Zuckerbussi (Gast) - 19. Nov, 12:59

Nicht-Lächeln und die Folgen

Hatte vor ein paar Wochen einen heftigen Streit bei McDonald's (!). Auslöser war ein Mitarbeiter, der meines Erachtens eine süffisant nachlässige Dienstleistungsbereitschaft vermitteln wollte. Nicht der Ansatz eines künstlichen Lächelns (<Mona Lisa) wurde versucht - meine geringen Erwartungen wurden nochmals unterboten...

Mein lieber Amigo hat mich reflexartig als neoliberalen, kapitalistischen Bösewicht beschimpft, der sich neben dem Burger noch zusätzliche "Dienste" erwarten würde - unbezahlte Prostitution in der Gastronomie sozusagen. Man sieht, Fleisch und Fett macht nicht unbedingt entspannt...

Wir kamen dann zum "aufgesetzten" Lächeln und den schlimmen Folgen für den Vortäuschenden - heute hat er mir diesen Link gemailt.

Ich denke, daß auch Nicht-Lächeln Folgen hat - diese müssen abgewogen werden. Viele werden sich durch eine ostentativ zur Schau gestellte Überlegenheit des Dienstleistungs-Erbringers provoziert fühlen, um ihrerseits die Macht des Zahlenden auszuspielen. Eine solche Konfrontation mag für den Verkäufer in Einzelfällen erleichternd wirken, auf Dauer hat das "Nicht-Lächeln" sicher schlimmere Folgen: der Dienstleistende wird gedemütigt werden, seine "niedrige Stellung" in der Hierarchie unserer Gesellschaft wird betont werden - jedes Monat wird er dies auf seinem Gehaltszettel schwarz auf weiß (oder in McDonald's Farben gedruckt) als "Bestätigung" lesen können...

Er wird sich nichts Gutes tun. Lächeln hingegen kann (auch) Zufriedenheit signalisieren, Selbstbewußtsein, Sicherheit - in manchen Fällen sogar Überlegenheit. Ich denke, daß diese Gefühle einem am Ende des Tages besser schlafen lassen...

In einer Dienstleistungsgesellschaft mit all ihren Annehmlichkeiten gibt es wohl natürliche Schwierigkeiten.

sansculotte - 19. Nov, 14:51

Die 'natürlichen' Schwierigkeiten

der von dir absolut gesetzten Dienstleistungsgesellschaft bestehen eben in der Überwindung des Natürlichen. Ich behaupte einmal, dass es unnatürlich ist, zu seiner Demütigung auch noch ein Lächeln aufzusetzen.

Ansonsten bitte ich dich, die Interpunktion der Ereignisse richtig zu setzen: das Nichtlächeln des Dienstleisters ist ja schon eine Reaktion auf ein initiales Zwangsverhältnis, auf ein Machtgefälle also, das dem Betroffenen von Anfang an aufoktroyiert wird.

Die Ereigniskette läuft wie folgt: Arbeitszwang > Anstellung bei Mägdanald > geringes gesellschaftliches Ansehen und niedriges Gehalt > fortlaufende Demütigungen > Reaktion des Dienstleistungs-Erbringers. Du siehst also, das Nicht-Lächeln steht ganz am Ende der Ereigniskette.

Im übrigen ist der Begriff Dienstleister schon ein Hinweis darauf, dass hier eine massive Instrumentalisierung von menschlichen Beziehungen vorliegt.

Emotionsarbeit passt ganz trefflich in das Gefüge der großen gesamtgesellschaftlichen Simulationsmaschine. Emotionsarbeit kann krank machen und bis zum Burn-Out führen:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/28/28053/1.html

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