notiz: krisennews und -gedanken (33)

heute ohne lange vorrede, aber mit dem besonderen hinweis auf die neuen erkenntnisse zum tod von ian tomlinson bei den "g20"-protesten in london neulich:
  • großbritannien I: tod bei protesten war kein herzinfarkt - polizeilicher angriff als ursache immer wahrscheinlicher
  • großbritannien II: von der besetzung zur blockade - neue entwicklung bei "visteon" in london
  • frankreich: neue betriebsblockaden und neues "bossnapping"
  • deutschland: "hier ist die krise"
  • brasilien: tausende von erwerbs- und obdachlosigkeit bedrohte menschen besetzen land und gebäude in belo horizonte
  • russland: betriebe gehen zur naturalienzahlung an mitarbeiterInnen über
  • usa: hausbesetzungen werden zur verbreiteten aktionsform
  • in aller kürze: us-kreditkartenblase wird virulent / fakes, tricks und bilanzfälschung: wie die aktuellen bank"gewinne" zustandekommen / deutsche rüstungsindustrie boomt / iwf warnt vor depression / nur in der schweiz? absatzboom bei hundefutter unter verdacht
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die desinformationskampagne von polizei und (vielen) mainstreammedien nach dem tod des 47-jährigen ian tomlinson während eines polizeieinsatzes bei den anti-gipfel-protesten in london erweist sich mehr und mehr als ein zusammenbrechender versuch der vertuschung einer
polizeilichen tötung:

"Die Ursache für den Tod eines Mannes am Rande der Demonstrationen gegen den G-20-Gipfel in London war nach jüngsten Erkenntnissen nicht ein Herzinfarkt, sondern eine innere Blutung. Gegen den möglicherweise verantwortlichen Polizisten laufen nun Ermittlungen wegen "fahrlässiger Tötung", wie die zuständige Behörde am Freitag mitteilte. Wie der Anwalt der Familie von Ian Tomlinson mitteilte, ergab eine zweite Obduktion, dass der 47-Jährige an einer Unterleibsblutung starb. Die Ursachen der Blutung müssten noch geklärt werden. Die Polizei hatte Anfang April nach einer ersten Obduktion noch erklärt, der Zeitungsverkäufer sei auf natürliche Weise an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben."(...)

es kursierten bereits ein paar tage nach dem tod zeugenaussagen, in denen nicht nur von polizeilichen schlägen auf die beine, sondern auch in die nierengegend die rede war. aber egal, ob diese blutung entweder durch die umstände des (ebenfalls polizeilich verursachten) sturzes auf den boden oder aber direkt durch einen schlagstock verursacht worden ist - von einem "unfall" kann spätestens jetzt keine rede mehr sein.

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bleiben wir in london: von der dortigen besetzung eines werkes des autozulieferers "visteon" war in den letzten news schon die rede, inzwischen hat sich die
besetzung zur blockade verwandelt:

"Seit dem 31. März sind in England und Nordirland Fabrikhallen des Autozulieferers Visteon besetzt. Die Firma liefert Autobestandteile an Ford und hat ihren Bankrott erklärt. Den Beschäftigten werden soziale Leitungen verweigert.(...)

Die Besetzung in Enfield wurde am vergangenen Donnerstag beendet. Das Unternehmen ließ eine gerichtliche Verfügung ausstellen, die insbesondere den Vertrauensleuten in der Fabrik Gefängnis und die Enteignung ihrer Häuser androhte, sollte die Besetzung weitergehen. Deshalb wandelten die Arbeiter die Besetzung nun in eine Blockade der Fabrik um. Ähnlich sieht es in Basildon aus, dort wurde bereits nach zwei Tagen die Besetzung aufgegeben und in eine Blockade umgewandelt. Am Ostersonnabend hatten Beschäftigte einen Protestmarsch durch den Ort veranstaltet. In Belfast geht die Besetzung mit ungebrochener Stärke weiter.(...)

