notiz: "schaeffler" - noch eine *deutsche* kapitalistische erfolgsgeschichte [2.update am 05.02.]
"hinter jedem großen vermögen steckt ein verbrechen"
(honoré de balzac)
"Kriegsgeschäfte der deutschen Unternehmerfamilie Schaeffler aus den frühen 1940er Jahren sorgen für Debatten im südlichen Polen. Die Gründer der Firma, die sich derzeit um staatliche Milliardenbürgschaften bemüht, begannen ihre unternehmerischen Aktivitäten entgegen offiziellen Angaben nicht erst 1946. Vielmehr nutzten sie für ihren Nachkriegs-Start Know-How und Gerät einer ehemals jüdischen Fabrik in Kietrz nahe der polnisch-tschechischen Grenze, die sie sich bald nach Kriegsbeginn angeeignet hatten. Der kurzerhand in "Schaeffler AG" umbenannte Betrieb stellte bis 1944 Textilien und Panzerteile für die Wehrmacht her; Maschinen und Fachpersonal wurden Anfang 1945 in den Westen verbracht und ermöglichten der Schaeffler-Firmengruppe ihren schnellen Aufstieg. Hinweise von Historikern führen zu Geschäftsbeziehungen der Unternehmensgründer mit der Abteilung Menschenverwertung im Vernichtungslager Auschwitz."(...)
edit am 05.02.: die ergänzung "noch" in der überschrift hat alleine den grund, dass ich keinesfalls den eindruck erwecken will, derartige geschichten seien etwa in der hiesigen wirtschaft eine ausnahme (wobei ich davon ausgehe, dass das den allermeisten der leserInnen eh schon klar gewesen ist).
aber es gibt ja auch zb. jüngere leute, denen die - zumindest mir - vertrauten informationen über die historie der weitaus meisten deutschen unternehmen keinesfalls als allgemeingut vorkommen werden, darum hier noch ein paar beispiele von bekannten markennamen, die uns gerade aktuell tag für tag unagenehm auffallen. und da können wir gleich bei schaeffler weitermachen, die sich bekanntlich aktuell u.a. mit dem "schlucken" der hannoveraner continental ag schwer verhob und darob nach staatlicher hilfe bettelt - was die geschichte der continental anbelangt, ist das jedenfalls auch so ein fall von "gleich und gleich gesellt sich gern", wie bspw. ein längst vergessener artikel aus dem jahre 1999 deutlich macht:
(...)"Historische Quellen belegen laut einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", dass Mitarbeiter aus dem Conti-Werk die Häftlinge im Lager eingewiesen und angelernt hätten. Die Conti sei faktisch Arbeitgeberin gewesen. Die 10. Kammer des Arbeitsgerichtes gehe sogar davon aus, dass die Conti mit dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt ohne staatlichen Zwang einen "privatrechtlichen Dienstverschaffungsvertrag abgeschlossen hatte, um KZ-Häftlinge zu mieten". Die Vereinbarung habe den Einsatz der Häftlinge und das Entgelt für die "Vermietung" geregelt. Aus Sicht des NS-Regimes habe die Vereinbarung sogar das Ziel gehabt, die KZ-Häftlinge durch Arbeit zu vernichten."
zu den allgemeinen verflechtungen zwischen wirtschaft und ns-regime gibt es auch online genügend recherchierbares material, darum jetzt nur noch ein beispiel, bei dem es vor allem um zwei namen geht, die momentan täglich eine rolle spielen - die dresdner und die deutsche bank.
diese im jahr zweitausend erschienene arbeit des autors peter-ferdinand koch ist inzwischen vergriffen und nur noch antiquarisch zu erhalten, und sehr viele rezensionen gibt´s dazu zumindest online auch nicht. dabei ist das eigentlich gerade in diesen zeiten ein interessanter lesestoff:
(...)"Wie die Geier stürzten sich deutsche Wirtschaftsbosse und solche, die es noch werden wollten, auf jüdisches Vermögen: die Kaufhauskonzerne Horten, Neckermann, Quelle und Hertie sind alle das Ergebnis von "Arisierungen", also Zwangsenteignungen von ehemals jüdischen Betrieben, deren Besitzer unter Androhung von Gewalt gezwungen wurden, für einen lächerlichen Betrag an "arische" Kaufleute zu verkaufen. Immer mittendrin: Die Deutsche und die Dresdner Bank, zwei den Nazis herzlichst zugetane Geldinstitute, die auch für Heinrich Himmler (ein ehemaliger Hühnerzüchter) und dessen SS tätig waren.(...)
