notiz: weiteres zum heutigen umgang mit kindern

vielleicht haben Sie noch die worte des hier zitierten experten im kopf? das extreme vernachlässigung (und, so ist hinzuzufügen, auch offene gewalt) gegen kinder in der heutigen realität wesentlich verbreiteter ist, als es sich die meisten von uns vorstellen (oder auch eingestehen) können? einmal mit offenen augen durch die medialen welten gegangen, und Sie erhalten eine art chronik des terrors (ein anderes wort wäre eine verharmlosung) - alle meldungen sind von heute oder aus den letzten tagen:

"Berlin (ddp-bln) Beamte des Landeskriminalamts haben in einer Wohnung in der Schäferstraße in Spandau zwei vernachlässigte Kinder entdeckt. Die Jungen im Alter von drei und sieben Jahren seien unter «katastrophalen» hygienischen Zuständen untergebracht gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Auf den Fall aufmerksam geworden seien Mitarbeiter eines Krankenhauses. Dort sei der 45-jährige Vater der Kinder mit Schnittverletzungen erschienen, die er sich nach eigenen Angaben beim Basteln mit seinen Kindern zugezogen habe. Er habe behauptet, das sich eine Nachbarin um diese kümmere und das Jugendamt nicht informiert werden müsse.(...)"
19.11.2005

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"Bexbach (ddp) Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat nach dem Tod eines zweieinhalb Monate alten Säuglings aus Bexbach Mordanklage gegen den Vater erhoben. Das teilte die Staatsanwaltschaft heute mit. Das Kind war Anfang Juli nach schweren Misshandlungen an einer Schädelfraktur mit schwerem Schädelhirntrauma gestorben.

Laut Anklage soll der 27-jährige Staplerfahrer sein Kind heftig geschüttelt, geschlagen und anschließend gegen einen Heizkörper geworfen haben. Der Säugling starb noch am selben Tag in einer Kinderklinik. Die Obduktion hatte ergeben, dass er schon in der Vorzeit häufig misshandelt worden war.(...)
Die Ermittlungen gegen die 23 Jahre alte Mutter des Kindes dauern nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch an. Möglicherweise muss sie sich wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen durch Unterlassung verantworten, weil sie von den fortdauernden Misshandlungen wusste, aber nicht dagegen einschritt."
17.11.2005

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"Geseke (ddp-nrw) Nach dem Fund einer Babyleiche in Geseke (Kreis Soest) haben sich bislang keine Hinweise auf ein Gewaltdelikt ergeben. Bei der Obduktion des am Dienstag in einer Kühltruhe entdeckten Neugeborenen seien keine Anhaltspunkte für äußere Gewalt festgestellt worden, teilten die Kreispolizeibehörde Soest und die Staatsanwaltschaft Paderborn mit. Das männliche Baby habe bei der Geburt gelebt und sei offenbar kurze Zeit später gestorben.

Da sich zwischen den Aussagen der festgenommenen 33-jährigen Mutter und dem Ergebnis des Rechtsmediziners Widersprüche ergaben, sollte die Frau am Mittwochabend noch einmal vernommen werden. Anschließend werde entschieden, ob ein Haftbefehl gegen sie beantragt werde, hieß es.

Die Polizei hatte am Dienstag die Wohnung der Frau mit Leichenspürhunden durchsucht und dabei das tote Baby gefunden. Die Staatsanwaltschaft Paderborn ermittelt seit Ende vergangenen Jahres gegen die Frau, nachdem Hinweise auf eine möglicherweise abgebrochene Schwangerschaft beziehungsweise auf ein verschwundenes Baby eingegangen waren. Die allein erziehende Frau hat noch zwei weitere minderjährige Kinder, die durch das städtische Ordnungsamt bei Verwandten untergebracht wurden."
17.11.2005

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"Bochum - Das am Donnerstag gestorbene Baby in Bochum ist absichtlich mit heißem Wasser verbrüht worden. Das hat der Lebensgefährte der Mutter am Freitag gestanden, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Er habe sich über das Geschrei des sieben Monate alten Jungen geärgert, sagte der 28-Jährige. Staatsanwalt Dieter Justinski berichtete, der arbeitslose Dachdecker habe außerdem zugegeben, das Kind schon im Alter von sechs Wochen so geschüttelt zu haben, dass es mit einem Oberschenkelbruch in die Klinik gebracht werden musste."

(...)

"Unterdessen wurde der Bochumer Polizei ein weiterer Fall von Kindesmisshandlung gemeldet. Im Stadtteil Wattenscheid wurde ein 24-jähriger Vater unter dem Verdacht festgenommen, seiner fünf Monate alten Tochter durch brutale Schläge schwere Striemen und Blutergüsse am Kopf beigebracht zu haben.

Nach den Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat es in der Familie, zu der noch ein zweijähriger Sohn gehört, schon früher Vorfälle häuslicher Gewalt gegeben."
18.11.2005 AP


die dokumentierten fälle von explizit sexualisierter gewalt gegen kinder habe ich aussen vorgelassen, weil sich die öffentliche wahrnehmung in den letzten beiden jahrzehnten wenigstens hier und zumindest etwas offener dem problem stellt.

ich kann die thesen von deMause zwar an einigen punkten kritisieren, finde jedoch in seinem weiter unten vorgestellten buch nach wie vor einen durch ganze berge von material überzeugend belegten schluß immer noch extrem niederschmetternd: das, was oben dokumentiert ist, stellte über jahrtausende quer durch fast alle kulturen weltweit die normalität des umgangs mit kindern dar! und seine these, dass bis heute innerhalb von gesellschaften auch dieser modus der kinder"erziehung" zusammen mit fortgeschritteneren existiert, macht vor dem hintergrund solcher meldungen wie oben wirklich sinn. ein tatsächlicher sozialer fortschritt lässt sich daran erkennen, dass zumindest ein teil der tatsächlichen gewaltereignisse inzwischen repressiv verfolgt wird, was wenigstens kurzfristig für die opfer eine wichtige schutzmaßnahme sein kann, aber ohne berücksichtigung der hintergründe keine echte verbesserung bewirken kann. dazu müssten wir in unserer absoluten mehrzahl erst selbst in der lage sein, realistisch wahrzunehmen - in einer historischen situation, in der sich als-ob-simulationen von sozialen beziehungen immer mehr breit zu machen scheinen (was sich als eine logische konsequenz des thematisierten gewalttätigen umgangs mit kindern interpretieren lässt), ist diese wahrnehmungsebene immer schwerer zu erreichen. aber das scheint sich mir als eine politische hauptaufgabe allererster priorität abzuzeichnen.

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