notiz: la lena

momentan steht´s bei "google news" so: lena fast 4500 meldungen, ölGAU 450. soviel zu den öffentlich medialen prioritäten.

*

und ansonsten fühle ich mich tatsächlich genötigt, nochmals ein paar zeilen zu schreiben - auch, wenn ich meinen
persönlichen eindrücken von vor ein paar wochen betreffend den menschen lena m-l eigentlich grundsätzlich nix hinzufügen kann - diese eindrücke haben sich bis jetzt nicht groß geändert. klar ist sie "professioneller" geworden, was den umgang mit und die existenz in der großen verwertungsmaschine angeht. andererseits spricht zb. die verweigerung gegenüber solchen instanzen wie "bild" u.a. eben auch weiter dafür, dass sie sich über nötige grenzziehungen im klaren ist. ich hätte ihr, wenn ich diesbezgl. einen wunsch freigehabt hätte, tatsächlich nicht den gewinn dieses eurovisionsdingens gewünscht - und sie wäre damit meinem eindruck nach selbst bestens klargekommen.

aber nun ist es halt so gelaufen, und da bleibt dann nur noch zu sagen:

- die öffentlichen diskussionen, wie sie (nicht nur) bspw.
hier entbrannt sind, zeugen in eigentlich jeder hinsicht von einem bedenklich zerrütteten gesamtzustand der - ähem, "lieben landsleute". schwere wahrnehmungsstörungen (es geht hier um oberflächliche popkultur, die bestenfalls mal ein paar stunden entspannung und [gute] unterhaltung bieten kann - nichts anderes ist ihre aufgabe; und ein gar nicht so überzeugendes und textlich ziemlich ätzendes lied konnte sich primär wegen der interpretin durchsetzen; kein grund, einerseits gleich den untergang "des abendlandes" mittels "kultureller unterwanderung" oder gar "degeneration" und andererseits das wiederaufflammen des dritten reichs zu beschwören, herrjeh!) - und projektionen aller art plus offensichtlich unbearbeitete generationenkonflikte wecken in mir die wunschvorstellung, das ganze land mit einer hohen mauer zu umschliessen und ganz groß "geschlossene abteilung" dranzuschreiben.

- das ranschmeissen und andockenwollen an lenas aura von leuten wie wulff, merkel u.a. ist erbärmlich, wenn auch nicht anders zu erwarten gewesen.

- betreff nationalismus: wenn lena diesbezgl. irgendwelche tendenzen verkörpern sollte, dann solche, die nicht mehr bruchlos kompatibel sind mit dem "alten" klassischen nationalismus - ich fand´s sehr lustig, dass sie gestern grundsätzlich ihre botschaften "in die heimat" auf englisch durchgegeben hat. touché!

- /zyn-mode/: vor inzwischen fast 100 jahren hat sich germany in der innereuropäischen konkurrenz noch mittels der
dicken bertha beteiligt - darüber von "wir sind papst" zu "wir sind lena" zu kommen, ist hierzulande vielleicht tatsächlich schon das höchste der gefühle... /zyn-mode off/

*

da es gerade draussen so schön trist vor sich hin regnet, zum schluß noch ein (leider nur) auschnitt von "caterpillar in the rain" aus lenas album "my cassette player" - ich find das einfach schön.


Lena - Caterpillar in the rain - Snippet .mp3
Found at bee mp3 search engine
Geheimrätin (Gast) - 30. Mai, 17:44

huhu

mo

du wirst es nicht glauben, aber ich hab von allem dem rein gor nischt mitbekommen. hm...aber sie hat ne schöne stimme. hoffen wir sie schafft es, trotz alledem ihr eigenes ding zu machen und den schuh der neuen miss germania einfach als souvenier ins regal zu stellen.

monoma - 30. Mai, 18:06

doch...

...glauben kann ich das schon - wenn ich nicht vor wenigen monaten mal zufällig einen zeitungsartikel gelesen hätte, der mich neugierig gemacht hat, würde ich heute vermutlich ziemlich verwirrt ob all der schlagzeilen sein.

und ja, "miss germania" muss echt nicht sein.
Marco (Gast) - 30. Mai, 21:08

Mit der Diskussion im SPON Forum haben ich mich heute nachmittag auch unterhalten. Manches von dem was dort vorgebracht wird geht schon sehr in Richtung Ressentiment - Ich habe jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass einige der Teilnehmer es einfach nicht ertragen können, daß diese junge Frau *gerade wegen* ihrer unbekümmert, angstfrei, selbstbestimmten etc. Art erfolgreich war und sie sich eben nicht wir der durchschnittliche SPON Forumstroll im richtig Leben für Karriere und Einkommen erniedrigen, verbiegen und dressieren lassen muss. Auf einer Pressekonferenz hat sie gesagt "Mir kann es gar nicht schlecht gehen" - so redet das glückliche Kind und für jemanden den Morgens die Angst vorm Chef aus dem Bett treibt, muss das wie eine Provokation wirken.

