selten genug, dass es in all diesen monaten und jahren mal etwas zumindest potenziell positives zu berichten gibt. in diesem fall jedoch dazu noch die ankündigung eines ereignisses, welches sich das strapazierte attribut "historisch" durchaus verdienen könnte.
die idee für einen gemeinsamen streik- und aktionstag der in europa besonders in die mangel genommenen länder des südens ist eigentlich naheliegend und durchaus nicht neu; meines wissens sind in den letzten jahren mindestens zwei versuche in die richtung gescheitert - nicht nur aus gründen nationaler egoismen, sondern auch wegen zögerlichen bis offen reaktionären gewerkschaften, die sich quer durch europa immer noch nicht so recht an den seit langem offen erklärten klassenkampf von oben gewöhnen mögen - und das betrifft nicht nur die jeweiligen und meist kapitalgepamperten funktionäre, sondern ebenso große teile der basis.
inzwischen haben jedoch die dimensionen der sozioökonomischen und auch psychosozialen verelendung nicht nur in griechenland, sondern auch in portugal, spanien und zunehmend italien ein ausmaß angenommen, welches den widerstand gegen die unter dem unwort "austeritätsmaßnahmen" laufende plünderungs- und umverteilungspolitik existenziell werden lässt (wer für beides eine art unvollständiger chronologie sehen will, sei einmal mehr aufdiese seiteverwiesen).
und es dürfte am ende nicht zuletzt dieser existenziellen wucht zu verdanken sein, die sich seit wochen auf den strassen und plätzen des europäischen südens manifestiert, dass sich jetzt selbst die bisher mehrheitlich sehr staats- und systemtragenden führungsfunktionäre der jeweiligen großen landesgewerkschaften dazu genötigt sehen, eine der schärfsten waffen der bisher deutlich schwächeren partei in diesem klassenkampf nicht nur zu zeigen, sondern auch sozusagen zu modifizieren. denn auch, wenn ein tag generalstreik weiterhin nur eine, wenn auch starke, symbolische aktion darstellt: die premiere eines bewusst und zusammen organisierten transnationalen streiks lässt sich durchaus aus mehreren gründen als schritt in eine bessere richtung begreifen:
zum einen wird damit endlich einmal dem schon lange transnational betriebenen ständigen drehen an der krisenschraube auf gleicher ebene begegnet.
zum anderen ist das ein starkes und überfälliges signal gegen alle nationalistischen und rasssistischen "krisenlösungen", deren schärfste und übelste ausprägungen momentan wahrscheinlich in griechenland (aber nicht nur dort) zu betrachten sind. dieser unheilvollen tendenz eine ganz andere erfahrung und auch perspektive entgegenzusetzen, ist überfällig. und dazu eignet sich der kommende transnationale streik in idealer weise.
und nicht zuletzt wäre das auch einmal eine zur abwechslung wirklich positive form der europäischen einigung
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bisher sind bestätigt die folgenden länder beteiligt:
portugal
spanien
malta
zypern
mit unterschiedlicher wahrscheinlichkeit werden bzw. könnten dazu kommen:
griechenland (sehr wahrscheinlich)
italien (diskussionen laufen)
frankreich (hier wird darüber nachgedacht, die zu diesem datum geplanten solidaritätsaktionen auch in form von streiks durchzuführen)
belgien (ähnlich wie frankreich)
und wenn es so tatsächlich passieren sollte, dass an diesem tag dann der gesamte europäische mittelmeerraum plus große teile westeuropas lahmliegen, dann wäre das ein signal, welches weder zu überhören noch zu ignorieren wäre - nicht von den "eliten", aber besonders auch nicht von den streikenden selbst, denen so die leider nur allzuoft als entleerte phrase daherkommende "internationale solidarität" einmal als lebendiger teil des eigenen aktiven handelns begegnen kann. und eine solche erfahrung ist in zeiten wie diesen nicht zu unterschätzen.
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noch eine kleine materialsammlung: für einen allgemeinen überblick zur jeweils aktuellen entwicklung dieses projektes empfiehlt sicheuropeanstrike. ebenfalls ist das ein neues schwerpunktthema beimlabournet, dessen schwerpunktseiten zu solchen aktionen nicht nur wegen der dortigen einblicke in das innenleben der europäischen gewekschaften zu empfehlen sind. und auchtelepolishat begonnen, sich mit dem thema zu beschäftigen.
