assoziation: zustandsbeschreibungen

ich bin vermutlich nicht der einzige, der sich im angesicht der täglichen flut von nachrichten mit immer öfter schon fast surreal-bösartigen inhalten zunehmend in einen alptraum im wachzustand versetzt fühlt - nicht, dass diese meldungen in den letzten jahren irgendwie anders oder gar "besser" gewesen seien, aber mittlerweile finde ich die aktuell zu konstatierende auswegs- und noch mehr sinnlosigkeit, die einen beim betrachten der globalen gesamtkrise (mit all ihren facetten - ökologisch, ökonomisch, psychosozial, kulturell) so überkommt, immer öfter nur noch bedrückend. und auch, wenn ich mich selbst hinsichtlich negativszenarien bzw. dystopien als in gewisser hinsicht abgedrüht und fähig zur distanz bezeichnen würde - es gibt grenzen.

*

aktuell hat sich dieser fakt bspw. bei der lektüre der folgenden
geschichte bemerkbar gemacht:

(...) "Stephen Hill war beruflich Kraftfahrer und wohnte mit seiner Familie in Nordengland, in Derbyshire, da, wo England so richtig provinziell ist. Vor zwei Jahren verschlimmerten sich seine gesundheitlichen Probleme. Ständig fühlte er sich erschöpft, berichten seine Angehörigen. Schließlich konnte er nicht mehr zur Arbeit gehen und beantragte Employment Support Allowance (ESA). Von dieser staatlichen Beihilfe leben vor allem Behinderte und chronisch Kranke - Menschen, die nicht arbeitsfähig sind. Ob sie dazu berechtigt sind, wird unter anderem mit medizinischen Tests festgestellt. Schnell stellte sich bei dieser Untersuchung heraus, dass Stephen Hill an einer schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung litt. Man riet ihm, möglichst schnell einen Arzt aufzusuchen.

Die Antwort auf seinen Antrag war dennoch - negativ! Eine schwere kardiovaskuläre Erkrankung sei "unwahrscheinlich", hieß es im Bescheid des Arbeitsamts. Hill legte Widerspruch ein, mit Erfolg. Aber schon nach wenigen Wochen nach der ersten Zahlung wurde er erneut für denselben medizinischen Test einbestellt. Wovon sollte er leben? Hatten die Mediziner recht, war er vielleicht doch gesund? Auch beim zweiten Mal kamen die Prüfer zum gleichen Ergebnis; er sei nicht wirklich krank und daher arbeitsfähig. Vier Wochen später starb Stephen Hill an einem Herzinfarkt, als er sein Auto reinigte. (...)

Viele Briten beginnen nun zur Kenntnis zu nehmen, dass Hills Tod weder der einzige, noch der erste Fall einer krassen und fatalen Fehleinschätzung war. Die Boulevardzeitung Daily Mirror recherchierte und fand heraus, dass zwischen Januar und August 2011 1.100 ESA-Empfänger starben, kurz nachdem die Behörden sie als bedingt arbeitsfähig eingestuft hatten." (...)


ich empfehle auch die in den kommentaren unter dem zuletzt erwähnten
blogartikel des "mirror" enthaltenen erfahrungsberichte vieler von den gleichen "maßnahmen" betroffener.

wie soll man sowas nun bezeichnen? eine art indirekter "vernichtung durch arbeit" unter staatlicher aufsicht, durchgeführt in diesem fall mithilfe der aktiven - ja, täterschaft eines privaten unternehmens? wir hier im "goldenen westen" haben uns ja durch jahrzehnte hindurch bestens an die tausenden hungertoten pro tag irgendwo ganz weit weg ebenso gewöhnt wie an die ebenfalls (anscheinend) weit entfernten kriege an vielen ecken. auch die steigenden "selbst"mordraten im europäischen süden, aber ebenfalls auch in
großbritannien, lösen mehrheitlich ebenfalls das gleiche schulterzucken aus (falls sie überhaupt registriert werden), wie die jährlich tausenden toten an den eu-südgrenzen unter dem regime von frontex (nur storys mit human touch schaffen es überhaupt noch an die oberfläche des medienstromes, so wie vor einiger zeit diese hier (ist übrigens nicht als vorwurf an uhupardo gemeint, der die erbärmlichen zustände im süden durchaus auf dem schirm hat).

als "menschlich abgestumpft und geistig umnachtet" umschrieb mertz in seinem aktuellen kapitel unten am ende die postmodernen durchschnittsbewohnerInnen der globalen zentren - zumindest dieser befund trifft exakt.

