"Der neue Partner will die Frau - er nimmt das Kind notgedrungen als Kostenfaktor mit", sagt Euler. Fordere das Kind dann aber Zuneigung, Fürsorge, Zeit, reagiere der Vater wider Willen überfordert, und: "Wenn er das gibt, investiert er in die Gene eines anderen Mannes. In der Evolution können sich solche Männer nicht behaupten."
Unglaublich, nicht? Die Gene sind schuld, ja, schon klar... Immerhin wird die Aussage abgeschwächt, fast sogar korrigiert, aber der normale Leser, so ist das leider, stelle ich immer wieder fest, behält eher das einfache Rezept im Gedächtnis. Und die königlichen Löwen.
sansculotte (Gast) - 20. Nov, 12:11
Re: Evolutionspsychologie
Es ist ein Faktum, dass die Wahrscheinlichkeit, vom Stiefvater getötet oder verletzt zu werden, 70mal höher ist, als vom leiblichen Vater misshandelt zu werden (siehe auch Michael Stone, CU). Was die Ursachen betrifft, vermengst Du hier zwei Kategorien, die auseinanderzuhalten in dem Zusammenhang wichtig ist: Erklärung und Rechtfertigung. Das wird auch in der etwas nachlässigen und unexakten Formulierung: "Die Gene sind schuld" deutlich.
Von Schuld ist hier noch keine Rede, bei der Erklärung durch evolutionsbedingte Faktoren steht die Suche nach den Ursachen im Vordergrund. Und wenn zwischen Stiefelternschaft und Kindesmisshandlung ein Kausalzusammenhang vorliegt, wie es die überdeutliche Korrelation vermuten lässt, dann kann dieses Wissen auch dazu verwendet werden, dass präventiv gearbeitet wird: Stiefelternschaft ist dann als Risikofaktor erkannt, was zum vermehrten Einsatz von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für die Betroffenen führen sollte.
Die Verantwortung für sein Tun (um auf die Floskel "schuld ist.." zurückzukommen) liegt immer noch beim Täter selbst. Die Erklärung durch stammesgeschichtliches "Erbe" rechtfertigt oder entschuldigt gar nichts, aber den Einfluß dieser Faktoren anzuerkennen würde weiterhelfen.
Nachsatz: das ist nun alles schon ziemlich Offtopic in bezug auf den zugrundeliegenden tp-Artikel. Über den Artikel selbst bin ich fassungslos, schockiert, entsetzt, gelähmt. Wütend und traurig, dass so etwas möglich ist. Umso notwendiger ist es, verschiedene neue Ansätze einer menschengerechteren Anthropologie, wie etwa de Mause's Psychohistorie oder das Kontinuum-Konzept von Liedloff oder die Ausführungen von Arthur Janov, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Was in den Hirnen der meisten Lesenden hängenbleibt. Und das wenige Hängengebliebene ist gefährlich. Es ist eine Art Freisprechung. "Wir können nicht anders. Wir sind Tiere." Ich höre das immer wieder. Und ich fürchte, "Aufklärung" ist nicht wirklich möglich (vielleicht auch, weil ich zZt besonders deprimiert bin).
Zum Thema des TP-Artikels, wie meist: "Ewiger Schrecken. Fortsetzung folgt."
Zumutungen
> die zumutungen der dingweltbewohner schier unerträglich werden?
Amok nicht, aber endlos heulen könnt ich.
Evolutionspsychologie
Unglaublich, nicht? Die Gene sind schuld, ja, schon klar... Immerhin wird die Aussage abgeschwächt, fast sogar korrigiert, aber der normale Leser, so ist das leider, stelle ich immer wieder fest, behält eher das einfache Rezept im Gedächtnis. Und die königlichen Löwen.
Re: Evolutionspsychologie
Von Schuld ist hier noch keine Rede, bei der Erklärung durch evolutionsbedingte Faktoren steht die Suche nach den Ursachen im Vordergrund. Und wenn zwischen Stiefelternschaft und Kindesmisshandlung ein Kausalzusammenhang vorliegt, wie es die überdeutliche Korrelation vermuten lässt, dann kann dieses Wissen auch dazu verwendet werden, dass präventiv gearbeitet wird: Stiefelternschaft ist dann als Risikofaktor erkannt, was zum vermehrten Einsatz von Hilfs- und Unterstützungsangeboten für die Betroffenen führen sollte.
Die Verantwortung für sein Tun (um auf die Floskel "schuld ist.." zurückzukommen) liegt immer noch beim Täter selbst. Die Erklärung durch stammesgeschichtliches "Erbe" rechtfertigt oder entschuldigt gar nichts, aber den Einfluß dieser Faktoren anzuerkennen würde weiterhelfen.
Nachsatz: das ist nun alles schon ziemlich Offtopic in bezug auf den zugrundeliegenden tp-Artikel. Über den Artikel selbst bin ich fassungslos, schockiert, entsetzt, gelähmt. Wütend und traurig, dass so etwas möglich ist. Umso notwendiger ist es, verschiedene neue Ansätze einer menschengerechteren Anthropologie, wie etwa de Mause's Psychohistorie oder das Kontinuum-Konzept von Liedloff oder die Ausführungen von Arthur Janov, einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
mfG, s
Ursache, Schuldfrage, Gottesurteil
Zum Thema des TP-Artikels, wie meist: "Ewiger Schrecken. Fortsetzung folgt."
W.