuums, der Entmenschlichung des unverwechselbaren Einzelwesens, machen zB die hierarchischen Religionen ihr Programm fest und entrechten im Glauben an den göttlichen Programmierer und seine irdischen Administratoren jeden Einzelnen, der zum Glauben gezwungen wurde].

Insofern könnte man sich nur wünschen, es hätte nie Entwicklung, nie Innovation gegeben. Glücklicherweise aber gab es zahlreiche Erfindungen, die von "Normalen" vermittelt wurden, die dessen, was man gemeinhin als "Unmenschliches" bezeichnet, entbehren.

Als da ist zB die Häkelkunst. :-D

guru - 27. Jun, 02:17

Viel Spaß beim Häkeln in der Höhle

Wir wollen nicht, dass sich die "Normalen" (das sind aus unserer Sicht außerdem wir) an uns anpassen. Wir wollen Respekt und solche Hetzbeiträge, die wissenschaftlichen Unsinn und Vorurteile verbreiten, wollen wir nicht.
Unser Gedankengut ist nicht mörderischer als das von anderen auch. Wieso hält sich so hartnäckig dieses Vorurteil, wir hätten alle unsere Mütter umgebracht? Zu oft Hitchcock gesehen?

Ob es mit oder ohne Asperger Entwicklungen gegeben hätte oder nicht, ob diese Entwicklungen gut oder schlecht gewesen wären oder nicht, das ist doch alles Spekulation. Wenn ich eine Fallgrube erfinde, ist das gut für meine Sippe und schlecht für den Fortbestand der Art "Mammut".
Letzten Endes wurden immer Kriege geführt und technische Erungenschaften gemacht, weil der Platz knapp wurde. Die Überbevölkerung, an der wir Autisten ganz gewiss nicht schuld sind, ist die Wurzel allen Übels.

Nur die Häkelkunst hat sicher eine Autistin erfunden. Dazu braucht man räumliches Vorstellungsvermögen. :-D

Gruß, Guru
Wednesday (Gast) - 4. Jul, 10:07

> Letzten Endes wurden immer Kriege geführt und technische Erungenschaften
> gemacht, weil der Platz knapp wurde. Die Überbevölkerung, an der wir Autisten
> ganz gewiss nicht schuld sind, ist die Wurzel allen Übels.

Ach, Blödsinn. Du denkst nicht holistisch.

Ausserdem bestätigst Du mit Deiner hier demonstrierten Haltung genau das, was an autistischer Wahrnehmung kritisiert wird.

Ciao
W.
guru - 4. Jul, 19:21

Ansichtssachen

"Ach, Blödsinn. "

Ach Blödsinn ist kein Argument und enthält darüber hinaus eine unsachliche Wertung. "Das stimmt nicht, weil...." ist ein angemessener Umgangston.

"Du denkst nicht holistisch."

Natürlich nicht, ich habe mir ein Detail herausgegriffen. Ich gehöre einer Minderheit an und werde diskriminiert. Das ist ein winziges Detail, aber ein sehr wichtiges.

In anderen Zusammenhängen denke ich so "holistisch", wie das Thema es erfordert, vielleicht holistischer als es sich mancher vorstellen mag, weil ich vom Detail ausgehend das Gesamtbild als Netzwerk einzelner Fakten überschaue. Ich sehe mehr als die Oberfläche, denn ich komme von darunter. Das ist eine erlaubte Herangehensweise. Ich glaube auch nicht, dass sich die Identität von Personen ausschließlich aus der Gesellschaftsform ergibt. Das ist viel zu kurz gegriffen. Aber Ansichtssache.

"Ausserdem bestätigst Du mit Deiner hier demonstrierten Haltung genau das, was an autistischer Wahrnehmung kritisiert wird."

Autistische Wahrnehmung wird hier nicht kritisiert, sondern pathologisiert. Was kritisiert wird ist autistisches Verhalten, welches als rücksichtsloses beschrieben wird. Ist es rücksichtslos sich zu wehren? Glaub ich nicht.