Die Unterstützung aus der Bevölkerung für die Besetzungen ist groß. Einer der Besetzer in Enfield erzählte: »Geschäftsleute aus der Umgebung sind vorbeigekommen und haben Lebensmittel gebracht. Einer hat Dixietoiletten hergefahren, völlig kostenlos. Selbst die Polizisten hatten Sympathie für uns. Einer hat gesagt, wenn er könnte, würde er mit uns auf dem Dach stehen.«(...)


eine gerichtliche verfügung, in der den besetzern u.a. mit "enteignung ihrer häuser" gedroht wird? kennt jemand das britische rechtssystem genauer und kann sagen, ob das da etwas "normales" in solchen fällen darstellt? ich finde diese drohung jedenfalls bemerkenswert.

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ansonsten ist es in vielen ländern tatsächlich so wie schon neulich vermerkt, dass besonders die autoindustrie und ihre zulieferer in dieser krisen- und protestphase im focus stehen, was auch ein blick nach
frankreich unterstreicht:

"Es ist Donnerstagabend, rund 300 Toyota-Mitarbeiter blockieren ihre Fabrik in Onnaing im Norden des Landes. Alle Zufahrten werden von Streikposten versperrt, kein Lastwagen kann das Werksgelände verlassen. Um ihrem Ärger Luft zu verschaffen, stecken die Arbeiter Holzkisten in Brand. Auch Autoreifen gehen in den Flammen auf."

die sueddeutsche kann offenbar agenturmeldungen nicht richtig lesen; darum in kürze: in dem toyotawerk arbeiten 2700 menschen, die meisten momentan auf kurzarbeit gesetzt. und bei den protesten geht es um die abwehr von gehaltskürzungen, wobei bemerkenswert ist, dass diese aktionen trotz einer gewerkschaftlichen vereinbarung mit der firmenleitung zur "konfliktbeilegung" stattfinden - und gerade letzteres ist ein weiteres zeichen für die schon öfter angesprochene bereitschaft zur militanz bei vielen französischen arbeiterInnen. ebenso wie die von ihnen geschaffene aktionsform des "bossnapping":

"Ebenfalls in der Gewalt eines wütenden Mobs: fünf Manager der Firma FM Logistic. Erst nach zehn Stunden in der Gewalt von Mitarbeitern werden sie freigelassen. Als die Polizei beginnt, die Namen der an der Geiselnahme beteiligten Arbeiter aufzunehmen, brechen sie die Aktion ab. Es ist bereits der fünfte Fall von "Bossnapping" binnen weniger Wochen."(...)

alles weitere in dem artikel bezieht sich tatsächlich auf das toyota-werk und nicht auf die gerade genannte firma. aber stattdessen schön vom "mob" daherschreiben - viele kommentare zum artikel rücken diesen sprachgebrauch zurecht.

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wie sich die ökonomischen verwerfungen langsam auch hierzulande im alltag von immer mehr menschen bemerkbar machen, beschrieb vor ein paar tagen ein artikel mit der überschrift
"Hier ist die Krise", in dem eine kleine rundreise dokumentiert wird:

"Lange Zeit haben die Deutschen nichts von der Jahrhundertkrise gespürt. Doch unaufhaltsam dringt sie in das Leben der Menschen vor - Angst und Verzweiflung greifen um sich. Eine Reise durch ein verunsichertes Land."(...)

zumindest ein kleines stückchen realität gibt´s da zu betrachten, deshalb soll das auch der heutige lesetipp sein. wobei das örtchen alzenau in der reise nicht enthalten war, wo sich gerade - ebenfalls bei einem autozulieferer -
eine art präzedenzfall entwickeln könnte:

"Mahle, einer der führenden Zulieferer für die Automobilindustrie, will sein Werk mit 424 Beschäftigten und zwölf Auszubildenden in dem unterfränkischen Städtchen Ende Juni schließen. Doch die gewerkschaftlich gut organisierte Belegschaft will das nicht kampflos hinnehmen. Unter dem Motto »Eine Region steht auf – Mahle Alzenau muß leben« mobilisiert sie an diesem Samstag zur Protestdemonstration. Besonders wütend macht die Metaller, daß der Konzern einen gültigen Standort- und Beschäftigungssicherungstarifvertrag einfach ignorieren will.(...)

