na siehst Du, wieder einer dieser Beiträge, wo man nur beifällig nickend allzu leicht auf einen Kommentar verzichten könnte. "Passt einfach" (wie wir Ösis zu bemerken pflegen), was Du sagst.
Eine kleine Anmerkung drängst sich mir dennoch auf: ich würde gerne klarer zwischen Trance und Dissoziation unterschieden haben. Dissoziation ist eine kognitive Bewältigungsstrategie eines (meist sehr starken) oder perpetuierten Trauma, und Trance wiederum stellt sich mir als ein Symptom dieser Strategie dar. Aber -und das erscheint mir wichtig- Trance kann schon als ein Symptom grundlegenderer (weil körpernäherer) Bewältigungsstrategien, etwa des noch nicht erwähnten "Freezing" oder Immobiltätsstrategie, auftreten.
Das Freezing ist eine der in der Natur am häufigsten vorkommenden Bewältigungstechniken des Organismus auf Bedrohung. Wir alle kennen das berühmte fight-or-flight, aber gerade dann, wenn diese beiden Strategien nicht mehr greifen, ist Freezing eine häufig beobachtete Reaktion. Vergegenwärtigen wir uns das am Bild der vor dem Jagdtier fliehenden Antilope. Sie wird alle Kniffe der Flucht ausschöpfen, Haken schlagen, Sprünge machen, aber zuzeiten kommt eben doch der Jäger an die Beute heran und sei es nur, weil ein Missgeschick passiert und das verfolgte Tier stolpert. Auf einmal, der Jäger ist schon bei der Beute, liegt die Antilope reglos, wie tot da, gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Vollbremsung, könnte man sagen, vom äußersten Alarmzustand mit all seinen physiologisch dramatischen Abläufen, zur völligen Erstarrung, zum "Einfrieren" diese physiologischen Ablaufs eben.
Das hat in der Natur nun zwei Vorteile: zum einen schüttet der Organismus im Freezing Endorphine, körpereigene Opiate, Schmerzmittel aus. Sie verhindern, dass das Getötet- und Zerrissenwerden unnötig viel Schmerzen verursacht. Zum anderen könnte das Jagdtier durch den plumpen, reglosen Körper Schwierigkeiten bekommen: es könnte sich als schwierig erweisen, die Beute an einen sicheren Ort zu bringen und wegzuschleifen, es könnten sich Freßrivalen nähern, und/oder das Jagdtier verabsäumt die endgültige Tötung der Antilope. Das ist eine Chance für die "wiedererwachende" Beute: sie könnte in einem dieser Zeitfenster die Unaufmerksamkeit des Jagdtieres nutzen und erneut entkommen. Gelingt das tatsächlich, können wir beobachten, wie sich die wieder zur Herde zurückkehrende Antilope mehrmals kräftig schüttelt und den Körper durchbeutelt und so wahrscheinlich das überschüssige Adrenalin und Noradrenalin und andere Stoffwechselprodukte der Flucht abbaut.
Warum ich das hier so ausführlich schildere, liegt in der Annahme begründet, dass der Mechanismus des Freezing dem Menschen prinzipiell auch zur Verfügung steht und er sich seiner -ohne Bewusstsein davon- auch bedient, ohne sich allerdings daraus auf natürliche Art wieder zu lösen. Das würde viellerlei "Merkwürdigkeiten" erklärbar machen, und etwa auch einen Zusammenhang zwischen Erziehung und Konformität aufzeigen: Aletha Solter und viele andere haben darauf hingewiesen, dass ein Trauma seine ganze schädigende Wirkung auch in bezug auf späteres Verhalten nicht so sehr aufgrund des Ereignisses selbst, als auch wegen der verhinderten natürlichen Reaktion darauf entfaltet. Wenn einem Kind zusätzlich zu dem Trauma noch das Verbot auferlegt wird, darauf physiologisch angemessen zu reagieren, (natürlich aber auch, wenn das Trauma selbst schlichtweg überwältigend ist), dann kann es in eine Art "Erstarrung" gezwungen werden, und das ist nichts anderes als die physiologische Immobilitätsreaktion oder das Freezing.
Die typische kognitive "Begleiterscheinung" dieses Verharrens im Freezing wäre etwa die Einstellung: "wenn ich nur stillhalte, dann wird's besser" oder "ruhig bleiben, nicht auffallen". Es versteht sich von selbst, dass eine solche mentale "Erkärung" für die Immobilität zu Konformismus und Jasagertum führt. Auch hier wird der Körper als Quelle ständiger Irritation betrachtet, weil Sich-bewegen schlichtweg Gefahr bedeutet. Ich vermute, dass hierin auch der Grund des Stillhaltens vieler Menschen unter auch unzumutbaren Zuständen liegt, und dass dieses Erstarrtsein großer Teile der Bevölkerung von den"Machern" dieser Gesllschaft instinktiv wahrgenommen und ausgenutzt wird. Auch hier tritt die Trance oder ein tranceartiger Zustand als ein sehr deutliches Symptom hervor, ohne dass es bereits zu massiver Dissoziation kommen muss. Das ist für mich eine Erklärung, warum soviele Leute wie "tot" erscheinen, in ihren Bewegungen hölzern, und auch sonst fügsam wie Marionetten an ihrem gewohntem Tagesablauf festhalten. Durch traumatisierende Erziehung, die noch dazu die Notwendigkeit einer körperlichen Traumabewältigung systematisch unterschlägt und völlig negiert, lässt sich ein solcher Menschentyp förmlich "züchten".
Das nur als Anmerkung zu "Trance als Symptom", wobei Dissoziation für mich eher schon die kognitive Ebene der Traumabewältigung darstellt.