*

diese sich mehr und mehr offen wahrnehmbar entfaltende, im kern extrem destruktive und buchstäblich a-soziale mentalität findet sich dabei quer durch die ganze gesellschaft, wobei auch die herrschaften aus den selbsterklärten "eliten" zunehmend gefallen daran zu finden scheinen, offen ihre eigene
innere verwahrlosung kund zu tun:

(...) "Schläge im Hof, Vergewaltigungen in der Gemeinschaftsdusche: Gewalt gehört in deutschen Gefängnissen offenbar zum Alltag. Laut einer am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen wird mehr als ein Viertel aller Insassen im Laufe eines Monats körperlich angegriffen. Bei den Jugendlichen war es sogar fast jeder Zweite. Christian Pfeiffer, Leiter des Forschungsinstituts, sprach von „Horrorquoten“ und forderte Konsequenzen.

25,7 Prozent aller männlichen Befragten und 25,6 Prozent aller weiblichen Befragten gaben demnach an, innerhalb der letzten vier Wochen im Gefängnis Opfer physischer Gewalt geworden zu sein. Bei den Jugendlichen waren es 49 Prozent. " (...)


nun sind diese zustände
keineswegs neu, und ebenfalls ist die oft genug tödliche ignoranz nicht nur der zuständigen behörden, sondern auch breiter teile der öffentlichkeit altbekannt. neu ist jedoch eine art von zynismus, die wie folgt klingt:

(...) "Niedersachsens Justizminister Bernd Busemann (CDU) reagierte am Donnerstag gelassen auf die Studie. „Ein Knast ist eben keine Mädchenpension“, sagte er auf dapd-Anfrage. Der CDU-Politiker hatte die Studie des Kriminologischen Forschungsinistituts selbst mit in Auftrag gegeben. Die nun vorgestellten Ergebnisse könne er „gut akzeptieren“, da vieles der vorgeschlagenen Konsequenzen in den niedersächsischen Gefängnissen bereits umgesetzt sei." (...)

ich hatte ja hier in der vergangenheit in vielen beiträgen das hiesige justizsystem in all seinen facetten schon öfter als absurd und verkommen bezeichnet, aber dafür fallen mir keine angemessenen beleidigungen mehr ein. nur ein wunsch: das der herr minister einmal nur eine woche, ach was, nur einen tag selbst erfährt, was "keine mädchenpension" bedeutet (aus dem zuletzt verlinkten alten blogbeitrag):

"Sprichwörtlich" sei es, jemanden zu zwingen, den Kopf in die Kloschüssel zu stecken.

Auch "Abzocke" sei üblich: Gefangene drohen demnach anderen damit, dass sie etwas "auf die Schnauze" bekommen, wenn sie etwa keinen Tabak abgäben oder sich weigerten, "Dienstleistungen" auszuüben, wie beispielsweise die Zelle zu putzen. All das gehöre zur Subkultur. Auch Vergewaltigungen seien keine Einzelfälle."


ich fürchte fast, ein teil in mir könnte diese behandlung eines ministers auch ganz "gut akzeptieren"...

*

aber was soll´s - ein höherrangiger kollege dieses norddeutschen provinzlers gab in einem anderen zusammenhang neulich zu erkennen, dass er durchaus zumindest ab und zu etwas
authentische realität wahrnehmen (und entsprechend praktizieren) kann:

(...) "Auch wir bescheißen gelegentlich, auch wir verstoßen gegen Regeln", sagte Schäuble.

bis auf das gelegentlich eine durchaus offene zustands- und selbstbeschreibung aus den reihen der "elite".

