notiz: die mafia, der giftmüll und die kapitalistischen "demokratien"
„Und was wird aus dem Meer?“ fragt einer der beiden und bekommt als Antwort: „Was kümmert uns das Meer? Denk an das Geld, damit gehen wir woanders ans Meer.“
*
mit diesen - wenn auch nicht weiter quellenmässig belegten - gesprächsaufzeichnungen zweier involvierter "bosse" endet einer derjenigen artikel aus den letzten tagen, die sich, meistens nicht an exponierter stelle, mit einem thema befassen, welches zunächst einmal mehr schier unglaublich erscheint. wie ein schlechter und übertriebener thriller. aber es meldet sich einfach nur die realität:
(...) "28 Kilometer vor der Küste entdeckte die Staatsanwaltschaft von Paola in Kalabrien das Wrack der «Cunsky». Ihre Ladung: 120 Behälter voller atomaren Abfalls. Nach Aussagen eines geständigen Mittäters hatten die Mafiosi das Schiff in den Neunzigerjahren dort versenkt. Es ist wohl nur der Beginn einer Enthüllungsgeschichte, die sich bereits wie ein Fass ohne Boden ausnimmt. Unter den Wogen des Mittelmeers lagert eine grosse Menge Gift, mindestens seit 1992 und ohne jede Überwachung. (...)
Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es noch mindestens 32 weitere Fälle gibt." (...)
sonderbar zurückgenommen sind bisher die entsprechenden medienberichte, obwohl - oder gerade deswegen - hier zustände ansatzweise sichtbar werden, die jeder beschreibung hohn spotten. und es ist ebenfalls keineswegs ein rein italienisches problem, wenn auch die italienischen verhältnisse - die von einer mischung aus faschist und mafioso durchaus angemessen repräsentiert werden - für ein solches kaliber des organisierten verbrechens einen perfekten humus darstellen.
nein, die eigentlichen klopper liegen in den vielfältigen umständen dieser mafia-aktivitäten, die an einigen stellen schon durchschimmern:
(...) " In der Woche nach dem Fund berichtete er der italienischen Presse von weiteren Aktivitäten des organisierten Verbrechens. So habe die 'Ndrangheta tausende Fässer mit radioaktivem Inhalt nach Afrika gebracht.
Unter den Augen der italienischen Armee seien diese im damals von Italien kontrollierten Hafen des somalischen Bosasso zum Verschwinden gebracht worden." (...)
da fallen mir die folgenden neulich im zusammenhang mit den somalischen piraten zitierten sätze wieder ein:
"Von seiten entwicklungspolitischer und antikapitalistischer Gruppen wird auf den Zusammenhang zwischen der Piraterie und der Ruinierung der somalischen Fischer vor allem durch internationale Raubfischerei und die mafiamäßig organisierte »Entsorgung« aller Arten von Giftmüll in den Gewässern um Somalia hingewiesen.
Tatsächlich haben diese Faktoren, die aber auch schon Anfang der 90er Jahre vorhanden waren, bei der Entstehung der somalischen Seeräuberei eine wesentliche Rolle gespielt. Es begann den Berichten zufolge mit Notwehraktionen von Fischern gegen die aggressiv vorgehenden, Raubfischerei in den somalischen Gewässern betreibenden Fangschiffe aus vielen Ländern der Welt. Die wichtigsten »Piratennester« – Bossaso und Eyl in Puntland, Haradere und Hobyo in Somalia – sind ursprünglich Fischerstädtchen,..."
was sich bei einer näheren beschäftigung mit dem piratenthema schon recht schnell als verdacht aufdrängt, wird spätestens jetzt zur gewissheit: "der westen" züchtet sich die piraten selbst (die zu solchen in einem faktischen akt der notwehr werden).
einige andere punkte, die eigentlich extraausgaben und sondersendungen in allen eu-staaten rechtfertigen würden, wenn sich denn diese staaten tatsächlich an den immer wie ein popanz von ihnen präsentierten hehren idealen wie menschenrechten etc. orientieren würden, werden in einem weiteren artikel angerissen:
(...) "Die Namen einiger in den achtziger und neunziger Jahren mysteriös versunkener und bei den Versicherungen nie auf Schadensersatz reklamierter Schiffe kennt man: Mikigan, Rigel, Marco Polo, Koralina; diese fuhr unter deutscher Flagge. Was sie alle an Bord hatten, dazu gibt es nur – schlimme – Verdachtsmomente. Die nach Behördenangaben „unnatürlich hohen“ Strahlenwerte und Krebshäufigkeiten an dem kalabrischen Küstenstreifen, wo 1990 die „Jolly Rosso“ strandete, zum Beispiel.
