Yurun (Gast) - 4. Mär, 00:33

Untergang ahoi?

Da ist mir beim lesen des Zitats aus dem Artikel "Rette sich, wer kann!" ein Zusammenhang bzw. eine Frage aufgefallen, die mich schon länger immer wieder mal beschäftigt: Welche psychologische Dynamik entfalltet sich da eigentlich, wenn gut in das System integrierte Leute teils auch höherer Stellung den Crash des gesellschaftlichen vor sich hin lavierens an die Wand malen und anfangen von Gemüsebeeten zu reden? Dabei sind diese so wie ich den Eindruck habe schon ein bisschen informiert und haben auch ein überdurchschnittliches Bewußtsein für die Abläufe in ihrer Umgebung und zur Stabilität des Ganzen, doch allemal nicht genug, um wirklich zu brauchbaren Urteilen zu kommen, die sich auch tatsächlich aus der Realität ableiten lassen. Woraus speist sich aber nun dieses "gut feeling", dass da etwas nicht stimmt und man besser anfängt vorzusorgen bzw. vorsichtiger zu agieren?

Ich habe dabei den Eindruck unsere "Eliten" (ich bevorzuge den ironischen Ausdruck "Freunde der Realität") oder zumindest einige davon haben seit etlichen Jahren Angst beim nächsten Schritt geht es Ihnen an den Kragen und alles bricht zusammen, nur um dann verdutzt festzustellen wie doch alles weiter geht. Mit der Zeit kommt es dann zu einer immer größeren Dreistigkeit, doch der Prozess ist dabei von ständigem zögern und zaudern begleitet, es ist dabei ja auch allen klar das dies nicht endlos so gehen kann. Eür verantwortlichen Bankern so mulmig wurde, dass sie sich absetzten. Im Gegenzug scheinen Leute wie Haines der schönsten schon etwas älteren Beispiele ist da die Geschichte der Mefo-Wechsel und wie es den dafider gegen sowas ziemlich immun, die spielen ohne Unterlass vabanque und kommen damit oft erstaunlich lange durch, ja machen das gar zu ihrem Markenzeichen, während die anderen ständig zögern und sich damit - glücklicherweise - auch selbst blockieren. Der in Deutschland eher seltene souveräne Spielmacher (Schröder hatte ein bisschen was davon, bei Gutti haben sich wie mir inzwischen scheint tatsächlich einige eingildet der wäre auch sowas) steht dabei vorsichtigen Kontrollfreaks ala Merkel gegenüber, ähnlich wird es wohl hinter den Kulissen auch jenseits der Politik ausschauen. Letztere scheinen sich dabei wie die Maulwürfe durch die Gegend zu tasten, immer bereit beim Zeichen wirklichen Widerstands sofort zum Rückzug zu blasen, in der Hoffnung man hat da gerade nicht die Büchse der Pandora erwischt. Erstere taktieren eher beim voranpreschen und walzen alles nieder, was Ihnen nicht auch wirklich gewachsen ist. Grob skizziert sind das die zwei Methoden innerhalb der recht unheiligen Allianz zum Kulturerhalt, wenn es mich auch immer etwas ärgert dieses Chaos der Einfachheit halber eine Kultur zu nennen.

Was die tatsächlichen stofflichen bzw. energetischen Grenzen unseres derzeitigen Wirtschaftens sind und welche Dynamik durch sie erzeugt wird ist dabei wohl im Endeffekt nur durchs "ausprobieren" letztlich klärbar. Dabei wohl nicht ohne die ein oder andere Hässlichkeit, doch wirklich hilflos und nahe am Untergang waren wir Menschen bisher eigentlich nur, wenn wir übereinander hergefallen sind. Die psychologischen Effekte die hier auftreten sind wie ich finde aber anderer Natur, folgen anderen Gesetzen und benutzen solche Sachgrenzen wie mir scheint höchstens zur Rationalisierung. haben sie aber eben gerade nicht zum Ursprung. Im Hintergrund dabei immer dieser wohlige Glaube Kulturen würden an Ihrer Dekadenz zugrunde gehen. Ich habe hingegen schlicht das Gefühl unsere Kultur kann die Angst auf der sie letztlich begründet ist nicht mehr unter Kontrolle halten, was bei immer mehr Leuten eben diese Angst halbwegs ins Bewusstsein aufrücken lässt und dort zu Kulturuntergangsphantasien und hektischen bis kaum erklärlichen Reaktionen führt. Die bittere Ironie dabei ist, dass wir gleichzeitig zu diesem beinahe rein psychologischen Phänomen tatsächlich auch an wirkliche Grenzen stoßen, jedoch eben auf eine so grundlegend andere Art, dass die Reaktionen auf Basis der Psychologie (also im wesentlichen Angstabwehr), in keinem Wirkzusammenhang mit den tatsächlichen Problemen stehen. Gerade das ist es dann ja auch was die ganze Situation so richtig gefährlich macht, uns geht das Öl aus und die Leute fangen an Majakalender zu studieren. Die Zeit fragt dann auch "Alles Spinner und Verrückte?", meine Antwort darauf wäre dann "Alles wohl halbwegs sensible Leute, die ihr Ohr an der Kultur haben, in der sie leben, doch deswegen noch lange keine vernunftgeleitete Reaktion in Bezug auf die Welt in der diese Kultur lebt." Auch Vernunft wird bei uns ja mehrheitlich nur simuliert.

Yurun (Gast) - 4. Mär, 00:42

korrektur

Edit zu oben:

Da ist ohne das ich es rechtzeitig bemerkt habe im zweiten Absatz eine Zeile verrutscht, hier der Abschnitt wie er eigentlich sein sollte:

"Eines der schönsten schon etwas älteren Beispiele ist da die Geschichte der Mefo-Wechsel und wie es den dafür verantwortlichen Bankern so mulmig wurde, dass sie sich absetzten. Im Gegenzug scheinen Leute wie Haider gegen sowas ziemlich immun, die spielen ohne Unterlass vabanque und kommen damit oft erstaunlich lange durch, ja machen das gar zu ihrem Markenzeichen, während die anderen ständig zögern und sich damit - glücklicherweise - auch selbst blockieren. "

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