Da ich diesen SZ Artikel für einen ganz perfiden Fall halte von dem ich selbst noch nicht weiß was gänzlich davon zu halten ist, gebe ich mir trotz begrenzter Zeit mal etwas Mühe.
Ich würde bei dem was Journalisten schreiben Vorsicht walten lassen, inbesondere bei politschen Fragen aus Süddeutschland, die in der SZ Wiederhall finden. Auf mich wirkt das jedenfalls wie das Tappen in die empathische "der tickt genauso wie ich" Hypothese, mit der Folge eines großen Missverständnisses. Was will der Mann mit dem Artikel denn wirklich sagen bzw. bewirken? Eine Versuch zur Bewusstmachung welch umfassender wirtschaftlicher und kultureller Wandel notwendig wäre, um tätsächliche Nachhaltigkeit umzusetzen? Der Beginn einer Diskussion um den Verzicht, was nun tatsächlich recht "revolutionär" wäre?
Vom blöden Einstieg mit dem Porsche und dem letztlich verräterischen Untertitel "Ein Debattenbeitrag zum Tugendterror" mal abgesehen liest es sich wirklich so. Viele richtige und wichtige Festellungen finden sich da, einige für eine Zeitung sogar recht spektakulär. Leider auch der ein oder andere grobe Schnitzer wie der "global verbreitete urbane Lebensstil". Wenn da dann allerdings vom historischen Wandel in der deutschen Parteienlandschaft und anderen Absurditäten lese, habe ich doch erhebliche Zweifel an der analytischen Tiefe des Autors. Am Ende kann das nämlich auch schlicht das sein, was heute "guter Journalismus" ist: in eine Argumentation die Botschaft des genauen Gegenteils einbauen und somit recht unangreifbar und unbemerkt mit gespaltener Zunge zu schreiben. Letzteres dann beispielsweise "Grünenwähler = tugendfanatische Heuchler", sozusagen die offizielle CDU/CSU Haltung, was aber noch Zufall sein kann. Den wirkliche Knackpunkt, der bei mir sämtliche Propagandasirene auslöst und mein Redlichlichkeitsbarometer gegen Null schießen lässt, ist aber der Satz "Die Grünen, das sind wir alle." Wir sind alle Grün, wir sind alle Heuchler, wir sind alle Schuld am Übel der Welt, es hat sich nichts geändert und das wird es auch weiterhin nicht. Wo aber alle schuldig sind, da ist keiner Schuld. So ist Stabilität dann auch quasi definiert und alles was der Artikel sonst sagt löst sich in einem Seufzer auf. Schuld ist eine der Haupttriebfedern von Kollaboration und damit Systemerhalt.
So sind wir sachzwanggebunden halt am Arsch und die besonders polemischen Stellen des Artikels lesen sich dann auch wie die Abrechung ala Fleischhauer mit den Grünen, die zwar behaupten besser zu sein, es aber nicht wirklich sind und unter den Bedingungen der Welt genauso wenig sein können wie irgendwer sonst. Dazu dieses daherbehauptete neue Jakobinertum: 'Ich WILL Erdbeeren im Winter? Ich WILL mit dem Motorrad durch Vauban heizen. Und ich werde beides auch verdammt nochmal tun, denn es ist mein Recht.' Wie lachhaft ist das dabei ist versteht man eigentlich nur, wenn man den wirklichen "Tugendterror" hier kennt, nämlich zum Beispiel der von außen geübte Zwang, gefälligst glücklich zu sein und sich "nicht so anzustellen".
Das hier alles bis ins Mark verlogen ist, stellt den in sich selbst verlogenen Konsens der Republik dar, der diese Verlogenheit wiederrum legitimiert "weil es ja alle so machen". Das ist dann das Berlusconi Prinzip der 'charmanten' Amoralität nach dem Motto: wer keine schöne 16 jährige ficken will, ist ein Scheinheiliger. Bei vielen kaputten Typen mit einer verkrüppelten Sexualität ist das ja tatsächlich der Fall, es wird halt dann einfach zum großen vereinheitlichen Prinzip erklärt und jeder wie auch immer Gestörte kann seine "Laster" im Glauben an einen breiten gesellschaftlichen Konsens ausleben. Behauptet aber einer dann weniger verlogen oder ein weniger großes Arschloch als die anderen zu sein und es wird ihm auch noch geglaubt, egal ob berechtigt oder nicht, dann ist das ein Angriff auf das Gleichgewicht der anderen und man kann mit völlig überzogenen Abwehrreaktionen rechnen.
