Grummel - 17. Dez, 16:37

Lit?

Eine Gesellschaft stürzt ins Bodenlose..

15.12.2012 · Georg Pieper machte sich keine Illusion, als er nach Athen fuhr. Aber was der Traumatherapeut dort sah, hat die schlimmsten Befürchtungen übertroffen: Die griechische Gesellschaft explodiert unter dem Druck der Krise.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/krise-in-griechenland-eine-gesellschaft-stuerzt-ins-bodenlose-11992352.html



Ich bin gespannt was kommt ..
Wenn die Schafe zu ihren Wurzeln gedrängt werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Andrewsarchus_mongoliensis ;)

PS: wie ich sehe veröffentlicht der Autor einen neue Ratgeber zum Thema? .... hmmm ...

Grummel - 18. Dez, 09:39

hab noch ein Buch gefunden welches ein extrem Psychopathisches System beschreibt..

Flucht aus Lager 14
Die Geschichte des Shin Dong-hyuk, der im nordkoreanischen Gulag geboren wurde und entkam .

Nach lesen der Rezensionen waren mehrere Aspekte für mich interessant.
Überleben, dann die soziologische Perspektive des "Systems" (Semiotik, Codes etc.) und vor allem die psychischen Deformationen / Defizite die mit diesem verbunden sind, von denen sich auch der "Flüchtling" nicht lösen kann (extrem egoistisch/ Psychopathisch, unfähig zur Beziehung, ein Systempsychopath?... mit massiven Problemen sich anzupassen)
Grausamkeiten als Maß der Objektivierung?

Harter Stoff mit Massen an Triggern....

Zugegeben ein extremes Beispiel, aber wo wenn nicht bei Extremen kann man erkennen wie sich Dinge entwickeln können.
Von wegen Engel und Geflügelfarm und so....
Wednesday - 18. Dez, 10:06

Nordkoreanischer Gulag

Weil Du Nordkorea ansprichst: Da gebe ich auch einen Buchtipp, bei dem Nordkorea und die meisten anderen Nationen bearbeitet werden: "Schlimmer als Krieg - Wie Völkermord entsteht und wie er zu verhindern ist". Das Buch ist nicht aus der Sicht eines Traumatherapeuten geschrieben, sondern ist das Werk eines Politologen. Ich habe bisher erst ein Drittel gelesen und frage mich, welche Lösungen er vorschlagen wird. Es ist übrigens leicht zu lesen.
Grummel - 18. Dez, 10:36

Hört sich interessant an!
Kannst du ein Statement abgeben wenn du es durch hast?
Wen gut kauf ichs mir auch.

Ach ja, "Die Flucht aus Lager 14" ist aus Sicht von Shin (?) also dem Flüchtling geschrieben (also nicht aus therapeutischer Sicht). Die Perspektiven muss ich mir selber zusammen zimmern ;)
Wednesday - 19. Dez, 09:27

Goldhagen stellt in "Schlimmer als Krieg" dar, welche Gruppen andere Gruppen zu welcher Zeit verfolgen oder verfolgt, vertreiben oder vertrieben und ermorden oder ermordet haben und zählt dafür viele Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart auf, er beschränkt sich dabei nicht allein auf die bekanntesten Beispiele, sondern nennt auch solche, die sonst eher am Rande behandelt werden, zB die Massenmorde an den Maya in Guatemala. Er nennt nicht allein die Täter, sondern stellt auch die weiblichen Verfolger und Mörder dar. Es kommen Opfer und Täter zu Wort. Er stellt bei der Gegenüberstellung von Völkermorden die Einzigartigkeit der Shoa in Frage und bietet Argumente dafür, was gegen die Einzigartigkeit spricht, und zählt auf, was die Shoa von anderen Völkermorden unterscheidet. Er beschreibt, wie Regierungen vorgehen, um einen Völkermord, manchmal akribisch, vorzubereiten, und wie sie bei der Ausführung von der Bevölkerung unterstützt werden, und daß ohne diese Unterstützung Massenvertreibungen und -morde nicht möglich wären. Er erklärt, daß Kriege und Demokratisierung nicht automatisch zu Verfolgungen und Ermordungen führen. Dafür werden Beispiele aufgezählt, zB Südafrika nach Ende der Apartheid.
Er beschreibt ebenfalls, daß bei der Vertreibung und Ermordung überhaupt keine Rücksicht auf die Auswirkungen auf Kultur und Wirtschaft genommen wird, dies ua anhand des Beispieles an Kambodscha: die Roten Khmer ermordeten dermassen viele Kambodschaner, daß die Wirtschaft zum Erliegen kam und Hungersnöte ausbrachen. Solche Auswirkungen scheinen beim Willen, bestimmte Menschengruppen zu vernichten, völlig egal zu sein, auch wenn das bedeuten kann, daß der nicht verfolgte Rest der Bevölkerung leiden wird. Einiges zu diesem gewaltigen, die gesamte Erdkugel umfassenden Themas wusste ich bisher nicht, aber nicht nur darum glühen mir immer wieder die Ohren.
Ich bin nun bei dem Teil angekommen, in welchem er zu ergründen beginnt, "warum die Täter handeln".

