assoziation: weiteres zur gewalt in totalen institutionen [update]

zum thema der (sexualisierten) gewalt in totalen institutionen - religiösen, privaten und staatlichen heimen, schulen, internaten... habe ich aus meiner perspektive nichts grundsätzlich neues bzw. anderes zu dem nachzutragen, was ich in den letzten wochen schon geschrieben hatte - die sprache der berichterstattung ist fast ohne ausnahmen immer noch ein trauerspiel; der im vatikan thronende opus-dei-sympathisant bekommt nun zumindest imagemässig auch immer mehr wohlverdiente kratzer; natürlich werden auch bei seiner konkurrenz auf dem glaubensmarkt die mit tödlicher und zwangsweiser sicherheit vorhandenen gewaltstrukturen immer sichtbarer; und gleichfalls wird durch die fülle von meldungen praktisch jeden tag auch aus immer neuen ländern wie den niederlanden, österreich und der schweiz primär, aber nicht nur, in bezug auf die katholische kirche überdeutlich, dass wir es da mit einer wirklichen systemischen eigenart zu tun haben - von "einzelfällen" noch zu reden, traut sich immerhin kaum noch einer.

sehr, sehr langsam wird immerhin an einigen stellen im mainstream auch grundsätzlicher hingeschaut - als prägnante beispiele für diese begrüssenswerte tendenz können zb. der folgende kommentar, eher schon ein
essay, aus dem tagesspiegel dienen -

(...) "Jetzt wird gesprochen. Mit dem Fall Canisius war ein Schweigekartell gebrochen, nachdem am 28. Januar 2010 ein Brief des heutigen Schulleiters an ehemalige Schüler öffentlich wurde. Es kann sein, dass der Tag zum historischen Datum wird. Von dem Tag an geriet das gesamte Land in Aufruhr, eine gigantische Schleuse hatte sich geöffnet, der lange unterdrückte Aufstand der Ungeschützten setzte ein. Aus allen Winkeln der Republik quellen täglich neue Meldungen zu Fällen von Missbrauch und Misshandlungen an Internaten, auf Tagesschulen, in sozialen Einrichtungen. (...)

Kinder sind für Regierungen im Prinzip uninteressant, für Angehörige und Betreuer oft lästig. Mit Kindern als politischen Subjekten, als Rechtsträgern hat sich bisher keine Epoche der Menschheit jemals jenseits erwachsener Eigeninteressen („die zahlen später unsere Rente“) auseinandergesetzt. Gewalt gegen Kinder war historisch immer die Regel, nie die Ausnahme. Der Raum der Straffreiheit war und ist hier von unübersehbarer Weite. Die Geschichte der Kindheit kennt kaum eine Foltermethode, kaum eine Perfidie, die nicht an Kindern begangen wurde, bis hin zur modernsten Hightech-Variante, der Produktion und Ausstellung von brutaler Kinderpornografie, sogar mit Säuglingen, für das Internet.

Am Kind lässt sich am leichtesten abreagieren, was die Welt aus Frustrationen, Hierarchien und Demütigungen Erwachsenen zumutet, und Begriffe wie „Prügelknabe“ oder „Lustknabe“ zeugen von dieser Sündenbock- und Ventilfunktion der Kinder. Als Teil seines Hausstandes gehörten Frau, Gesinde, Vieh und Kind über Jahrhunderte zum dinglichen Besitz des Patriarchen. Und während sich der Patriarch an allen schadlos halten konnte, blieb der Frau nur der Nachwuchs. Mütter, Frauen als Täterinnen waren und sind ebenso die Regel – und noch mehr Tabu. Im Zentrum erwachsenen Interesses stand im Lauf der Geschichte nur selten, etwa bei einer Elitefamilie wie den Humboldts, die glückliche Entfaltung des Kindes." (...)


- nachgeholter geschichtsunterricht, realistisch, deutlich und notwendig. ebenso wie dieser bemerkenswerte
kommentar in der frankfurter rundschau, der nicht nur mit dem eigenen blatt und der eigenen journalistischen zunft hadert, sondern ebenso grundsätzliche wichtige und richtige dinge feststellt:

(...) "Es fehlt uns an Empathie.

