Wednesday - 19. Jun, 20:21

Im Laufe der Christianisierung der sog. Alten und später der sog. Neuen Welt geschahen die entsetzlichsten Verbrechen, Morde an Neugeborenen und schwerste Mißhandlungen an Kindern und Heranwachsenden, bei Kriegen, "Kreuzzügen", Beutezügen wurde gemetzelt was das Zeug hält, für geringe Vergehen verlor man Gesundheit oder das Leben; die Industrialisierung, oder schöner gesagt: die Modernisierung forderte ebenfalls furchtbarste "Opfer".
Die Musik blieb die ganze Zeit über harmonisch und meist hoffnungsvoll. Zum einen liegt das wahrscheinlich an der früher engen Verbundenheit zu traditionellen Weisen, wahrscheinlich auch daran, daß Auftraggeber Reiche waren, kaum jemand zum eigenen Vergnügen so etwas wie Kunst produzierte (wo wieder die Frage auftaucht: was ist Kunst, und ist Kunsthandwerk keine? Weil sie von Bauern und von Frauen geschaffen wurde?), wahrscheinlich auch am Glauben an einen Sinn, Glauben an einen Gott, der die Menschen nur gequält lieben kann. Wahrscheinlich liegt es, in diesen Zusammenhängen, auch daran, daß in der Musik erst mittels der Elektronik Verzweiflung, Erschöpfung, Ausgeliefertsein äusserst überzeugend ausgedrückt werden können, zumindest für den, der Verzweiflung, Erschöpfung, Ausgeliefertsein versteht?

Die Fotografie hat die naturgetreue Darstellung der Maler überflüssig gemacht, das hat die Malerei befreit und die Maler darüber Wege gefunden, direkter zu agieren; die furchtbaren imperialistischen und dann die zwei Weltkriege öffneten weitere Kanäle der Künstler (und ihrer Bewunderer); je mehr man an Liebe und Sinn und Verstand in der zum reinen Markt geronnenen Welt verlor, desto nackter und brutaler schlägt sich das in der Kunst nieder. Aber vieles davon, was wir als Zeichen für ein Echo auf die Brutalitäten der Zeitalter betrachten, ist Avantgarde und findet nicht die breiten Massen (soweit das Kunst überhaupt vermag). Wenige Ausnahmen wie die Serienkunst eines Warhol gibt es, ich höre aber, daß sich die meisten derjenigen, die sich Reproduktionen zB seiner Werke aufhängen, an der Farbenpracht und der Wiederholung erfreuen, das fabrikhafte, das Fliessband dahinter erkennen sie anscheinend nicht oder es ist ihnen unwichtig.

Ich war beim ersten Hören von SPK vor etlichen Jahren überzeugt, Musik zu hören, und nicht etwa Krach. Wenn ich eine Oper höre, geht es mir auch so: ich höre die Harmonie heraus, auch auf der "Leichenschrei", sie entsteht durch die Wiederholung. Ich fand das immer ganz einfach, auch im Regengeräusch Harmonien herauszuhören, Musik ist fast überall, und wo völlige Stille ist, ist es schrecklich unheimlich, das muss der Tod sein: unendliche Stille. Und diese ist so absolut unvorstellbar, so wie der Tod.

Grundsätzlich widerstrebt es mir aber, Kunst zu intellektualisieren. Jede Diskussion darüber ging mir bisher den Bach runter, wahrscheinlich weil ich ja doch nichts wirklich ernst nehme...

Kennst Du die Flying Lizards?

monoma - 20. Jun, 11:15

"Aber vieles davon, was wir als Zeichen für ein Echo auf die Brutalitäten der Zeitalter betrachten, ist Avantgarde und findet nicht die breiten Massen (soweit das Kunst überhaupt vermag)."

das ist der punkt. und wenn ich weiter drüber nachdenke, läuft wieder alles auf die frage nach den vorhandenen - oder eben nichtvorhandenen - wahrnehmungsfähigkeiten hinaus. die deutlichste botschaft fährt gegen die wand, wenn die wahrnehmenden nicht über die fähigkeiten verfügen, sie mehrdimensional zu rezipieren. die frage der intellektuellen verarbeitung ist in meinen augen eine eher nachrangige, wobei es auch mit diesen fähigkeiten eher mau aussehen dürfte.

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