Ich möchte Argumente, keine meine Person abwertenden Randglossen.


Nun zum Ackerbau. Überbevölkerung steht - obwohl diese Debatte hier nicht unbedingt geführt werden muss - sehr wohl in Zusammenhang mit Ackerbau und Viehzucht, denn diese Erfindungen ermöglichen es einem paar, im Schnitt 4 Kinder großzusiehen. (verfügbare Lebensmittel ohne Kriege oder Seuchen)

"Die Weisheit der Jäger und Sammler bestand darin, wie es der amerikanische Anthropologe John E. Pfeiffer einmal ausdrückte, »mit der Natur zu leben«. Es war ein vergleichsweise bequemes Leben, doch es hatte Grenzen: Mehr als etwa zehn Millionen Menschen, die als Jäger und Sammler leben, kann die Natur nicht ernähren. Gegen Ende der Eiszeit war die Zahl der Menschen auf schätzungsweise fünf Millionen Köpfe angestiegen, und fast alle erreichbaren Jagdgründe und Sammelplätze waren damals schon besiedelt."
http://www.evolution-mensch.de/specials/aftericeage/ackerbau.php

Das heißt, dass es sich auf diesem Niveau (10 Mio) gehalten hätte, wenn man nicht einen Ausweg gefunden hätte.

Ich könnte eine Gegentheorie "Nichtautismuskritik" formulieren, in der Nichtautisten diskriminiert und für alles zum Sündenbock gemacht werden. Ich würde meine Theorie einleiten mit dem autistischen Fischer und seiner nichtautistische Frau (ich nehme an, das kennt jeder) und einen Vergleich zu dem Verhältnis des autistischen Erfinders/Programmierers zu seinem nichtautistischen Arbeitgeber herstellen. Außerdem haben nicht die bösen Autisten die teuflische Technik erfunden, sondern die Technik musste von irgendwelchen Leuten erfunden werden, weil die Bevölkerung immer größer wurde.
Weil der moderne Mensch es nicht geschafft hat, seinen Kopf einzuschalten, seinem Trieb etwas Einhalt zu gebieten, sich ehrlich und fair zu verhalten und sich mit dem zu bescheiden, was die Natur freiwillig herausrückt. Dieser ganze Konkurrenzkampf ist ein typisches Nichtautisten- Ding, das sich vergleichen und sich besser fühlen und das größere Auto fahren müssen . Mehr mehr mehr.

Wenn ich solch eine Theorie entwickeln würde, würde ich aus den eigenen Reihen kritisiert werden, mit dem Argument, ich würde pauschalisieren und es gäbe ja auch Nichtautisten, die keine egoistischen umweltzerstörenden Weibchenbeeindrucker sind. Und das ist auch das, was ich gerne glauben möchte.


Gruß, Guru
Wednesday (Gast) - 4. Jul, 19:45

Arghumente! Arghumente! Eine weitere Randglosse.

> Ach Blödsinn ist kein Argument und enthält darüber hinaus eine unsachliche
> Wertung. "Das stimmt nicht, weil...." ist ein angemessener Umgangston.


Wo offenkundlicher Blödsinn hinterlassen wird, hat dieser es verdient, als solcher benannt zu werden, nicht zuletzt Du verhälst Dich ebenso, lies ruhig mal Deine eigenen Texte durch, "Guru".

Also, komm mir bitte nicht auf die weinerliche Tour. Die kenn ich zu Genüge auch von Nazis und Antisemiten, die sich nicht gebührend geachtet fühlen, wenn man ihre Überzeugungen idiotisch und mörderisch findet und das dann auch so äussert, anstatt zu argumentieren - um ihnen damit ein weiteres Feld zur selbstmitleidigen Selbstbeweihräucherung zu öffnen...

>> "Du denkst nicht holistisch."
>
> Natürlich nicht, ich habe mir ein Detail herausgegriffen. Ich gehöre einer
> Minderheit an und werde diskriminiert. Das ist ein winziges Detail, aber ein sehr
> wichtiges.