sansculotte - 31. Mai, 04:50

Dinge,

die die Welt bewegen

W-Day (Gast) - 31. Mai, 08:29

Man sollte einfach alles bejubeln. Kasernierung und Einführung von Zwangsarbeit für Arbeitslose: alle gehen auf die Strasse und JUBELN. Einführung der 60-Stunden-Woche: alle gehen auf die Strasse und JUBELN. Verbot von Frauenarbeit: alle gehen auf die Strasse und JUBELN. Rente ab 72: alle gehen auf die Strasse und JUBELN. Todesstrafe für Drogenkranke, Kariesbefallene und Prostituierte: alle gehen auf die Strasse und JUBELN. Usf.
monoma - 31. Mai, 16:10

@w-day

das war wirklich mal ne empfohlene taktik der spaßguerilla in den 80ern, war selbst mal dabei, als mit unbändigem jubel und tosendem applaus eine iwf-veranstaltung und ein bundeswehrgesponsertes theaterstück derart im JUBEL untergegangen sind :-)
kranich05 - 31. Mai, 10:17

Ich melde mich mal unter Vorbehalt zu Wort.
Unter Vorbehalt, weil meine Kenntnisnahme von Popkultur im allgemeinen und des Lena-Hypes im besonderen sporadisch bzw. bewußt auf ein Minimum reduziert ist.
Ich fürchte, die Differenzierung zwischen der medialen Ikone und der unverbogenen, "natürlichen" jungen Frau ist schon heute ein aussichtsloses Unterfangen.
Daß die deutsche Pop-Ikone nicht nur bruchlos kompatibel ist zum "neuen" deutschen (atlantischen) Nationalismus, sondern fleißig daran beteiligt, ihn zu konstituieren, das liegt aber nun sowas von auf der Hand...

Wenn ich den Caterpillar-Ausschnitt höre, schließe ich nicht aus, daß sich einmal eine Künstlerin entwickeln könnte.

monoma - 31. Mai, 16:16

"Ich fürchte, die Differenzierung zwischen der medialen Ikone und der unverbogenen, "natürlichen" jungen Frau ist schon heute ein aussichtsloses Unterfangen."

das war von dem zeitpunkt an, als ich mich das erstemal mit lml beschäftigt habe, genau meine befürchtung - was jetzt allerdings am wochenende passiert ist, hat alle diesbezgl. erwartungen meinerseits noch negativ übertroffen.

letzter satz: ja, das ist eigentlich von anfang an für mich der zentrale punkt gewesen - die frau hat definitiv potential, um menschen berühren und beglücken zu können, und zwar auf vielen ebenen - und wird sich jetzt mit einem riesenapparat zur profitgenerierung herumschlagen müssen. das tötet normalerweise jedes mal erwähntes potential verläßlich ab.
Lemmy Caution (Gast) - 31. Mai, 15:46

es geht hier um oberflächliche popkultur, die bestenfalls mal ein paar stunden entspannung und [gute] unterhaltung bieten kann - nichts anderes ist ihre aufgabe
Dem ist nichts hinzuzufügen.

monoma - 31. Mai, 16:17

doch, eine präzisierung: der eurovisions-contest ist gemeint.
Lotta Gruen (Gast) - 1. Jun, 00:00

Hallo Mo,

Weil du in deinem anderen Beitrag doch gefragt hast, wie andere die Lena sehen, muss ich gestehen, ich bin - rein von meinem Bauchgefühl her - zu einem ganz anderen Schluss gekommen als du. Allerdings muss ich einschränken, dass ich mich kaum mit ihr befasst habe und also nicht so ein Hintergrundwissen aufweisen kann. Aber das, was ich wahrgenommen habe (speist sich nur aus kurzen Youtube-Mitschnitten ihres Musikvideos und einem Teil des Grandprix-Auftritts) war eine junge Dame, die sich auf eine typisch "viereckige" Art bewegt, wie ich sie von jungen Menschen her kenne, die Probleme mit ihrem Körpergefühl bzw. dem authentischen "Bei sich bleiben" haben.
Und ehrlich gesagt, fällt es mir persönlich schwer anzunehmen, dass ein in Liebe gewachsener Mensch das Bedürfnis hegt, sich als Zugpferd für die patriotischen Gelüste seiner Landsleute verheizen zu lassen.