*

wobei es sich um eine
globale realität handelt, die aber anhand dieses beispiels auch deutlich macht, dass die republikaner auf dieser ebene sich durchaus auf der höhe der postmodernen wirrnis ("wahrheit ist die erfindung eines lügners") befinden. und wo ich gerade dabei bin: haben Sie schon mal einen blick auf die beim jüngsten nominierungsparteitag der republikaner verabschiedete neue inhaltliche plattform geworfen, die ungefähr die ecken des von der partei tolerierten laufgitters absteckt, in dem sich zombie romney im falle seiner wahl positionieren darf? ein derartiges gebräu aus christlich-fundamentalistischem kulturkampf, sozialdarwinismus, ökologischem desaster und antisozialem engagement führt mindestens zu übelsten magen- und darmkoliken. immerhin sind damit die usa - inzwischen selten genug - wieder einmal führend in der welt: eine derartig offene wahlalternative zwischen mittel- und richtig großer scheisse dürfte auch mehr und mehr in europa als leuchtendes beispiel für die zukunft angesehen werden dürfen.

*

und wem´s bis jetzt noch nicht reicht, kann die reste seines/ihres weltvertrauens wie gewohnt
hier verlieren. schönes wochenende noch.
Grummel - 3. Sep, 11:02

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt,
hab neulich bei Fefe was gelesen von wegen vereinbaren von Verhaftungs und Verurteilungsquoten damit den Privatisierten Gefängnissen nicht die Arbeitskräfte ausgehen (USA).

Meiner Meinung nach nur noch ein kleiner Unterschied zu Zeiten in denen Menschen eingefangen, entrechtet und zur Arbeit gezwungen wurden... Sklaverei halt.
... man kann sagen von Staatlicher Seite.



Oder der Regulierungswahn seitens der EU.
Da werden, mit dem Argument der Überfischung, Griechischen Fischern (denk mal wo anders auch) viel Geld geboten ihre Boote zu verschrotten, die großen Kähne fahren weiter (Es wird Fisch aus dem Senegal importiert). Das gleiche Bild in der Landwirtschaft, Zuckerproduktion ....
Alles was den Menschen vor Ort ein Stück Unabhängigkeit geben könnte.

Statt dessen wird von "Hochtechnologie" gefaselt, Solaranlagen gebaut und den Arbeits und Mittellos gemachten Menschen nahe gelegt ein Internetunternehmen auf zu ziehen.

(Bytes kann man nicht essen.)

Im Überblick, wie er sich mir darstellt, wird den Menschen konsequent die Eigenständigkeit entzogen, sei es in Sachen Grundbedürfnisse (Essen, Wasser, Obdach, Sicherheit) oder Rechte/Absicherung in sozialen und gesundheitlichen Belangen.

Im Fortschreiten der Wirtschafts und Ressourcen-Krise und sich andeutende Militärische Konflikte ... und der impliziten Instabilität von Versorgungsrouten etc..
Bekommt man den starken Eindruck die humanitäre Katastrophe sei gewünscht.
(Wenn man berücksichtigt das die industrielle Landwirtschaft an sich nicht sehr resilient ist, ist das noch eine zusätzliche Verschärfung)

Wenn dann Versorgung/Umfeld/sub. Leben vollständig kollabiert, befinden sich die Menschen instantan im Überlebenskampf da Puffer und Resilienz im Vorfeld beseitigt wurden.

Die Folge wäre ein Schock, die legitime Frage ist ob dieser als Teil einer Strategie gedacht ist...
(was ist dann das Ziel, denn so wie es sich andeutet kann es nicht funktionieren)


Von daher ist es wichtig, sei es in privater Initiative oder von Staatswegen, darüber zu brüten und zu planen wie man im Moment der Katastrophe die Initiative zu einer konstruktiven Entwicklung erlangt und erhält, bevor dieser Effekt von jenen genutzt wird die sich in ihrer Unmenschlichkeit für ein solches Vorhaben als ungeeignet/gefährlich erwiesen haben.