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die nächsten wochen werde ich bei gelegenheit in diesen beitrag und die kommentare immer wieder mal updates einbauen; und auch die frage, ob und was hierzulande in diesem kontext passiert, soll noch thema werden.
update 1 am 03.11.: yo, derkommentarvon mrs. mop (danke & gruß!) unten veranlasst mich neben ein paar freien stunden heute dazu, etliche nachträge los zu werden - es hat sich zwischenzeitlich eine menge getan. bevor ich auf das thema des kommentars bzw. die situation rund um 14N hierzulande komme, zunächst ein europäischer überblick:
die anfangs genannten länder sind fest dabei; in spanien rufen auch die zunächst noch nicht im boot befindlichen anarchosyndikalistischen gewerkschaften (CNT und co.) mit zum 14. auf.
ich persönlich kann den griechischen status immer noch nur auf "wahrscheinlich" lassen, obwohl griechenland quer durch viele seiten als teilnehmendes land benannt wird. ich habe schlicht und einfach noch nirgends etwas "offizielles" seitens der gewerkschaften dort gefunden. kann aber auch sein, dass diese mit dem für die kommende woche geplanten zweitägigen generalstreik am mittwoch & donnerstag erstmal voll beschäftogt sind.
neues aber aus italien: hier wird nun - neben vielen weiteren aktionen - gewerkschaftsübergreifend zu einem vierstündigen (general-)streik aufgerufen.
ebenfalls hat mindestens eine der großen belgischen gewerkschaften einen streikaufruf draussen.
in frankreich läuft die mobilisierung v.a. neben den gewerkschaftsapparaten bzw. direkt an der basis - neben vielen strassenaktionen sind auch hier streiks in nicht vorhersagbarem ausmaß zu erwarten.
neu dazu auf der karte kommt großbritannien; auch hier hat eine größere mobilisierung gestartet und es scheint eine gewisse chance dafür zu geben, dass sich auch das gewerkschaftliche schwergewicht TUC einklinkt.
quellen zum obigen sind neben den bereits verlinkten seiten auch viele facebook-pages, die - aus meiner sicht bedauerlicherweise - bei dieser mobilisierung europaweit eine große rolle spielen. schon länger ist einer der zugrundliegenden aufrufe lesbar, nämlich der vom "europäischen gewerkschaftsbund" (egb) - hier in einerübersetzten version. und unter punkt fünf dürfte eine wesentliche motivation für diesen aktionismus zu lesen sein:
"Der Exekutivausschuss konstatiert einen wachsenden Widerstand der Bürger/-innen und Arbeiter/-innen in den betroffenen Ländern..."
und in gewisser weise setzen sich quer durch europa alle im egb organisierten gewerkschaften mit solchen aktionen auf diesen widerstand drauf; teils mehr, teils weniger freiwillig. aber auch wenn weniger freiwillig, so schaffen sie mit dem ereignis an sich doch eine art präzedenzfall, hinter den sie zukünftig nur schwer zurückkönnen, weil die bisherige mobilisierung darauf hindeutet, dass der 14. november durchaus ein bemerkenswerter tag werden wird.
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und nun zur brd: nach dem in vielen städten bereits bündnisse mit vereinzelter teilnahme gewerkschaftlicher organisierter entstanden sind, und dazu - auch via facebook - die dgb-führung ein gewisses ausmaß an verärgerter post zu bewältigen hatte, kam vor ein paar tagen die folgende erklärung an die öffentlichkeit:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
besten Dank für das Interesse an dem europäischen Solidaritäts- und Aktionstag am 14.11.2012.
Dieser Solidaritäts- und Aktionstag wurde von der Exekutive des EGB am 17. Oktober 2012 beschlossen. Den Resolutionstext senden wir anbei.
Der Geschäftsführende Bundesvorstand vom DGB hat am 29.10.2012 hierüber beraten und folgendes beschlossen.
Der DGB wird Solidaritätsaktivitäten anlässlich des europaweiten Solidaritätstages am 14.11.2012 durchführen. Die DGB-Bezirke werden gebeten diesen Solidaritäts- und Aktionstag zu unterstützen, in dem sie in ihrem Bereich Solidaritätsbotschaften organisieren. Insbesondere bieten sich hierzu auch Städtepartnerschaften mit den Krisenländern bzw. anderen Kooperationsstrukturen – wie zum Beispiel Partnerregionen – an.