Oh, bitte, glaubst Du, das beeindruckt mich jetzt? Trotz aller Normalität, und so normal bin ich nicht mal, muss, ja: MUSS ich Dir widersprechen! :-) Du behauptest im Ursprungszitat, auf das ich mich bezog: Die Überbevölkerung, [an der wir Autisten ganz gewiss nicht schuld sind,] ist die Wurzel allen Übels.; das nenne ich Blödsinn und werfe Dir Geringdimensionalität vor, und nun plärrst Du herum, Du hättest nur mal ein Detail herausgegriffen? Beleidigst Du jetzt Deine oder meine Intelligenz?

Wie auch immer, ich entschuldige mich beim großen Guru, ihm übers Maul gewischt zu haben. Vielmals um Vergebung, küss' die Hand und Tschiau-tschiau...

W.
guru - 4. Jul, 22:36

Der Ironietest der Woche

„Wo offenkundlicher Blödsinn hinterlassen wird, hat dieser es verdient, als solcher benannt zu werden, … „

Nein. Man sollte Argumente widerlegen und nicht irgendwas einfach als Blödsinn bezeichnen.

„nicht zuletzt Du verhälst Dich ebenso, lies ruhig mal Deine eigenen Texte durch, "Guru". „

Zitate wären mir ganz Recht, an welchen Stellen ich das getan habe.

“Also, komm mir bitte nicht auf die weinerliche Tour. „

Ich komme niemandem auf die weinerliche Tour, ich komme auf die sachliche Tour.

„Die kenn ich zu Genüge auch von Nazis und Antisemiten, die sich nicht gebührend geachtet fühlen, wenn man ihre Überzeugungen idiotisch und mörderisch findet und das dann auch so äussert, anstatt zu argumentieren - um ihnen damit ein weiteres Feld zur selbstmitleidigen Selbstbeweihräucherung zu öffnen... „

Schade dass Du anonym bist, eigentlich erfüllt das den Straftatbestand der Verleumdung. Du kannst nicht einfach jedermann nach Belieben mit Nazis vergleichen, wo kommen wir denn da hin? Ich gehe davon aus, dass Du Godwin’s Law kennst und absichtlich so argumentierst.
Meine Überzeugung dass Menschen ein Recht auf Anerkennung ihrer Menschenwürde und der Tatsache, dass sie Menschen sind, haben, ist weder nazistisch, noch antisemitisch, noch idiotisch und auch nicht mörderisch, sondern einfach demokratisch.
Menschen dieses Recht abzusprechen ist hingegen Faschismus, es tut mir leid, dass ich das so drastisch äußern muss, ich verwende solche Totschlag- Argumente nicht allzu gern.

“Oh, bitte, glaubst Du, das beeindruckt mich jetzt? Trotz aller Normalität, und so normal bin ich nicht mal, muss, ja: MUSS ich Dir widersprechen! :-) Du behauptest im Ursprungszitat, auf das ich mich bezog: Die Überbevölkerung, [an der wir Autisten ganz gewiss nicht schuld sind,] ist die Wurzel allen Übels.; das nenne ich Blödsinn und werfe Dir Geringdimensionalität vor, und nun plärrst Du herum, Du hättest nur mal ein Detail herausgegriffen? Beleidigst Du jetzt Deine oder meine Intelligenz?"

Ich rede aber gar nicht über die Überbevölkerung, da kann man ja seine eigene Meinung haben. Das ist das unwesentliche Detail, das Du Dir herausgesucht hast. Ich rede über Menschenwürde und Menschenrechte.

“Wie auch immer, ich entschuldige mich beim großen Guru, ihm übers Maul gewischt zu haben. Vielmals um Vergebung, küss' die Hand und Tschiau-tschiau... „

Langsam wird mir klar: Dieser Beitrag muss der Ironietest der Woche sein. Hab ich ihn bestanden?