Womöglich geht es dem Konzern ohnehin nicht nur um betriebswirtschaftliche Überlegungen. Ziel könnte auch sein, einen Präzedenzfall zu schaffen. »Wenn es gelingt, ein gutorganisiertes Werk wie Alzenau dichtzumachen, dann könnte die Hemmschwelle, auch anderswo auf Betriebsschließungen zurückzugreifen, erheblich sinken«, befürchtet Gebhardt. Deshalb habe dieser Konflikt für alle Mahle-Belegschaften und die IG Metall insgesamt eine große Bedeutung."(...)


näheres zu dieser auseinandersetzung auf einer eigenen
website. und auch hier bin ich wie immer gespalten: die bisherige autoindustrie wird aus grundsätzlichen gründen nicht zu halten sein; die kollektiven erfahrungen der verschiedenen belegschaften in den diversen konflikten jedoch können in der zukunft einmal eine große und positive rolle spielen.

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sehr interessante neuigkeiten aus brasilien, genauer aus
belo horizonte, verbunden mit einem aufruf:

"Am Gründonnerstag, 9. April haben in Belo Horizonte rund 300 Familien ein Areal mit mehreren Häusern besetzt. Die Stadt, mit rund 4 Millionen EinwohnerInnen, registriert offiziell 75.000 leerstehende Wohneinheiten - und 55.000 obdachlose Familien. Dies ist der dritte Versuch einer Massenbesetzung in diesem Jahr in BH - und da die ersten beiden Versuche mit massiven Polizeieinsätzen beendet wurden, rufen die Organisationen, die diese Besetzung unterstützen (die Volksbrigaden (...) und die Landlosenbewegung MST) zur internationalen Solidarität auf."(...)

inzwischen sieht das alles so aus:

"Nach den Ostertagen (der Montag ist in Brasilien kein Feiertag) ist die Zahl der BesetzerInnen des etwa 40 Hektar großen Geländes der Besetzung "Dandara" vom Gründonnerstag regelrecht explodiert: Am Dienstag wurden von Fernsehreportern 981 Hütten und Zelte gezählt - womit niedrig geschätzt etwas über 4.000 Menschen an der Besetzung beteiligt sind. Die rapide Zunahme ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass der erste Polizeiangriff von 150 Schockbataillon Polizisten in der Nacht (gesetzlich verboten) zum Karfreitag, der ohne juristische Grundlage erfolgte, in einer dreistündigen Auseinandersetzung abgewehrt wurde. Seit Dienstag gibt es nun eine einstweilige richterliche Räumungsverfügung, wogegen die Anwälte der BesetzerInnen Einspruch eingelegt haben. Die Polizei hat einstweilen zugesagt, das Ergebnis der Verhandlung dieses Einspruchs abzuwarten - ein Ergebnis sowohl des organisierten Widerstands als auch der organisierten Solidarität, und der breiten Berichterstattung in zahlreichen Medien, bis auf die Produkte des "Globo" Konzerns sogar recht sachlich.(...)

Und während juristisch, politisch und materiell die Unterstützung organisiert wird, werden auch bereits Alternativen gesucht, für den Fall eines erfolgreichen nächsten Polizeiangriffs - denn viele der beteiligten BesetzerInnen sind Menschen, die gerade eben in der aktuellen kapitalistischen Krise erwerbslos wurden und dringend eine Wohnmöglichkeit brauchen."(...)


die verlinkte seite vom labournet sei zur weiteren information empfohlen; und mir scheint, dass nicht nur solche geschichten die tatsache, dass viele weltregionen incl. großen teilen von südamerika in den hiesigen medien schlicht nicht existent sind, einmal mehr grell beleuchten. umso nötiger ist die verbreitung gerade von widerstandsaktionen, nicht nur dafür dank ans labournet.

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ein blick nach
russland macht hingegen für mich an einem beispiel sehr deutlich, wo der zusammenbruch bestimmter branchen bzw. betriebe nicht nur wünschenswert, sondern sogar überfällig ist (und das gilt natürlich nicht nur für russland):

"Mitarbeiter des russischen Rüstungsbetriebs Molot können in diesen Tagen ihre Lebensmittelvorräte aufstocken. Da der staatliche Produzent von Maschinengewehren und Panzerabwehrwaffen derzeit knapp bei Kasse ist, hat die Betriebsleitung beschlossen, die Arbeiter in Naturalien auszuzahlen. Nun werden Pakete mit Mehl, Nudeln, Zucker, Fleischkonserven und Speiseöl an die 5000 Beschäftigten ausgegeben. Die schlimmsten sozialen Folgen für deren Familien werden damit zunächst einmal abgefedert - immerhin arbeitet ein Drittel der arbeitsfähigen Bevölkerung in der Stadt Wjatskije Poljany bei Molot."(...)

