notiz: „Wann man die Menschen lieber sterben lässt, weil sie die Wirtschaft belasten.“

dr. pannwitz, der mit dem eiskalten blick, wandelt augenscheinlich auch nach seiner zeit in auschwitz in vielerlei manifestationen munter durch die heutigen realitäten, die für die mehrheit aller menschen auf diesem planeten bereits mörderisch sind, und für die absolute minderheit der davon mehr oder weniger profitierenden der "zivilisierten regionen" immer bedrohlicher werden. aktuell hat sich der unheilvolle blick von pannwitz in der person des "unternehmers" in sachen babynahrung, claus hipp, festgesetzt:

"Mit Äußerungen zur medizinischen Versorgung Älterer hat der Unternehmer Claus Hipp für große Empörung gesorgt.

Hipp fürchtet, dass man im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung darüber nachdenken müsse, ab welchem Alter die medizinische Versorgung nicht mehr zu leisten sei: „Wann man die Menschen lieber sterben lässt, weil sie die Wirtschaft belasten.“


nein, neu ist das nicht. neu ist jedoch die offenheit, mit der offen faschistische und sozialdarwinistische ideologien der totalen verdinglichung von menschen vorgetragen werden - alles im angeblichen interesse der "allgemeinheit" und gar der "generationengerechtigkeit". hier wird klipp und klar so von "nutzlosen existenzen" geschwafelt, dass der gröfaz seine irre freude dran hätte.

bemerkenswert und deprimierend auch einige der angeblich "kritischen" reaktionen auf die antisozialen ausfälle von hipp:

"Im Gegenteil müsse das Potenzial der älter werdenden Bürger ökonomisch effektiv genutzt werden, „anstatt uns ihrer zu entledigen, weil sie zu teuer werden“.

das ist nicht nur keine kritik, das ist vorgezogener gehorsam - die wirklich nur noch im klinischen sinne als wahnsinn zu begreifende logik der verdinglichung unter reinen nützlichkeitserwägungen wird hier nicht ganz selbstverständlich und grundsätzlich als wahnsinn abgelehnt, sondern im kern akzeptiert und lediglich darum gebettelt, doch etwas zurückhaltender und modifizierter zu selektieren - wohin die logik des "ökonomisch effektiv nutzen" unweigerlich(!) führt, ist auf dem meldebogen der nazi-psychiatrie zu sehen, der im oben unter "nutzlose existenz" verlinkten beitrag dokumentiert ist. und wohin ein derartig ausser rand und band geratenes soziopathisches/antisoziales fühlen und denken führen kann, ist aus der geschichte bekannt - zu gasschwaden und massengräbern.

in einer solch perversen welt können dann natürlich auch fernsehshows wie die hier dargestellte auf fette quoten hoffen:

»Ich habe 50 Jahre gearbeitet, war praktisch nie krank und möchte jetzt meinen Lebensabend genießen und meine Enkel aufwachsen sehen«, schildert der sympathische ältere Herr dem Saalpublikum. Im grellen Licht des Spotlights bewirbt er sich um eine Dialyse, denn seine Nieren wollen nicht mehr so recht. Doch er hat Konkurrenz: Ein zweiter Spot beleuchtet eine knapp 40jährige alleinerziehende Mutter, die ebenfalls eine Dialyse braucht.

Das Publikum der britischen »Life and Death Game Show«, der Spielshow »Leben und Tod«, braucht nur wenige Sekunden, um sich zu entscheiden. Der Spot über dem alten Herrn wird ausgeknipst; die Mehrheit hat sich gegen seine Behandlung und damit für seinen Tod entschieden. Doch auch die alleinerziehende Mutter kann sich nicht lange freuen. In der zweiten Spielrunde verliert sie gegen eine Kandidatin, die das Budget für sich und einige Dutzend andere beansprucht, um eine Hüftoperation zu erhalten, die sie von unerträglichen Schmerzen befreien und wieder arbeitsfähig machen würde.