Ansonsten geht es mir wie dir, ich hätte ihr für ihr Wohlbefinden gewünscht, dass sie nicht gewinnt. Es ist Wahnsinn, in was für eine Maschinerie sie da jetzt rein gerät - schon allein die Boulevardtitelseiten von heute. Und die allgegenwärtigen Kommentare sind furchtbar. Als glaubten tatsächlich manche Leute sie hätten einen Besitzanspruch auf "unsere" Lena. Von diesem Druck wird selbst der psychisch stabilste Mensch verrückt gemacht.

Lieben Gruß,
Lotta

monoma - 1. Jun, 00:56

hi lotta,

kurzer versuch einer antwort drauf: es ist ja letztlich so eine art ferndiagnose, die ich da geschrieben habe - basierend darauf, dass ich (nicht alleine, ganz sicher) vermutlich früher und mehr von ihr angeschaut und -gehört habe, als die allermeisten, die sich aktuell äussern. es gab da in den letzten monaten ein paar sehr aufschlußreiche audio- und videointerviews, die mich letzlich - zusammen mit dem, was bei den castingshows zu sehen war UND mit den wahrnehmbaren reaktionen vieler anderer und sehr verschiedener leute - zu meinem eindruck gebracht haben.

darauf basierend und nach ansicht weiteren aktuellen materials glaube ich, das sie selbst das alles eher als wahlweise "rausch" / party / unglaubliches erlebnis wahrnimmt und das auch qualitativ so ansiedelt - im sinne von einfach nicht ernstnehmen (so hat sie sich auch heute sinngemäß in einer pk geäussert - dito auch ihre im positiven sinne herablassende reaktion gegenüber der idee mit dem bundesverdienstkreuz, im prinzip eine deutlich ausgeprochene entwertung dieses ordens - dieser quatsch kam bezeichnenderweise von cdu-mißfelder ).

leider glaube ich auch, dass eine menge von dem richtig ist, was hier zu lesen ist:

eine nationale umarmung

und das hat - wie der artikel selbst aussagt, und was ich unterstreichen würde, weil ich den eindruck habe, dass sie grundsätzlich distanziert gegenüber, wenn nicht uninteressiert an den "offiziellen" gesellschaftlichen sphären ist - weniger mit ihr als mit der maschine um sie herum zu tun, primär mit dem für mich absolut unsäglichen raab, der da einen haufen ganz eigener interessen nur mühsam zurückhalten kann in dem sinne, dass er wenigstens partiell den anstand besitzt, ihr ein wenig ruheraum zu lassen. und auch mit dem bedürfnis vieler leute hier im land, tatsächlich die fiktion nationaler pseudogemeinschaft immer wieder anzustreben. wenn´s denn bei solchen events wie jetzt oder auch der wm bleiben würde (schon schlimm genug), könnte man das noch zähneknirschend hinnehmen. aber im kontext der weiteren krisenentwicklungen könnte der "taz"-artikel da sehr recht haben, dass das jetzige nur ein anfang ist.

ich weiß aber nicht, ob ich lena persönlich ihr diesbezgl. nichtbewusstsein zum vorwurf machen würde. sie ist einfach eine 19jährige frau, die sich halt primär für das interessiert, für was sich 19jährige innerhalb dieser kultur nun mal interessieren - zumal, wenn sie aus dem bildungsbürgerlichen milieu kommen und mit einen ordentlichen (nicht pathologischen) schuß narzißmus ausgestattet sind - musik, kultur, mode, alles leicht "indie" angehaucht. offene andockpunkte für "alte" nazis sehe ich da wenig bis gar nicht, eher schon das szenario, welches in der taz gezeichnet wird. aber sie dafür verantwortlich machen ? eher ja wohl nicht. und ich bin mir auch nicht sicher, ob sie verstehen würde, warum eine deutliche grenzziehung zu der rolle von "lena nazionale" ("spon"-ausdruck heute) ein verdammt wichtiges signal wäre.