Das ist eine Feststellung, kein Vorwurf. Wir lassen uns zum zehnten Mal erklären, warum Menschen traumatische Erfahrungen abkapseln. Wir haben immer noch nicht verstanden, dass wir es mit den Berichten von traumatischen Erfahrungen genauso machen. Sie erreichen und bewegen uns. Dann spinnen wir sie ein, bilden einen Kokon um sie und legen sie irgendwo ab, wo wir nicht wieder auf sie stoßen.

So können wir vergessen, dass die Orte, an denen mehr oder weniger hilflose Kinder und zu großen Autoritäten - Priester, Lehrer, Erzieher, Eltern - aufgeblasene Erwachsene aufeinander treffen, Weidegrund sind für Gewalttäter. Wir können dort sorglos sein, wo wir besonders sorgfältig beobachten, kontrollieren müssten.

Wir vergessen aber auch, dass nicht alle Erinnerungen stimmen. So können wir uns leichter ein Bild machen. Wir werfen gerne weg, was wir wussten. Die Zeitungsleute tun das, weil sie glauben, sie müssten immer Neues bringen, statt uns das Schrecklich-Vertraute in Erinnerung zu rufen. Wir alle tun es, weil wir wissen, wir müssten unser Leben ändern, wenn wir unser Wissen ernst nähmen. Davor aber haben wir mindestens so viel Angst wie vor diesem Wissen selbst."


"Wir alle tun es, weil wir wissen, wir müssten unser Leben ändern, wenn wir unser Wissen ernst nähmen."

ein schöner satz. weil er ein trauriger und treffender dazu ist, der sich umstandlos auf kriegs- und hungertote, auf die toten flüchtlinge an den eu-aussengrenzen undundund anwenden lässt. in diesem satz steckt ein ganzer berg an wahrheit.

im übrigen möchte ich das entsprechende
dossier der fr, trotz des sachlich falschen, weil reduktionistischen titels, schon empfehlen, um sich einen guten überblick zu verschaffen - einen überblick allerdings, der einem mehr als nur das wochenende restlos versauen kann. irgendwo darin, ich schätze mal so vor ca. zwei wochen erschienen, steckt übrigens auch eine geschichte, die meine these von der "echten" pädophilie als (relative) randerscheinung innerhalb der geschehnisse sehr untermauert - sobald ich den link wiederfinde, ergänze ich das hier.

*

edit am 21.03.: wie zur illustration
dieser sätze...

"staatliche repressionsorgane werden nicht von ungefähr regelmässig von apathie und lähmung befallen, wenn es darum geht, selbst schwere und schwerste gewaltdelikte in solchen institutionen zu verfolgen, und zwar nicht nur in staatlichen. das darf getrost als ausdruck davon verstanden werden, dass sie selbst - polizei und justiz - strukturell ähnlich organisiert sind bzw. solche institutionen selbst betreiben; und auch als ausdruck eines impliziten wissens, dass ohne solche institutionen im wahrsten sinne des wortes kein staat zu machen ist."

...lesen sich die folgenden
anmerkungen zur staatlichen (nicht-)reaktion in sachen "odenwaldschule" in hessen:

(...) "Von Anfang an also stand der Verdacht im Raum, dass es an der Schule zu deutlich mehr sexuellen Übergriffen gekommen war. Ein Verdacht, der 1999 durchaus strafrechtliche Konsequenzen hätte haben können. Becker nämlich war bis 1985 im Amt. Hätte man einen Schüler gefunden, der in diesem Jahr als 13-Jähriger von ihm missbraucht wurde, wäre dessen Fall erst im Jahr 2000 verjährt gewesen. Sexueller Missbrauch nämlich verjährt in der Regel erst zehn Jahre, nachdem das Opfer volljährig wurde. Aber nach solchen oder anderen Fällen wurde offenbar nicht gesucht.

Einer der Schüler, die den OSO-Skandal seinerzeit ins Rollen brachten, sagte der FR: "Bei uns hat sich 1999 niemand gemeldet, mit uns hat niemand gesprochen." Warum nicht? "Das ist nach zehn Jahren nicht mehr so einfach zu klären", sagte Klaus Reinhardt, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, auf Anfrage. Die Akten seien vernichtet. Wieso die betroffenen Schüler seinerzeit nicht kontaktiert worden seien, sei ihm ein Rätsel: "Die hätten in dieser Situation vernommen werden müssen." (...)