Gruß,
Guru
Wednesday (Gast) - 5. Jul, 08:13

> Schade dass Du anonym bist, eigentlich erfüllt das den Straftatbestand
> der Verleumdung

Netter Versuch, darüber musste ich grinsen. Kennst Du nicht den Unterschied zwischen Beispiel und Vergleich?

Träum schön weiter von Recht und Ordnung.
guru (Gast) - 5. Jul, 18:03

Beispiel und Vergleich

Ich träume nicht von Recht und Ordnung, ich träume von Respekt und Toleranz für alle Menschen, die vom Durchschnitt abweichen.

Was ist der Unterschied zwischen Beispiel und Vergleich? Kann ich dir erklären.
Du verhältst dich zum Beispiel wie jemand, dem die Argumente ausgehen und der es darum mit mit haltlosen Vergleichen nahe des Realitätsverlustes, rhetorischen Spitzen und Beleidigungen versucht.
Das kenne ICH aus Diskussionen mit Neonazis.

Indem ich dieses Beispiel wählte, habe ich dich also mit Neonazis verglichen und keinen Unterschied festgestellt.
Das war jetzt übrigens nur ein theoretisches Beispiel, damit ist weder eine Wertung noch sonst eine Aussage verbunden.
guru - 27. Jun, 02:06

Der ewige Autist

Ob Isaak Newton Autist war oder ein verschrobener Zeitgenosse, ist eigentlich völlig egal. Dass die Selbsthilfebewegung Vorbilder wie Einstein oder - eher fragwürdig - Gates haben will, ist klar. „Jesus war ein Aspie!“ sagen die einen, die anderen sagen, er sei schwul gewesen und die dritten behaupten, er sei schwarz oder Gott sei eine Frau. Man beansprucht eben Leitfiguren und Vorbilder. Peinlich für Autisten, die nicht gerade berühmt dafür sind, sich Poster von Idolen an die Wand zu hängen, aber wer weiß, wer sich den Schwachsinn ausgedacht hat. Eine gewisse Autismusromantik vom genialen verkannten Gutmenschen ist auch unter Autisten selbst sicher vorhanden. Schließlich sind sie es, die dauernd reingelegt und verarscht werden. Und natürlich geht es um den „gewöhnlichen Autismus der gesunden Person“, ich würde meinen Autismus ohne zu zögern so bezeichnen. Mein Autismus ist gewöhnlich und ich bin gesund.

Doppelbedeutungen und Meta- Ebenen erschließen sich mir genauso wie der pragmatische Hintersinn, wenn ich genügend Zeit habe, einen Text zu analysieren oder ein Gesicht. Wenn ich eine Marienhof- Folge etwa zwanzigmal anschaue, finde ich heraus, warum diese Menschen sich so irrational verhalten. Damit kann man auch seine Zeit verschwenden.
Es ist ein Vorurteil, zu glauben, dass Autisten nicht ironisch sein könnten. Autismus ist in allererster Linie Monotropismus. Eine nonverbale Ironiekennzeichnung entgeht einem Autisten leicht. Das ist aber eine Trainingsfrage und auch Nichtautisten müssen Ironie lernen.
Und ja – die Sache mit den Bürgersteigen ist mir auch passiert, die ist einigen passiert. Man schaut eben zuerst mal etwas ungläubig, überlegt, wo die Scharniere sein könnten und entdeckt dann, dass es sich um einen Witz, eine Lüge oder eine Redewendung, die man noch nicht kennt, handeln muss. Wenn man zu lange braucht, um das herauszufinden, wird man ausgelacht und für dumm gehalten, nur weil die Nichtautisten Späße machen, die jeglicher Komik entbehren. Tolle Welt.