wünschen würde ich mir eine emanzipation ihrerseits von ihrem jetzigen professionellen umfeld, und dann - zugegebenermaßen im eigenen interesse, weil ich einfach finde, dass sie wirklich potenziale hat - einen eigenen weg - egal ob musik, schauspielerin oder ganz was anderes. wer sich die reaktionen auf sie betrachtet, wird erstaunliches feststellen - von noch recht kleinen kindern bis hin zu 80jährigen sammelt sie quer durch alle geschlechter und auch klassen bewunderer (und sympathisanten wie mich ;-) ein. und ansatzweise ist schon zu sehen, dass dieser effekt sich nicht alleine hierzulande manifestiert. wenn sie denn selbst will, könnte sie mal eine wirklich - ich benutze das folgende wort selten und ungern, aber mir fällt gerade nix besseres ein - große künstlerin werden, mit enormer öffentlicher wirkung. aber ob das so kommt und ob sie das überhaupt selbst will - who knows.

abschließend: wenn ich mir so die gesellschaftliche situation betrachte, fürchte ich grundsätzlich ja eh, dass sie die zeit und möglichkeiten für ihre weitere entwicklung überhaupt nicht mehr bekommen wird. und an dem punkt sind wir dann tatsächlich alle lena - und umgekehrt.

gruß zurück!
demon driver - 1. Jun, 11:58

Künstlerin, Kommerz und Bundesverdienstkreuz

Hi Mo,

zum Thema Lena M.-L. vielleicht ganz kurz: ich stimme fast vollständig mit Dir überein, mit vor allem einer Ausnahme: trotz allem, was man über die jetzt gerade erwachsen gewordenen Generationen sagen könnte, leidlich (und, wie ich meine, ähnlich) nette, sympathische Neunzehn-/Zwanzigjährige (beiderlei Geschlechts) gibt es in Deutschland zu Tausenden, nur kriegt normalerweise niemand davon die Chance auf eine Karriere als Popstar (okay, ob sich das letztlich als Chance oder Fluch erweist, sei mal dahingestelt, das bleibt den Unwägbarkeiten des Einzelfalls überlassen - auf jeden Fall ist es aber die Chance auf eine wirtschaftlich besser ausgestattete Zukunft, als sie den meisten je offen steht).

Deswegen finde ich den Hype so unangemessen und deswegen werde ich wohl auch kein "Fan" werden, zumal ich das, was ich bisher von ihr an Musik gehört habe, gerade mal soweit okay finde, dass man nicht gleich umschalten muss, wenn's gerade läuft ;-)

Für eine "Künstlerin" halte ich sie nicht (wobei ich eh Probleme mit dem Begriff habe), und ich kann da auch irgendwie kein besonderes Potenzial erkennen. Im Gegenteil scheint mir ein beträchtlicher Teil der Sympathien (auch meiner) genau daher zu rühren, dass sie das wohl weiß und im Gegensatz zu den Nicoles oder Siegels dieser Welt aber auch nicht so tun will, als wäre sie's.

Damit das, was dabei entsteht, einmal irgendwie interessant werden könnte, müsste sie sich schon radikal vom Mainstream distanzieren - das heißt von genau den Maßstäben, die beim ESC gelten. Und da bin ich nicht sicher, ob sie diese Maßstäbe nicht schon jetzt zu sehr verinnerlicht hat.

Aber, wie gesagt, ansonsten stimme ich mit Dir überein.

Eins vielleicht noch zum Bundesverdienstkreuz - genaugenommen, was natürlich kaum die Intention des Herrn Mißfelder ist, wäre Lena M.-L., wenn überhaupt, dann eine Aufwertung für diese "Auszeichnung", die ja nun einer ganzen Reihe von Berufsarschlöchern einschließlich nicht weniger Altnazis zuteil wurde, was m.E. ihren tatsächlichen Charakter ausmacht.

(Was war denn ihre Reaktion auf den Vorschlag? Habe auf die Schnelle nichts gefunden.)

Grüße,
d. d.
monoma - 2. Jun, 02:18

@d.d.

sicher, dass es sehr wahrscheinlich tausende andere in ihrem alter gibt, mit ähnlichen oder mehr talenten und auch ähnlicher präsenz - kein widerspruch. ähnlich hat sie sich übrigens schon selbst geäussert.

