notiz: bunt gemischt

für den moment nur ein kurzes vorbeischauen - obwohl - oder gerade - weil die realität derzeit mal wieder in vielfältigster hinsicht unakzeptabel ist - als stichwort mag da g8 ausreichen.

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in eigener sache: ich freue mich sehr, das dieses blog ab sofort nicht mehr von mir alleine betreut wird - sansculotte und wednesday haben sich dankenswerterweise dazu bereit erklärt, hier als moderatorInnen tätig zu sein - was mir, der sich in diesen wochen mit etlichen widrigkeiten im real life herumzuschlagen hat, doch einiges erleichtert. von mir wird also bis auf weiteres nur sporadisch hier etwas neues kommen. aber wie schon früher gesagt, betrachte ich immer noch viele beiträge in gewisser weise als zeitlos, was ich primär an den themen festmache - und verweise besonders die neuen leserInnen hier daher ebenso zum wiederholten male auf den index.

dazu gibt´s jetzt auch eine höchst überfällige erweiterung der blogliste: aureliane aka wildwuchs ist ab sofort mit dabei.

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in älteren beiträgen spielt der gedanke der menschlichen, psychophysischen selbstregulation eine besondere rolle - und ein projekt, welches diesen gedanken für mich in einer besonderen art und weise bis heute repräsentiert, ist die von a.s.neill begründete schule summerhill, zu der es aktuell einen spon-artikel gibt, der neben der anscheinend inzwischen unvermeidlichen bezugnahme auf neoliberalistische wahnvorstellungen - "Was für Menschen entlässt dieses britische Internat in die moderne Welt - Romantiker oder Global Player?" - doch auch einiges zur bemerkenswerten praxis von summerhill vermittelt:

(...)"14 Uhr, Vollversammlung im Gutshaus. 50 Kinder sitzen in der Halle, auf Treppenstufen und Fensterbrettern, aneinandergekuschelt, konzentriert. Sie stimmen ab, ob die Besucher teilnehmen dürfen. Sie dürfen. Tertius, der blonde Knirps, ist Vorsitzender und ruft die Fälle auf: Wer wann übers Wochenende weg darf, wer wie viel Milch bekommt. Dann wird verhandelt, ob ein Junge sein Holzgewehr mit sich herumtragen darf, obwohl das ein paar Kindern Angst macht. Sie melden sich, argumentieren geübt, lachen viel. Die Kinder beschließen eigene Gesetze, es ist der Höhepunkt jeder Woche, ein hartes Stück Arbeit. Sie lernen, Demokratie zu produzieren, nicht nur zu konsumieren. Sie haben eine Stimme, Rechte, aber auch Pflichten. Wer stiehlt, lärmt oder nervt, bekommt keinen Pudding oder wäscht ab."(...)

selbstregulation - mit allem darunter sollten wir uns als menschen nicht (mehr) zufriedengeben. ich kann mir kaum eine größere herausforderung vorstellen - selbst-verwirklichung im wahrsten und besten sinne - und nicht im sinne der diversen kapitalistischen institutionen, die mit dem fake "individualität" lediglich die verkaufszahlen von in aller regel schädlichen und überflüssigen produkten in die höhe schrauben wollen.

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nur - "nur" - sind für selbstregulation bestimmte psychophysische voraussetzungen nötig, die nicht als grundsätzlich vorhandene option begriffen werden können - u.a. die nötigen fähigkeiten für soziales leben. und immer noch wird das am nachdrücklichsten von autistischen menschen demonstriert - temple grandin wird für stammleserInnen dieses blogs hier kein unbekannter name sein - nun gibt es ein relativ aktuelles interview mit ihr, in dem sie zum wiederholten male in ihrer ganz eigenen variante einige typische eigenschaften dieser - krankheit? seinsweise? - namens (asperger-)autismus deutlich macht:

(...)"Als Forscherin haben Sie Dutzende von Fachartikeln verfasst, und Sie wissen viel über Ihr Fachgebiet. Wie aber fühlen Sie?

Mein Hauptgefühl ist Furcht. Das hat erst aufgehört, seit ich mit 21 Jahren begann, Antidepressiva zu nehmen. Die Medikamente haben mein Leben verändert. Vorher war es etwa so, als müssten Sie in einem Büro voller Schlangen arbeiten.

Wissen Sie den Grund für Ihre Angst?

Das ist ein biologischer Defekt in meinem Nervensystem.

Kennen Sie Gefühlsabstufungen?

Ich musste erst lernen, Gefühle zu mässigen. Wenn ich ängstlich werde, werde ich sehr ängstlich. Wenn ich mich in einem Kinofilm amüsierte, habe ich schon so laut gelacht, dass sich die anderen Zuschauer nach mir umdrehten.

Und Ihr Spektrum an Gefühlen?