Und es gibt die Erzählungen von Francesco Fonti. Er sagt unter anderem: Italiens staatliche Atombehörde Enea, dazu der Verteidigungsminister damals, seien in den achtziger Jahren auf die ’Ndrangheta zugekommen. Ob sie nicht Giftmüll verschwinden lassen könne? 600 Fässer mit radioaktivem Schlamm zum Beispiel? Die Mafia konnte. 500 Fässer, sagt Fonti, habe man auf einen Frachter gepackt und mit falschen Papieren nach Somalia geschickt; den Rest habe man – weil die ’Ndrangheta-Bosse das Zeug nach langer Diskussion lieber nicht in den eigenen Bergen haben wollten – in der entlegenen italienischen Basilikata verscharrt. „Und ich konnte 250 000 Euro in bar direkt an die Familien von San Luca auszahlen“, schreibt Fonti.
Das Gift sei nicht nur aus Italien gekommen, sondern auch aus anderen europäischen Ländern, darunter aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich; auch hätten ganz verschiedene Konzerne auf diese Weise ihren Problemmüll beseitigt. So schreibt Fonti in seinem Geständnis an die Staatsanwaltschaft."
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dazu passt ein älteres fazit zur wiedervorlage:
"das obige belegt nur noch mal eine wichtige aussage: niemand sollte dem irrtum verfallen, bei solchen mafiösen zuständen handele es sich lediglich um "gesetzwidrige auswüchse" eines ansonsten ganz okayen kapitalismus. eher werden hier die spitzen nicht nur eines eisbergs, sondern eines ganzen eisgebirges sichtbar - es ist mittlerweile kaum noch zu unterscheiden, wo sich die antisozialen praktiken bspw. eines bekannten softdrinkherstellers im umgang mit bspw. als "mißliebig" deklarierten gewerkschaftern oder bei praktizierter ökologischer ignoranz groß vom treiben der cosa nostra, `ndrangheta, dem japanischen yakuza oder den chinesischen triaden unterscheiden lassen. faktisch nur noch dadurch, das die einen juristisch-objektivistisch gesehen überwiegend "legale", und die anderen eben "illegale" geschäfte machen - mit einer sich ständig ausweitenden antisozialen grauzone dazwischen (um der ausgewogenheit wegen: Sie können statt des bekannten getränkekonzerns auch einen ebenso bekannten ölkonzern oder auch einen gleichfalls gut bekannten lebensmittelmulti einsetzen - oder, oder oder...). jedenfalls fühlt sich die illegale mafia in der trauten zweisamkeit mit der legalen ausnehmend wohl - warum auch nicht?"
ja, warum auch nicht? lassen sich die erwähnten gangstrukturen rund um den planeten nicht als quasi modellhaft für den ungebremsten kapitalismus begreifen, der sich von allen "fesseln" befreit nur noch um die profitakkumulation dreht, egal zu welchem destruktiven preis auch immer?
das organisierte verbrechen und seine fließenden grenzen zu den heutigen staatlichen und ökonomischen strukturen weltweit war hier schon häufiger thema, aber ich habe den eindruck, dass gerade bei vielen derjenigen, die sich für gesellschaftliche verbesserungen einsetzen, die konsequenzen dieser unheilvollen verbindung immer noch unterschätzt und/oder ignoriert werden. was ja auch in gewisser weise verständlich ist - wer möchte sich schon gerne mit gangs dieses kalibers anlegen? und trotzdem wird dieser konfrontation nicht auszuweichen sein, dürften doch all die paten letztlich mit das größte interesse am fortbestand dieses systems haben, welches ihnen nicht nur materielle privilegien, sondern vor allem auch macht in der negativsten bedeutung des wortes gewährt - eine macht, deren ausmaß innerhalb der westlichen demokratiesimulationen nur erahnt werden kann. und als deren sinnbild ab jetzt zusätzlich dreissig vor sich hin rostende versenkte schiffe im mittelmeer gelten können.
