Diese Erwartung teile ich. Die Frage, dessen Antwort uns wohl zunächst voneinander scheidet lautet: Sind die Lösungen zur Erwartungserfüllung eher in der politischen Theorie zu suchen, oder findet man sie in der alltäglichen Arbeits-Praxis, also dort, wo sie ein jede/r mit erarbeiten kann?
Von dummen Sprüchen, Hetze und Parolen füllen sich keine Mägen, bauen sich keine Brunnen und heilen keine Krankheiten noch werden so gemütliche Wohnstätten erbaut. Ich brauche kein Parlament und somit auch niemanden der meine Rechte vertritt, vor allem dann nicht, wenn ich durchaus willens und in der Lage bin, mich nicht vertreten lassen zu müssen. Wobei auch? Zu entscheiden wer das Geld bekommt, welches mir über Steuern und Abgaben aus der Tasche geleyert wird? Ich kann selbst entscheiden, wem ich gewisse vorgeschriebene Beträge überweise, ich brauche keine fremd geführten Interessenvertreter.
Die Zeit für dieses alberne und unnütze politische Komödchen aus dem letzten Jahrtausend läuft ab - tick-tack-tick-tack...
demon driver - 24. Okt, 22:54
Theorie und Praxis...
Ein Theorie-vs.-Praxis-Widerspruch existiert so nicht, wie Du ihn andeutest. Sondern es ist in der gesellschaftlichen Praxis wie in vielen anderen Bereichen auch – ohne halbwegs exakte Theorie wird es keine funktionierende Praxis geben. Genau wie sich ohne die entsprechenden bautechnischen Theorien und das Verständnis der dabei wirkenden Kräfte keine anspruchsvolle Brücke bauen lässt, wird sich ohne das Verständnis der relevanten gesellschaftlichen und ökonomischen Kräfte und Wirkzusammenhänge auch unter Garantie kein neues, funktionierendes Gemeinwesen aufbauen lassen.
Wie kurzgegriffen und zu wenig, das heißt genau null durchdacht und naiv das "Fundament" Deiner Vorstellungen für eine künftige Gesellschaft zu sein scheint, deutet sich bereits in den wenigen Worten Deines letzten Beitrags glasklar an. Einerseits willst Du Dich nicht "vertreten lassen", andererseits aber willst du "Beträge überweisen" – und dafür ja vermutlich von irgendjemandem vorher Geld bekommen. Warum? Und von wem? Wofür? Für dieselbe Lohnsklaverei, die wir jetzt haben? Nur um satt zu werden? Und damit, weil Du ja keine Vertreter mehr hast und keine Gesetze, die die für Dich machen, der Willkür Deiner "Arbeitgeber" vollständig ausgeliefert?
Es gibt, wie schon gesagt, hundertsiebzig Jahre Kapitalismuskritik, aus deren politischer, gesellschaftlicher und vor allem auch ökonomischer Theorie sich inzwischen mit einiger Sicherheit entnehmen lässt, welche Ansätze für künftige Gesellschaftsmodelle Chancen haben und, besonders wichtig, welche unter Garantie nicht funktionieren können. Scheißt man auf diese Theorie, ist man dazu verdammt, im Zweifelsfall den falschen Ansatz in Angriff zu nehmen. Einmal zu wenig Theorie dabeigehabt, wird das die tausendfache Praxis nicht wieder reparieren können.
Nun, wer würde solchen Zielen nicht zustimmen können außer überzeugten Liberalen, die womöglich noch immer in der Mehrheit sind, wenn man die bürgerlichen Parteien als solche sieht? Doch sind diese Ziele momentan so weit entfernt, dass die Occupy/15-M-Bewegung allenfalls das Erklimmen der ersten Sprosse auf einer sehr langen Leiter auslösen könnte mit der Frage nach dem Sinn von Demokratie im entfesselten Kapitalismus.
Nach jahrzehntelanger Diffamierung von allem, was als links gilt, war nicht zu erwarten, dass eine solche Bewegung wie derzeit nur von links kommen würde. Während der asambleas ist aber durchaus die Möglichkeit gegeben, auf die Leute einzuwirken, wenn man sich denn vors Mikro traut, was laut Mrs. Mop die Marxistinnen in FfM noch nicht einmal taten...
Irgendwie muss eine linke Theorie doch vermittelbar sein, ohne dass es oberlehrerhaft 'rüberkommt. Oder anders ausgedrückt: Könnte es nicht auch sein, dass auf der Ebene der Vermittlung in der heutigen Zeit, unter den heutigen medialen Voraussetzungen, eine große Lücke innerhalb der linken Theoriebildung klafft? Was nützt die beste Gesellschaftstheorie, wenn sie niemand außerhalb ausgemachter Zirkel hören will, die aber für ihre Umsetzung viel weiterer Verbreitung bedürfte?
demon driver - 25. Okt, 18:09
Theorie und ihre Vermittelbarkeit
Zur Vermittelbarkeit von etwas gehören ja immer zwei, Vermittler und Rezipienten... und wenngleich ich sofort zustimme, dass es eine "große Lücke" auf der Vermittlungsseite gibt, ja dass das noch stark untertrieben ist, so nützte auf der anderen Seite auch die perfekt in didaktisch verdaulichstmögliche Form gebrachte, verständlichst zusammengefasste und interessantestmöglich aufbereitete Theorie nichts, wenn auf der anderen Seite jede Bereitschaft, sich sowas überhaupt zu geben, fehlte, und ich meine schon auch, dass sich besonders in den Kreisen, aus denen sich die aktuelle Protestbewegung zusammensetzt, das Interesse an Theorie nicht bloß begrenzt ist, sondern eine geradezu ideologische Ablehnung erfährt, im Gegensatz zur über alles stehenden Praxis. Hauptsache irgendeine Praxis – irgendwas wird schon dabei rumkommen, das scheint mir doch mitunter das Höchstmaß an "Theorie" zu sein, das überhaupt akzeptiert wird...