Diese Inszenierung des britischen Fernsehens sollte die Öffentlichkeit vor einigen Jahren mit dem Gedanken vertraut machen, daß das Gesundheitssystem rationiert werden muß. Großbritannien stellt inzwischen in der Tat nicht mehr jede Therapie für alle zur Verfügung: Menschen über 60 erhalten keine Dialyse mehr - man läßt sie sterben, es sei denn, sie zahlen selbst."


es ist mafiazeit , es ist soziopathenzeit, es ist tittytainmentzeit, es ist mal wieder zeit für opfer, kriege und "endlösungen":

(...)"Sass möchte die gesetzliche Krankenversicherung umbauen zu einer Basisversicherung für gesundheitliche Grundrisiken, wobei ergänzende medizinische Leistungen entsprechend dem eigenen Risikoprofil über private Zusatzversicherungen abzudecken wären. Gleicher Zugang aller zu intensiven und kostspieligen Therapien sei nicht finanzierbar, und eine Entscheidung müsse sich notgedrungen über konventionelle moralische Argumente hinwegsetzen. Notfalls müsse man die Betroffenen einfach sterben lassen. Viefhues stellt am Beispiel schwerbehinderter Neugeborener die Frage, ob ein solches Kind »lebensunterstützende Therapien bis zum bitteren Ende verlangen und dabei personelle, instrumentelle und monetäre Ressourcen der Gesellschaft aufbrauchen« könne, die unter Umständen auch »anderweitig bitter benötigt werden«. Und der Dortmunder Gesundheitsökonom Walter Krämer rechnet vor, daß Aids ein »unverhältnismäßig hohes Maß an Ressourcen« beanspruche. Er kann sich durchaus vorstellen, das lebensverlängernde Medikament AZT aus dem Leistungskatalog der Kassen zu streichen.

Solche Äußerungen und die in Bonn verordneten Streichungen machen angst. Aber spätestens dann, wenn die Experten mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortung einfordern und behaupten, daß das jetzige System Menschen begünstige, die sich unverantwortlich verhielten, schlägt die Stimmung um. An diesem Punkt beginnt auf vielen Veranstaltungen, in denen über die Gesundheitskosten debattiert wird, eine Diskussion, in der sich Referenten und Zuhörerschaft mit Vorschlägen überbieten, wie man Menschen, die sich nicht »gesundheitskonform« betragen, möglichst effizient abstrafen kann. Warum noch eine neue Leber für einen Alkoholiker, eine Herzoperation für starke Raucher, langwierige Rehabilitation für den verunglückten Raser, lebenslange Pflege für das behinderte Kind, dessen Mutter sich nicht zur Abtreibung entschließen konnte?

Solche Fragen klingen verführerisch einfach. Aber wer sich auf solche Rationierung einläßt, wird sehr bald erleben, daß auch er selbst nicht ungeschoren davonkommt. Denn dann herrscht Krieg: Ein Krieg der Alten gegen die Jungen, der Raucher gegen die Trinker, der Dicken gegen die Dünnen - ein Krieg gegen anscheinend überbordende Interessen von Pflegebedürftigen und Behinderten, ein Krieg, in dem das Gesundheitswesen selektieren muß - ähnlich wie der Arzt auf dem Schlachtfeld oder während einer Katastrophe eine Selektion betreiben soll (»Triage«), um angesichts knapper Ressourcen zuerst die Patienten mit den besten Überlebenschancen zu versorgen. Wolf Wolfensberger, Professor an der New Yorker Syracuse-Universität und ein großer alter Vorkämpfer für die Rechte behinderter Menschen, spricht angesichts dieser Entsolidarisierungstendenzen bereits davon, daß sich manche Bevölkerungsgruppen - Behinderte, Alte und Benachteiligte - in Lebensgefahr befänden."(...)


oder anders: in einer notwehrsituation. der text stammt übrigens aus dem jahr 1996 und hat mit der prophezeiung des offenen krieges aller gegen aller nicht so falsch gelegen.

"Zu starke Worte? Die Kriterien sind brutal. Die britische Regierung etwa rationiert nach dem sogenannten »Humankapitalansatz«, wonach der Mensch nur noch soviel wert ist, wie er erwirtschaften kann. Kinder sind danach im Schnitt 2,5 Millionen Mark wert, Rentner überhaupt nichts, weil sie nichts mehr produzieren. Dann gibt es die sogenannte »RosserMatrix«, ein einfaches Schema, nach dem die Lebensqualität bewertet wird. Auch sie wird in Großbritannien verwertet, um den Sinn medizinischer Behandlungen einzuschätzen. Eine Operation, die auf Dauer ein schmerzfreies Leben ohne Behinderung ermöglicht, hat die besten Chancen, finanziert zu werden; wer bettlägerig bleiben oder gar auf Dauer starke Schmerzen haben wird, bleibt besser unversorgt.(...)"

und wohin das führt, habe ich oben schon beschrieben - die aktualisierte version in der sog. westlichen "zivilisation" sieht dann vorläufig u.a. so aus:

