notiz: schlimmer geht immer, teil 1 - die katholische kirche

zu später stunde noch einige einblicke in die vergangenheit zweier selbsterklärter "deutscher gesellschaftstragender institutionen", nämlich der katholischen kirche und der fdp. beide sind aktuell bekanntlich in den schlagzeilen, und bei beiden ist eine beschäftigung mit ihrer vergangenheit durchaus hilfreich, wenn man das derzeitige unsägliche treiben dieser quasi-sekten - die eine mit klassisch fundamentalischen religiösen, die andere mit totalitär kapitalistischen zügen - verstehen will.

*

beginnen wir mit der kirche, zu derem
ganz besonderen verständnis von "nächstenliebe" ich am beispiel irland schon das meiste mir wichtig erscheinende geschrieben habe. ebenso wie in irland sind auch in den aktuell thematisierten hiesigen fällen von gewalttätigen, teils sexualisierten übergriffen kirchlicher bediensteter die sichtbaren dimensionen inzwischen derart deutlich, dass die mär von den verirrten einzeltätern erst gar nicht zur bösen entfaltung kommen kann:

(...) "115 bis 120 Betroffene aus der gesamten Bundesrepublik haben sich gemeldet, auch aus den fünfziger und sechziger Jahren; elf oder zwölf Täter sind namentlich bekannt, nicht alle sind Jesuitenpatres, auch zwei Erzieherinnen sind darunter. Es geht längst nicht mehr um das Canisiuskolleg, wo es bis zu 50 Opfer gibt, nicht mehr nur um Jesuitenschulen.

Auch aus anderen katholischen Schulen werden Ursula Raue Übergriffe bekannt; seit einigen Tagen wisse sie auch von Fällen schweren, gewalttätigen Missbrauchs. Meist aber sei es um "Anfassen, Streicheln und Selbstbefriedigung" gegangen. Viele Kinder hätten die sexuelle Komponente mancher Handlungen, zum Beispiel von Schlägen auf den nackten Hintern, erst später verstanden. Die seelischen Wunden, die das hinterlassen habe, die brächen jetzt wieder auf." (...)


für die institution und ihre funktionäre ist das ganze inhaltlich und imagemässig ein supergau, zumal die ganzen sichtbaren gewaltstrukturen internationale ausmaße haben, mithin also nicht irgendwelchen imaginierten "landestypischen" verhältnissen in die schuhe geschoben werden können, sondern sehr offen die strukturen und inhalte der katholischen sekte direkt als verantwortlich erkannt werden können. vor diesem hintergrund ist die versuchte "erklärung" des bayrischen bischofs mixa, der die sog. sexuelle revolution - und damit den "sittenverfall" im gefolge von 1968 - mehr oder weniger kaschiert als hauptverantwortliches moment für die organisierte kriminalität innerhalb der kirchlichen gemäuer ausmachen wollte, ein absurd-prachtvoller rohrkrepierer erster klasse, zumal er zukünftig als erste quasi offizielle reaktion eines kirchenoberen stehen wird. diese blamage lässt sich allerdings noch steigern, wenn man sich mal mit dem sonstigen - hm, "beruflichen" treiben dieses bischofs beschäftigt - das
mittelalter lässt grüssen. in dem artikel aus dem jahr 2008 ist u.a. zu lesen:

(...) "Wie der Bayerische Rundfunk mittlerweile erfahren haben will, soll der Augsburger Bischof Walter Mixa in Bayern einen Exorzisten zur Teufelsaustreibung beauftragt haben. Der Sender berief sich dabei auf eine nicht näher genannte Quelle. Nach Aussagen "verschiedener Beteiligter" werde in Deutschland beinahe täglich ein Exorzismus vollzogen, meist inoffiziell und ohne Wissen der Diözesen.