"fan werden": also, aus dem alter bin ich wohl erstens definitiv raus, und zweitens bin ich dafür einfach grundsätzlich zu nörgelig :-)

aber ich hab´s ja bereits schon im ersten beitrag geschrieben: es gibt da bei ihr irgendetwas - was ich versucht habe zu beschreiben - , was mich dann doch immer noch beschäftigt. das ist mir selbst teils suspekt, aber ich könnte hier eine fülle von material präsentieren, wo völlig verschiedene leute eigentlich das gleiche erleben - selbst totale verächter von castingsshows (wie ich), oder auch solcher musik (wobei sie in den ganzen auswahlshows schon eher richtung indie gepolt war und auch aufgrund ihre coverauswahl sehr auffällig war), leute, die aus ganz anderen musikalischen ecken kommen oder auch selbst musik machen, leute ganz verschiedenen alters etc., und auch viele, die vorher "fantum" grundsätzlich ablehnten - alle beschreiben ähnliche effekte. teils liest sich das wie regelrechte erweckungserlebnisse, anders lässt sich das nicht sagen. und ich glaube nicht, dass da viel übertrieben wird, weil ich das selbst in abgewandelter form ähnlich erlebt habe in dem sinne des völligen erstauntseins über mich selbst, wie halt schon geschrieben.
bei vielen war das auch schon "lange" (in dem fall relativ) vor dem vergangenen wochenende der fall, und hatte grundsätzlich auch erstmal keinerlei "nationale" bezüge (mal abgesehen von den hardcore - eurovisionsfans, die sich genau das erhofft hatten, was jetzt eingetreten ist).

jedenfalls: solche wirkungen machen mich dann sofort sehr sehr neugierig - was passiert da und warum. und ich glaube in diesem fall, dass die erklärung "projektionsfläche" ausreicht - da spielt tatsächlich ihre persönlichkeit mit, und die finde ich - wenn man sich denn mal die mengen an medial festgehaltenen momenten anschaut - durchaus facettenreich und v.a. liebenswert - klingt blöd, aber anders kann ich es nicht genauer auf den punkt bringen. "verifizieren" (oder eben nicht) ließe sich dieser eindruck für mich letztlich nur durch einen realen eindruck im kontakt selbst, aber das dürfte wie üblich in solchen fällen utopisch sein.

jedenfalls: an diesen eindruck kann ich mich von keiner öffentlichen person bei mir jemals erinnern - sicher, beeindrucktsein, respekt, neugier, anerkennung für die künstlerischen leistungen etc. -
aber eben nicht dieses nicht- bzw. schwerzufassende berührtsein. vielleicht ist das auch vorübergehend, keine ahnung. aber wie gesagt: wenn ich sowas in dimensionen wahrnehme, die schon durchaus als massenwirkung gelten können (selbst ohne die ganzen leute, die jetzt primär wg. des "nationalen erfolgs" zu "fans" mutieren), dann fange ich an, mir gedanken zu machen. ich hoffe sehr, dass sich irgendwann mal "open-minded"-soziologen oder auch psychologen finden, um das mal vorsichtig zu sezieren. ich glaube nämlich - hatte ich auch schon geschrieben - dass sich aus solchen ereignissen durchaus wichtige dinge über aktuelle gesellschaftliche zustände lernen lassen. aber mindestens natürlich über mich selbst ;-)

zur pk: zb. hier, letzter absatz. wobei der ton (und mimik) die musik macht - auf youtube gibt´s verschiedene videos davon, und da fand ich die tendenz schon eindeutig - in richtung nicht-ernst-nehmen. auch, wenn sie dann ganz zum schluß das ding "vielleicht doch" annehmen würde.

ps: hier noch eine gesprochene, typisch feuilletonistische kritik, der ich zwar in fast allen punkten widersprechen würde, die aber immerhin mal ein paar nachdenkenswerte thesen bringt.

gruß
mo

edit: hups, war das ein freudscher...? ...und ich glaube in diesem fall, dass die erklärung "projektionsfläche" ausreicht...

da fehlt ein "nicht".
kranich05 - 2. Jun, 10:59

He, MO

Textstellen, die ich fragwürdig-erhellend finde:
"des völligen erstauntseins über mich selbst".
Ist es, aus welchen Gründen auch immer, gerade dieses Erlebnis, diese vielleicht von sehr vielen herbeigesehnte Erfahrung?

Ihre Persönlichkeit sei "liebenswert - klingt blöd..."
Ein Medienereignis hat Dich (doch wohl auch abgebrühten Medienkonsumenten) auf's Zarteste berührt.
Voll die Axt.

Ich bin entsetzt, wie mediale Zweckformulierungen, -verhaltensweisen und -konstruktionen sowohl der Lena als auch des Raab ("Sage mir mit wem du umgehst,..."), von denen es in dem von Dir verlinkten Bericht von ihrer Pressekonferenz nur so wimmelt, wie das Messer durch die Butter ins Herz dringen können.