Eine Solidaritätsbotschaft wurde verabschiedet, die wir Ihnen in der Anlage übersenden. (...)
Mit den Mitgliedsgewerkschaften des DGB ist verabredet, dass diese auf betrieblicher Ebene insbesondere von Euro-Betriebsräten verabschiedet werden.
Die DGB-Bezirke werden unterschiedliche Aktivitäten zu diesem Aktionstag entwickeln. Nähere Informationen erhalten Sie bei Ihrem zuständigen DGB-Bezirk.
Wir werden ab spätestens 05.11.2012 hierüber auch regelmäßig auf unserer Internetseite http://www.dgb.de informieren."
der erwähnte resolutionstext kann inzwischen an vielen stellen im netz nachgelesen werden; da es sich hierbei um wohlfeile worte handelt, die niemandem weh tun, spare ich mir die dokumentation. und das es sich bei der empfohlenen "aktion" des verfassens von "solidaritätsbotschaften" um das absolute minimum handelt, unterhalb dessen nur noch das blanke nichts-tun rangiert, lässt aus meiner sicht durchaus rückschlüsse auf die tatsächliche motivation der deutschen gewerkschaftlichen funktionärsschicht zu (ausnahmen bestätigen wie immer die regel). das die führung dann den bezirken (und in weiterer konsequenz dann auch den einzelgewerkschaften) einen gewissen spielraum für eigenes lässt, wird bspw. von der führung der ig metall als vielleicht der einflussreichsten einzelgewerkschaft in einem sinne genutzt, derverräterisch antisozialdaherkommt:
(...) "Bereits beim Manager-Forum auf Phoenix am 14. Oktober pöbelte der IG Metall Vorsitzende Huber, die spanischen Gewerkschaften hätten durch hohe Lohnabschlüsse ihre Vorteile verspielt (...). Er verließ damit nicht nur die gebotene Solidarität der europäischen Gewerkschaften, sondern hinterging die Vereinbarung, durch eine koordinierte europäische Tarifpolitik mindestens die Reallöhne zu sichern.
Im Gespräch mit der Zeitung Schwäbisches Tagblatt vom 25.10.2012 ging er jetzt noch einen Schritt weiter in der Zerstörung europäischer gewerkschaftlicher Zusammenarbeit, indem er die geplanten Streiks in einigen Ländern als voluntaristischen Unfug bezeichnete und allen Solidaritätsaktionen der IG Metall an diesem Tag eine Absage erteilte: Das eine ist ein Aufruf, das andere die Frage der Organisation. Die europäische Gewerkschaftsbewegung sei relativ schwach. Die einzige Gewerkschaft, die keine Mitglieder verliere, sei die IG Metall. Doch für einen Streik, wie ihn vier Länder planen, brauche es hierzulande eine Urabstimmung. Stattdessen will Huber in den Betrieben mit den Leuten reden. Er hat wohl bewusst ignoriert, dass im EGB-Aufruf von Streiks, Versammlungen und anderen Aktionen die Rede ist. Es ist weit mehr und anderes vorstellbar und gewünscht, als in den Betrieben mit den Leuten zu reden auch unterhalb von Streiks, die, zumal in Deutschland, eine lange Vorbereitungszeit benötigten. Und worüber will Huber mit den Leuten reden? Vielleicht über Subventionen und Steuererleichterungen für die deutsche Industrie?" (...)
das bestätigt nur einmal mehr, was von dieser gewerkschaftsführung mit ihrer unlösbaren anklettung an die chefetagen und die spd zu erwarten ist: nämlich genau nichts.
nichtsdestotrotz werden von den "üblichen verdächtigen" der wie auch immer linken außerparlamentarischen potenziellen opposition (potenziell deshalb, weil´s in diesem land schlicht keine reale opposition gibt) plus den übriggebliebenen occupy- und edj-strukturen (doch doch, die gibt´s noch) nach meinen infos bisher in folgenden städten aktionen verschiedener art geplant:
die eine oder andere stadt dürfte bis zum 14. noch dazukommen. eventuell etwas verwirrender könnte der ganze tag - in einem positiven sinne - dadurch werden, dass vom 14. bis zum 21. november eine globale woche der bildungsproteste bevorsteht (für d-land mehr z.b.hier), was sich bei uns in der stadt (bremen) dann zb. am 14. in einem stadtweit ausgerufenen schulstreik äussern wird. etwas, woran sich nach vielen erfahrungen durchaus immer ein paar tausend schülerInnen beteiligen. die kontakte hinsichtlich 14N sind geknüpft, was bei diesem thema ebenso wie in südeuropa nicht nur naheliegt, sondern schlicht eine notwendigkeit darstellt. durch diese am gleichen tag startende aktionswoche jedenfalls dürften die strassen in vielen europäischen städten zusätzlich belebt werden, und zumindest einen hauch dessen könnten wir auch hierzulande verspüren.