Autistische Wahrnehmung darf man nicht mit Objektivismus und Verdinglichung verwechseln. Die Gesichtererkennung läuft über den Bereich im Gehirn, der bei Nichtautisten für die Objekterkennung zuständig ist, das ist wahr, aber das liefert ähnliche Ergebnisse. Es wird anders wahrgenommen, das überhaupt in einen philosophischen oder soziologischen Kontext zu stellen ist falsch. Das ist ein neurologisches Phänomen.
Es breitet sich auch nicht aus, es wird nur immer öfter erkannt. Asperger verfasste seine Weisheiten zwar in den Vierzigern, aber sie wurden ja lange ignoriert. Natürlich ist es auch eine Modediagnose, weil es einige Jammertanten gibt, die gern ein krankes statt ein schräges Kind hätten, weil sie irgendwie ein Problem mit gesellschaftlicher Anerkennung von Möchtegernmärtyrerinnen haben, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Es ist sonst erfreulich, dass immer mehr Fachkräfte sich mit Asperger Autismus auskennen, in Deutschland sind es etwa 12 und die Betreffenden reisen bis zu 500 Kilometer für eine Diagnose durch die Republik.

Die Evolution, die da angesprochen wird, begünstigt uns leider nicht. Autismus geht häufig einher mit einer gewissen Paarungsunwilligkeit. Autisten haben empfindsame Ohren und Nasen, kein Verständnis für soziale Rollenerwartungen oder keine Lust, autistischen Kindern so eine Welt zuzumuten. Es ist nicht so, dass Autisten sich übermäßig fortpflanzen. Diese Überbevölkerung geht definitiv nicht auf unsere Kappe, wir erhalten uns gerade so selbst. Für alles sind wir auch nicht verantwortlich und die Dinosaurier sind auch ohne uns ausgestorben und es gehen auch nicht mehr Amokläufe, Milchdiebstähle und Steuerbetrügereien auf unsere Kappe als unter anderen Bevölkerungsgruppen auch.
Eventuell doch eine leicht erhöhte Anzahl von Amokläufen, aber wegen der krassen Mobbing- Erfahrungen vieler Autisten in der Schule ist das nicht verwunderlich. Es gibt immer ein gewisses Ausmaß an Demütigung, das ein Mensch erträgt, bevor es ihm die Hirnsicherungen rausknallt und Autisten sind da sogar noch eher duldsame Zeitgenossen.

In Bezug auf die virtuellen Beziehungen hinkt der Vergleich. Gerade die fakes verunsichern Asperger Autisten, machen ihnen die Geschäfts- wie auch die Privatkontakte zur Hölle. Man ist gezwungen, mit Menschen befreundet zu sein, mit denen man Geschäfte macht. Man weiß nicht, ob sie Freunde sind oder Feinde. Sie tun alle wie Freunde und natürlich wäre es toll, aus Geschäftspartnern Freunde zu machen. Aber wie das geht, wie man das erkennt, wo eine Freundschaft beginnt und ob es eigentlich unbedingt sein muss, sich dauernd um den Hals zu fallen, das sind so Fragen, die Autisten ziemlich überfordern.
Man kann diese eine Art der „Virtualität“, der „Simulation“ nicht mit dem Cyberspace gleichsetzen, jedenfalls absolut nicht aus der Sicht eines Autisten.
Der Autist bleibt er selbst. Auch in einem Chat wird niemand mit ihm reden, weil er dauernd komische Sachen sagt und bei Sätzen wie „ *knuffelz chickie und reicht ziggie* he was macht an? *lach* “ sehr lange nachdenken muss, um eine Sinnhaftigkeit auszumachen.

Hier herrscht wieder ein völlig falsches Verständnis von Autismus. Menschen als profitable Objekte zu betrachten ist nicht jedermanns Sache und hat mit Autismus nichts zu tun. Nicht im Geringsten. Autisten sind schlechte Schauspieler. Sie kriegen es gerade so hin, so zu tun, als seien sie keine Autisten. Manipulation liegt ihnen nicht und das Vortäuschen von Freundschaften erst recht nicht. Ein antrainiertes als-ob-Sozialverhalten wie bei Grandin geht über die Rolle des leicht reserviert wirkenden Nichtautisten selten hinaus und ist ein speziell weibliches Talent. Und eine schauspielerische Leistung, die pro Stunde vier Oscars verdient. Für Manipulationen und Freundschaftsvortäuschungen bleibt da keine Kapazität übrig, man ist mit sich und seiner möglichst „normalen“ Außenwirkung beschäftigt. Man kann sich ja schließlich nicht in die Ecke setzen und schaukeln, weil das Licht zu hell ist.
Kein Mensch macht sich einen Begriff davon, wie anstrengend es für einen Autisten ist, den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.