Auch im Hessischen Kultusministerium kam 1999 anscheinend niemand auf die Idee, die beiden anklagenden Schüler persönlich befragen zu lassen. Bestätigen will das im Ministerium niemand, ob oder ob nicht gehe "aus den uns vorliegenden Akten nicht hervor". Die damalige Kultusministerin Karin Wolff (CDU) hatte die FR in der vorvergangenen Woche wissen lassen, ihre Behörde habe seinerzeit "das Notwendige gemacht". Dem Schulamt habe man umgehend den Auftrag erteilt, die Odenwaldschule zu überprüfen.

Das soll auch geschehen sein, ohne dass weitere Anhaltspunkte gefunden wurden. Kein Wunder: Die wichtigsten Zeugen wurden ja nie gefragt. Unklar ist schließlich auch, was aus zwei Briefen geworden ist, die ein drittes Missbrauchopfer 1999 und 2003 an Ministerin Wolff geschrieben haben will. Sie sind wohl, wie so vieles, verschwunden.

Opferanwalt Kahl zeigte sich am Freitag fassungslos. Nicht nur die Odenwaldschule selbst, auch die Ämter und die Strafverfolgungsbehörden hätten von Anfang an die Aufklärung eines mittlerweile gewaltigen Skandals verhindert. (...)


interessant ist die frage danach, wer dadurch eventuell profitieren könnte, die sich keinesfalls nur im zusammenhang mit dieser schule stellt und auch bei anderen auffälligen staatlichen reaktionen zu stellen war und ist, wie bspw. bei den bis heute abgeblockten ermittlungen in sachen quasimafiöser strukturen (wo es u.a. auch um sexualisierte gewalt gegen kinder geht) in
sachsen. wer waren zb. die erwähnten "gäste" an der odenwaldschule ?

(...) "Ehemalige Schüler berichteten der Zeitung davon, dass sie als "sexuelle Dienstleister" für ganze Wochenenden eingeteilt und zu Oralverkehr gezwungen wurden. Einzelne Pädagogen hätten ihren Gästen Schüler zum sexuellen Missbrauch überlassen." (...)

fragen, auf die nicht nur die unmittelbaren opfer antworten erwarten können und sollten.
monoma - 21. Mär, 12:14

zur demo am 15. april...

...gibt es jetzt auch eine mobilisierungsseite:

jetzt reden wir!

quirinus - 22. Mär, 16:40

Wer ist WIR?

Ganz offenbar die Giordano Bruno Stiftung und einige mit ihr verbandelte Organisationen, die jetzt die Gunst der Stunde nutzen, um unter den Opfern der Catholica Anhänger zu gewinnen. Doch diesen sog. Humanisten sollte man genausowenig über den Weg trauen wie den Pfaffen: sind doch gar zu viele dieser Leute mit den Transhumanisten verbandelt, deren Ziel es ist, uns Menschen mit Maschinen zu verschalten und uns schließlich abzuschaffen, siehe hier. Zitat:
Es wird uns möglich sein, den alten Menschheitstraum zu verwirklichen, uns geistig und körperlich zu verbessern, mit Hilfe von Wissenschaft und Technik die im Zuge der natürlichen Evolution entstandenen suboptimalen biologischen Lösungen durch eigene, unseren Vorstellungen entsprechende zu ersetzen. Der Mensch wird nicht mehr auf das blinde Spiel der Natur (d.h. der Gene) angewiesen sein und sich endlich frei entfalten können. Der Mensch wird seine eigene Entwicklung steuern. Dies ist die Grundidee des Transhumanismus.
Und dies ist die neue Religion, deren Gott Charles Darwin heißt und deren Papst Richard Dawkins ist. Wer von diesem blinden Glauben an Wissenschaft & Technik profitiert, muß wohl nicht gesagt werden. Genug, daß wir vom Regen in die Traufe kommen werden, wenn wir den neuen Pfaffen hinterherlaufen, nur weil sie die alten bekämpfen, und dies nun auch noch vorgeblich im Namen der Opfer sexueller Gewalt. Doch die gab und gibt es, wie nun endlich herausgekommen ist, eben auch massenhaft in nichtkirchlichen Institutionen.