Im Vorfeld scheint die Abwehr dieser Entwicklung gescheitert, jetzt gilt es zu retten und zwar Menschen.

monoma - 3. Sep, 13:37

yo

"Im Vorfeld scheint die Abwehr dieser Entwicklung gescheitert..."

mit pauken und trompeten :-(
Wednesday - 3. Sep, 11:52

„Lasst euch nicht umschlingen, ihr 150 000 000!“

Mal ein Theatertipp. Theater ist ja nicht so mein Ding, aber dafür sind wir, nachdem sogar das Provinzblättchen eine Ankündigung brachte, in der die Worte "anarcho-kommunistische Spurensuche" vorkamen, mal in die Großstadt gefahren und haben uns das angesehen.
Einwandfreie Vorstellung, eindeutig linksradikale Stellung, keine bescheuerten Schuldzuweisungen zB gegen Banken, aber eingehende Stellungnahme, was Anarchokommunismus ist, was Leben ohne Herrschaft ist, und wie "einfach" der Weg ist. Teil Zwei und Drei der Vorstellung sind besonders erbaulich. ;-) Infos: "Anarchie" auf der Bühne und "Wie wäre es, wenn der Moment des völlig Neuen andauern könnte und nicht bereits drohte, ein neues System der Herrschaft zu etablieren. Anthropologen nennen das »Neotenie«. Gemeint ist damit ein andauerndes Werden, das eine menschliche Fähigkeit darstellt und das darauf vertraut, dass Menschen keine Angst haben, etwas zu tun, was sie noch nicht kennen."
Später fanden wir heraus, daß Kevin Rittmeister, der die Regie führte, bereits mit dem sehr geschätzten Dietmar Dath zusammengearbeitet hat. *freu*

monoma - 3. Sep, 13:35

thx für den tipp

der haken insgesamt dürfte allerdings darin liegen:

"...und das darauf vertraut, dass Menschen keine Angst haben, etwas zu tun, was sie noch nicht kennen."

wenn dieses vertrauen gerechtfertigt wäre, dürfte die welt bereits heute zeimlich anders aussehen :-(

btw: was gibt´s gegen ein ordentliches bankenbashing einzuwenden? die stehen auf der liste der zu zerschlagenden institutionen plus anschliessender materieller wiedergutmachung plus (falls überhaupt möglich) resozialisierung der dortigen CEOs (müllabfuhr, landwirtschaftiche handarbeit etc.) ganz weit oben.
Grummel - 3. Sep, 13:37

hmmm... ich bin mir nicht sicher ob sich "Herrschaft" als Phänomen vermeiden lässt.
Die Unterschiedlichen formen etablieren sich mit der Zeit und bedienen in ihrer Urform Bedürfnisse die aus Aufgabenteilung/Spezialisierung/Differenzierung resultieren (*find*).
Schon in der Gruppendynamik bilden sich mit der Zeit "Multiplikatoren" welche sich gemessen an ihrem kommunikativen Impakt von anderen Gruppenmitgliedern unterscheiden.. abhängig von Wissen/Können oder Autorität ... vielleicht auch durch Fürsorge?
Wenn sich also "Macht" Zentren herausbilden, in dem Sinne das ein Wort mehr Gewicht hat als das andere, ist der Weg zur "Herrschaft" nicht mehr weit?
Ich denke schon in diesem kleinen Ansatz ist die Dynamik die zur Bildung von "Eliten" führt erahnbar...
Wenn "Herrschaft" einem absoluten Machtanspruch ausdrückt, das eine Wort also per Definition mehr zählt, abgelöst vom Kontext der Bedürfnisse (Legitimation)... findet keine Kommunikation im Sinne eines Austausches mehr statt. Also auch keine Dynamik mehr.

(Beispiel S21: "wir hätten das besser mit der Bevölkerung kommunizieren müssen", gemeint ist nicht das diskutieren.. sondern mehr Geld in PR stecken -Macht und Herrschaft)

Anarchie im Sinne reiner Selbstorganisation wäre pure Dynamik aber immer noch sehr anfällig für destruktive Entwicklungen.

Ich finde Herrschaft ist das Ausüben von instutionalisierter Macht ohne eine Ethik, nicht der gleichwertigen, aber gleichberechtigten Kommunikation.