Koch schildert auch die Schäbigkeit im Kleinen, die miese Rachsucht, Denunziationslust und Raffke-Mentalität: Da wurde der SS mitgeteilt, dass letzte Woche noch ein jüdischer Kunde am Geldschalter gesichtet worden sei (den man, so die Bank devot, wohl vergessen habe zu deportieren). Oder: die Dresdner Bank hatte nach der Übernahme eines jüdischen Geldhauses dem ehemaligen Inhaber eine - geringe - Pension gezahlt. Als der Mann, über 70jährig, schließlich deportiert wird, befiehlt eine Hausanweisung, ihm die Kündigung seiner Pension nachzuschicken - da aber mit einer Nichtzustellbarkeit dieser Benachrichtung zu rechnen ist, sei die Bescheinigung über die Benachrichtigung zu den Akten zu nehmen.
Die SS organisierte ihre Wirtschaftsbetriebe in einer Holding, in der Verluste ausgeglichen werden sollten. Weil die meisten Betriebe aber von Amateuren geführt wurden, gab's durchweg zu viele Verluste. Richtig profitabel wurden Unternehmungen nur für die Privatwirtschaft, die mit der SS zusammenarbeiteten, schon weil die billig Zwangsarbeiter auslieh. So war die "Hunsa GmbH" zuständig für die "Förderung der Forschung auf dem Gebiet des Nahrungsmittelwesens", finanziert von der Dresdner Bank und unterstützt vom Pudding-Mischer August Oetker ("Ich bin ein Nationalsozialist des Herzens"), dessen Firma sich damals vornahm, "die Zukunft Großdeutschlands für immer zu sichern". Damals bosselten Oetker und Konsorten noch nicht an Tiefkühlpizza oder Speiseeis, sie buken Brot aus Stroh und rührten Suppen aus Insekten an, deren Nährgehalt sie an den KZ-Häftlingen der SS testen durften.
Neben der Dresdner war vor allem die Deutsche Bank eine Stütze des Regimes. Im Januar 1938 hatte die Zentrale ein Papier an alle Filialen verschickt, in dem um Aufstellung gebeten wurde, welche Juden noch Konten bei der Deutschen Bank führten und welche "jüdischen Betriebe" für "Arisierungen", also Zwangsenteignung, in Frage kämen."(...)
das ist nur ein ganz kleiner ausschnitt der historie einer branche, die - und zwar global - noch bis heute bereitwillig jede schweinerei finanziell mitunterstützt - kriege, organisiertes verbrechen, diktaturen - , sofern da etwas bei rausspringt. und die aktuell mit ihrer angeblichen "unverzichtbarkeit" ganze bevölkerungen in erpresserischer manier plündert.
es ist ratsam und hilfreich, diese geschichte all der banken und firmen, die sich da unter den "rettungsschirmen" versammeln, keineswegs zu vergessen - denn sie zeigt auf, das diese produkte des kapitalismus nicht nur im nationalsozialismus und auch nicht nur in d-land weder skrupel noch grenzen kennen, wenn es darum geht, ihren real einzigen sinn & zweck - die akkumulation von profit - den menschlichen gesellschaften aufzuzwingen. im ns ganz offen und drastisch, heutzutage bemäntelt mit allerlei simulationen. ihr antisoziales wesen jedoch bleibt im wahrsten sinne des wortes zeitlos.
*
edit 2: einen kommentierten kurzen gesamtüberblick speziell zur rolle der "deutschen bank" im ns gibt es hier - auszüge aus dem bericht der us-amerikanischen ermittlungsstelle omgus, die nach dem krieg folgende empfehlung gab:
"Es wird empfohlen, daß:
1. die Deutsche Bank liquidiert wird,
2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden,
3, die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden."(...)
wie wir wissen, blieb es bei dieser empfehlung.