Anzumerken ist nur noch, wer mich in meiner Kirchenkritik bestärkt und dazu gebracht hat, 1970 aus der evangelischen Kirche auszutreten. Es war der Reformpädagoge Gustav Wyneken mit seinem Buch Abschied vom Christentum. Und dieser Wyneken war, na klar! auch einer, der es gern mit Knaben trieb und rechtskräftig dafür verurteilt wurde: was der Rowohlt-Verlag jedoch einst seinen Lesern verschwieg, so wie von all den anderen Verlagen wohlweislich verschwiegen wurde, welcher Art der pädagosche Eros derer war, die uns (meist im Namen des dubiosen Wilhelm Reich, der mit seinem Sohn allerlei Experimente anstellte) von den Fesseln der christlichen Religion erlösen und ins Reich der Freiheit führen wollten.

Was bleibt, ist immer wieder nur der Satz von Kant, den ich im Geiste allen zurufe, die jetzt drauf und dran sind, gemeinsam mit der Giordano Bruno Stiftung zu demonstrieren: Habe Mut, dich deines eigenen Vestandes zu bedienen. Traue keinem (Männer-) Netzwerk dieser Welt - keiner Kirche und keiner sich noch so aufgeklärt und humanistisch gebärdenden Organisation, nicht einmal einer, die du selbst gegründet hast.
monoma - 22. Mär, 19:46

@quirinus

wenn du dir mal den aufruf genau anschauen würdest, so könnte dir deutlich werden, dass deine einleitende vermutung bereits eine suggestion darstellt - tatsache ist, dass diese demo aus den reihen der selbstorganisierten heimkinderverbände initiiert wurde, und benannte stiftung wie auch andere sich - bei demos aller art bekanntlich nicht unüblich - als unterstützer dem aufruf angeschlossen hat.

dann werden im aufruf genauso die nichtreligiösen tätergruppen benannt, wenn auch die kirchen - und besonders die katholische mit berechtigung, wenn man sich die aktuellen reaktionen aus den funktionärsebenen der sekte betrachtet - an vorderer stelle stehen.

der transhumanismus ist ein eigenes (giftiges) feld, und da dürften wir inhaltlich nicht so weit auseinander liegen - aber ich finde es bis dato weder belegbar noch angemessen, hier eine solche art der instrumentalisierung zu vermuten, wie es bei dir durchklingt - momentan sollte es primär darum gehen, zunächst den opfern zuzuhören - endlich zuzuhören, denn auch dieses nichthören/wahrnehmen wollen war u.a. ein typisches merkmal der "alten brd", und es war nicht zufällig eine sehr ähnliche reaktion wie bei der vielfachen nazistischen kontinuität, setzte sich diese kontinuität doch eben auch im allgemeinen umgang mit kindern und speziell in den "erziehungsheimen" relativ ungebrochen fort.

und das speziell mit der katholischen kirche jetzt auch teils andere alte rechnungen beglichen werden, hat sich die kirche nach meinem verständnis nicht nur selbst zuzuschreiben, sondern es ist in anbetracht der historie dieser hochgradig reaktionären institution auch durchaus angebracht - allerdings nur, wenn darüber nicht die betroffenen (ehemaligen) kinder aus dem zentralen blick geraten.

ein wort noch zu reich: der mann kann nur bedingt was für das, was aus seinen teils sehr wichtigen, teils aber auch schlicht überholten erkenntnissen von späteren "anhängern" gemacht worden ist, gerade bezgl. der "sexuellen befreiung". es liesse sich hier ebenfalls von einer bestimmten instrumentalisierung reden.

*

und noch etwas allgemeines:

pack unter sich - passt wie arsch auf eimer:

"Unsere Leute verstehen es, zwischen menschlichen Fehlern zu unterscheiden, von denen die Geschichte voll ist, und den großen Früchten des Guten, die aus den christlichen Wurzeln entstanden sind und immer wieder entstehen", hieß es in Berlusconis Schreiben."

so der mafiosio - "menschliche fehler", jaja - und die "früchte" muss er als präfaschist ja zwangsweise loben, könnte ja sein, dass irgendwann mal wieder eine rattenlinie für leute wie ihn von nöten ist...
quirinus - 24. Mär, 04:41

@monoma:

Selbstverständlich habe ich mir die betreffende Website genau angesehen, bevor ich meinen Kommentar geschrieben habe. Und gerade deshalb habe ich ihn geschrieben. Denn unter den acht bis jetzt genannten Unterstützerorganisationen finden sich eben die Giordano Bruno Stiftung sowie drei weitere Organisationen aus deren Umfeld, und die grafische Gestaltung der Website (man beachte die Banner) ist typisch für die Kampagnen aus der vermeintlich so lustigen Heidenspaß-statt-Höllenqual-Ecke. Auffallend sind auch Pressemitteilungen wie diese, die so endet:
Ansprechpartner: Initiative ehemaliger Heimkinder, kontakt@jetzt-reden-wir.org Pressekontakt: hpd - Humanistischer Pressedienst

Büro Berlin, Dr. Carsten Frerk
Der hpd aber ist das wichtigste Sprachrohr der Giordano Bruno Stiftung, in deren Gründungsgeschichte Frerk eine wenn nicht die entscheidende Rolle spielt, siehe hier. Personelle Verbindungen sollen auch zwischen der Humanistischen Union und der GBs bestehen, siehe hier. Auch Hartmut von Hentig, dessen Partner inzwischen gestanden hat, daß er sich sexueller Gewalttaten an der Odenwaldschule schuldig gemacht habe, was Hentig aber offenbar nicht wahrhaben will, zählt zu den Beiratsmitgliedern dieser (gelinde gesprochen:) teilweise wohl gar zu freidenkerischen Vereinigung. Informativ ist auch dieses HU-Dokument, aus dem eindeutig hervorgeht, daß zwischen der HU und der GBS (Sprecher: Michael Schmidt-Salomon) noch 2006 äußerst freundschaftliche Beziehungen bestanden, vgl. S. 19. Daran wird sich wohl nichts geändert haben. Waum auch? Doch vor dem Hintergrund der HU-Geschichte, zu der auch dies gehört, finde ich das plötzliche Engagement der GBS gegen die sexuelle Gewalt an Kindern und die Fokussierung des Demonstrationsaufrufs auf die katholische Kirche ... nun ja: nicht minder problematisch als die Vertuschungs- und Beschwichtigungsversuche der Kirche. Wer etwas gegen all die Pfaffen sagt, die sich sexuell an Kindern delektieren, sollte auch nicht schweigen, wenn es um all die Sexualwissenschaftler, Therapeuten und Pädagogen aus den Reihen der kirchenkritischen bis kirchenfeindlichen Aufklärer & Humanisten geht, die den Gewalttätern (und damit auch kindergeilen Katholen) immer wieder Argumente geliefert haben: dahingehend, daß gesunde Kinder "es" ja insgeheim wollten. Dieser einst so populäre Irrglaube spukt offenbar noch heute im Kopfe des greisen Hartmut von Hentig herum. Anders kann ich mir nicht erklären, daß er (wenn das wahr sein sollte, was in dem Artikel steht) glaubt, sein Freund könnte möglicherweise von einem Internatsschüler verführt worden sein.

Gewiß, an erster Stelle der Unterstützer des Demonstrationsaufrufs steht der wohl untadelige VEH. Doch der sowie all die unorganisierten Opfer sollten sich eben nicht von zwielichtigen "Freidenkern" und/oder antireligiösen Eiferern vereinnahmen lassen. Die wiederum betreiben ja nur, wohl meist ohne es zu ahnen (auch Atheisten können sehr naiv sein), das Geschäft der neoliberalen Vernunftanbeter, die von einer nach wissenschaftlichen Prinzipien durchrationalisierten Welt und einer neuen Eugenik träumen. Und einer solchen Welt stehen speziell die katholische Kirche (so korrupt sie auch ist) und Millionen gläubiger Christen ganz entschieden im Wege. Sie stehen für den Human 1.0, der durch den Human 2.0 ersetzt werden soll. Und die Anhänger des neuen Menschenbildes lassen nichts unversucht, um Opfer der alten Machthaber für ihre Ziele zu mobilisieren. So scheint es auch in diesem Fall zu sein.