Direkt ins Herz ging es auch diesen Mädchen:
http://opablog.twoday.net/stories/6363019/

errorking - 2. Jun, 11:24

das ekelige

am eurovisionkontest ist das nationalistische. was soll das? bei fussball kann ichs noch verstehen, das ist kämpferischer sport in freundschaft.
aber singen? geschmäcker sind bekanntlich verschieden. gibt ja auch keinen europäischen malwettberb.
aber solln sies nur machen.
bin nur neugierig, ob das eigentlich arme, manipulierte, von deutschland okkuppierte mädchen nun auch in afghanistan vor den deutschen truppen singen muss....
Quirinus (Gast) - 2. Jun, 13:02

Lena ist nicht nur

ein Medienphänomen. Der Anblick dieser jungen Frau berührt so viele unterschiedliche Menschen, weil sie zu jenen zählt, bei deren Anblick unwillkürlich die meisten Leute sagen: "Jetzt geht die Sonne auf." Dafür, daß es solche Menschen gibt, die auch jenseits aller Medienhype unabhängig immer wieder und lebenslang solche Reaktionen auslösen, kann ich mich verbürgen. Einen dieser Menschen kenne ich schon seit über 50 Jahren; ein anderer ist mir vor 5 Jahren begegnet: eine mittlerweile 28jährige Frau, an die Lena mich sofort äußerlich wie auch mit ihrer Art stark erinnert hat. Für beide Menschen gilt: daß auch ihre Familienverhältnisse kompliziert waren, sogar extrem kompliziert; daß aber diese Verhältnisse und weitere Erlebnisse ihr Wesen nicht haben zerstören können. Einen rational erkennbaren Grund dafür gibt es nicht. Anzunehmen ist allerdings, daß ihre Mutterbindung in den ersten Lebensjahren besonders positiv war, also ein tiefes Urvertrauen entstehen konnte. Weil sie dieses Vertrauen ausstrahlen, fliegen ihnen immer wieder die Herzen zu und lassen damit neues Vertrauen entstehen, so viel, daß negative Erfahrungen die positiven (noch) nicht aufwiegen können. Auch bei Lena (die ohne ihren leiblichen Vater aufwachsen mußte!) scheint dies der Fall zu sein. Und gerade weil sie offensichtlich etwas mitbekommen hat, was die meisten anderen Menschen entbehren mußten, gesellt sich zu deren Zuneigung auch einerseits der Wunsch, sie zu beschützen, andererseits eine mehr oder minder ausgeprägte und jetzt in den meisten Fällen noch jene latente heimliche Mißgunst, mit der alle (ich pflege sie zu zu nennen) Sonnen lebenslang zu kämpfen haben.

Ein ähnliches (wenn auch zusätzlich noch im eigentlichen Sinne musikalisches) Phänomen waren und sind nach wie vor die Beatles. Nach allem, was inzwischen über sie bekannt ist und sich ereignet hat, müßten sie längst ihren Zauber verloren haben; doch der ist ungebrochen. Wer frühe Aufnahmen mit diesen Jungs sieht und sie ganz unmittelbar auf sich wirken läßt, der wird sie trotz allen Wissens als unschuldig empfinden, so wie Lena heute von Millionen ganz unwillkürlich als unschuldig empfunden wird. Diese (auch, aber eben nicht nur vermeintliche) Unschuld, gepaart mit Coolness und Intelligenz im besten Sinne, ist letztlich das eigentliche Phänomen. Im Grunde hat sich ja jeder irgendwann einmal gewünscht, Kind bleiben und gleichzeitig erwachsen werden zu können. In Menschen von Lena erkennen und lieben wir letztlich all das Unverdorbene, was von uns noch übrig ist. Und je mehr davon übrig ist, desto eher können wir es uns gestatten, dieses Zeichen von Lebendigkeit an einem anderen Menschen wahrzunehmen und uns neidlos darüber zu freuen.