die situation in meiner stadt zum 14N will ich, weil sie durchaus einiges über die allgemeinen deutschen zustände aussagt, in einem eigenen beitrag thematisieren.
es kann nichts schaden, da dieser mann jetzt nochmal gerne selbst die formal und teils auch reale größte machtposition in diesem land ausüben möchte, nochmals genauer seine möglichen motivationen und auch taktiken zur erlangung dieser position zu betrachten. 2009 bin ich diesbezgl. eher zufällig über eine sehr interessante argumentationslinie gestolpert, die sich damals so las:
(...) "Und bei der Annäherung an die Linkspartei ist nicht einmal ein Nullsummenspiel, sondern eher ein Verlust für die SPD wahrscheinlich, weil immer um einen Faktor höher Wählerinnen und Wähler in der Mitte zu den konservativ-bürgerlichen Parteien überlaufen. Das hat etwas mit der ausgeprägten Sehnsucht der Deutschen nach Stabilität, Sicherheit und Beständigkeit zu tun. Diese in meinen Augen tief verankerte Sehnsucht in der deutschen Gesellschaft geht auf die Brüche und traumatischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts zurück. Diese Traumatisierungen sind nach wie vor mentalitätsprägend und lassen die Wählerinnen und Wähler in Deutschland in der Mitte zusammenrücken. Jede Annäherung an die politischen Ränder trifft daher auf eine verbreitete Skepsis, mehr noch: Ablehnung in der Bevölkerung." (...)
für einen hiesigen politiker war und ist derlei klartext, der jenseits der üblichen klischees meiner meinung nach einen tatsächlichen blick in realitätswahrnehmung und kalküle von zumindest teilen der "eliten" zulässt, recht ungewöhnlich. mehr dazu im damaligen beitrag:
ich bin vermutlich nicht der einzige, der sich im angesicht der täglichen flut von nachrichten mit immer öfter schon fast surreal-bösartigen inhalten zunehmend in einen alptraum im wachzustand versetzt fühlt - nicht, dass diese meldungen in den letzten jahren irgendwie anders oder gar "besser" gewesen seien, aber mittlerweile finde ich die aktuell zu konstatierende auswegs- und noch mehr sinnlosigkeit, die einen beim betrachten der globalen gesamtkrise (mit all ihren facetten - ökologisch, ökonomisch, psychosozial, kulturell) so überkommt, immer öfter nur noch bedrückend. und auch, wenn ich mich selbst hinsichtlich negativszenarien bzw. dystopien als in gewisser hinsicht abgedrüht und fähig zur distanz bezeichnen würde - es gibt grenzen.
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aktuell hat sich dieser fakt bspw. bei der lektüre der folgendengeschichtebemerkbar gemacht:
(...) "Stephen Hill war beruflich Kraftfahrer und wohnte mit seiner Familie in Nordengland, in Derbyshire, da, wo England so richtig provinziell ist. Vor zwei Jahren verschlimmerten sich seine gesundheitlichen Probleme. Ständig fühlte er sich erschöpft, berichten seine Angehörigen. Schließlich konnte er nicht mehr zur Arbeit gehen und beantragte Employment Support Allowance (ESA). Von dieser staatlichen Beihilfe leben vor allem Behinderte und chronisch Kranke - Menschen, die nicht arbeitsfähig sind. Ob sie dazu berechtigt sind, wird unter anderem mit medizinischen Tests festgestellt. Schnell stellte sich bei dieser Untersuchung heraus, dass Stephen Hill an einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung litt. Man riet ihm, möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen.
