Ubue (Gast) - 24. Apr, 20:20

die totale Aufkündigung...

Monoma schrieb: "hier gibt es nur noch eins: die totale aufkündigung jeglicher loyalität zu einem derartigen system. im ganz eigenen überlebensinteresse."

mmh, in Mertzsprache: haben wir dann nicht wieder ein voll virulentes Verfolgungsintrojekt? Innerhalb einer Zweiwelten-Teilung: 1) das DERARTIGE System (wird sozusagen aus der eigenen Sphäre ausgesiedelt, exkretiert) . Und 2) die eigene Lebenswelt, GEGEN das abgeschobene, derartige System.

Dann den eigenen Radar ordentlich anschmeißen und den Horizont fürderhin nach feindlichen Systemzeichen absuchen.

Inhärentes Prinzip dabei: Steigerung. Werden feindliche Systemzeichen gefunden, diese listen plus verstärkte Wachsamkeit. Das DERARTIGE System als GEGENsystem zur eigenen existenzwelt begreifen bleibt ständige Bedingung.

Aufmerksamkeit auf die Schnittstellen zwischen beiden Systemen würde das eigene Verfolgungsintrojekt nur verunsichern. Kognitive Leitlinie: das Zweiwelten-System beibehalten, feindliche Intention des derartigen Systems immer dazu denken.

Hintergrundfigur: Ausstieg aus einem privaten DERARTIGEN System, das bereits frühzeitig lruinierende Wirkung ganz im Mertz'schen Sinne erzeugte. Das derartige System muß also ab jetzt außen positioniert werden, um innerlich nicht belastet zu bleiben.

Der Mechanismus wirkt dann im Sloterdijkschen Sinne auch sehr gut als Wutfänger (vgl. "Zorn und Zeit"). Die noch von früher her vorhandene (berechtigte) Wutenergie kann zusammengeführt werden und bekommt durch die neugeschaffene Adressatenbindung (kognitive Leistung!) überpersönliche Legitimation.

Aufgrund der Zweiwelten-Teilung in das "derartige System" und die "eigene Lebenswelt" kann der Exkretierungsprozeß der derartigen Welt folglich sehr gut auf Dauer weitergeführt werden. -

monoma - 24. Apr, 20:49

klar, schon ein...

...richtiger aspekt - bloß ist das wort, das ich betonen möchte, aufkündigung der loyalität - und damit meine ich konkret die aufkündigung möglichst vieler der kleinen "verträge" und kompromisse, die wir alle zwangsläufig seit beginn unserer existenz mit der gesellschaftsformation geschlossen haben, in der wir uns befinden.

meistens zwar, ohne überhaupt zu begreifen, das, was und warum wir das tun - aber genau da geht´s dann mit der eigenen wahrnehmungsschärfung auch los, muss es los gehen (wie die geschichte ausreichend gezeigt hat, reicht die reine veränderung bzw. auch zerstörung von eher symbolhaften äußeren strukturen nicht aus ).

irgendwann heute abend kommt noch ein beitrag zum thema angst, weil ich darüber gerade an anderer stelle gestolpert bin. und ich bin bei den neuen alten informationen darüber gerade schon wieder auf 180: dieses system (ich bleibe mal bei dem begriff, weil er am besten den maschinenhaften und konstruktivistischen aspekt erfasst, durch den sich extremkapitalistische gesellschaften mehr und mehr "auszeichnen"), dieses system also arbeitet und beruht in einer art und weise und in einem ausmaß auf angst, welches mir selbst gerade erst so langsam in den möglichen dimensionen klar wird. das potenziell traumatische gewalt, auch in ihren versteckten formen, dabei ein zentrales instrument der disziplinierung und einschüchterung darstellt, vermute nicht nur ich schon seit längerer zeit.

wir müssen mit diesem inzwischen lebensgefährlich werdenden quatsch schluß machen und aufräumen. bisher haben wir als bewohner des westens das ganze elend unserer lebensweise noch mehr oder weniger im (halluzinierten) "außen" der elendszonen des planeten deponieren und vergessen können, jedenfalls leider mehrheitlich. das konnte auf dauer niemals funktionieren.

und jetzt drängt die realität aus diesen zonen mehr und mehr zurück und rückt uns in ihren teils blutigsten formen direkt auf die pelle, was vielleicht auch ein grund für die versuchte expansion der zonen des als-ob ist, bzw. die flucht in die virtualität. aber auch dieses im kern völlig wahnsinnige manöver kann nicht funktionieren, nur um den preis der eigenen selbstzerstörung.

egal, aus welcher perspektive ich mir die zustände auch betrachte: die "party" namens westlicher lebensstil ist zu ende. definitiv. jedes weitere aufschieben dieser einsicht und v.a. der daraus folgenden konsequenzen ist untrennbar verbunden mit einer täglich größer werdenden existenziellen gefährdung all dessen, was sich als unsere menschliche substanz begreifen ließe, ja inzwischen sogar der biologischen und ökologischen grundlagen unserer existenz.

und darum: totale aufkündigung der loyalität.
sansculotte (Gast) - 28. Apr, 14:22

@ubue

entschuldige, aber Deine sichtweise kommt mir wieder wie ein versuch daher, die ursache für die berechtigte reaktive wut in das vereinzelte individuum umzuschachern: introjekt. wenn ich das wort nur höre, rollen sich mir die zehennägel auf. jedes introjekt hat schließlich eine materielle basis, eine objektive schablone, eine gegenständliche ursache. introjekte fallen nicht vom himmel, und der nette terminus "verfolgungsintrojekt" gibt dem ganzen noch so eine richtig schöne, gruselige, paranoide note.

also lassen wir das gerede vom "introjekt". im übrigen wird das "derartige" system - wobei Du "derartig" hartnäckig groß schreibst, wohl um darauf hinzuweisen, dass es sich bei diesem system um einen stereotypen topos, eine stehende figur handelt - hier im blog auf so vielfältige weise differenziert betrachtet und untersucht, dass allfällige introjekte, die dieser detaillierten beschreibung gerecht werden könnten, gar nicht damit nachkämen, erzeugt zu werden. du kannst also beruhigt davon ausgehen, dass der realitätsgehalt und die wirklichkeit "derartiger systeme" weit über ein bloßes introjekt hinausgeht.

im übrigen: was hast du gegen wut? wut ist eine äußerst gesunde reaktion. die erste hilfsmaßnahme, die ein baby ergreift, wenn seine bedürfnisse verletzt werden ist die protestreaktion. und aggression tritt in menschlichen beziehungen vielfach dann auf, wenn die beziehung gefährdet ist. es gibt hunderte arbeiten darüber, der new yorker psychologe paul zak hat zB unlängst wieder beschrieben, wie der entzug von vertrauen, also eine störung der beziehung, zur unmittelbaren ausschüttung großer mengen des aggressionshormons dihydrotestosteron (dht) führt. aggression, v.a. reaktive und emotional motivierte (also nicht die "kalte", gedanklich vorbereitete und kognitive elaborierte A.), scheint also ein versuch zu sein, schmerzen, die durch vertrauensentzug, demütigung oder vernachlässigung hervorgerufen wurden, zu bewältigen. zu empfehlen sind hier auch die leicht lesbaren veröffentlichungen von joachim bauer, z.B. "Prinzip Menschlichkeit":

ich gerate in "gerechten zorn", wenn schon wieder mal jemand diese natürlichen psychophysischen reaktionen verkopft wegzurationalisiseren versucht;-)
gruß, s

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