Montag, 19. Oktober 2009

notiz: interessantes im schnelldurchlauf

(wobei das natürlich nicht heissen soll, dass Sie sich nicht näher mit den präsentierten links beschäftigen, eher wünsche ich mir das gegenteil. aber bei mir ist´s gerade eine mischung aus depressiver unlust und zeitmangel, darum nur kurze kommentare).

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Gebt die Drogen frei!, fordert ein essay in der "zeit" mit argumenten, die durchaus im systemimmanenten ökonomischen rahmen liegen, aber deshalb - eben unter den jetzigen bedingungen - nicht falsch sind. die skizierte kosten-nutzen-rechnung könnte zur abwechslung tatsächlich viel leid ersparen.

das thema drogen kommt ansonsten hier auch meiner meinung nach viel zu kurz, wobei ich es schwer finde, wirklich neue aspekte beizutragen - diese diskussion läuft nun schon seit jahrzehnten öffentlich in schneisenbereiten ausgetretenen pfaden, positionen und verhältnisse sind weitgehend bekannt. und trotzdem habe ich den eindruck, dass die wirkungen der diversen psychoaktiven substanzen gesellschaftlich eher unterschätzt werden, und zwar in jeder hinsicht. ich merke mir das mal für einen basis-beitrag vor.

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zumal unter dem obigen thema auch solche sachen wie das sog.
Neuro-Enhancement zu verzeichnen sind, dessen reale intentionen bei seinen befürwortern im artikel folgendermassen auf den punkt gebracht werden:

(...) "Von was reden wir also, wenn wir von kognitiven Enhancern sprechen? Doch in erster Linie von Substanzen, die Menschen stromlinienförmig im Arbeitsalltag agieren lassen. Und geht es nicht um Arbeit, so geht es um die Eliminierung unerwünschter Persönlichkeitseigenschaften; eine seltsames Phänomen unserer Zeit, die droht, aus jeder kleinen Macke ein behandlungswürdiges Syndrom zu machen. Hier spielen Psychologen, Wissenschaftler, Ärzte und Pharma-Unternehmen eine Rolle, sie alle tragen dazu bei, dass der Katalog der psychischen Krankheiten immer länger wird. Christopher Lane hat in seinem Buch "Shyness: How Normal Behavior Became a Sickness" gut beschrieben, welche Kräfte bei der Transformierung der Schüchternheit in die behandlungswürdige Sozialphobie am Werk waren.

Noch etwas muss bedacht werden. Der Begriff der "Kognition" wird im Zusammenhang mit NE so unscharf verwendet, dass viel gemeint sein kann, praktisch aber nur wenig erreicht wird. Durchhaltevermögen und Konzentrationsfähigkeit mögen mit diesen Mitteln zeitweise verbessert werden, die Hoffnung aber, dass damit das Kurzzeit- oder gar Langzeitgedächtnis gefördert werden können, haben sich nicht bestätigt." (...)


der seitenhieb auf die ausufernde praxis, mit hilfe neuer diagnostischer modelle nicht "gesellschaftskonformes" verhalten psychiatrisch in den griff zu bekommen, ist dabei durchaus berechtigt, was aber im umkehrschluß nicht bedeutet, dass es nun keinerlei tatsächlich ernsthafte und konsequenzenreiche psychophysische pathologien geben würde - ein beliebter kurzschluß gerade bei skeptischen menschen.

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der neurowissenschaftler gerhard roth hat sich anlässlich der jüngsten fälle von jugendlicher gewalt in öffentlichen räumen mal wieder zum
(un-)sinn des aktuellen strafsystems geäussert. als zusammenfassung des aktuellen diskussionsstands informativ; genauer habe ich mich bereits in der vergangenheit mit seinen thesen beschäftigt: von der (un-)möglichkeit des freien willens, perverser justiz, moral und einigem mehr.

aus dem aktuellen text aber noch ein hübsches zitat von roth:

Und was für Laien besonders irritierend ist: "Viele Psychopathen", sagt der Hirnforscher Gerhard Roth von der Universität Bremen, "zeigen ein hohes Maß an Selbstkontrolle beim Lügen und Betrügen, können Mitgefühl heucheln, ihre wahren Motive verbergen und Straftaten vertuschen."

ich frage mich ja immer, ob der recht kleinen gruppe von neuroforschern, die sich mit dem phänomen soziopathie beschäftigen, eigentlich die gesellschaftlichen implikationen klar sind? das da oben in einem satz auf den punkt gebrachte jedenfalls ist ein wesentlicher bestandteil der nötigen psychophysischen grundausstattung, um in diesem system nach oben zu gelangen. und das sagt eigentlich bereits alles nötige aus, um viele erbärmliche zustände hier begreifen zu können.

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und das gilt auch für
solche wie hier beschrieben - die entsprechende dokumentation Heilung unerwünscht läuft heute ab 21.00 h in der ard. nebenbei: man schaue sich mal die kommentare sowie die bewertungen im artikelforum der "süddeutschen" an und erhalte einen eindruck von kapitalistischer medienarbeit. das ist echt zu auffällig. - (hierzu siehe untenstehenden kommentar).

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zum schluß im doppelten wortsinne
Psychologie in der Krise:

(...) "Nirgends werden die Folgen sozialer Verelendung und Untersozialisation, von Sucht und Gewalt, psychischer und körperlicher Verwahrlosung, Schröderscher Agendapolitik, Globalisierung oder gescheiterter Migration deutlicher als in psycho-sozialen Einrichtungen, besonders der Psychiatrie. Doch die Hürde zu einer ambulanten, aufdeckenden oder verhaltenssteuernden Psychotherapie nehmen nur jene, die den Psychotherapeuten und ihrer Schicht potentiell ähnlich sind: Für die Konsequenzen verfehlter Sozial- und Bildungspolitik gibt es keine Psychotherapie."

(danke einmal mehr an wednesday für den hinweis).

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