(...)" Im US-Bundesstaat Oregon wurde von den Behörden daher eine Liste vorbereitet, auf der die Krankheiten verzeichnet sind, deren Behandlung der Staat demnächst noch übernehmen will. Nicht behandelt wiirde der Liste zufolge etwa ein Aids-Patient mit einer Lebenserwartung unter einem halben Jahr, aber auch bestimmte Bandscheibenschäden. Höchste Priorität hat die Behandlung offener Wunden, dann folgen Säuglingsversorgung, Prävention und Empfängnisverhütung, schließlich Infektionskrankheiten, Karies und Migräne. Dialyse, Transplantationen, kostspielige Medikamente, aber auch die Wiederbelebung oder künstliche Ernährung von Alten sind nicht vorgesehen, weil sie nur für eine geringe Verbesserung der Lebensqualität sorgen.

Vielleicht ist es kein Zufall, daß gerade in Oregon die Tötung auf Verlangen erstmals legalisiert wurde. Paul Menzel, ein einflußreicher amerikanischer Gesundheitsökonom, zählt im Schlußkapitel seines Buches »Strong Medicine« (Starke Medizin) die Kosten auf, die für die Versorgung todgeweihter alter Patienten aufgewendet werden und gipfelt in der Schlußfolgerung: »Zu sterben, um öffentliche Mittel zu sparen, kann die moralische Pflicht eines Staatsbürgers sein«


beim letzten satz fällt mir nur noch eines zu ein: fein - dann sollten diverse politikerInnen, wirtschaftsbosse, militärs, medienleute, waffenhändler...mal mit gutem beispiel vorangehen. wieviele kosten sich wohl durch die unschädlichmachung des wahrhaft "parasitären" und antisozialen teils der bevölkerung, der sich selbst in völliger verkennung der realität als "unverzichtbare elite" begreift, einsparen ließen? vom durch sie verursachten und dann wegfallenden menschlichen leid zu reden, ist bei jenen ja eh aussichtslos - was nicht quantifiziert werden kann, existiert für leute mit gewissen wahrnehmungsdefekten faktisch nicht.

*

von ex-bundeskanzlern und ihrem reinen gewissen (schröder ist in nicht nur in diesem fall ein würdiger vertreter seiner zunft) sowie durchdrehenden schülerInnen und verzweifelnden lehrerInnen will ich erst gar nicht reden - wer die symptome für den rapiden zerfall unseres sozialen lebens sehen will, hat schon seit längerer zeit eher mühe, einen informationsoverkill zu vermeiden. aber eine aktuelle meldung zu einer resolution der lndesärztekammer in hessen möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, weil sie nahtlos an die obigen themen anschliesst:

"Ihre Sorge über die Zunahme psychischer Leiden hat die Delegiertenversammlung der Landesärztekammer Hessen in einer Resolution „Gesundheit und soziale Lage“ ausgedrückt. „Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, Armut, wachsende Vereinzelung und das Auseinanderbrechen von Familien lösen immer häufiger Suchtprobleme und psychische Erkrankungen aus, die in vielen Fällen zu Berufs- und Erwerbsunfähigkeit führen“, erklärten die Delegierten am 25. März in Bad Nauheim."

na, bei den heutigen realitäten ist psychisches leiden im "klassischen" sinne vermutlich inzwischen fast die einzig angemessene reaktion - verdächtig sind eher die, die dümmlich-grinsend vor sich hinfunktionieren und alles so total megatoll finden - Sie erinnern sich, die zwei qualitativ unterschiedlichen psychotischen zustände...

aber auch hier die frage: warum sollen ausgerechnet "berufs- und erwerbsunfähigkeit" das größte problem darstellen? doch nur in den toten und kalten augen derjenigen, die sich als klone des dr. pannwitz definieren lassen.

einen gedanken für mitlesende mütter und väter zum schluß vielleicht noch: ich finde ja, dass die beachtung der marken beim kauf von babynahrung aus verschiedensten gründen sinn macht.
mo (Gast) - 3. Apr, 23:27

mittlerweile...

...gibt es ein "dementi" seitens hipp - "missverständliche interpretationen" - zu dem ich mich in diesem thread des erwerblosenforums äußere.

fely - 6. Apr, 10:18

Zitat:
"einen gedanken für mitlesende mütter und väter zum schluß vielleicht noch: ich finde ja, dass die beachtung der marken beim kauf von babynahrung aus verschiedensten gründen sinn macht."

Das allein wäre schon Grund genug, dies zu tun.

monoma - 7. Apr, 00:25

danke für diese information - das ist allerdings tatsächlich schon ein ausreichender grund.

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