Die Antwort auf seinen Antrag war dennoch - negativ! Eine schwere kardiovaskuläre Erkrankung sei "unwahrscheinlich", hieß es im Bescheid des Arbeitsamts. Hill legte Widerspruch ein, mit Erfolg. Aber schon nach wenigen Wochen nach der ersten Zahlung wurde er erneut für denselben medizinischen Test einbestellt. Wovon sollte er leben? Hatten die Mediziner recht, war er vielleicht doch gesund? Auch beim zweiten Mal kamen die Prüfer zum gleichen Ergebnis; er sei nicht wirklich krank und daher arbeitsfähig. Vier Wochen später starb Stephen Hill an einem Herzinfarkt, als er sein Auto reinigte. (...)
Viele Briten beginnen nun zur Kenntnis zu nehmen, dass Hills Tod weder der einzige, noch der erste Fall einer krassen und fatalen Fehleinschätzung war. Die Boulevardzeitung Daily Mirror recherchierte und fand heraus, dass zwischen Januar und August 2011 1.100 ESA-Empfänger starben, kurz nachdem die Behörden sie als bedingt arbeitsfähig eingestuft hatten." (...)
ich empfehle auch die in den kommentaren unter dem zuletzt erwähntenblogartikeldes "mirror" enthaltenen erfahrungsberichte vieler von den gleichen "maßnahmen" betroffener.
wie soll man sowas nun bezeichnen? eine art indirekter "vernichtung durch arbeit" unter staatlicher aufsicht, durchgeführt in diesem fall mithilfe der aktiven - ja, täterschaft eines privaten unternehmens? wir hier im "goldenen westen" haben uns ja durch jahrzehnte hindurch bestens an die tausenden hungertoten pro tag irgendwo ganz weit weg ebenso gewöhnt wie an die ebenfalls (anscheinend) weit entfernten kriege an vielen ecken. auch die steigenden "selbst"mordraten im europäischen süden, aber ebenfalls auch ingroßbritannien, lösen mehrheitlich ebenfalls das gleiche schulterzucken aus (falls sie überhaupt registriert werden), wie die jährlich tausenden toten an den eu-südgrenzen unter dem regime von frontex (nur storys mit human touch schaffen es überhaupt noch an die oberfläche des medienstromes, so wie vor einiger zeitdiese hier(ist übrigens nicht als vorwurf an uhupardo gemeint, der die erbärmlichen zustände im süden durchaus auf dem schirm hat).
als "menschlich abgestumpft und geistig umnachtet" umschrieb mertz in seinem aktuellen kapitel unten am ende die postmodernen durchschnittsbewohnerInnen der globalen zentren - zumindest dieser befund trifft exakt.
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diese sich mehr und mehr offen wahrnehmbar entfaltende, im kern extrem destruktive und buchstäblich a-soziale mentalität findet sich dabei quer durch die ganze gesellschaft, wobei auch die herrschaften aus den selbsterklärten "eliten" zunehmend gefallen daran zu finden scheinen, offen ihre eigeneinnere verwahrlosungkund zu tun:
(...) "Schläge im Hof, Vergewaltigungen in der Gemeinschaftsdusche: Gewalt gehört in deutschen Gefängnissen offenbar zum Alltag. Laut einer am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wird mehr als ein Viertel aller Insassen im Laufe eines Monats körperlich angegriffen. Bei den Jugendlichen war es sogar fast jeder Zweite. Christian Pfeiffer, Leiter des Forschungsinstituts, sprach von „Horrorquoten“ und forderte Konsequenzen.
25,7 Prozent aller männlichen Befragten und 25,6 Prozent aller weiblichen Befragten gaben demnach an, innerhalb der letzten vier Wochen im Gefängnis Opfer physischer Gewalt geworden zu sein. Bei den Jugendlichen waren es 49 Prozent. " (...)
nun sind diese zuständekeineswegs neu, und ebenfalls ist die oft genug tödliche ignoranz nicht nur der zuständigen behörden, sondern auch breiter teile der öffentlichkeit altbekannt. neu ist jedoch eine art von zynismus, die wie folgt klingt:
(...) "Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) reagierte am Donnerstag gelassen auf die Studie. „Ein Knast ist eben keine Mädchenpension“, sagte er auf dapd-Anfrage. Der CDU-Politiker hatte die Studie des Kriminologischen Forschungsinistituts selbst mit in Auftrag gegeben. Die nun vorgestellten Ergebnisse könne er „gut akzeptieren“, da vieles der vorgeschlagenen Konsequenzen in den niedersächsischen Gefängnissen bereits umgesetzt sei." (...)
ich hatte ja hier in der vergangenheit in vielen beiträgen das hiesige justizsystem in all seinen facetten schon öfter als absurd und verkommen bezeichnet, aber dafür fallen mir keine angemessenen beleidigungen mehr ein. nur ein wunsch: das der herr minister einmal nur eine woche, ach was, nur einen tag selbst erfährt, was "keine mädchenpension" bedeutet (aus dem zuletzt verlinkten alten blogbeitrag):
"Sprichwörtlich" sei es, jemanden zu zwingen, den Kopf in die Kloschüssel zu stecken.
