notiz: tod im "bootcamp"
eine meldung von 2006:
(...)"Der 14 Jahre alte Martin Anderson kam am 5. Januar in das Bay County "Boot Camp" in der Nähe von Panama City im US-Bundesstaat Florida, nachdem er gegen seine Bewährung für das Entwenden des Autos seiner Großmutter verstoßen hatte. Schon an diesem ersten Tag brach er zusammen und starb, während er gezwungen wurde, Runden zu laufen. Der Leichenbeschauer von Bay County, Dr. Charles Siebert, attestierte später eine natürliche Todesursache, die er darauf zurückführte, daß der Junge "Überträger" der genetischen Erkrankung der Sichelzellenanämie - aber eben nicht selbst daran erkrankt - war.
Kürzlich gelangte nun aber eine Aufzeichnung einer Überwachungskamera innerhalb des "Boot Camps" an die Öffentlichkeit. Darin ist zu sehen, wie 7 der "Ausbilder" auf den schlaffen Körper des Jungen einschlagen. Daneben stand eine Krankenschwester und schaute mit den Händen in den Hüften tatenlos zu."(...)
eine präzisere beschreibung:
(...)"Eine Überwachungskamera nimmt die nun folgende Auseinandersetzung zwischen den Aufsehern und dem Jugendlichen auf. Sie dokumentiert die Agonie eines Teenagers, der hilflos der Willkür seiner Bewacher ausgesetzt ist. Sieben Männer umkreisen Martin Lee, treten und schlagen ihn. Die Aufseher zwingen ihn, Ammoniak aus Kapseln zu inhalieren, indem sie ihm den Mund zuhalten. Die Beine des Jungen geben nach, immer wieder wird er hochgerissen.
Eine dralle Krankenschwester steht direkt daneben und beobachtet, wie der Junge mehrfach kollabiert. Mit in die Hüften gestemmten Händen umkreist sie den Ort des Geschehens, scheint eher gelangweilt als alarmiert. Quälend lang wiederholt sich die Prozedur, bis plötzlich so etwas wie Unruhe in der Gruppe aufkommt. Die Krankenschwester bequemt sich, den am Boden Liegenden näher zu betrachten."(...)
nachdem die mutter des jungen einen prozeß erwirken konnte, hat nun ein gericht in panama city...
(...)"...die sieben Wachleute und die Krankenschwester heute vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen. Rund eineinhalb Stunden brauchte die Jury, die nur aus Weißen bestand, um zu ihrer Entscheidung zu kommen. Die Mutter des Jungen verließ nach dem Urteilsspruch der Geschworenen empört den Gerichtssaal. "Ich kann meinen Sohn nie mehr sehen. Das Urteil ist falsch", rief sie. Ihr Anwalt, Benjamin Crump, sagte anschließend zu Journalisten: "Wenn du einen Hund tötest, kommst du ins Gefängnis. Wenn du einen kleinen schwarzen Jungen tötest, passiert nichts."(...)
was nur ein weiteres bezeichnendes schlaglicht besonders auf den umgang mit schwarzen kindern in den usa wirft.
*
es wäre nun als dringlichstes an der zeit, wenigstens die unsitte der "bootcamps" abzuschaffen, über die anläßlich des prozesses schon einmal gewußtes wieder bekannt wird:
(...)"Parallel zum Prozess hat der US-Kongress einen neuen Bericht vorgelegt, in dem noch einmal die ganze Grausamkeit der Erziehungsmethoden in Boot-Camps offengelegt wird: Demnach gab es allein im Jahr 2005 mehr als 1600 dokumentierte Fälle von Kindesmissbrauch. Zehn Kinder seien seit 1990 in Boot Camps oder vergleichbaren Institutionen ums Leben gekommen."(...)