ein strukturwandel, der diesen namen auch verdienen würde, müsste in einem solchen fall nicht nur die organisierung der produktion, sondern auch und gerade deren inhalt betreffen - und das ist, binsenweisheit, nicht nur in russland eben auch eine frage der gesellschaftlichen machtverhältnisse. aber bezgl. der art der lohnzahlung ist dieser spezielle produzent von destruktivem müll durchaus keine ausnahme:

""Die Bezahlung in Naturalien oder eigenen Erzeugnissen wird wieder in Mode kommen", sagt Konstantin Makjenko, Vizedirektor des Moskauer Zentrums für strategische und technologische Analyse. In der chaotischen Umbruchphase nach dem Ende der Sowjetunion war die Naturalienwirtschaft durchaus üblich. Zahlungsunfähige Betriebe schickten ihre Mitarbeiter mit Paketen von Oberhemden oder Konservendosen nach Hause - und die versuchten dann, die Ware auf improvisierten Märkten loszuwerden.

Nach Jahren des Wachstums und der wirtschaftlichen Stabilität kehren nun die Probleme zurück. Vor allem in einigen Regionen des asiatischen Teils Russlands droht die Situation außer Kontrolle zu geraten. Die verzweifelten Menschen, die bereits seit mehreren Monaten auf ihr Geld warten, versuchen, ihre Arbeitgeber mit Hungerstreiks zum Zahlen zu bewegen. Anfang April harrten im Gebiet Rostow zehn Bergarbeiter der Grube Tschicha zwei Tage ohne Essen unter der Erde aus, um an ihren Lohn zu kommen, den sie schon seit drei Monaten nicht mehr erhalten hatten. Die Aktion erwies sich als erfolgreich. Die zehn Hungerstreikenden erhielten mittlerweile ihren Lohn, die restlichen Arbeiter bekamen immerhin die Zusage, bis zum 1. Mai bezahlt zu werden."(...)


das sind hinsichtlich von lohnausfällen bzw. verzögerten zahlungen dimensionen, die hier im westen (noch) nicht erreicht werden - aber mit fortschreitendem jahresverlauf und zunehmender belastung der (fälschlich) hochgelobten sozialen sicherungssysteme vieler westlicher staaten dürften solche szenarien auch in unseren breiten eine neue erfahrung werden. ebenfalls ist verständlich, wenn auch keinesfalls akzeptabel, warum die russische regierung schon seit monaten den inneren repressionsapparat aufrüstet.

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von der einen abgewrackten "supermacht" zur anderen: in den usa werden nicht nur in kalifornien
häuser besetzt:

(...)"Die Poor Peoples Economic Human Rights Campain ist ein Netz verschiedener regionaler Gruppen in verschiedenen Staedten in den USA. Die Kampagne existiert seit 12 Jahren. Der Grossteil der Arbeit besteht darin, Menschen ohne festen Wohnsitz in der Wohnungssuche zu unterstuetzen indem sie ihnen leerstehende Haeuser vermitteln und ihnen helfen drin zu bleiben. In Philadelphia wurden von der Kampagne ueber 500 Haeuser besetzt und an Menschen vemittelt die diese brauchten.

Doch zurueck nach Minneapolis:
Hier wurden in letzter Zeit 13 Haeuser neu bewohnt. Auch das Haus von Rosemary Williams gilt nun als "besetzt", sie als "illegale Hausbesetzerin". Um auf die Situation aufmerksam zu machen ist dieses Wochenende ein oeffentliches Training des ziviler Ungehorsams geplant. Rosemary und eine Gruppe von Unterstuetzer_innen bereiten sich auf die Konfrontation mit der Polizei vor. Bis dahin wird sie in ihrem Haus wohnen bleiben."(...)


und zwecks weiterer information der
link zur erwähnten kampagne. meldungen über hausbesetzungen, ja auch den entsprechenden aufruf einer demokratischen politikerin vor ein paar monaten, gab es hier ja schon öfter zu vermerken - aber es ist erfreulich, dass diese aktionsform, die in vielen fällen in anbetracht der bedingungen in den zeltstädten sogar lebensrettend sein kann, sich augenscheinlich weiter verbreitet. und auch dabei ist der lerneffekt für die beteiligten in sachen kollektiven handelns und der relativität aller gesetze nicht zu unterschätzen.

