Die Katze aus dem Sack (Gast) - 24. Okt, 05:03

@ Wednesday - 23. Okt, 14:31

Es ist also nicht möglich, im herrschenden Kapitalismus, eine selbstverwaltete Organisationsform (z.B. eine oHG, in der alle Teilnehmer zu Gesellschaftern in rollierender Geschäftsverteilung werden) zu errichten, deren Teilnehmer anderen Zielen folgen als nur die ausschliessliche Kapitalakkumulation für unbeteiligte Dritte? Das fände ich schade, wenn das wirklich stimmt. Es würde nähmlich aufzeigen, das wir einpacken können, da es keinerlei Hoffnung gibt aus der festgefahrenen Chose hier sauber herauszukommen.

Und wieso glaubst Du eigentlich, eine solche Organisationsform wäre noch von 'externen' Zubringern und Lieferanten abhängig? Steuern muss sie wahrlich zahlen. Aber es ist möglich das Ganze so zu modulieren, dass solch ein Modell mehr Steuern erhält, als es eigentlich insgesamt zahlt und das herrschende System damit mehr und mehr austrocknet. Also so wie jetzt in etwa, nur das das erwirtschaftete Kapital an alle gleichermaßen und ausnahmslos fliesst und nicht an nur sehr wenige.

Wednesday - 24. Okt, 09:52

Ich schrieb: "nette Versuche, aber sie funktionieren in einer kapitalistischen Umgebung ebenfalls nach kapitalistischen Gesetzen."

Ich kenne keinen selbstverwaltetet Betrieb, der nicht auf Gewinn orientiert ist. Auch ein Betrieb, der "nicht nur ausschliesslich Kapitalakkumulation" betreibt, gehorcht den Marktgesetzen. Ein selbstverwalteter Betrieb steht wie jeder normale Betrieb unter dem Zwang, Umsatz und Gewinn zu generieren. Damit stehen die Mitglieder des selbstverwalteten Betriebes ebenfalls unter dem Zwang, Arbeitsleistung zu erbringen, für die sie Geld bekommen müssen.

Wieso ich glaube, daß eine solche Organisationsform von nicht-selbstverwalteten Zubringern abhängig ist? Weil es kaum selbstverwaltete Betriebe im Sinne basis- oder räte-demokratisch orientierter gibt. Und dies ist so, weil es keine kollektive Selbstverwaltung gibt. Wir leben hier schließlich nicht im ehemaligen Jugoslawien.

Und so bricht man die Macht der Kollektive.
Ein schönes Zitat daraus: "Die jugoslawische Fabrikarbeiterklasse hatte sich im Elend eingerichtet und schrie nur auf, wenn die Kapitalisten radikale Schritte androhten."

Wer Marktwirtschaft nicht verstehen will und darauf beharrt, daß es auch mit ein wenig Schönfärberei hier und dort geht, wird an seinen Reformretörtchen ersticken.

Edit:
> Aber es ist möglich das Ganze so zu modulieren, dass solch ein Modell mehr
> Steuern erhält, als es eigentlich insgesamt zahlt und das herrschende System
> damit mehr und mehr austrocknet.

Ich hab versucht, das zu ignorieren, aber ich kann's nicht und muss es niederschreiben, hier, bitte: albern. Nach dieser Logik sind Spekulanten und Steuerbetrüger die wahren "Austrockner des Systems". Spekulanten und Betrüger sind also Antikapitalisten. Hurra.
demon driver - 24. Okt, 12:53

Vom Austrocknen

Die "Theorie", dass man mit weniger profitorientierten Kuschelbetrieben eine Kuschelnische im Kapitalismus aufmachen könne, die den "bösen" Kapitalismus und damit den Gesamtkapitalismus "austrocknen" würde, hab ich in den letzten Jahren öfter gehört. Keine Ahnung, wie jemand allen Ernstes auf die Idee kommen kann. Zumal selbst dann, wenn so was möglich wäre, noch die Frage offenbleibt - wie sieht so ein "Austrocknungsprozess" wohl aus, und wie wirkt er sich für die Beteiligten aus? Doch bestenfalls nur in einem weiteren stetigen Rückgang der volkswirtschaftlichen Erträge, immer weniger Lohn und immer schlechterem Funktionieren von Staat, Bildung, medizinischer Versorgung und so weiter, bis das System etwas früher als ohnehin gegen die Wand fährt. Und dann? Kein Plan, kein Ziel - und das heißt im Zweifelsfall faschistoide Endzeit-Warlord-Gesellschaft, nachdem die Skrupellosesten und Brutalsten der bereits vorher Mächtigen nach dem Zusammenbruch die noch brauchbaren Ressourcen an sich reißen und Willige als Söldner beschäftigen.

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