Vielleicht wäre ja tatsächlich das Anbieten von Volkshochschulkursen zum Themenkomplex "Kapitalismuskritik" schon mal ein kleiner Ansatz? Würde natürlich auf Vermittelndenseite einerseits viel Arbeit und andererseits ein gewisses didaktisches Mindesttalent erfordern, was auch Linke, wie man von linken Veranstaltungen aller Art weiß, nicht automatisch in die Wiege gelegt bekommen. (Und es stellt sich natürlich auch noch die Frage, ob die Leute, aus denen sich die "Empörten" so geneigt sind, Volkshochschulkurse zu besuchen.)
Diese Erwartung teile ich. Die Frage, dessen Antwort uns wohl zunächst voneinander scheidet lautet: Sind die Lösungen zur Erwartungserfüllung eher in der politischen Theorie zu suchen, oder findet man sie in der alltäglichen Arbeits-Praxis, also dort, wo sie ein jede/r mit erarbeiten kann?
Von dummen Sprüchen, Hetze und Parolen füllen sich keine Mägen, bauen sich keine Brunnen und heilen keine Krankheiten noch werden so gemütliche Wohnstätten erbaut. Ich brauche kein Parlament und somit auch niemanden der meine Rechte vertritt, vor allem dann nicht, wenn ich durchaus willens und in der Lage bin, mich nicht vertreten lassen zu müssen. Wobei auch? Zu entscheiden wer das Geld bekommt, welches mir über Steuern und Abgaben aus der Tasche geleyert wird? Ich kann selbst entscheiden, wem ich gewisse vorgeschriebene Beträge überweise, ich brauche keine fremd geführten Interessenvertreter.
Die Zeit für dieses alberne und unnütze politische Komödchen aus dem letzten Jahrtausend läuft ab - tick-tack-tick-tack...
Theorie und Praxis...
Wie kurzgegriffen und zu wenig, das heißt genau null durchdacht und naiv das "Fundament" Deiner Vorstellungen für eine künftige Gesellschaft zu sein scheint, deutet sich bereits in den wenigen Worten Deines letzten Beitrags glasklar an. Einerseits willst Du Dich nicht "vertreten lassen", andererseits aber willst du "Beträge überweisen" – und dafür ja vermutlich von irgendjemandem vorher Geld bekommen. Warum? Und von wem? Wofür? Für dieselbe Lohnsklaverei, die wir jetzt haben? Nur um satt zu werden? Und damit, weil Du ja keine Vertreter mehr hast und keine Gesetze, die die für Dich machen, der Willkür Deiner "Arbeitgeber" vollständig ausgeliefert?
Es gibt, wie schon gesagt, hundertsiebzig Jahre Kapitalismuskritik, aus deren politischer, gesellschaftlicher und vor allem auch ökonomischer Theorie sich inzwischen mit einiger Sicherheit entnehmen lässt, welche Ansätze für künftige Gesellschaftsmodelle Chancen haben und, besonders wichtig, welche unter Garantie nicht funktionieren können. Scheißt man auf diese Theorie, ist man dazu verdammt, im Zweifelsfall den falschen Ansatz in Angriff zu nehmen. Einmal zu wenig Theorie dabeigehabt, wird das die tausendfache Praxis nicht wieder reparieren können.
Nach jahrzehntelanger Diffamierung von allem, was als links gilt, war nicht zu erwarten, dass eine solche Bewegung wie derzeit nur von links kommen würde. Während der asambleas ist aber durchaus die Möglichkeit gegeben, auf die Leute einzuwirken, wenn man sich denn vors Mikro traut, was laut Mrs. Mop die Marxistinnen in FfM noch nicht einmal taten...
Irgendwie muss eine linke Theorie doch vermittelbar sein, ohne dass es oberlehrerhaft 'rüberkommt. Oder anders ausgedrückt: Könnte es nicht auch sein, dass auf der Ebene der Vermittlung in der heutigen Zeit, unter den heutigen medialen Voraussetzungen, eine große Lücke innerhalb der linken Theoriebildung klafft? Was nützt die beste Gesellschaftstheorie, wenn sie niemand außerhalb ausgemachter Zirkel hören will, die aber für ihre Umsetzung viel weiterer Verbreitung bedürfte?
Theorie und ihre Vermittelbarkeit
Vielleicht wäre ja tatsächlich das Anbieten von Volkshochschulkursen zum Themenkomplex "Kapitalismuskritik" schon mal ein kleiner Ansatz? Würde natürlich auf Vermittelndenseite einerseits viel Arbeit und andererseits ein gewisses didaktisches Mindesttalent erfordern, was auch Linke, wie man von linken Veranstaltungen aller Art weiß, nicht automatisch in die Wiege gelegt bekommen. (Und es stellt sich natürlich auch noch die Frage, ob die Leute, aus denen sich die "Empörten" so geneigt sind, Volkshochschulkurse zu besuchen.)