Das Internet bedeutet für Autisten vor allem barrierefreien Zugang zu Kommunikation und Bildung. Nur wenige sind so gesegnet, beruflich und finanziell unabhängig ihr eigenes selbst bestimmtes Leben leben zu können. Autismus hat auch viel mit Sprachlosigkeit zu tun und mit Ausgeschlossenheit aus der Gesellschaft.
Ich könnte meine Gedanken hier nicht so präzise äußern, wenn ich mich in einer real life Konversation befände. Ich würde entweder schweigen oder alle unter den Tisch monologisieren und dann verwirrt nach Hause gehen. Falls ich nicht in die falsche Bahn steige, weil ein Hund so laut bellt, dass meine Synapsen in Ohnmacht fallen.
Natürlich ist es ein Glücksfall für die autistische Emanzipation und es ist ein Fortschritt, dass uns Computer liegen. Vor fünfhundert Jahren wären Autisten vermutlich Klavierbauer oder Pfarrer geworden oder Dorfdepp. Ist das Internet schlecht oder gut oder kommt es darauf an, was man daraus macht?
Wollen wir uns nicht mal zusammen betrinken und ein paar Webstühle anzünden?

„die gewissenhaftigkeit und sorgfalt - böswillig ließe sich auch pedanterie sagen - hat bspw. im bereich der edv-programmierung tatsächlich ihre vorteile, die allerdings nicht unabhängig von der verwendung der dadurch erzeugten produkte zu sehen sind. ein sorgfältig ausgetüfteltes überwachungs- oder waffensystem mag dem mehr oder weniger autistischen programmierer persönlich freude bereiten (und seinen auftraggebern ebenso) - die späteren opfer jedoch müssen dann den mit den oben genannten fähigkeiten assozierten mehr oder weniger starken verlust der empathiefähigkeit regelmäßig mit einbußen ihrer freiheit, gesundheit oder gar ihres lebens bezahlen.“

Hier wird nun das Feindbild des Autisten vollendet.

Gewissen- und hirnlose Rechenmaschinen sind wir, die sich von der Waffenindustrie instrumentalisieren lassen. Und wir fressen auch kleine Kinder.

„permanente aufrichtigkeit kann massiv und bösartig grenzverletzend sein, und ist eigentlich nicht vorstellbar bei gleichzeitiger anwesenheit von empathie, die in heiklen sozialen situationen korrigierend wirkt.“

Doch, das ist vorstellbar. Ich mag meine Mutter sehr, aber als sie mich einmal fragte, wie sie in dem Kleid aussehe, sagte ich ihr, dass sie fett wirke und ich merkte auch an ihrer Reaktion, dass das die falsche Antwort war.
Solche Dinge lernt man zu verschweigen, wenn man erwachsen wird.
Mit ist nicht klar, was „authentisch empathisch“ ist. Ich würde mich so bezeichnen.
„Gewohnheitsmäßige Simulationen von Soziopathen“ machen nicht wirklich Sinn, denn Soziopathen leben sehr zurückgezogen und haben kein Interesse an Menschen oder an der Vortäuschung von irgendwas.
Autistische Ehrlichkeit mit der „Ehrlichkeit“ der Nazis zu vergleichen, ist rhetorische Manipulation, um das Feindbild Autist auch noch in die Nähe der völligen Gewissenlosigkeit zu rücken.
Auch der Vergleich mit der Justiz hinkt. Autisten haben ein Problem mit sozialen Regeln, gesellschaftlichen Normen und völlig unlogischen Gesetzen. Es gibt autistische Juristen, wie es Autisten in jedem Berufszweig außer dem des Gogo- Tänzers gibt, aber Autisten sind skeptische Menschen. Das Auswendiglernen von Lexikonseiten funktioniert nur, wenn das, was dort steht, auch logisch ist und seit wann ist die deutsche Justiz logisch?