Auch "Abzocke" sei üblich: Gefangene drohen demnach anderen damit, dass sie etwas "auf die Schnauze" bekommen, wenn sie etwa keinen Tabak abgäben oder sich weigerten, "Dienstleistungen" auszuüben, wie beispielsweise die Zelle zu putzen. All das gehöre zur Subkultur. Auch Vergewaltigungen seien keine Einzelfälle."
ich fürchte fast, ein teil in mir könnte diese behandlung eines ministers auch ganz "gut akzeptieren"...
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aber was soll´s - ein höherrangiger kollege dieses norddeutschen provinzlers gab in einem anderen zusammenhang neulich zu erkennen, dass er durchaus zumindest ab und zu etwasauthentische realitätwahrnehmen (und entsprechend praktizieren) kann:
(...) "Auch wir bescheißen gelegentlich, auch wir verstoßen gegen Regeln", sagte Schäuble.
bis auf das gelegentlich eine durchaus offene zustands- und selbstbeschreibung aus den reihen der "elite".
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wobei es sich um eineglobale realitäthandelt, die aber anhand dieses beispiels auch deutlich macht, dass die republikaner auf dieser ebene sich durchaus auf der höhe der postmodernen wirrnis ("wahrheit ist die erfindung eines lügners") befinden. und wo ich gerade dabei bin: haben Sie schon mal einen blick auf die beim jüngsten nominierungsparteitag der republikaner verabschiedete neue inhaltlicheplattformgeworfen, die ungefähr die ecken des von der partei tolerierten laufgitters absteckt, in dem sich zombie romney im falle seiner wahl positionieren darf? ein derartiges gebräu aus christlich-fundamentalistischem kulturkampf, sozialdarwinismus, ökologischem desaster und antisozialem engagement führt mindestens zu übelsten magen- und darmkoliken. immerhin sind damit die usa - inzwischen selten genug - wieder einmal führend in der welt: eine derartig offene wahlalternative zwischen mittel- und richtig großer scheisse dürfte auch mehr und mehr in europa als leuchtendes beispiel für die zukunft angesehen werden dürfen.
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und wem´s bis jetzt noch nicht reicht, kann die reste seines/ihres weltvertrauens wie gewohnthierverlieren. schönes wochenende noch.
dieses zitat aus "1984" von george orwell könnte als unsichtbarer leitsatz über dem gleich folgenden video stehen, welches unter dem titel "This Is What Democracy Looks Like" einfach bilder aus den letzten beiden jahren montiert - und darüber eine wirkung entfaltet, wie sie hunderte seiten schriftlicher und ausgefeilter analysen nicht hinbekommt. nichts gegen letztere, aber um sich dafür wirklich zu interessieren, muss überhaupt erst mal eine innere motivation vorhanden sein. und die könnte bei ansicht der folgenden bilder durchaus bei einigen entstehen.
zu sehen sind u.a. szenen aus griechenland, den usa, ägypten, spanien, chile, großbritannien... und bitte vorsicht, etliches davon kann selbst beim zusehen von einem "sicheren ort" traumatisch wirken.
in tel aviv hat sich bei den jüngsten israelischen sozialprotesten ein älterer mann aus verzweiflung und protest selbst angezündet und liegt mit schweren verbrennungen im krankenhaus
das neueste geplante "sparpaket" in griechenland enthält den ernsthaften vorschlag, alle sozialleistungen künftig zu einer zusammenzufassen und nur noch den "wirklich armen" -> geschätzt 20% der bevölkerung - zukommen zu lassen. wer allerdings "wirkliche armut" definiert, dürfen Sie dreimal raten
in bahrein hat das dortige westliche marionettenregime ein totalverbot aller oppositionellen kundgebungen/demonstrationen erlassen
und so nehmen die dinge ihren fatalen lauf, der den planeten als ganzes relativ ungerührt lassen dürfte - das ist zu beginn des videos der einzige punkt, den ich bzgl. der montagetechnik nicht gut finde -, für die menschliche spezies jedoch ungehindert in ein dystopisches desaster führen dürfte. wenn nicht noch ... (mit der eigenen inhaltlichen füllung der drei punkte lasse ich Sie jetzt in den sonntagnachmittag).
