zwischendurch ein paar medientipps

ich bin immer noch weitgehend offline, und das hat mittlerweile neben den technischen problemen auch mit mangelnder zeit im irrgarten von lohnarbeit, selbstreproduktion und sonstiger verpflichtungen zu tun.

vor ein paar tagen habe ich mal einige zeit damit verbracht, mir die alten beiträge rund ums thema öl / peak oil neu zu betrachten und erhebliche redundanzen festgestellt - kein wunder, ist doch hinsichtlich der reinen sachlage inzwischen das allermeiste und wichtigste schon länger bekannt. neben der indexaktualisierung werde ich bei gelegenheit auch drüber nachdenken, diese beiträge irgendwie als komplette sammlung verfügbar zu machen - für interessierte bleibt bis dahin die seiteninterne suche unten rechts.

ich hatte über die jahre auch einige filmische dokumentationen verlinkt bzw. darauf hingewiesen; eine dieser produktionen ist inzwischen in voller länge bei yt gelandet:




"bis zum letzten tropfen" ist vor allem deshalb interessant, weil viele bezüge (und informationen) zu deutschland sichtbar werden, die deutlich machen, dass bspw. die vielzahl von ölförderpumpen in norddeutschland genauso ein indiz für den peak darstellt wie zb. die jüngst bekanntgewordenen pläne eines us-amerikanisch-russischen konsortiums, in der immer eisfreieren arktis unter einem gigantischen kapitaleinsatz (eine halbe billion dollar), enormen technischen problemen und großen ökologischen risiken tiefseebohrungen durchzuführen.

im besten fall kommt es dazu nicht mehr, im schlechtesten fall würden die geschätzten reserven großzügig geschätzt die agonie der kohlenwasserstoffsüchtigen industriegesellschaften für ca. drei jahre verlängern. zu einem in jeder hinsicht unaktzeptablen preis.

*

vor ein paar wochen bin ich im lieblingsbuchladen an einem schmalen bändchen mit knalligem orangefarbenen cover und dem titel "vernetzt euch!" hängengeblieben. als ich dann den namen der autorin las, dämmerte mir eine erinnerung - lina ben mhenni - moment, das ist doch
a tunisian girl, deren blog ich irgendwann zu jahresbeginn bereits einmal bezgl. der tunesischen revolution verlinkt hatte. schon mitgenommen und gelesen - und ich war durchaus beeindruckt. sie schafft es, in einer fragmentarischen und irgendwie auch spröden, sehr nüchternden art und weise sehr viele informationen über ihr land sowie die aktuellen ereignisse rüberzubringen, die mir bis jetzt unbekannt waren.

vernetzt euch_cover

und ebenso werden möglichkeiten und grenzen deutlich, die virtuelle "soziale netzwerke" wie facebook, twitter und co. unter den verhältnissen eines polizeistaates wie tunesien unter ben ali bieten können. verhältnisse, die sich allerdings von der situation hier doch in einigen wichtigen punkten sehr unterscheiden und nebenbei auch deutlich machen, dass solche diktaturen aufgrund ihrer inneren systemischen unflexibilität als machttechnik doch eine sehr begrenzte möglichkeit darstellen. aus der distanz betrachtet, eine duchaus tröstliche erkenntnis (was nicht für die konkreten opfer einer diktatur gilt).

auch die sozialen konflikte innerhalb der tunesischen gesellschaft werden zumindest erahnbar, und insgesamt möchte ich das buch einfach als aktuelles geschichtsbuch empfehlen. aber auch ihre persönliche (familien-)geschichte, soweit sie sichtbar wird, erzeugt und verlangt
respekt:

(...) »Ich wurde in eine politisch engagierte Familie hineingeboren. Mein Vater hat in seiner Jugend sechs Jahre im Gefängnis verbracht, von 1974 bis 1980. Er war aktives Mitglied der tunesischen Linken unter Präsident Bourguiba. Schon als kleines Kind konnte ich leicht erkennen, welche Spuren die Folter auf seinem Körper hinterlassen hatte. Meine Mutter, die Lehrerin ist, gehörte der tunesischen Studentengewerkschaft UGET an. Bei uns zu Hause guckte man weder die end- und hirnlosen Telenovelas aus Ägypten oder Mexiko, die während meiner Kindheit im tunesischen Fernsehen liefen, noch die Fußballspiele, die von den meisten Tunesiern mit großer Begeisterung verfolgt werden.« So kannte sie das Lied, das die Gewerkschafter im vergangenen Dezember anstimmten, als sie sich gegen die Repression der Polizei wehrten: die »Internationale«. Und als sich ihr Vater an dem Tag, an dem Ben Ali schließlich die Flucht ergriff, den Demonstrationen anschloß, war sie »überglücklich« und berichtet: »Als er zu uns stieß, traute er seinen Augen nicht. Wir standen dicht neben dem Eingang des Innenministeriums, wo man ihn in den siebziger Jahren brutal gefoltert hatte. Ich betrachtete meinen Vater und spürte seine Freude. Er bat mich, das Gebäude zu fotografieren, als wollte er den Alptraum, den er durchlitten hatte, für immer bannen.« (...)

"vernetzt euch!" ist für knapp 4 € in vielen buchläden zu finden.

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