Das bedeutet nicht, dass wir das Justizwesen umgestalten wollen, ob wohl ein paar Verbesserungen nötig wären. Es bedeutet auch keinen Faschismus und keine Ideologie.
Autisten sind Menschen wie andere auch. Destruktive Phänomene habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben mit Eurer Konsumwut, Eurer Machtgier, Eurem Alphatiergehabe. Bitte lasst uns da raus und sucht Euch einen anderen Sündenbock.
Es ist ja schon paradox, "Antisoziale" für soziale Phänomene verantwortlich zu machen. Menschen, die anders sind als Psychopathen zu bezeichnen – kenn ich vom Schulhof. Und Autisten nicht entpathologisierenswert zu finden – schön, da wird sich der Apotheker freuen.
Jedem seine Meinung, das ist meine:
Autismus hat mit den psychologisch- soziologisch- anthropologischen Zuständen und Strukturen, die zu Konflikten und Kämpfen führen, nichts zu tun. Wir wollen nur unsere Ruhe. Wir nehmen Euch Eure Weibchen bestimmt nicht weg, keine Angst, wir haben ja unsere Computer und sehen sowieso Scheiße aus.

Gruß. Guru

name (Gast) - 31. Mai, 19:18

dass wednesday autisten und nazis und antisemiten vergleicht foinde ich ziemlich peinlich. da kommt wieder godwins law raus-und der nazi gilt als totschlagargument.
-und wenns nur heisst:ja, ich hab dich beleidigt,aber du heulst ja rum wie n nazi,den man nazi nennt,

wie abgefuckt dreist und vermessen sich hier so aufzuspielen obwohl man kein ahnung hat.
aber nunut,wenn wednesday so toll ist und glaubt ssie hätte ahnung,austismu zu bewerten-bzw wabzuwerten..das ist nazihaft,den immerhin unterstellt man ja dem volk einen schaden durch die bösen,brutalen kranken aspies.

oh wie mich das an diese plakate erinnert "6000rm kostst dieser geisteskranke das volk im laufe seines lebens"...

schlimm wenn der vermeidtlich geisteskranke willens und in der lage ist für sich selbst zu sprechen und stolz auf sich zu sein.
aber er ist ja ein nazi,so scheint wednesday zu glauben. oder,nein, kein nazi-nur so wertlos wie ein nazi?

ja, wednesday, was glauben sie überhaupt? Nicht dass hier nachher so geflennt wird, es werde nur vorgeworfen..

was denken sie von aspergern,was halten sie denn von ihnen?
monoma - 1. Jun, 01:09

ich bin zwar nicht w-day, antworte aber mal trotzdem drauf - dass sich hier vermeintliche oder auch tatsächliche als "asperger" diagnostizierte immer mal wieder verhalten wie pavlovsche hunde im sinne von herstellung unzulässiger kausalketten, muss ich mir wahrscheinlich zumindest teilweise selbst ankreiden - anscheinend war ich in entsprechenden beiträgen/diskussionen früher noch zu unpräzise.

aber um das kurz zu machen: lesen Sie sich einfach mal die ersten beiden punkte hier durch, und denken Sie ausgiebig drüber nach, was da eigentlich steht.

wenn hier jemand tatsächlich die von Ihnen oder anderen unterstellten gleichsetzungen ziehen würde, wäre ich der erste, der solche personen erst auf ihren fehlschluss hinweisen und im wiederholungsfall aus dem blog schmeissen würde. aber genau um diese gleichsetzungen geht´s hier eben nicht. punkt!

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