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in aller kürze - das krisentelegramm + lange vorhergesagt, beginnt jetzt tatsächlich das
platzen der kreditkartenblase: "Immer mehr Amerikaner werden arbeitslos. Nun können sie auch ihre Kreditkartenrechnungen nicht mehr begleichen. American Express und Capital One, in den USA führende Anbieter von Kreditkarten, meldeten am Donnerstag beide steigende Ausfallraten. Bei American Express stieg die Ausfallrate von Krediten im März auf 8,8 Prozent, einen Rekordwert. Im Februar hatte sie noch bei 8,6 Prozent gelegen. Die Ausfälle bei Capital One stiegen von 8 auf 9,3 Prozent." die weiteren erläuterungen und behauptungen im artikel fallen vorsichtig gesagt in die gleichen rubriken wie das folgende + fakes, tricks und "legale" bilanzfälschungen - wie die aktuellen bank"gewinne" zustandekommen - die "eliten" praktizieren wieder einmal angewandten konstruktivismus. wird ihnen bloß nix nützen + darum haben sie für alle fälle auch immer noch die üblichen mittel in der hinterhand - rüstungsindustrie boomt: "Das Rüstungsgeschäft profitiert davon, dass die häufig über Jahrzehnte laufenden Milliardenprogramme kurzfristig nur schwer zu stoppen sind. So wächst auch der US-Verteidigungshaushalt, obwohl es jetzt zu Kürzungen bei einigen Schlüsselprojekten kommt. Zudem sehen Experten in Zeiten von Wirtschaftskrisen eine erhöhte Nachfrage nach Überwachungs- und Sicherheitssystemen, etwa an Landesgrenzen." - es ist bezeichnend, dass derartiges nicht als die perversion erkannt und benannt wird, die es ist + der iwf beginnt, von einer depression zu flüstern + und spätestens in einer solchen werden sich allüberall die essgewohnheiten so verändern, wie es jetzt (ausgerechnet) in der schweiz schon beobachtet wird: mehr hundefutter auf den tisch - "Weniger lustig ist die neue Studie der Beratungsfirma Boston Consulting Schweiz. Die Resultate zeigen: In der gegenwärtigen Krise steigt der Absatz bei Tiernahrung. Grund ist nicht etwa die Tierliebe der Schweizer. «Die Menschen steigen selber auf Tierkost um, wegen ihrer knappen Budgets», sagte Elmar Wiederin heute gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Besonders beliebt scheint Hundefutter – hier steigen die Umsätze markant." kombiniert mit den ebenfalls neulich schon erwähnten fertigsuppen, die gerade ebenfalls boomen, dürften solche ernährungsstile dann in mittlerer zukunft die umsätze des medizinischen bereiches sowie des bestattungsgewerbes beleben. enjoy capitalism!+
Wednesday - 18. Apr, 14:54

Das mit dem Hundefutter ist mehr als merkwürdig - warum können so viele Menschen nicht auf Fleisch verzichten? Haferflocken sind auch sehr sättigend... Aber mal ohne Häme: ich kenne viele, die wenig Ahnung von Essenszubereitung haben, sehr oft wird zur "Fertigmahlzeit" gegriffen, es soll sogar Rühreier fertig zu kaufen geben. *grusel* Mit wachsender Sorge erinnere ich mich an Kriegshunger, wenn die Menschen Gras, sog. Unkraut, Baumrinde und Kartoffelschalen aßen, bzw. essen - was passiert hier, wenn es Nahrungsengpässe geben wird? Werden McDonalds-Filialen gestürmt?

Inzwischen dreht sich die Spirale ungerührt weiter (trotzdem murmeln die KollegInnen, das würde schon wieder werden, sie selber würden noch keine Krise spüren, dabei hat erst eine aus dem Kreis ein frisches Haus gebaut, das wird wohl bald der Bank gehören), und nach neuesten Meldungen geht der Agentur für Arbeit das Geld aus. Die Zusammenhänge, die hier beschrieben werden, sind kaum welchen bekannt. Als ich gelegentlich argumentierte, auch H4-Empfänger würden Steuern zahlen und damit in die Sozialkassen hinein, lachte man mich aus.