"Bei einer Zwangsräumung hat ein Mann in der Karlsruher Nordstadt vier Menschen als Geiseln genommen. Vier davon tötete er, bevor er sich selbst erschoss. Beamte der Spezialeinheiten SEK und MEK fanden die fünf Leichen vor, als sie drei Stunden nach dem Kidnapping die Dreizimmerwohnung stürmten. (...)
Trotz der Gewalttat brauchen Gerichtsvollzieher nach Ansicht ihres Verbands keine Bewaffnung. "Sie tragen keine Schutzwesten und auch keine Waffen. Eine Bewaffnung lehnen wir ab", sagte der Vorsitzende des Deutschen Gerichtsvollzieherbundes, Walter Gietmann. Waffen seien Sache der Polizei."
in einem weitgehend lediglich die polizeiberichte wiedergebenen artikel taucht dann zum ende recht unvermittelt die frage nach der möglichen bewaffnung von gerichtsvollziehern auf - und zwar ohne jeden bezug auf ihre aufgaben und die daraus in vielen fällen folgenden konsequenzen, die gerade bei zwangsräumungen für die betroffenen existenzbedrohende dimensionen - die bis zur obdachlosigkeit gehen können - annehmen. damit ist das thema trotz der deutlichen aussagen oben als idee bzw. option in der öffentlichkeit vorhanden.
die möglichenhintergründedieser tat springen einen daneben gerade zu an:
"Weil die Wohnung seiner Lebensgefährtin zwangsgeräumt werden sollte, hat ein 53-Jähriger vier Menschen und sich selbst erschossen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem geplanten vierfachen Mord. Die Zwangsräumung habe die Existenz des Täters ins Wanken gebracht. (...)
Laut Staatsanwaltschaft habe der Täter genau geplant, was er tun wird, wenn die Räumung der Wohnung ansteht. Als der 47 Jahre alte Gerichtsvollzieher um 8 Uhr in Begleitung eines Sozialarbeiters und des Schlüsseldienstes an der Tür klingelt, lässt der Arbeitslose die Gruppe herein. Dann zwingt er die Männer mit Waffengewalt, sich hinzusetzen. Als sich der Gerichtsvollzieher weigert, schießt der Täter ihm zweimal in die Beine. Darauf fordert er den 33 Jahre alten Schlüsseldienstmann auf, die anderen zu fesseln. Inzwischen ist auch noch der neue Eigentümer der Wohnung eingetroffen, der Ende April die Immobilie erworben und die Zwangsräumung beantragt hat. (...)
"Der Gerichtsvollzieher konnte mit dem schlimmen Verlauf zu keinem Zeitpunkt rechnen", sagt Oberstaatsanwalt Gunter Spitz. Er spricht von geplantem Mord in vier Fällen. Die Zwangsräumung habe die Existenz desTäters bedroht. Erklären kann das die Tat nicht."
nun, wenn eine existenzbedrohung - dazu noch bei vorhandener erwerbslosigkeit - keinerlei motiv darstellen soll, stellt sich die frage: was eigentlich dann? diese frage muss gestellt werden, ohne auch nur einen hauch von sympathie für die tat zu empfinden. das auch noch mögliche beziehungsproblematiken spekulativ aufscheinen, macht sie keinesfalls überflüssig. und das, was sich in diesem fall als "erweiterter suizid" bezeichnen lässt, ist durchaus typisch für viele reaktionen von betroffenen letztlich politischer entscheidungen hier im land - der unterschied dieser tat zusolchenoffenen "selbstmorden" liegt aus meiner sicht lediglich darin, dass sich der täter hier dafür entschied, auch aus seiner sicht (mit)schuldigen das leben zu nehmen - das mag in seiner individuellen disposition begründet gewesen sein, entbindet die gesellschaft als ganzes jedoch nicht der pflicht, solche taten endlich auch einmal im gesamten kontext zu begreifen. das bleibt bis auf weiteres natürlich ein frommer wunsch...einmal mehr.
so, mit den heutigen fortsetzungen der gastbeiträge von j.e. mertz hätten wir bei diesem projekt die halbzeit erreicht. und nicht nur aus zeitgründen will ich das fazit meiner eigenen eindrücke zu diesen texten erst nach dem ende ziehen; die kapitel und vor allem die argumentation(en) bauen aufeinander auf, und deshalb ist es für mich naheliegend, so lange abzuwarten. ich lese aktuell die beiträge übrigens primär im kontext der aktuellen krise(n), und wie ich es damals in meiner einleitung zur reihe schon geschrieben hatte, stellen sie aus meiner sicht einen wesentlichen baustein zum tieferen verständnis der situation dar, in der wir uns allesamt befinden. einer situation, die von tag zu tag absurder, aber auch gefährlicher wird.