@monoma: Ich freue mich darüber, daß auch du ähnlich auf Lena reagiert hast wie ich; nur sehr viel früher. Ich nämlich bin, weil mich der Medienrummel nicht interessiert hat und ich deinen ersten Blogbeitrag darüber verpaßt habe, erst vor einer Woche auf das Phänomen aufmerksam geworden und könnte, ähnlich wie du, zunächst kaum glauben, was ich sah. Auch ich habe deshalb sehr aufmerksam hingesehen und mir sogar die Berichterstattung am Sonntag angetan. Doch Unauthentisches habe ich nicht entdeckt, nur das Vermögen, auf gesunde Weise spielerisch mit all dem Medienrummel und dem damit verbundenen Streß umgehen zu können. Auch hier bietet sich wieder der Vergleich mit den Beatles und speziell deren legendären Pressekonferenzen an. Nichts schien diese Jungs aus der Fassung bringen zu können. Erst mit dem Tod von Brian Epstein wurde alles anders. Doch Stefan Raab ist zu seinem Glück nicht Epstein und wird hoffentlich auch weiterhin gut auf Lena aufpassen. Mit wäre es freilich auch lieber, bliebe sie nicht allzu lange im Popgeschäft. Schon jetzt halte ich es für einen Fehler, sie zum zweitenmal beim ESC antreten zu lassen: weil abzusehen ist, daß die Neider dann über sie herfallen werden. (BILD-Schlagzeile nach dem verfehlten Sieg: Lena, was hast du uns angetan?)
Der_Eisenschmyd - 2. Jun, 13:57

Ich denke, hätte Frau Landrut zu Zeiten der Beatles ihre Musik gemacht, oder auch in den 70ern, dann hätte sie eben einfach die Musik gemacht und fertig. Die Leute hätten es schön gefunden oder eben nicht.....und ich würde heute eine Maxi von ihr auf meinen Dual auflegen.
Diese enorme Diskussion die seit Ihrem Gewinn des Schlager Festivals in Oslo stattfindet, hätte es in der Zeit nicht gegeben.

In diesen Zeiten ging es den Leuten objektiv aber auch besser. (Ja ich weis, kann man auch wieder ewig dran diskutieren....)
Heute ist es bei vielen eher so, wie es Marco weiter oben geschrieben hat:

"Mit der Diskussion im SPON Forum haben ich mich heute nachmittag auch unterhalten. Manches von dem was dort vorgebracht wird geht schon sehr in Richtung Ressentiment - Ich habe jedenfalls den Eindruck gewonnen, dass einige der Teilnehmer es einfach nicht ertragen können, daß diese junge Frau *gerade wegen* ihrer unbekümmert, angstfrei, selbstbestimmten etc. Art erfolgreich war und sie sich eben nicht wir der durchschnittliche SPON Forumstroll im richtig Leben für Karriere und Einkommen erniedrigen, verbiegen und dressieren lassen muss. Auf einer Pressekonferenz hat sie gesagt "Mir kann es gar nicht schlecht gehen" - so redet das glückliche Kind und für jemanden den Morgens die Angst vorm Chef aus dem Bett treibt, muss das wie eine Provokation wirken."

Zum einen die Jugendlichen, die keine Zukunft für sich sehen, keine Ausbildung bekommen und respektlos im Stich gelassen werden.

Zum anderen die Mittdreißiger die wie Marco schreibt "es einfach nicht ertragen können, daß diese junge Frau *gerade wegen* ihrer unbekümmert, angstfrei, selbstbestimmten etc. Art erfolgreich war und sie sich eben nicht wir der durchschnittliche SPON Forumstroll im richtig Leben für Karriere und Einkommen erniedrigen, verbiegen und dressieren lassen muss."

Und zum dritten der 50 Jährige H4 Empfänger der sich nur noch verarscht vorkommt.

Ich finde, das man das nicht unterschätzen sollte und eben diese Leute nicht auch noch so hinstellt als wären sie elende Neider. Neid entsteht ja auch nicht einfach so.


Noch etwas zu den Beatles...
http://rockmusik-geschichte.suite101.de/article.cfm/die_beatles_bernstein_und_beethoven
quirinus - 4. Jun, 13:26