Ich gehe davon aus, daß es mich im dritten oder vierten Quartal aus der jetzigen Firma hauen wird; d.h. auch, daß ich in den letzten 9 Jahren nirgends länger als zweieinhalb Jahre "beschäftigt" war - und stets mit gesellschaftlich betrachtet überflüssiger Arbeit. Und mir fällt dabei auf, daß mir die Anpassung an den jeweils neuen Arbeitsplatz immer schwerer fällt, die Bindung zu den KollegInnen von Job zu Job immer schwächer. Die ständigen Wechsel und Unsicherheiten verhindern nebenher ein ich sage mal natürliches Heranreifen der Solidarität, aber das muss immer ein wechselseitiger Prozess sein - auch wenn ich keine familiäre Struktur im Betrieb suche: mir fehlt zunehmend das Gefühl, daß KollegInnen sich als Ausgebeutete begreifen - stattdessen beobachte ich immer öfter wachsende Loyalität mit dem Arbeitgeber. Vielleicht täusche ich mich, weil ich von vereinzelten Beobachtungen ausgehe und nicht von statistisch aussagekräftigen Zahlen, aber ich vermute, daß Unterwerfung weit vor der Rebellion kommt. Von Revolution ganz zu schweigen.

monoma - 20. Apr, 12:17

warum können so viele Menschen nicht auf Fleisch verzichten?

das allerdings frage ich mich auch; ebenfalls denke ich, dass die unheilvolle bedeutung von fertigmahlzeiten für viele eine rolle spielt.

Und mir fällt dabei auf, daß mir die Anpassung an den jeweils neuen Arbeitsplatz immer schwerer fällt, die Bindung zu den KollegInnen von Job zu Job immer schwächer.

meiner meinung nach ein teil von gewollten prozessen innerhalb einer entwicklung, die mit dem begriff "entwurzelung" beschrieben werden könnte. und wer entwurzelt ist bzw. sich so fühlt, ist vermutlich auch schneller zur unterwerfung (wenn diese mit "sicherheitsversprechen" gekoppelt daherkommt) bereit.
monoma - 20. Apr, 12:20

das neue GEAB...

...fehlt hier als nachtrag noch - und die autoren stellen u.a. dem "g20"-gipfel ein vernichtendes zeugnis aus. u.a. mit dieser in ihren folgen in wenigen monaten eintreffenden folge:

(...)"Auch werden wir in dieser Ausgabe des GEAB detailliert darlegen, in welchen Formen der von uns bis Ende Sommer 2009 vorhergesagte US-Staatsbankrott ablaufen könnte. Ende April, der Monat, in dem der Löwenanteil des US-Steueraufkommens erhoben wird, wird dieser Bankrott nicht mehr als mögliches, aber unwahrscheinliches Szenario, als Produkt überschießender Phantasie ewiger Schwarzseher zu ignorieren sein (10). Angesichts der steil ansteigenden öffentlichen Defizite in den USA drängt sich die Zahlungsunfähigkeit der USA im Sommer 2009 als logische Folge einer langjährigen verantwortungslosen Schuldenpolitik auf: Die Ausgaben sind um 41% gestiegen, während die Einnahmen um 28% einbrachen. Wir haben diese Entwicklung schon vor einem Jahr vorher gesagt. Allein im März 2009 hat sich das Bundesdefizit um beinahe 200 Milliarden Dollar erweitert und damit die pessimistischsten Einschätzungen noch übertroffen. In nur einem Monat haben die öffentlichen Haushalte (Bund, Staaten (11), Kreise, Gemeinden (12)) in den USA soviel Schulden angehäuft wie in sechs Monaten des bisherigen Rekordjahrs 2008 (13). Mit den einbrechenden Steuereinnahmen gerät das Land in eine Defizitspirale, aus der sich niemand mehr, und vor allen Dingen nicht Washington, befreien kann."(...)

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Texte E.Mertz
Schönen guten Tag allerseits, ich bin seit geraumer...
Danfu - 2. Sep, 21:15

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