Was wäre also mit dem Ansatz Herrschaft durch eine kommunikative Ethik in Kultur zu überführen, eine Ethik der empathischen/Sympathischen Kommunikation (über Identität?) welche in der Lage ist Herrschaft in Legitime Macht zurück zu verwandeln?
Wednesday - 3. Sep, 15:12

Herrschaft

Hi Mo, ja, klar, "Angst", da habe ich natürlich sofort an Deinen Blog gedacht und deswegen gepostet.
Kein Bankenbashing in dem Stück: eben WEIL Banken Teil des Systems sind, um das es hier ging, und es sie nicht gäbe, wenn sie unterlassen würden, was sie tun, und ohne Herrschaft wiederum gäbe es keinen "Bedarf" an Banken. Das kam bei diesem Stück schön heraus, das war sein zentraler Punkt: HERRSCHAFTSLOSIGKEIT, und da sassen wir Zuschauer, denen man das Nichtauftauchen von Bankenbashing oder Heuschreckenthematik nicht extra erklären musste.
Bankenbashing kann von mir aus jeder machen, aber es führt zu nichts, es ist nur Ereiferung und man kommt nicht zum Kern des Problems. Und das heisst HERRSCHAFT. ;-)
Wednesday - 11. Sep, 14:47

Zustände

Springer macht Politik mit einer Agenda 2020.
In Halle ist derweil eine Frau verhungert.

Wednesday - 28. Sep, 12:38

"Wenn wir nicht länger autistische Leistungs- und Erfolgsmaschinen oder biologieterrorisierte Haustiere sein wollen, besteht unsere Chance gerade darin, kaputtzugehen, d.h. nicht mehr zu funktionieren." Literatur Konkret Nr. 37, S. 13, zum Thema Selbstoptimierung etc.

Ich höre seit einiger Zeit den Sender FSK und empfehle ihn an dieser Stelle. Heute war u.a. einiges zu hören zum Thema Bestrafung, Gefängnis und Staatsgewalt.

sansculotte - 1. Okt, 16:59

Erschütternd. Blind, dumm oder einfach ein Psychopath?

Was meint ihr?

Danke für den Artikel.
Grummel - 1. Okt, 17:21

Hmmm...
Wenn dann Systempsychopath.
Der übliche Existenzielle Hebel deformiert die Wahrnehmung.
Verkürzt, handle Asozial, sonst kein Essen.

Schon das unreflektierte gleichsetzen seiner Tätigkeit mit der eines Arztes, lässt vermuten das er einerseits eine Aufwertung dringen nötig hat.... andererseits, durch die Assoziation die mit dem sozialen/ Hierarchischen Stand des Arztes (Arzt/Patient Beziehung, Götter in weiß) verknüpft ist, nutzt er wahrscheinlich diese Überhöhung um die Differenz zu seinen "Opfern aufrecht zu erhalten/ Empathie zu vermeiden.
sansculotte - 1. Okt, 21:40

Ja, eine Rationalisierung.

Die Frage ist nur, benutzt er die Rationalisierung, um bei sich selbst kognitive Dissonanz zu vermeiden (was auf zumindest ansatzweise emotionale Beteiligung schließen lässt), oder setzt er sie kalkuliert ein, weil er glaubt, das pt Publikum damit blenden zu können. Dann ist er aber ein ziemlich dummer Psychopath. Bei solchen Leuten interessiert mich das Movens immer ganz besonders.
Grummel - 2. Okt, 11:51

Eine Rationalisierung, unter anderem....
Wenn er die Rolle des "Arztes" präferiert offenbaren die Assoziationen nicht nur Parallelen mit seiner Erlebenswelt, sondern auch in der Vielschichtigkeit dieser Rolle selbst.

Ein Arzt als Mensch der Wissenschaft (ratio), der aus seiner Expertise Macht über die Umstände und dadurch auch seine Autorität schafft. Die Gesellschaftliche Reflexion, welche sich in sozialem Status, Stellung und "Hörigkeit" niederschlägt.

Da läuft vieles parallel, die vermeintliche Rationalität in diesem "Rollenspiel" geht mit der Selbsterhöhung Hand in Hand, genau so wie die Übertragung der konstruktiven Konotation der "Heilung" welche das Handeln rechtfertigt.


Hirnfasching übler Sorte, aber anscheinend nicht der einzige "Systempsychopath" der mit diesen Behelfskonstrukten hantiert (um seine Integrität zu erhalten?).


Hab noch ein anderes Beispiel:
http://www.heise.de/tp/artikel/37/37735/1.html

Es geht um den Mord in der Arge aus der Perspektive eines Sozialpädagogen.

Ich weiß nicht in wie weit der am Text gedreht hat... sein Arbeitgeber liest ja wahrscheinlich mit...