(honoré de balzac)
"Kriegsgeschäfte der deutschen Unternehmerfamilie Schaeffler aus den frühen 1940er Jahren sorgen für Debatten im südlichen Polen. Die Gründer der Firma, die sich derzeit um staatliche Milliardenbürgschaften bemüht, begannen ihre unternehmerischen Aktivitäten entgegen offiziellen Angaben nicht erst 1946. Vielmehr nutzten sie für ihren Nachkriegs-Start Know-How und Gerät einer ehemals jüdischen Fabrik in Kietrz nahe der polnisch-tschechischen Grenze, die sie sich bald nach Kriegsbeginn angeeignet hatten. Der kurzerhand in "Schaeffler AG" umbenannte Betrieb stellte bis 1944 Textilien und Panzerteile für die Wehrmacht her; Maschinen und Fachpersonal wurden Anfang 1945 in den Westen verbracht und ermöglichten der Schaeffler-Firmengruppe ihren schnellen Aufstieg. Hinweise von Historikern führen zu Geschäftsbeziehungen der Unternehmensgründer mit der Abteilung Menschenverwertung im Vernichtungslager Auschwitz."(...)
edit am 05.02.: die ergänzung "noch" in der überschrift hat alleine den grund, dass ich keinesfalls den eindruck erwecken will, derartige geschichten seien etwa in der hiesigen wirtschaft eine ausnahme (wobei ich davon ausgehe, dass das den allermeisten der leserInnen eh schon klar gewesen ist).
aber es gibt ja auch zb. jüngere leute, denen die - zumindest mir - vertrauten informationen über die historie der weitaus meisten deutschen unternehmen keinesfalls als allgemeingut vorkommen werden, darum hier noch ein paar beispiele von bekannten markennamen, die uns gerade aktuell tag für tag unagenehm auffallen. und da können wir gleich bei schaeffler weitermachen, die sich bekanntlich aktuell u.a. mit dem "schlucken" der hannoveraner continental ag schwer verhob und darob nach staatlicher hilfe bettelt - was die geschichte der continental anbelangt, ist das jedenfalls auch so ein fall von "gleich und gleich gesellt sich gern", wie bspw. ein längst vergessener artikel aus dem jahre 1999 deutlich macht:
(...)"Historische Quellen belegen laut einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung", dass Mitarbeiter aus dem Conti-Werk die Häftlinge im Lager eingewiesen und angelernt hätten. Die Conti sei faktisch Arbeitgeberin gewesen. Die 10. Kammer des Arbeitsgerichtes gehe sogar davon aus, dass die Conti mit dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt ohne staatlichen Zwang einen "privatrechtlichen Dienstverschaffungsvertrag abgeschlossen hatte, um KZ-Häftlinge zu mieten". Die Vereinbarung habe den Einsatz der Häftlinge und das Entgelt für die "Vermietung" geregelt. Aus Sicht des NS-Regimes habe die Vereinbarung sogar das Ziel gehabt, die KZ-Häftlinge durch Arbeit zu vernichten."
zu den allgemeinen verflechtungen zwischen wirtschaft und ns-regime gibt es auch online genügend recherchierbares material, darum jetzt nur noch ein beispiel, bei dem es vor allem um zwei namen geht, die momentan täglich eine rolle spielen - die dresdner und die deutsche bank.
diese im jahr zweitausend erschienene arbeit des autors peter-ferdinand koch ist inzwischen vergriffen und nur noch antiquarisch zu erhalten, und sehr viele rezensionen gibt´s dazu zumindest online auch nicht. dabei ist das eigentlich gerade in diesen zeiten ein interessanter lesestoff:
(...)"Wie die Geier stürzten sich deutsche Wirtschaftsbosse und solche, die es noch werden wollten, auf jüdisches Vermögen: die Kaufhauskonzerne Horten, Neckermann, Quelle und Hertie sind alle das Ergebnis von "Arisierungen", also Zwangsenteignungen von ehemals jüdischen Betrieben, deren Besitzer unter Androhung von Gewalt gezwungen wurden, für einen lächerlichen Betrag an "arische" Kaufleute zu verkaufen. Immer mittendrin: Die Deutsche und die Dresdner Bank, zwei den Nazis herzlichst zugetane Geldinstitute, die auch für Heinrich Himmler (ein ehemaliger Hühnerzüchter) und dessen SS tätig waren.(...)