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mit diesen - wenn auch nicht weiter quellenmässig belegten - gesprächsaufzeichnungen zweier involvierter "bosse" endet einer derjenigen artikel aus den letzten tagen, die sich, meistens nicht an exponierter stelle, mit einem thema befassen, welches zunächst einmal mehr schier unglaublich erscheint. wie ein schlechter und übertriebener thriller. aber es meldet sich einfach nur die realität:
(...) "28 Kilometer vor der Küste entdeckte die Staatsanwaltschaft von Paola in Kalabrien das Wrack der «Cunsky». Ihre Ladung: 120 Behälter voller atomaren Abfalls. Nach Aussagen eines geständigen Mittäters hatten die Mafiosi das Schiff in den Neunzigerjahren dort versenkt. Es ist wohl nur der Beginn einer Enthüllungsgeschichte, die sich bereits wie ein Fass ohne Boden ausnimmt. Unter den Wogen des Mittelmeers lagert eine grosse Menge Gift, mindestens seit 1992 und ohne jede Überwachung. (...)
Mittlerweile geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es noch mindestens 32 weitere Fälle gibt." (...)
sonderbar zurückgenommen sind bisher die entsprechenden medienberichte, obwohl - oder gerade deswegen - hier zustände ansatzweise sichtbar werden, die jeder beschreibung hohn spotten. und es ist ebenfalls keineswegs ein rein italienisches problem, wenn auch die italienischen verhältnisse - die von einer mischung aus faschist und mafioso durchaus angemessen repräsentiert werden - für ein solches kaliber des organisierten verbrechens einen perfekten humus darstellen.
nein, die eigentlichen klopper liegen in den vielfältigen umständen dieser mafia-aktivitäten, die an einigen stellen schon durchschimmern:
(...) " In der Woche nach dem Fund berichtete er der italienischen Presse von weiteren Aktivitäten des organisierten Verbrechens. So habe die 'Ndrangheta tausende Fässer mit radioaktivem Inhalt nach Afrika gebracht.
Unter den Augen der italienischen Armee seien diese im damals von Italien kontrollierten Hafen des somalischen Bosasso zum Verschwinden gebracht worden." (...)
da fallen mir die folgenden neulich im zusammenhang mit den somalischen piraten zitierten sätze wieder ein:
"Von seiten entwicklungspolitischer und antikapitalistischer Gruppen wird auf den Zusammenhang zwischen der Piraterie und der Ruinierung der somalischen Fischer vor allem durch internationale Raubfischerei und die mafiamäßig organisierte »Entsorgung« aller Arten von Giftmüll in den Gewässern um Somalia hingewiesen.
Tatsächlich haben diese Faktoren, die aber auch schon Anfang der 90er Jahre vorhanden waren, bei der Entstehung der somalischen Seeräuberei eine wesentliche Rolle gespielt. Es begann den Berichten zufolge mit Notwehraktionen von Fischern gegen die aggressiv vorgehenden, Raubfischerei in den somalischen Gewässern betreibenden Fangschiffe aus vielen Ländern der Welt. Die wichtigsten »Piratennester« – Bossaso und Eyl in Puntland, Haradere und Hobyo in Somalia – sind ursprünglich Fischerstädtchen,..."
was sich bei einer näheren beschäftigung mit dem piratenthema schon recht schnell als verdacht aufdrängt, wird spätestens jetzt zur gewissheit: "der westen" züchtet sich die piraten selbst (die zu solchen in einem faktischen akt der notwehr werden).
einige andere punkte, die eigentlich extraausgaben und sondersendungen in allen eu-staaten rechtfertigen würden, wenn sich denn diese staaten tatsächlich an den immer wie ein popanz von ihnen präsentierten hehren idealen wie menschenrechten etc. orientieren würden, werden in einem weiteren artikel angerissen:
(...) "Die Namen einiger in den achtziger und neunziger Jahren mysteriös versunkener und bei den Versicherungen nie auf Schadensersatz reklamierter Schiffe kennt man: Mikigan, Rigel, Marco Polo, Koralina; diese fuhr unter deutscher Flagge. Was sie alle an Bord hatten, dazu gibt es nur – schlimme – Verdachtsmomente. Die nach Behördenangaben „unnatürlich hohen“ Strahlenwerte und Krebshäufigkeiten an dem kalabrischen Küstenstreifen, wo 1990 die „Jolly Rosso“ strandete, zum Beispiel.
