wenn nicht, dann lernen Sie (genau wie ich) jetzt etwas - auch der folgende text Michelangeli: Ein Autist am Flügel passt zum thema (pop-)kultur:
"Michelangeli, 1920 nahe Brescia in der Lombardei geboren, verstörte und faszinierte die Öffentlichkeit durch seine Widersprüchlichkeit. Er wurde berühmt durch sein makelloses, präzises, bis ins kleinste Detail ausgefeilte Klavierspiel - und durch seinen unberechenbaren Charakter.
Bei Konzerttourneen reiste «ABM» mit zwei eigenen Flügeln, die ständig von Technikern nachjustiert werden mussten. Winzige Ungenauigkeiten am Instrument oder die falsche Lufttemperatur nahm er oft zum Anlass, um von weit her angereiste Orchester sitzen zu lassen und ausverkaufte Konzerte abzusagen."
und aus dem zugehörigen interview:
"Cord Garben: Wenn ich ein Psychiater wäre, könnte ich ein groß angelegtes Psychogramm über ihn erstellen. Ich habe ihn in allen denkbaren Situationen erlebt, außer im Umgang mit Frauen. Ich würde sagen, ich kenne ihn sehr gut - seine Vorlieben, seine Ängste, seine psychischen Ausfälle. Wenn er den Druck nicht mehr aushielt, wurde er unhöflich und verhielt sich wie ein kleines Kind.
Netzeitung: Und er versuchte, anderen Menschen die Schuld an angeblichen Pannen zu geben, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen...
Cord Garben: Ganz genau, er hat die Verantwortung auf andere Menschen oder die Rahmenbedingungen für ein Konzert geschoben. In Wien hat er einmal einen Riesenbammel gehabt vor einem Konzert im Musikverein, das im Fernsehen übertragen werden sollte. Er hat dann gesagt: «Die Luft ist zu feucht, der Flügel funktioniert nicht richtig, die Generalprobe muss ausfallen.» Damals musste ich selbst bei der Probe einspringen. Damit wäre er – falls abends etwas schief gegangen wäre – entschuldigt gewesen.
Netzeitung: Sie beschreiben Michelangeli als kühlen Analytiker von «dämonischer Perfektion» und zugleich als «versteckten Romantiker». Es gab wenige Momente, in denen er bei seinem Spiel Emotionen zuließ...
Cord Garben: Für mich war er ein Autist und Psychopath, der eine Barriere zwischen sich und anderen aufgebaut hatte. Mit Fremden konnte er eigentlich gar nicht reden, er schaute weg, und während er jemandem die Hand gab, ging er schon einen Schritt weiter. Er versteckte sich hinter Perfektion, Klarheit und Technik. Bestimmte Stellen konnte er aber auch so spielen, dass es einen emotional umhaute."
entspricht zwar sehr dem klischee von genie und wahnsinn, enthält aber - einmal andere hier im blog nachzulesende beschreibungen berücksichtigt - etliches an realität. und wieder die große frage: ist es hier berechtigt, von authentischer emotionalität zu sprechen? bei seinen zuhörerInnen zumindest z.t. sicherlich - aber bei ihm selbst?
kennen Sie michelangeli?
"Michelangeli, 1920 nahe Brescia in der Lombardei geboren, verstörte und faszinierte die Öffentlichkeit durch seine Widersprüchlichkeit. Er wurde berühmt durch sein makelloses, präzises, bis ins kleinste Detail ausgefeilte Klavierspiel - und durch seinen unberechenbaren Charakter.
Bei Konzerttourneen reiste «ABM» mit zwei eigenen Flügeln, die ständig von Technikern nachjustiert werden mussten. Winzige Ungenauigkeiten am Instrument oder die falsche Lufttemperatur nahm er oft zum Anlass, um von weit her angereiste Orchester sitzen zu lassen und ausverkaufte Konzerte abzusagen."
und aus dem zugehörigen interview:
"Cord Garben: Wenn ich ein Psychiater wäre, könnte ich ein groß angelegtes Psychogramm über ihn erstellen. Ich habe ihn in allen denkbaren Situationen erlebt, außer im Umgang mit Frauen. Ich würde sagen, ich kenne ihn sehr gut - seine Vorlieben, seine Ängste, seine psychischen Ausfälle. Wenn er den Druck nicht mehr aushielt, wurde er unhöflich und verhielt sich wie ein kleines Kind.
Netzeitung: Und er versuchte, anderen Menschen die Schuld an angeblichen Pannen zu geben, um sich selbst aus der Affäre zu ziehen...
Cord Garben: Ganz genau, er hat die Verantwortung auf andere Menschen oder die Rahmenbedingungen für ein Konzert geschoben. In Wien hat er einmal einen Riesenbammel gehabt vor einem Konzert im Musikverein, das im Fernsehen übertragen werden sollte. Er hat dann gesagt: «Die Luft ist zu feucht, der Flügel funktioniert nicht richtig, die Generalprobe muss ausfallen.» Damals musste ich selbst bei der Probe einspringen. Damit wäre er – falls abends etwas schief gegangen wäre – entschuldigt gewesen.
Netzeitung: Sie beschreiben Michelangeli als kühlen Analytiker von «dämonischer Perfektion» und zugleich als «versteckten Romantiker». Es gab wenige Momente, in denen er bei seinem Spiel Emotionen zuließ...
Cord Garben: Für mich war er ein Autist und Psychopath, der eine Barriere zwischen sich und anderen aufgebaut hatte. Mit Fremden konnte er eigentlich gar nicht reden, er schaute weg, und während er jemandem die Hand gab, ging er schon einen Schritt weiter. Er versteckte sich hinter Perfektion, Klarheit und Technik. Bestimmte Stellen konnte er aber auch so spielen, dass es einen emotional umhaute."
entspricht zwar sehr dem klischee von genie und wahnsinn, enthält aber - einmal andere hier im blog nachzulesende beschreibungen berücksichtigt - etliches an realität. und wieder die große frage: ist es hier berechtigt, von authentischer emotionalität zu sprechen? bei seinen zuhörerInnen zumindest z.t. sicherlich - aber bei ihm selbst?