Aber... als studierter Sozialmensch sollten ihm die Experimente von Milgram ein Begriff sein genau so wie Pawlow.

Mit Pawlow meine ich nicht das klassische Experiment mit dem Glöckchen, der hat auch mit Stromschlägen experimentiert und so, beabsichtigt oder nicht, erste Erkenntnisse zur erlernten Hilflosigkeit geliefert.

Ich bin mir sicher das der Köter ohne die Gitter den Typen nach den ersten Stromschlägen zerfetzt hätte ... Gitter die dafür gesorgt haben das der Hund dann gebrochen und letargisch die Qualen über sich ergehen hat lassen.

Das schließt den Kreis zum Pferch ... und zeigt meiner Ansicht nach die Perversion die sich hinter der "Empathiesimulation" verbirgt welche dieser Pädagoge vorschlägt.

Eine Pervertierung des empathisch konnektiven Systems welche letztendlich zu dessen Zerstörung beiträgt.

Und wenn das passiert .. ist nicht nur 1 Mann mit einem Messer drin.
Grummel - 17. Nov, 13:23

Auf Grund einer Erfahrung mit dem Jobcenter hab ich mich mal wieder über Milgram und Zimbardo reflektiert.
Ich finde es nämlich sehr erstaunlich das Erkenntnisse aus den 60ern des letzten Jahrhunderts noch keinen Eingang in die Strukturierung von Organisationen gefunden haben.
Es sei denn die entmenschlichte Perspektive einer "Elite" interpretiert diese Erkenntnisse/Ergebnisse als Beweis für Effizienz, nützlich für "ökonomische" Entscheidungen und forciert die Einbettung selbiger in ausführende Strukturen.

Das Milgram-Experiment zB. würde heute so nicht mehr durchgeführt, da der enorme psychische Druck der auf die Probanden aufgebaut wird als Unethisch klassifiziert wird.
Aus entmenschlichter/objektivistischer Perspektive unrelevant. Nachschub gibt es genug, an Personal wie an dessen Opfern.

Eine eindeutigere Selbstoffenbarung unserer "Eliten" findet sich selten.

Nur, entmenschlichung ist keine Einbahnstraße ......

monoma - 19. Nov, 16:52

bist Du Dir da sicher?

"Ich finde es nämlich sehr erstaunlich das Erkenntnisse aus den 60ern des letzten Jahrhunderts noch keinen Eingang in die Strukturierung von Organisationen gefunden haben."

ich fürchte, es kommt am ende unter den jetzigen verhältnissen immer drauf an, wem welche erkenntnisse nutzen - und wem nicht.
Grummel - 21. Nov, 09:41

Hmmm ... du hast recht ... schätze der Knackpunkt ist "der Nutzen"

Ich denke meinen Standpunkt kennst du, "der Mensch ist das System" die Leitdifferenz ist leben.
Das und seine Implikationen machen mich einfach nur sauer wenn ich auf Verhältnisse stoße in denen das ignoriert oder sogar Bekämpft wird.
Es kostet mich dann einiges an Kraft nicht zu intervenieren ...


Das Empathie "blinde" (objektivierte) Be-nutzen solcher Erkenntnisse ist einfach zum kotzen, gerade weil weiterführende Erkenntnisse die darin enthalten sind schlicht weg ignoriert werden.

Wie ein Kind das Legobausteine be-nutzt ohne auf die Farben (Material ist die bessere Analogie) zu achten (ein paar sind aus S***), bauen diese Ignoranten an einem pervertierten "System" ohne sich über Zusammenhänge bewusst zu sein die letzten Endes für Existenz oder Nicht-Existenz entscheidend sind.

Na gut, man muss ja immer auch Herkunft und Umfeld beachten nech? .. die Prämisse, dass Dinge die mit der eigenen Identität assoziiert sind, bevorzugt werden... Erklärt warum sich S*** zu S*** sortiert.

Der Punkt ist, Erkenntnisse sind da um genutzt zu werden (wie sollte man es sonst besser machen), wie diese genutzt werden ist alles andere als gleichgültig... denn schlechter geht immer.

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Den Spiegel-Artikel gibt's übrigens hier im Netz: http://www.spiegel.de/spie gel/spiegelspecial/d-45964 806.html
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