Ich kann wütend sein, ängstlich, traurig und glücklich. Komplexe Gefühle aber sind mir fremd. Ich verstehe zum Beispiel nicht, wie eine Frau einen Mann lieben kann, obwohl er sie schlägt. Oder Liebe und Eifersucht zur gleichen Zeit zu empfinden, das kapiere ich nicht. Meine Gefühle sind simpel, wie die eines Hundes.

Das kann ja auch ganz praktisch sein.

Der Vorteil ist, dass mir zum Beispiel unterschwelliger Zorn fremd ist. Meine Gefühle sind nur im Jetzt, deshalb bin ich nicht nachtragend. Manche Menschen verbringen so viel Zeit damit, mit ihrem Freund zu streiten. So etwas mache ich schlicht nicht. Auch diese romantischen, gefühlsduseligen Filme – das ist mir zu langweilig. Ich gehe lieber mit jemandem aus und rede mit ihm über das Verhalten von Tieren. Das ist so viel interessanter.
Sozialen Ereignissen oder gefühlvollen Situationen gewinnen Sie nichts ab?

Ich bin ein Sonderling. Ich bin nicht interessiert an komplexen sozial-emotionalen Dingen. Alles soziale, das ich mache, ist, als würde ich Theater spielen."(...)


ich bitte nochmals zu beachten, dass ich das klassische autistische spektrum als eine art paradigma für die gesamten antisozialen optionen der menschlichen existenz ansehe, und in dem punkt folge ich weitgehend der argumentation des hier oft erwähnten j. erik mertz. was im umkehrschluß nun nicht bedeutet, dass "klassisch" autistische menschen jetzt automatisch als schlimmste antisoziale anzusehen seien - eher verweist die art und funktion ihrer einschränkungen auf strukturen, die - eher unerkannt - bei vielen, oberflächlich "normalen" menschen gerade in den sog. führungseliten weiter verbreitet sein dürften, als uns allen lieb sein kann.

(...)"Viele Menschen halten autistische Menschen für nicht erreichbar. Sie sind das beste Beispiel, dass dies nicht immer stimmt.

Man muss sich im Klaren sein, dass Autismus ein Kontinuum ist. Es reicht von Menschen mit schwerer Behinderung, die nicht sprechen können, bis hin zu brillanten Wissenschaftlern wie Einstein. Gäbe es die Autismus-Gene nicht, hätten wir wohl viel weniger kreative Wissenschaftler und Künstler. Ich schätze, dass bis zu 25 Prozent der Leute, die in Computerfirmen arbeiten, milde Formen des Autismus haben. Was meinen Sie, wer den ersten Steinspeer hervorbrachte? Das waren nicht die sozial veranlagten Typen. Das war irgendein Asperger-Autist, der in der Ecke der Höhle sass und stundenlang versuchte, einen Stein auf einem Stecken zu befestigen."(...)


das problem dabei ist nur, dass diese art "kreativität" - kombiniert mit desinteresse an "komplexen sozial-emotionalen dingen (sic!)" - womöglich in vielen mörderischen prozessen eine nicht unwesentliche rolle spielt.

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zum schluß zwei kleine fragen, mit denen Sie sich ganz gut das wochenende durch beschäftigen können:

1. was ist der unterschied zwischen schutzgeld und dem staatlichen eintreiben von steuern bzw. dem privaten eintreiben von miete, strom- und wassergebühren etc.?

2. denken Sie einmal genauer über die begriffe "arbeitgeber" und "arbeitnehmer" nach, wenn Sie´s nicht eh schon getan haben. nehmen Sie sie einmal wortwörtlich - das ergebnis war zumindest für mich schon beschämend verblüffend - und bezeichnend.
Wednesday - 12. Mai, 09:20

Geben und nehmen

Eine Frage, mit der man auch Leute überraschen kann, die sich sonst keine Gedanken über ihr Ausgebeutetsein machen. :-D

dante (Gast) - 13. Mai, 11:42

Arbeitgeber (Angestellte, etc.) geben Ihre Arbeit(skraft) dem Arbeitnehmer (Unternehmer, etc.) -- eigentlich. Aber da hat die Gehirnwäsche, äh PR der Oberschicht schon vor ein paar Jahrhunterten "ganze Arbeit geleistet".

wildwuchs (Gast) - 17. Mai, 19:09

na dann....

holla, nun war ich länger nicht mehr hier. umso erstaunter und erfreuter war ich, als ich heute entdeckt habe, dass du deinen blog mit meinem blog 'verlinkt' hast. vielen dank.

.... bleibt mir nur noch, uns und allen unsere blogs lesenden und in ihnen schreibenden, ein sich gegenseitig bereicherndes schmökern und dem manchmal gar liederlichen' (aus dem begriffe des fröhlichen hat sich der des sorglosen, überlegungslosen, leichtsinnigen häufig herausgebildet) leben trotzendes und anregendes bloggen zu wünschen....

liebe grüsse

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