Und es gibt die Erzählungen von Francesco Fonti. Er sagt unter anderem: Italiens staatliche Atombehörde Enea, dazu der Verteidigungsminister damals, seien in den achtziger Jahren auf die ’Ndrangheta zugekommen. Ob sie nicht Giftmüll verschwinden lassen könne? 600 Fässer mit radioaktivem Schlamm zum Beispiel? Die Mafia konnte. 500 Fässer, sagt Fonti, habe man auf einen Frachter gepackt und mit falschen Papieren nach Somalia geschickt; den Rest habe man – weil die ’Ndrangheta-Bosse das Zeug nach langer Diskussion lieber nicht in den eigenen Bergen haben wollten – in der entlegenen italienischen Basilikata verscharrt. „Und ich konnte 250 000 Euro in bar direkt an die Familien von San Luca auszahlen“, schreibt Fonti.
Das Gift sei nicht nur aus Italien gekommen, sondern auch aus anderen europäischen Ländern, darunter aus Deutschland, der Schweiz und Frankreich; auch hätten ganz verschiedene Konzerne auf diese Weise ihren Problemmüll beseitigt. So schreibt Fonti in seinem Geständnis an die Staatsanwaltschaft."
*
dazu passt ein älteres fazit zur wiedervorlage:
"das obige belegt nur noch mal eine wichtige aussage: niemand sollte dem irrtum verfallen, bei solchen mafiösen zuständen handele es sich lediglich um "gesetzwidrige auswüchse" eines ansonsten ganz okayen kapitalismus. eher werden hier die spitzen nicht nur eines eisbergs, sondern eines ganzen eisgebirges sichtbar - es ist mittlerweile kaum noch zu unterscheiden, wo sich die antisozialen praktiken bspw. eines bekannten softdrinkherstellers im umgang mit bspw. als "mißliebig" deklarierten gewerkschaftern oder bei praktizierter ökologischer ignoranz groß vom treiben der cosa nostra, `ndrangheta, dem japanischen yakuza oder den chinesischen triaden unterscheiden lassen. faktisch nur noch dadurch, das die einen juristisch-objektivistisch gesehen überwiegend "legale", und die anderen eben "illegale" geschäfte machen - mit einer sich ständig ausweitenden antisozialen grauzone dazwischen (um der ausgewogenheit wegen: Sie können statt des bekannten getränkekonzerns auch einen ebenso bekannten ölkonzern oder auch einen gleichfalls gut bekannten lebensmittelmulti einsetzen - oder, oder oder...). jedenfalls fühlt sich die illegale mafia in der trauten zweisamkeit mit der legalen ausnehmend wohl - warum auch nicht?"
ja, warum auch nicht? lassen sich die erwähnten gangstrukturen rund um den planeten nicht als quasi modellhaft für den ungebremsten kapitalismus begreifen, der sich von allen "fesseln" befreit nur noch um die profitakkumulation dreht, egal zu welchem destruktiven preis auch immer?
das organisierte verbrechen und seine fließenden grenzen zu den heutigen staatlichen und ökonomischen strukturen weltweit war hier schon häufiger thema, aber ich habe den eindruck, dass gerade bei vielen derjenigen, die sich für gesellschaftliche verbesserungen einsetzen, die konsequenzen dieser unheilvollen verbindung immer noch unterschätzt und/oder ignoriert werden. was ja auch in gewisser weise verständlich ist - wer möchte sich schon gerne mit gangs dieses kalibers anlegen? und trotzdem wird dieser konfrontation nicht auszuweichen sein, dürften doch all die paten letztlich mit das größte interesse am fortbestand dieses systems haben, welches ihnen nicht nur materielle privilegien, sondern vor allem auch macht in der negativsten bedeutung des wortes gewährt - eine macht, deren ausmaß innerhalb der westlichen demokratiesimulationen nur erahnt werden kann. und als deren sinnbild ab jetzt zusätzlich dreissig vor sich hin rostende versenkte schiffe im mittelmeer gelten können.
monoma - 24. Sep, 22:19
nano...gekaufte staatsanwälte
ein gericht hat sie daher zur ungeheuren zahlung von 800.000 dollar verurteilt.
wie soll das die arme ölwirtschaft je zahlen?
wozu gibts eigentlich noch "unabhängige"gerichte und "korrekte" staatsanwälte? damit die opfer noch zusätzlich angespuckt werden?