Damit erkläre ich mich nicht gegen die Demonstration. Ich bin sehr dafür, daß alle ehemaligen Heimkinder und alle Opfer sexueller Gewalt auf die Straße gehen. Ich warne nur (wie schon so oft) alle Erniedrigten und Beleidigten davor, falschen Freunden auf den Leim zu gehen. Denn die organisierten Atheisten von heute erinnern mich gar zu sehr an die glühendsten Maoisten der 70er Jahre und deren Glauben an eine - wie es in der Peking Rundschau immer hieß - glänzende Zukunft. Leuten, die auf einem Auge blind sind, sollte man niemals folgen, handele es sich nun um Christen oder Atheisten. Gewalttäter, Gewaltopfer und Heuchler gibt es hier wie dort. Massenhaft. Und deshalb sind mir alle zuwider, die jetzt auf dem Rücken der Opfer ihre weltanschaulichen Kämpfe austragen.

Geheimrätin (Gast) - 24. Mär, 11:33

Das kann ich gut verstehen, Herr Colin Goldner, der sich immer wieder durch seine menschenveranchtenden Hetze gegen Tibeter und ihre Religion hervortut, zu der eben auch der Dalai Lama gehört, ob man den nun mag oder nicht, gehört auch zum wissenschaftl. Beirat. Hatte schonmal das zweifelhafte Vergnügen mit besagtem Herrn, bzw. einem seiner Kollegen, der mir mit Strafanzeige drohte, sollte ich die in einem Blogkommenatr geäußerte Meinung, Colin Goldner wäre ein übler Rassist, nicht zurücknehmen. Nein die tägl. Verhaftungen, Verschleppungen und Folterungen, scheien hier in der Tat niemanden (auch viele Linke in meinem Umfeld nicht!) groß zu jucken, sind ja alles religiös verblendete Gottkönigsjünger, denen man das Mensch Sein im Zeichen des Humanismus dann schonmal absprechen darf.
Gehemrätin (Gast) - 24. Mär, 11:51

nachtrag

ein Verweis auf Goldners Hatz findet sich auf meiner China/Tibet Seite
sansculotte - 24. Mär, 18:20

Scusi, aber ...

Natürlich, natürlich. Die Humanisten und Transhumanisten sowie Colin Goldner und Dalai Lama sind Themen, die angesichts der massiven Häufung und der Schwere der Misshandlungsfälle - siehe z.B. hier:

http://www.emak.org/news/news_index.htm

- ganz besonders interessieren und derzeit ungemein dringend sind ...

*kopfschüttel*
Quirinus (Gast) - 25. Mär, 15:05

@Sansculotte

D'accord. Es geht jetzt nicht um einzelne Themen wie die (Trans-) Humanisten, Goldner oder den Dalai Lama. Es geht aber eben auch nicht nur um Kirche, Zölibat und all das. Das große Thema ist die sexuelle Gewalt, deren Ursachen und Folgen sowie alle (ich betone: ALLE), die sie ausüben, rechtfertigen und/oder aus welchen Gründen auch immer weggesehen haben. Deshalb (und nur deshalb) warne ich vor Leuten, die von der jetzigen Situation ideologisch zu profitieren versuchen. Und davon gibt es eine Menge, auch und gerade in den Medien, die zumindest ich als genauso verlogen empfinde wie die Kirche, über die sie täglich berichten. Diese Berichte sind nötig. Aber nicht minder nötig ist die Selbstkritik einer säkularisierten Gesellschaft, deren Medien im Geiste der sog. sexuellen Aufklärung jahrzehntelang die Pornographisierung unserer Gesellschaft betrieben haben und es noch immer tun: mit der Folge, daß unzählige Opfer sexueller Gewalt an ihren eigenen Wahrnehmungen zweifeln, so wie eine mir bekannte Frau, die 1988 im Alter von 13 Jahren von einem pädophilen Fotografen mißbraucht wurde. Auf meine Frage, warum sie sich nicht gewehrt habe, sagte sie wörtlich, mit tonloser Stimme: "Ich dachte, das müßte so sein." Und warum? "Ich bin frei erzogen worden." Und ein völlig unverklemmtes junges Mädchen mußte es eben noch bis vor kurzem ganz natürlich finden, wenn ein völlig unverklemmter Erwachsener sie zu sexuellen Handlungen nötigte - so wie ein Priesterzögling bis vor kurzem noch glauben mußte, mit dem Gewalttäter sei die Liebe Gottes über ihn gekommen. Beides sind die Kehrseiten ein und derselben Medaille. Und daher muß beides gleichermaßen thematisiert werden: von allen, denen es wirklich darum geht, Kinder und Jugendliche (aber auch Erwachsene!) vor sexueller Gewalt zu schützen.
Geheimrätin (Gast) - 24. Mär, 21:12

ja schüttel nur den kopf

und spiel ein maltretiertes opfer gegen das andre aus. Im übrigen ist für jeden gerade das Leid aktuell, das er erlebt. und ein gefolterter tibeter, erlebt sein leid genauso aktuell, wie jedes andere folteropfer.