Koch schildert auch die Schäbigkeit im Kleinen, die miese Rachsucht, Denunziationslust und Raffke-Mentalität: Da wurde der SS mitgeteilt, dass letzte Woche noch ein jüdischer Kunde am Geldschalter gesichtet worden sei (den man, so die Bank devot, wohl vergessen habe zu deportieren). Oder: die Dresdner Bank hatte nach der Übernahme eines jüdischen Geldhauses dem ehemaligen Inhaber eine - geringe - Pension gezahlt. Als der Mann, über 70jährig, schließlich deportiert wird, befiehlt eine Hausanweisung, ihm die Kündigung seiner Pension nachzuschicken - da aber mit einer Nichtzustellbarkeit dieser Benachrichtung zu rechnen ist, sei die Bescheinigung über die Benachrichtigung zu den Akten zu nehmen.
Die SS organisierte ihre Wirtschaftsbetriebe in einer Holding, in der Verluste ausgeglichen werden sollten. Weil die meisten Betriebe aber von Amateuren geführt wurden, gab's durchweg zu viele Verluste. Richtig profitabel wurden Unternehmungen nur für die Privatwirtschaft, die mit der SS zusammenarbeiteten, schon weil die billig Zwangsarbeiter auslieh. So war die "Hunsa GmbH" zuständig für die "Förderung der Forschung auf dem Gebiet des Nahrungsmittelwesens", finanziert von der Dresdner Bank und unterstützt vom Pudding-Mischer August Oetker ("Ich bin ein Nationalsozialist des Herzens"), dessen Firma sich damals vornahm, "die Zukunft Großdeutschlands für immer zu sichern". Damals bosselten Oetker und Konsorten noch nicht an Tiefkühlpizza oder Speiseeis, sie buken Brot aus Stroh und rührten Suppen aus Insekten an, deren Nährgehalt sie an den KZ-Häftlingen der SS testen durften.
Neben der Dresdner war vor allem die Deutsche Bank eine Stütze des Regimes. Im Januar 1938 hatte die Zentrale ein Papier an alle Filialen verschickt, in dem um Aufstellung gebeten wurde, welche Juden noch Konten bei der Deutschen Bank führten und welche "jüdischen Betriebe" für "Arisierungen", also Zwangsenteignung, in Frage kämen."(...)
das ist nur ein ganz kleiner ausschnitt der historie einer branche, die - und zwar global - noch bis heute bereitwillig jede schweinerei finanziell mitunterstützt - kriege, organisiertes verbrechen, diktaturen - , sofern da etwas bei rausspringt. und die aktuell mit ihrer angeblichen "unverzichtbarkeit" ganze bevölkerungen in erpresserischer manier plündert.
es ist ratsam und hilfreich, diese geschichte all der banken und firmen, die sich da unter den "rettungsschirmen" versammeln, keineswegs zu vergessen - denn sie zeigt auf, das diese produkte des kapitalismus nicht nur im nationalsozialismus und auch nicht nur in d-land weder skrupel noch grenzen kennen, wenn es darum geht, ihren real einzigen sinn & zweck - die akkumulation von profit - den menschlichen gesellschaften aufzuzwingen. im ns ganz offen und drastisch, heutzutage bemäntelt mit allerlei simulationen. ihr antisoziales wesen jedoch bleibt im wahrsten sinne des wortes zeitlos.
*
edit 2: einen kommentierten kurzen gesamtüberblick speziell zur rolle der "deutschen bank" im ns gibt es hier - auszüge aus dem bericht der us-amerikanischen ermittlungsstelle omgus, die nach dem krieg folgende empfehlung gab:
"Es wird empfohlen, daß:
1. die Deutsche Bank liquidiert wird,
2. die verantwortlichen Mitarbeiter der Deutschen Bank angeklagt und als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden,
3, die leitenden Mitarbeiter der Deutschen Bank von der Übernahme wichtiger oder verantwortlicher Positionen im wirtschaftlichen und politischen Leben Deutschlands ausgeschlossen werden."(...)
wie wir wissen, blieb es bei dieser empfehlung.
monoma - 4. Feb, 15:53