mo (Gast) - 14. Jan, 15:03

und anzumerken bleibt...

...das orwell auch sehr präzise die voraussetzung für den von ihm dargestellten konstruktivistischen wahn begriffen hat - das fiel mir erst bei diesem satz auf:

o`brien, erweist sich tatsächlich als radikaler konstruktivist, der seinem opfer mittels konditionierung durch folter eine lektion positiven denkens erteilt

winston ist durch die folter irgendwann in einem derartig akut traumatisierten zustand, dass seine wahrnehmungen unsicher werden, d.h. das die zugefügte gewalt in seinem psychophysischen funktionieren ernste schäden anrichtet - auf die berühmte frage von o´brien, wieviele finger er winston gerade zeigen würde - er zeigt vier, will aber winston dazu bringen, fünf zu "sehen", und bestraft "falsche" antworten mit elektroschocks (konditionierung) - fängt winston irgendwann, zu halluzinieren. und dabei "sieht" er irgendwann in einem chaos auch fünf finger...psychotische wahrnehmung.

dieses prinzip, mit dem menschen in den wahnsinn getrieben werden, wird - wenn auch vielleicht nicht so bewußt wie von o´brien - überall da eingesetzt, wo innerhalb sozialer verhältnisse gewalt existiert. es ist bekannt, dass bei sexualisierter gewalt gegen kinder die täterInnen öfter das kind zum schweigen verdonnern bzw. die tat als "nicht so schlimm" oder gar als etwas "schönes" zu derealisieren, und es damit zwingen, seinen eigenen wahrnehmungen zu misstrauen. gefördert wird dieser prozeß noch durch dissoziative prozesse. das kind wird in eine existenziell konstruktivistische position gezwungen.

wednesday (Gast) - 14. Jan, 17:40

Fleiß

> oder gar als etwas "schönes" zu derealisieren, und es damit zwingen,
> seinen eigenen wahrnehmungen zu misstrauen. gefördert wird
> dieser prozeß noch durch dissoziative prozesse. das kind wird in eine
> existenziell konstruktivistische position gezwungen.

Daher funktioniert auch die Sache mit den Hilfsmitteln. Man verdient sich die Strafe ja (der "Ungehorsam" ist bei manchen ein Mittel, Aufmerksamkeit bzw. this strange kind of love auf sich zu ziehen); diese kommt nicht von ungefähr, und man hilft deshalb gerne bei der Besorgung und Pflege des Schlagwerkzeuges, obwohl man den Schmerz fürchtet; man wird für den Fleiß gelobt. Immerhin.

Mir fällt auf, es liessen sich hier noch mehr Worte in " " setzen, aber das sähe doch recht blöd aus. :-D
W.

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