ps. ich bin weder anhängerin des dalai lamas, noch ging es bei dem Fall goldner um den Dalai Lama als Person, es ging um tibeter, die gefoltert und verschleppt werden und die der feine Herr mit Dreck beworfen hat.

sansculotte - 24. Mär, 22:16

zum thema

ich wollte nur zum thema zurück. es ging im blogbeitrag um gewalt gegen kinder und jugendliche in deutschen, österreichischen und schweizer institutionen.

zur zeit erleben wir eine besipiellose mobilisierung der opfer. und das finde ich wiederum nicht unerheblich.
Geheimrätin (Gast) - 25. Mär, 17:48

mir ist wohl bewusst, um was es hier geht, wollte auch nicht ablenken, sorry. bin selbst opfer sexueller gewalt.

worunter ich aber heute am meisten leide, ist die traurige tatsache dass es einem kaum noch gelingt, irgendwo hilfe zu finden, die nicht ideologisch geprägt ist, sprich, sich auf irgendeine schule oder einen neuen psychmarkt beruft, sondern die von mensch zu mensch einen durch bestimmte krisensituationen begleitet und dabei deine eigene lebenseinstellung, bzw. weltanschaung erstmal respektiert.

leuten wie goldner fehlt es an diesem respekt ebenso wie gewissen kirchenvätern oder marktideologischen erfolgsgurus. oft führt einen dann ein trauma ins nächste, allerlei experten treten auf den plan, nlp trainer, lebensberater, coaches, analytiker, die dich und deine kinder dann nach einer mitunter systemaitschen traumatisierung, wiederum ganz systematisch "heilen" bzw. wieder zu einem "erfüllten, erfolgreichen leben im flow" verhelfen wollen, ohne überhaupt begriffen zu haben, was hinter der ursprünglichen traumatisierung steckt und dass eine heilung auch nicht daran gemessen werden kann, wie erfolgreich du letztlich wieder in der Gesellschaft "funktionierst", sondern eher daran, wie es dir gelingt, dich wieder so wahrzunehmen, wie du bist, zugang zu deinen gefühlen zu finden und diese auch unverfäscht zum ausdruck bringen kannst.

das größte problem ist doch eben die ignoranz, warum wohl kommen erst jetzt soviele opfer aus der deckung und gehen an die öffentlichkeit. es wollte ihnen nie jemand zuhören. irgendwann haben sich sich selbst dann auch nicht mehr zugehört, sich eine maske aufglegt, haben versucht zu funktionieren....oder sind eben komplett durchgedreht.

Geheimrätin (Gast) - 25. Mär, 18:18

nachtrag

worum es mir bei goldner eigentlich ging - für ihn sind folteropfer aus tibet auch alles anitchina-propagandadisten, lügner und kampagneros, so wie die aktuelle opfer-berichterstattung auch schon wieder als anti-kirchen kampagne ausgelegt wird. und ebenso, wie eltern oftmals ihre kindern zu spinnern und phantasten erklären, nichts wissen wollen und das trauma ebenso abspalten, wie die opfer es dann später selbst abspalten.
monoma - 29. Mär, 15:44

update odenwaldschule

die "zeit" mit zwei artikeln, die neben der thematisierung des langen - auch staatlichen - nichthandelns auch deutlich machen, dass das eine elite-anstalt ist:

Das Schweigen der Männer

Protestantische Mafia

ansonsten gibt´s zum ganzen themenkomplex schon wieder derart viel material, dass ich nicht hinterherkomme - repräsentativ ein ganz guter kommentar aus der "süeddeutschen":

Es kann nicht sein, was nicht sein darf

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US-Depeschen lesen

WikiLeaks

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