Die perfideste Lüge ist dabei jene welche die Wahrheit kennt, zu ihren Zwecken benutzt und dann entsorgt. Siehe alternativ ein paar SZ Artikel zur Brankenkrise. In einer Welt mit lauter dissoziativ verrenkten Persönlichkeiten lesen sich halt auch die Zeitung so, die Illusion es gäbe da eine Mangel an Verstehen oder gleichbedeutend dazu einen Mangel an klar ausformulierten Beschreibungen zumindest einiger Teile der Realität ist fatal. Freilich kann jeder aus jedem Artikel lesen was er will, hier als Beispiel die FDP: http://twitter.com/fdp_de/statuses/53073980407545856
Stunde der Heuchler
Ich würde bei dem was Journalisten schreiben Vorsicht walten lassen, inbesondere bei politschen Fragen aus Süddeutschland, die in der SZ Wiederhall finden. Auf mich wirkt das jedenfalls wie das Tappen in die empathische "der tickt genauso wie ich" Hypothese, mit der Folge eines großen Missverständnisses. Was will der Mann mit dem Artikel denn wirklich sagen bzw. bewirken? Eine Versuch zur Bewusstmachung welch umfassender wirtschaftlicher und kultureller Wandel notwendig wäre, um tätsächliche Nachhaltigkeit umzusetzen? Der Beginn einer Diskussion um den Verzicht, was nun tatsächlich recht "revolutionär" wäre?
Vom blöden Einstieg mit dem Porsche und dem letztlich verräterischen Untertitel "Ein Debattenbeitrag zum Tugendterror" mal abgesehen liest es sich wirklich so. Viele richtige und wichtige Festellungen finden sich da, einige für eine Zeitung sogar recht spektakulär. Leider auch der ein oder andere grobe Schnitzer wie der "global verbreitete urbane Lebensstil". Wenn da dann allerdings vom historischen Wandel in der deutschen Parteienlandschaft und anderen Absurditäten lese, habe ich doch erhebliche Zweifel an der analytischen Tiefe des Autors. Am Ende kann das nämlich auch schlicht das sein, was heute "guter Journalismus" ist: in eine Argumentation die Botschaft des genauen Gegenteils einbauen und somit recht unangreifbar und unbemerkt mit gespaltener Zunge zu schreiben. Letzteres dann beispielsweise "Grünenwähler = tugendfanatische Heuchler", sozusagen die offizielle CDU/CSU Haltung, was aber noch Zufall sein kann. Den wirkliche Knackpunkt, der bei mir sämtliche Propagandasirene auslöst und mein Redlichlichkeitsbarometer gegen Null schießen lässt, ist aber der Satz "Die Grünen, das sind wir alle." Wir sind alle Grün, wir sind alle Heuchler, wir sind alle Schuld am Übel der Welt, es hat sich nichts geändert und das wird es auch weiterhin nicht. Wo aber alle schuldig sind, da ist keiner Schuld. So ist Stabilität dann auch quasi definiert und alles was der Artikel sonst sagt löst sich in einem Seufzer auf. Schuld ist eine der Haupttriebfedern von Kollaboration und damit Systemerhalt.
So sind wir sachzwanggebunden halt am Arsch und die besonders polemischen Stellen des Artikels lesen sich dann auch wie die Abrechung ala Fleischhauer mit den Grünen, die zwar behaupten besser zu sein, es aber nicht wirklich sind und unter den Bedingungen der Welt genauso wenig sein können wie irgendwer sonst. Dazu dieses daherbehauptete neue Jakobinertum: 'Ich WILL Erdbeeren im Winter? Ich WILL mit dem Motorrad durch Vauban heizen. Und ich werde beides auch verdammt nochmal tun, denn es ist mein Recht.' Wie lachhaft ist das dabei ist versteht man eigentlich nur, wenn man den wirklichen "Tugendterror" hier kennt, nämlich zum Beispiel der von außen geübte Zwang, gefälligst glücklich zu sein und sich "nicht so anzustellen".
Das hier alles bis ins Mark verlogen ist, stellt den in sich selbst verlogenen Konsens der Republik dar, der diese Verlogenheit wiederrum legitimiert "weil es ja alle so machen". Das ist dann das Berlusconi Prinzip der 'charmanten' Amoralität nach dem Motto: wer keine schöne 16 jährige ficken will, ist ein Scheinheiliger. Bei vielen kaputten Typen mit einer verkrüppelten Sexualität ist das ja tatsächlich der Fall, es wird halt dann einfach zum großen vereinheitlichen Prinzip erklärt und jeder wie auch immer Gestörte kann seine "Laster" im Glauben an einen breiten gesellschaftlichen Konsens ausleben. Behauptet aber einer dann weniger verlogen oder ein weniger großes Arschloch als die anderen zu sein und es wird ihm auch noch geglaubt, egal ob berechtigt oder nicht, dann ist das ein Angriff auf das Gleichgewicht der anderen und man kann mit völlig überzogenen Abwehrreaktionen rechnen.
Die perfideste Lüge ist dabei jene welche die Wahrheit kennt, zu ihren Zwecken benutzt und dann entsorgt. Siehe alternativ ein paar SZ Artikel zur Brankenkrise. In einer Welt mit lauter dissoziativ verrenkten Persönlichkeiten lesen sich halt auch die Zeitung so, die Illusion es gäbe da eine Mangel an Verstehen oder gleichbedeutend dazu einen Mangel an klar ausformulierten Beschreibungen zumindest einiger Teile der Realität ist fatal. Freilich kann jeder aus jedem Artikel lesen was er will, hier als Beispiel die FDP: http://twitter.com/fdp_de/statuses/53073980407545856