Zuvor hatte das Augsburger Ordinariat Teufelsaustreibungen grundsätzlich bestätigt. In einer Stellungnahme hieß es, bei jeder Taufe werde ein Exorzismus-Gebet gesprochen, das den Täufling den Mächten des Bösen entziehe und ihn "unwiderruflich der Liebe Jesu" empfehle." (...)


die "unwiderrufliche empfehlung der liebe jesu" lässt sich angesichts der sichtbar gewordenen praktiken etlicher kirchenleute eigentlich nur als offene drohung verstehen.

aber mixas teufelsaustreibungen sollen hier nur am rande erwähnt sein, sozusagen als komplettierung des bildes der wahnwelten und -zustände, die in diesem verein offensichtlich ohne grosse probleme toleriert werden. unausgeprochen rückt nämlich inzwischen der oberste chef der ganzen (auf-)gestörten herde, der bekennende
opus dei-anhänger joseph ratzinger alias "der papst", ebenso wie seine vorgänger in den focus - und seit gestern informiert das blog von malte welding über bereits länger existierende meldungen aus großbritannien und den usa, welche das verhalten der katholischen führung hinsichtlich der gewalt gegen kinder und jugendliche innerhalb ihrer eigenen institution - und zwar in globaler perspektive - endgültig zu einem kriminalfall werden lässt, der sich mindestens über ein halbes jahrhundert hinzieht:

"2003 berichtete der Observer von einem vertraulichen Dokument, das vierzig Jahre zuvor mit dem Siegel von Papst Johannes XXIII an alle katholischen Bischöfe weltweit gesandt wurde (...).

2005 legte das amerikanische Polit-Blog Daily Kos nach. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation Joseph Ratzinger, heute besser bekannt als Benedikt XVI, hatte 2001 in einem weiteren Rundschreiben ausdrücklich die Weitergeltung des päpstlichen Dokuments von 1962 bestätigt.

Für den Fall, dass die Opfer des Missbrauchs sich an kirchliche Stellen wenden, sollen auch sie einen Eid schwören, dass sie Stillschweigen bewahren werden." (...)


jedes wort, welches aus den reihen der offiziellen katholischen kirche jetzt noch hinsichtlich "scham", "trauer" und "mitgefühl für die opfer" kommt, kann, soll und muss den vertretern dieser sekte als widerwärtige heuchelei und billiger versuch der schäbigen eigenrettung wieder in den mund zurückgestopft werden. die kirchenfunktionäre wissen und wussten seit jahrzehnten von den erbärmlichen zuständen - und wollten die opfer mittels ihrer glaubenspeitsche faktisch mundtot machen, was ihnen vermutlich in zu vielen fällen auch noch gelungen sein dürfte - eh schon traumatisierte menschen, die dazu mit religiösen fiktionen mit dem vorzugsweisen inhalten "schuld und sünde" traktiert werden, sind für diese form perfider einschüchterung noch empfänglicher als andere.

diese ganze geschichte der kirchlichen gewalt ist von zum himmel schreiender widerwärtigkeit, und wenn es denn einen gott mit der halluzinierten allmacht geben würde, so hätte dieses wesen schon lange vor seinen ergebenen dienern verachtungsvoll ausspucken müssen. dieser verein jedenfalls sollte für jeden fühlenden und denkenden menschen spätestens jetzt jegliche legitimation endgültig verspielt haben. und bei der fälligen systemdemontage dürfen die religiösen verbrämer der organisierten kriminalität keinesfalls davonkommen.
monoma - 19. Feb, 04:03

und hier jetzt die fortsetzung zur sog. fdp.

monoma - 21. Feb, 14:16

"Kirche mit morschem Gebälk"

so passend beschreibt es ein funktionär im angesicht immer neuer und weiterer meldungen:

"Mindestens sieben weitere katholische Einrichtungen sind Medienberichten zufolge mit neuen Vorwürfen konfrontiert. (...)

Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen bezeichnete den Missbrauchsskandal als "Strukturproblem" der Kirche. Der 71-Jährige räumte in der Frankfurter Rundschau "in unseren Reihen sexuellen Missbrauch in einem erschreckenden Maße" ein. Die Kirche könne jetzt mit aktiver Aufklärung eine Vorreiterrolle einnehmen. Das liege im "eigenen Interesse, denn eine Kirche mit morschem Gebälk hat keinen Bestand", sagte Thissen." (...)


"hübsch" auch dieses:

"Der Jesuitenorden beantragte nach Informationen des Magazins Focus derweil in den USA Insolvenz, um einer möglichen Sammelklage von Missbrauchsopfern auf finanzielle Entschädigung vorzubeugen."

geschäftstüchtig war diese sekte schon immer.

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