Applaudo
Eine kleine Anmerkung drängst sich mir dennoch auf: ich würde gerne klarer zwischen Trance und Dissoziation unterschieden haben. Dissoziation ist eine kognitive Bewältigungsstrategie eines (meist sehr starken) oder perpetuierten Trauma, und Trance wiederum stellt sich mir als ein Symptom dieser Strategie dar. Aber -und das erscheint mir wichtig- Trance kann schon als ein Symptom grundlegenderer (weil körpernäherer) Bewältigungsstrategien, etwa des noch nicht erwähnten "Freezing" oder Immobiltätsstrategie, auftreten.
Das Freezing ist eine der in der Natur am häufigsten vorkommenden Bewältigungstechniken des Organismus auf Bedrohung. Wir alle kennen das berühmte fight-or-flight, aber gerade dann, wenn diese beiden Strategien nicht mehr greifen, ist Freezing eine häufig beobachtete Reaktion. Vergegenwärtigen wir uns das am Bild der vor dem Jagdtier fliehenden Antilope. Sie wird alle Kniffe der Flucht ausschöpfen, Haken schlagen, Sprünge machen, aber zuzeiten kommt eben doch der Jäger an die Beute heran und sei es nur, weil ein Missgeschick passiert und das verfolgte Tier stolpert. Auf einmal, der Jäger ist schon bei der Beute, liegt die Antilope reglos, wie tot da, gibt kein Lebenszeichen mehr von sich. Vollbremsung, könnte man sagen, vom äußersten Alarmzustand mit all seinen physiologisch dramatischen Abläufen, zur völligen Erstarrung, zum "Einfrieren" diese physiologischen Ablaufs eben.
Das hat in der Natur nun zwei Vorteile: zum einen schüttet der Organismus im Freezing Endorphine, körpereigene Opiate, Schmerzmittel aus. Sie verhindern, dass das Getötet- und Zerrissenwerden unnötig viel Schmerzen verursacht. Zum anderen könnte das Jagdtier durch den plumpen, reglosen Körper Schwierigkeiten bekommen: es könnte sich als schwierig erweisen, die Beute an einen sicheren Ort zu bringen und wegzuschleifen, es könnten sich Freßrivalen nähern, und/oder das Jagdtier verabsäumt die endgültige Tötung der Antilope. Das ist eine Chance für die "wiedererwachende" Beute: sie könnte in einem dieser Zeitfenster die Unaufmerksamkeit des Jagdtieres nutzen und erneut entkommen. Gelingt das tatsächlich, können wir beobachten, wie sich die wieder zur Herde zurückkehrende Antilope mehrmals kräftig schüttelt und den Körper durchbeutelt und so wahrscheinlich das überschüssige Adrenalin und Noradrenalin und andere Stoffwechselprodukte der Flucht abbaut.
Warum ich das hier so ausführlich schildere, liegt in der Annahme begründet, dass der Mechanismus des Freezing dem Menschen prinzipiell auch zur Verfügung steht und er sich seiner -ohne Bewusstsein davon- auch bedient, ohne sich allerdings daraus auf natürliche Art wieder zu lösen. Das würde viellerlei "Merkwürdigkeiten" erklärbar machen, und etwa auch einen Zusammenhang zwischen Erziehung und Konformität aufzeigen: Aletha Solter und viele andere haben darauf hingewiesen, dass ein Trauma seine ganze schädigende Wirkung auch in bezug auf späteres Verhalten nicht so sehr aufgrund des Ereignisses selbst, als auch wegen der verhinderten natürlichen Reaktion darauf entfaltet. Wenn einem Kind zusätzlich zu dem Trauma noch das Verbot auferlegt wird, darauf physiologisch angemessen zu reagieren, (natürlich aber auch, wenn das Trauma selbst schlichtweg überwältigend ist), dann kann es in eine Art "Erstarrung" gezwungen werden, und das ist nichts anderes als die physiologische Immobilitätsreaktion oder das Freezing.
Die typische kognitive "Begleiterscheinung" dieses Verharrens im Freezing wäre etwa die Einstellung: "wenn ich nur stillhalte, dann wird's besser" oder "ruhig bleiben, nicht auffallen". Es versteht sich von selbst, dass eine solche mentale "Erkärung" für die Immobilität zu Konformismus und Jasagertum führt. Auch hier wird der Körper als Quelle ständiger Irritation betrachtet, weil Sich-bewegen schlichtweg Gefahr bedeutet. Ich vermute, dass hierin auch der Grund des Stillhaltens vieler Menschen unter auch unzumutbaren Zuständen liegt, und dass dieses Erstarrtsein großer Teile der Bevölkerung von den"Machern" dieser Gesllschaft instinktiv wahrgenommen und ausgenutzt wird. Auch hier tritt die Trance oder ein tranceartiger Zustand als ein sehr deutliches Symptom hervor, ohne dass es bereits zu massiver Dissoziation kommen muss. Das ist für mich eine Erklärung, warum soviele Leute wie "tot" erscheinen, in ihren Bewegungen hölzern, und auch sonst fügsam wie Marionetten an ihrem gewohntem Tagesablauf festhalten. Durch traumatisierende Erziehung, die noch dazu die Notwendigkeit einer körperlichen Traumabewältigung systematisch unterschlägt und völlig negiert, lässt sich ein solcher Menschentyp förmlich "züchten".
Das nur als Anmerkung zu "Trance als Symptom", wobei Dissoziation für mich eher schon die kognitive Ebene der Traumabewältigung darstellt.
Mit netten Grüßen
sansculotte