Momorulez schreibt: Ich denke, man muss die Postmoderne im Rahmen des “linguistic Turn” in seiner de Saussureschen Variante verstehen; und die Einsicht, dass Sprache sinnliche Wahrnehmungen beeinflusst, die ist unhintergehbar. Und Sprache ist Subjektivität vorgängig. Mich ALS Subjekt kann ich nur begreifen, wenn ich auf das Bedeutungsrepertoire der Alltagssprache zurück greife, sonst vegetiere ich nur.
Falsch, falsch, alles falsch.
Natürlich beeinflusst Sprache die sinnliche Wahrnehmung, aber die sinnliche Wahrnehmung ist vorgängig, sie ist das primäre Phänomen. Subjektivität ist unbedingt abhängig von der propriorezeptiven (körperlichen) Selbstwahrnehmung und die kommt auch ohne Sprache aus.
Die Phobie vor einem "sprachlosen Vegetieren" ist natürlich berechtigt. Wenn wir einen flüchtigen Blick auf die Psychotraumatologie werfen, dann ist es nicht schwer, zu erkennen, dass eine der wesentlichen Schwierigkeiten immer wieder darin besteht, das Trauma deklarativ zu erinnern. Das ist gerade das Konstitutive am Trauma: dass es sich eben nicht versprachlichen lässt. Und trotzdem ist es wirkmächtig wie kaum ein anderer Einflussfaktor in unserem Leben.
Sprachliche "Narrative" - wie sie die Postmoderne ständig in den Vordergrund rückt - spielen bei der Entstehung, Verarbeitung und Nachwirkung von traumatischen Erlebnissen keine Rolle. Jeglicher Sprachfetischismus ist hier fehl am Platz, das sogenannte "Narrativ", das vom Trauma erzählt, drückt sich nämlich auf alle mögliche anderen Arten aus: auf der Ebene, wie wir unsere Beziehungen gestalten, auf unmittelbarer körperlicher Ebene, in Zwängen, Ängsten, Panikattacken oder einfach nur neurotischen "Ticks".
Und nein, es ist nicht heilsam, das traumatische Erlebnis bloß zu versprachlichen. Die körperlichen Automatismen, die durch das Trauma in Gang gesetzt wurden, werden dadurch nicht aufgelöst.
Nicht die Einsicht, dass Sprache irgendetwas beeinflusst, sondern vielmehr die Tatsache, dass nichtsprachliche Traumata das ganze Leben beeinflussen, ist unhintergehbar.
ps. Hab ich übrigens auch dort, wo es hingehört gepostet, hoffentlich wird es freigeschaltet.
Sprachfetischismus
Ich denke, man muss die Postmoderne im Rahmen des “linguistic Turn” in seiner de Saussureschen Variante verstehen; und die Einsicht, dass Sprache sinnliche Wahrnehmungen beeinflusst, die ist unhintergehbar. Und Sprache ist Subjektivität vorgängig. Mich ALS Subjekt kann ich nur begreifen, wenn ich auf das Bedeutungsrepertoire der Alltagssprache zurück greife, sonst vegetiere ich nur.
Falsch, falsch, alles falsch.
Natürlich beeinflusst Sprache die sinnliche Wahrnehmung, aber die sinnliche Wahrnehmung ist vorgängig, sie ist das primäre Phänomen. Subjektivität ist unbedingt abhängig von der propriorezeptiven (körperlichen) Selbstwahrnehmung und die kommt auch ohne Sprache aus.
Die Phobie vor einem "sprachlosen Vegetieren" ist natürlich berechtigt. Wenn wir einen flüchtigen Blick auf die Psychotraumatologie werfen, dann ist es nicht schwer, zu erkennen, dass eine der wesentlichen Schwierigkeiten immer wieder darin besteht, das Trauma deklarativ zu erinnern. Das ist gerade das Konstitutive am Trauma: dass es sich eben nicht versprachlichen lässt. Und trotzdem ist es wirkmächtig wie kaum ein anderer Einflussfaktor in unserem Leben.
Sprachliche "Narrative" - wie sie die Postmoderne ständig in den Vordergrund rückt - spielen bei der Entstehung, Verarbeitung und Nachwirkung von traumatischen Erlebnissen keine Rolle. Jeglicher Sprachfetischismus ist hier fehl am Platz, das sogenannte "Narrativ", das vom Trauma erzählt, drückt sich nämlich auf alle mögliche anderen Arten aus: auf der Ebene, wie wir unsere Beziehungen gestalten, auf unmittelbarer körperlicher Ebene, in Zwängen, Ängsten, Panikattacken oder einfach nur neurotischen "Ticks".
Und nein, es ist nicht heilsam, das traumatische Erlebnis bloß zu versprachlichen. Die körperlichen Automatismen, die durch das Trauma in Gang gesetzt wurden, werden dadurch nicht aufgelöst.
Nicht die Einsicht, dass Sprache irgendetwas beeinflusst, sondern vielmehr die Tatsache, dass nichtsprachliche Traumata das ganze Leben beeinflussen, ist unhintergehbar.
ps. Hab ich übrigens auch dort, wo es hingehört gepostet, hoffentlich wird es freigeschaltet.