(wobei mir die letztere zahl zu niedrig vorkommt, was aber bei offiziellen berichten auch nix neues wäre - im netz kursieren jedenfalls berichte, die von 30 toten seit 1980 ("new york times") bis zu über 50 ausgehen, incl. einer dunkelziffer).
und auch die praktiken sind bekannt:
(...)"Kinder werden gezwungen, ihr eigenes Erbrochenes zu essen, in Urin oder Kot zu liegen. Sie werden getreten, geschlagen und zu Boden geworfen", berichtet ein Ermittler des US-Kongresses, Gregory Kutz (...)".
aber die absicht, kinder bzw. jugendliche durch das brechen ihres noch in der entwicklung befindlichen selbst zu - aus sicht der quäler - "besseren", sprich fügsamen und innerhalb der herrschenden ordnung funktionierenden menschen zu machen, habe ich früher schon einmal so kommentiert:
(...)"einen sehr, sehr finsteren aspekt habe ich - unzulässigerweise, wie ich finde - auf das militär beschränkt. und zwar einfach die sehr reale variante, dass das brechen gerade, aber nicht nur, von kindlichen persönlichkeiten von denjenigen gewollt und propagiert wird, die selbst in unbeschreiblicher art davon wissen, dass sie auf diese weise erstens eine art sklaven zur persönlichen verfügung bekommen (die eher innerfamiliäre variante), und/oder von den heute herrschenden a-sozialen gesellschaftlichen machtverhältnissen profitieren und ebenfalls wissen, dass eingeschüchterte, verängstigte und zur freien kollektivität unfähige menschen keine bedrohung für den status quo darstellen (diejenigen, die auf die gewalt selbst mit gewalt reagieren, können ebenfalls instrumentalisiert werden - so funktioniert das militär - oder aber sind eine aufgabe für die repressionsapparate und geben dazu noch prächtige gesellschaftliche feind- und schreckbilder ab)."(...)
und da ich leider keinerlei gründe sehe, von dieser einschätzung abzugehen, wird uns diese institutionalisierte und auch für die jeweiligen betreiber profitable form der gewalt gegen kinder und jugendliche vorläufig vermutlich weiter begleiten - bis beim nächsten toten die gleichen schlagzeilen wie jetzt zu lesen sein werden.
(...)"Der 14 Jahre alte Martin Anderson kam am 5. Januar in das Bay County "Boot Camp" in der Nähe von Panama City im US-Bundesstaat Florida, nachdem er gegen seine Bewährung für das Entwenden des Autos seiner Großmutter verstoßen hatte. Schon an diesem ersten Tag brach er zusammen und starb, während er gezwungen wurde, Runden zu laufen. Der Leichenbeschauer von Bay County, Dr. Charles Siebert, attestierte später eine natürliche Todesursache, die er darauf zurückführte, daß der Junge "Überträger" der genetischen Erkrankung der Sichelzellenanämie - aber eben nicht selbst daran erkrankt - war.
Kürzlich gelangte nun aber eine Aufzeichnung einer Überwachungskamera innerhalb des "Boot Camps" an die Öffentlichkeit. Darin ist zu sehen, wie 7 der "Ausbilder" auf den schlaffen Körper des Jungen einschlagen. Daneben stand eine Krankenschwester und schaute mit den Händen in den Hüften tatenlos zu."(...)
eine präzisere beschreibung:
(...)"Eine Überwachungskamera nimmt die nun folgende Auseinandersetzung zwischen den Aufsehern und dem Jugendlichen auf. Sie dokumentiert die Agonie eines Teenagers, der hilflos der Willkür seiner Bewacher ausgesetzt ist. Sieben Männer umkreisen Martin Lee, treten und schlagen ihn. Die Aufseher zwingen ihn, Ammoniak aus Kapseln zu inhalieren, indem sie ihm den Mund zuhalten. Die Beine des Jungen geben nach, immer wieder wird er hochgerissen.
Eine dralle Krankenschwester steht direkt daneben und beobachtet, wie der Junge mehrfach kollabiert. Mit in die Hüften gestemmten Händen umkreist sie den Ort des Geschehens, scheint eher gelangweilt als alarmiert. Quälend lang wiederholt sich die Prozedur, bis plötzlich so etwas wie Unruhe in der Gruppe aufkommt. Die Krankenschwester bequemt sich, den am Boden Liegenden näher zu betrachten."(...)
nachdem die mutter des jungen einen prozeß erwirken konnte, hat nun ein gericht in panama city...