Eine Kritik an dem Werk ist übrigens in einem Büchlein, in welchem für das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" und gegen Einmischung "von außen" plädiert wird, bei einem rechtsradikalen Verlag aufgelegt erschienen. Beinahe wäre ich auf die Werbung reingefallen, weil Amazon keinen Peil hat und mir das Buch als eines von Goldhagen vorgeschlagen hat. Bäh.
Grummel - 21. Dez, 13:49

Danke!

Werde mir das Buch auf jeden Fall anschaffen^^

Dann mal zu Lager 14
Die Geschichte ist erst mal ziemlich grußelig, die beschriebenen Umstände einfach nur Grausam.
Die Eindrücke in von der Gedankenwelt der Gefangenen vermittelt einen durch die Umstände erzeugten krassen Egoismus. Die Abwesenheit von Liebe, eine permanente tödliche Bedrohung, Willkür und Gewalt formen.
Im Buch wird diese "Welt" auch einmal als "Skinner-Box" beschreiben, ein Art autarkes selbstreferentes System ... für Wärter wie Gefangene.
Shin bricht daraus, überlebt aufgrund seiner "Survivalskills" ohne die er im Lager sonst keine Changse gehabt hätte. Schlägt sich ein paar Jahre lang durch, bis er auf Menschen trifft die ihm wirklich helfen.
Wirklich befreien kann er sich nur sehr langsam, wie weit das gelingt bleibt offen.
Bezeichnend ist auch wie er, nach dem er in Sicherheit ist, eine PTBS entwickelt.
Welcher Mechanismus steckt da dahinter?

Im Buch sind auch viele Infos zu Nordkorea enthalten, politische (Komplex Nord/Südkorea, China, USA) wie Wirtschaftliche (Zusammenbruch der Sowjetunion, Einstellung von Öllieferungen ... Entwicklung der prekären Situation, ... Reis als Luxusgut).
Die Geschichte wird auch angerissen.
Die soziale Komponente, also auch den Zustand der Bevölkerung und wie es dahin kam spielt auch eine Rolle. Hungersnöte, Anstieg der Kriminalität (Lebensmittelbeschaffung), Entstehung von Netzwerken von Schwarzmarkt bis Menschenhändler... was auch seinen Beitrag zur erfolgreichen Flucht von Shin geleistet hat.

Krass finde ich die Einschätzung das dieses "System" sich nur durch Hilfslieferungen halten kann. Also von sich aus nicht überlebensfähig wäre. Mal davon abgesehen das ein nicht geringer Teil der Devisen durch Kriminalität erwirtschaftet wird.

Fazit: Was die psychosoziale Ausbeute angeht hätte ich mir mehr versprochen, Lehrreich was Perspektiven und Wissen um diese Ecke des Planeten angeht wars auf jeden Fall.





"Überleben oder Scheitern" hatte ich jetzt auch ein paar Stunden in der Hand ...


Mein Eindruck, das gesammelte Wissen beeindruckt.
Der Mann ist wirklich sehr viel rum gekommen, hat die psychischen Folgen von Entführungen, Geiselnahme, Berkwerksunglücken, Amokläufe etc. beobachtet, analysiert und behandelt.
Ein Todesfall in der Familie durch den Tsunami 2004 am eigenen Leib erfahren.
Der weiß was er sagt.

Eine Aussage die mich in meine Sichtweise des "survivals" bestätigt hat war, "Überleben ist zu aller erst eine soziale Leistung".
Egal ob es KZ-Häftlinge, Opfer einer Geiselnahme oder verunglückte Bergleute sind.
Auch wenn man den Artikel über Griechenland liest ist am Ende von der "Glocke der Solidarität" die Rede, aus meiner Sicht eine sehr wichtige Perspektive des oberen Satzes, denn nicht jeder ist in der Lage in so einer Situation "das Soziale" zu bedienen.


Ansonsten jede menge Tipps. Anleitungen zu Techniken die mich an Autogenes Training erinnern, die Funktion von Ritualen und Glauben, Vorgehensweisen die es erlauben auch in extremen Situationen der Psyche etwas "Raum" zu verschaffen damit sich diese regenerieren kann....

Alles in einem, sehr empfehlenswert!

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