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apropos krise: einige von Ihnen / euch lesen ja mehr oder weniger regelmässighiermit, und mittels der kleinen sammlung, die dort mittlerweile über monate entstanden ist, lässt sich tatsächlich ganz gut ein zwar unvollständiger, aber trotzdem realistischer eindruck der situation bekommen, die in vielen ecken des planeten jetzt herrscht - eine situation, die... siehe den ersten absatz.
und dabei focussieren wir uns dort bisher "nur" auf die ökonomischen verwerfungen und ihre spürbarsten (a-)sozialen folgen; die ganze komplexität der krisenkaskade innerhalb von ökonomie, ökologie, ressourcen und der sozialen menschlichen welt lässt sich dabei nur erahnen. aber neben der recherchearbeit für die infothreads laufen natürlich die letztlich relevanten aktivitäten in der realwelt ab, egal ob es sich dabei um - z.zt. meist kleinere - aktionen vor den örtlichen "jobcentern" handelt, oder aber um die arbeitsgruppen, die neben plenum und forum einen ganz zentralen teil der strukturen von echte demokratie jetzt! bilden, und zwar nicht nur in unserer stadt.
und bezgl. dieser arbeitsgruppen bin ich schon etwas erfreut darüber, dass ein projekt, welches ich fast von beginn an im kopf hatte, seit kurzem realität geworden ist - innerhalb der edj bremen existiert seit kurzem eine ag mit dem arbeitstitel "psychosoziale krise", und in all den - inzwischen - jahrzehnten, die ich selbst in diversen, selbst organisierten politischen "zusammenhängen" verbracht habe, ist das das erste mal in meinem erleben, dass eine explizit politisch agierende gruppe / bewegung dieses attribut in einem weiteren sinne begreift und auch mehr oder weniger versucht, daraus konsequenzen zu ziehen - ein resultat daraus ist jetzt diese ag.
an themen kristallisieren sich z.zt. die folgenden hinaus:
die psychosoziale situation von erwerbslosen / "hartz-IV"-betroffenen / leih- und zeitarbeitenden in der brd; u.a. geht es dabei um fragen bezgl. der weitverbreiteten apathie, des rückzugs und der isolation innerhalb dieser bevölkerungsgruppen
damit zusammenhängend werden wir beginnen, uns mit der deutschen geschichte speziell unter dem gesichtspunkt identifizierbarer kollektiver traumata zu beschäftigen
drogen: nicht im sinne der suchtfrage, sondern eher geht´s um die funktion von drogen als "schmiermittel" für die herrschenden innersystemischen funktionen, die ohne aufputscher, antidepressiva und "verdränger" (zentral: alkohol) für viele menschen nicht mehr erträglich wären. ein thema übrigens, welches im blog generell bisher zu kurz gekommen ist.
soziopathie: aufklärung und informationsvermittlung zu ihrer gesellschaftlichen bedeutung
insgesamt ist das bisher für mich persönlich eines der spannendsten projekt innerhalb der edj; und da das natürlich auch zeit erfordert, wird die arbeit am blog auch bis auf weiteres nur sporadisch erfolgen können. eine situation, mit der ich ebenfalls weiterhin nicht glücklich bin, aber jetzt wissen Sie immerhin auch, warum das zur zeit so ist.
ich würde es übrigens als eine schöne vorstellung empfinden, wenn sich auch in anderen städten - und nicht unbedingt nur in edj- /occupystrukturen, obwohl diese aus meiner sicht dafür den größten raum bieten - thematisch ähnliche ag ´s bilden würden. vielleicht kann sich ja der eine oder die andere der leserInnen hier vorstellen, so etwas bei sich vor ort auch zu initiieren? bei konkreten an- und rückfragen diesbezgl. würde ich um eine mail bitten, siehe unter "kontakt".