(...)"...die sieben Wachleute und die Krankenschwester heute vom Vorwurf des Totschlags freigesprochen. Rund eineinhalb Stunden brauchte die Jury, die nur aus Weißen bestand, um zu ihrer Entscheidung zu kommen. Die Mutter des Jungen verließ nach dem Urteilsspruch der Geschworenen empört den Gerichtssaal. "Ich kann meinen Sohn nie mehr sehen. Das Urteil ist falsch", rief sie. Ihr Anwalt, Benjamin Crump, sagte anschließend zu Journalisten: "Wenn du einen Hund tötest, kommst du ins Gefängnis. Wenn du einen kleinen schwarzen Jungen tötest, passiert nichts."(...)
was nur ein weiteres bezeichnendes schlaglicht besonders auf den umgang mit schwarzen kindern in den usa wirft.
*
es wäre nun als dringlichstes an der zeit, wenigstens die unsitte der "bootcamps" abzuschaffen, über die anläßlich des prozesses schon einmal gewußtes wieder bekannt wird:
(...)"Parallel zum Prozess hat der US-Kongress einen neuen Bericht vorgelegt, in dem noch einmal die ganze Grausamkeit der Erziehungsmethoden in Boot-Camps offengelegt wird: Demnach gab es allein im Jahr 2005 mehr als 1600 dokumentierte Fälle von Kindesmissbrauch. Zehn Kinder seien seit 1990 in Boot Camps oder vergleichbaren Institutionen ums Leben gekommen."(...)
(wobei mir die letztere zahl zu niedrig vorkommt, was aber bei offiziellen berichten auch nix neues wäre - im netz kursieren jedenfalls berichte, die von 30 toten seit 1980 ("new york times") bis zu über 50 ausgehen, incl. einer dunkelziffer).
und auch die praktiken sind bekannt:
(...)"Kinder werden gezwungen, ihr eigenes Erbrochenes zu essen, in Urin oder Kot zu liegen. Sie werden getreten, geschlagen und zu Boden geworfen", berichtet ein Ermittler des US-Kongresses, Gregory Kutz (...)".
aber die absicht, kinder bzw. jugendliche durch das brechen ihres noch in der entwicklung befindlichen selbst zu - aus sicht der quäler - "besseren", sprich fügsamen und innerhalb der herrschenden ordnung funktionierenden menschen zu machen, habe ich früher schon einmal so kommentiert:
(...)"einen sehr, sehr finsteren aspekt habe ich - unzulässigerweise, wie ich finde - auf das militär beschränkt. und zwar einfach die sehr reale variante, dass das brechen gerade, aber nicht nur, von kindlichen persönlichkeiten von denjenigen gewollt und propagiert wird, die selbst in unbeschreiblicher art davon wissen, dass sie auf diese weise erstens eine art sklaven zur persönlichen verfügung bekommen (die eher innerfamiliäre variante), und/oder von den heute herrschenden a-sozialen gesellschaftlichen machtverhältnissen profitieren und ebenfalls wissen, dass eingeschüchterte, verängstigte und zur freien kollektivität unfähige menschen keine bedrohung für den status quo darstellen (diejenigen, die auf die gewalt selbst mit gewalt reagieren, können ebenfalls instrumentalisiert werden - so funktioniert das militär - oder aber sind eine aufgabe für die repressionsapparate und geben dazu noch prächtige gesellschaftliche feind- und schreckbilder ab)."(...)
und da ich leider keinerlei gründe sehe, von dieser einschätzung abzugehen, wird uns diese institutionalisierte und auch für die jeweiligen betreiber profitable form der gewalt gegen kinder und jugendliche vorläufig vermutlich weiter begleiten - bis beim nächsten toten die gleichen schlagzeilen wie jetzt zu lesen sein werden.
monoma - 13. Okt, 16:32
lg