@Eisenschmyd

Wenn ich von Neidern spreche, dann tue ich das nicht in dem Sinne, wie andere so oft und gern vom Sozialneid sprechen. Denn wer nicht im Wohlstand schwelgt oder gar zu den Armen, ja sogar zu den Ärmsten zählt, muß nicht zwangsläufig zum Neider werden. Anstatt mich jetzt in theoretischen Erörterungen zu verlieren, verweise ich nur darauf, was wohlhabende Reisende schon tausendmal berichtet haben: daß die Ärmsten der Armen seltsamerweise nicht neidisch seien. Doch um das zu erleben, brauchen wir nicht in die sog. Dritte Welt zu gehen und auch nicht fernzusehen. Kuck dir mal die Bettler vor den Supermärkten an und vergleiche sie mit den Gesichtern wohlhabender Kundinnen und Kunden. Oder sprich mal ein paar hauptberufliche Kassiererinnen freundlich mit "Frau REWE" oder mit "Frau ALDI" an. Ich habe das schon oft getan. Und sie immer wieder lachen sehen und Antworten wie diese gehört: "Frau REWE? Nee, bloß das nicht. Um Gottes willen!" Alle diese Leute haben zwar nur wenig oder gar kein Geld; doch sofern ihr Selbstbewußtsein noch halbwegs intakt ist, würden sie um keinen Preis mit einem der Reichen und Mächtigen tauschen wollen. Neid ist nicht die Eigenschaft der materiell Armen, sondern der psychisch Verkümmerten. Eben deshalb findet sich der Neid so auffallend oft in den Gesichtern derer, denen es doch materiell an nichts zu mangeln scheint, und ist stets gepaart mit Haß: Haß auf alles Lebendige, speziell auf jene Menschen, die ich weiter oben als Sonne bezeichnet habe. Und weil diese Neider sich selbst nicht ertragen können, haben sie nicht nur entsetzliche Angst vor all den Besitzlosen, die dennoch und seltsamerweise oft zufriedener wirken als sie, sondern projizieren ihre gesamte Erbärmlichkeit auf die sog. Unterschicht, der sie, sobald sie sich politisch regt, Sozialneid unterstellen: obwohl doch gerade diese Menschen völlig neidlos immer wieder ihre Sport- und Pophelden feiern; und mit Lena sogar eine höhere Tochter und Abiturientin.

(Auf daß dieser Kommentar von dem einen oder anderen Leser nicht wieder für esoterisches Geschwurbel und nebulöses Geschwafel gehalten werde. Den Anlaß zu einer hitzigen Diskussion könnte diesmal das Wort 'Sonne' geben ...)

archenoe - 8. Jun, 22:33

Abweichender Kommentar


monoma - 9. Jun, 01:11

@archenoe

danke, den text kannte aber zumindest ich schon.

eigentlich wollte ich aktuell nichts weiter über sie schreiben, aber Dein hinweis hat zumindest für mich nochmal meinen eindruck bestärkt, dass wir hier ständig über verschiedene ebenen reden - ihre rezeption in weiten teilen der öffentlichkeit plus die durchaus vorhandene instrumentalisierung für nationalistischen unfug nach ihrem sieg ist da eine sache, und zu der dürfte meine meinung ähnlich sein wie bei vielen meiner vorkommentatorInnen.

mir ging´s aber primär um die erstaunliche wirkung u.a. auf mich selbst, die ich recht lange vor dem jetzigen hype festgestellt habe - quirinus hat das weiter oben in den recht passenden satz gepackt "jetzt geht die sonne auf". und das trifft es recht gut, gab es doch viele momente für mich in der, wenn auch medial vermittelten, wahrnehmung von lena, die bei mir jegliche misanthropischen anwandlungen hinwegefegt haben. immer, wenn ich mir irgendetwas angeschaut habe, war ich meistens baff im angesicht ihrer ausstrahlung. ich glaube ja gerne, dass andere das anders wahrnehmen; aber ich halte das wie gesagt nicht nur für meinen eigenen film.

dazu zum schluß noch zwei passende zitate, von zwei im weitesten sinne vermutlich als "künstlerische intellektuelle" zu bezeichnenden (ich führe das deshalb an, weil ich denen in dieser speziellen hinsicht besser "rational" fundierte urteile zutraue als mir) - zuerst "nach oslo", das zweite nach der hiesigen wahl von lena:

"Viel, viel wichtiger ist die erstaunliche Wirkung dieses Mädchens. Sie prägt sich allen, die sie gesehen haben, sofort unvergesslich ein: als ganz starke körperliche Präsenz einer außerordentlich anmutigen Frau - hier passt einmal das altmodische Wort "liebreizend" perfekt. Eine solche Präsenz vor dem Auge der Kamera hat man oder hat man nicht. Man kann sie durch noch so viel Training nicht künstlich erzwingen."

"liebreizend" - ich hatte oben liebenswert geschrieben. und wie gesagt, ich kann mich zumindest bei mir nicht an eine ähnliche wirkung einer sog. öffentlichen person erinnern.

"lena ist ein mensch, wie man ihn selten erlebt. wenn ich regisseur wäre, hätte ich sie schon längst engagiert. sie hat eine ganz eigentümliche ausstrahlung, aus sich selbst heraus."

that´s it. ob, wie, und warum das welche gesellschaftlichen konsequenzen hat, ist eine andere frage. aber mir ging´s bisher primär um diesen speziellen punkt.

ps: und ja, wäre ich ca. 20 - 25 jahre jünger, wäre ich jetzt hoffnungslos verknallt *g* ;-)

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