sansculotte - 29. Mär, 14:31

menschen mit dieser eigenschaft lassen sich nämlich unter umständen weder leicht in allgemein prekäre verhältnisse zwingen noch widerstandslos dazu abrichten, all die elitären verbrechen einfach so hinzunehmen. ihnen fehlen die minderwertigkeitsgefühle und elementaren selbstzweifel, mittels der so viele so gut manipuliert werden können. sie werden bei solchen zumutungen einfach schneller bereit und fähig sein, sich zu wehren.

Weiß man's?

Ich halte die obige Zeilen für eine in der Tat massive Projektion, zwar enworfen aus einer Sehnsucht auf eine bessere Welt, aber nicht erwiesen und auch nicht verifizierbar. Es gibt ja von LML auch keine politischen Aussagen in die Richtung. Ich glaub eher, "prekäre verhältnisse", "elitäre verbrechen" und andere "zumutungen" sind ihr herzlich wurscht.

monoma - 29. Mär, 14:46

das hätte ich in der tat als generelle option, oder aber nötige vorbedingung, kennzeichnen sollen - und im übrigen ist das ebenso allgemein gemeint und *nicht* speziell auf lml gemünzt.

als eine wesentliche vorbedingung halte ich das im allgemeinen allerdings tatsächlich für nötig, und zwar nicht nur gegen unmittelbar persönlich empfundene zumutungen oder besser: übergriffe - jeglicher art.

das bedeutet nach meinem verständnis übrigens nicht, dass menschen mit derartiger struktur automatisch irgendwie "besser" wären; sie besitzen aber damit imo durchaus fähigkeiten, die sich für die gesellschaft als ganzes durchaus positiv auswirken könnten. klarer jetzt?

gruß
mo
sansculotte - 29. Mär, 15:08

Jaja, weiß schon. Bloß ergibt sich daraus für mich eine Vielzahl von Fragen:

Heißt das, dass wir mit den gegenwärtig strukturierten Menschen keine Gesellschaftsveränderung erreichen können? Müssen wir erst warten, bis die Zahl der geliebten Kinder zu- und überhand nimmt? Und woher sollen all diese geliebten Kinder kommen, wenn die Norm die lieblosen Väter und Mütter darstellen, die weiterhin grausam-kalten Verhältnissen ausgeliefert sind und diese auch weiter zementieren? Warten wir also auf den Sankt Nimmerleinstag?

Woher sollen all die authentischen, selbstbewussten Menschen kommen? Fürchte, wir müssen die beschriebenen Fähigkeiten selbst wiederzugewinnen versuchen.
monoma - 29. Mär, 15:36

re:

Bloß ergibt sich daraus für mich eine Vielzahl von Fragen:

- die im prinzip schon spätestens seit "68" immer wieder gestellt werden.

Heißt das, dass wir mit den gegenwärtig strukturierten Menschen keine Gesellschaftsveränderung erreichen können?

in gewissem sinne finde ich, dass eine antwort auf diese frage bereits in der gesellschaftlichen aktuellen realität offen herumliegt...

und wie viele heutige menschen reagieren, wenn (strukturelle) übergriffe auf sie stattfinden, ist u.a. hier beschrieben - nämlich mit isolation, rückzug, apathie.

die kausalkette des "je mehr geliebte kinder, desto besser" ist ja bevorzugte these bei deMause, und da hatte ich damals auch schon die anmerkung, dass das keine anworten für uns heute lebenden erwachsenen gibt, die sich mit den lebensgefährlichen folgen unserer traumatischen historie herumschlagen müssen, und zwar auch ganz individuell und alltäglich.

er hat allerdings auch bei mir für einen speziellen aha-effekt gesorgt, und zwar mit seinen untersuchungen der "retter"-persönlichkeiten, die im deutschen faschismus im land selbst unter eigener lebensgefahr untergetauchte juden bei sich versteckt haben - er hat sich, soweit verfügbar, ihre biographien angeschaut und dabei durchwegs sehr positive im sinne von liebevollen familienverhältnisse gefunden, in denen die kinder - relativ zu den damaligen bedingungen natürlich - weitgehend so sein gelassen wurden, wie sie waren.

das gibt meiner meinung nach einen hinweis, wie solche menschen im falle des falles handeln: eher unauffällig, im alltäglichen und nahen umfeld. und mit bewusstsein der eigenen grenzen (könnte übrigens heute ähnlich ebenfalls zumindest bei den lebenden vorhanden sein, die mit relevant weniger gewalt aufgewachsen sind).
wie das aussehen könnte, wenn auch nur eine relevante minderheit - würde imo schon reichen - von solchen menschen vorhanden wäre - dafür gibt´s logischerweise keinerlei historische erfahrungen. ich vermute, dass die formen des sog. politischen handelns in so einer gesellschaft sehr verschieden von den heute als normal betrachteten aussehen würden.

Fürchte, wir müssen die beschriebenen Fähigkeiten selbst wiederzugewinnen versuchen.

yep. diese einsicht spielt zb. eine motivation bei vielen mir bekannten kommuneprojekten, die genau aus diesem grund damit herumexperimentieren, quasi therapeutische elemente wie das co-counselling in die arbeit an ihren sozialen beziehungen im alltag zu integrieren. will jetzt nicht über diesen spezifischen ansatz urteilen, der imo in teilen zu veraltet ist im sinne von neuem wissen, welches uns über uns selbst zur verfügung steht. aber sowas geht grundsätzlich schon mal in eine interessante und richtige richtung. find ich.
sansculotte - 29. Mär, 15:56

Mögliche Wege

Danke für die Antworten und Zustimmung. Besonders Co-Counselling halte ich für einen interessanten und definitv entwicklungsfähigen Ansatz, der sich auch ohne größeren Aufwand an finanziellen und sonstigen ökonomischen Ressourcen verwirklichen ließe.

CoCounsel geht schon in die richtige Richtung, besonders hervorgehoben seien Leitlinien wie Selbstbestimmung, Transparenz und Emanzipation. Das ist im bestehenden therapeutischen Paradigma durchaus keine Selbstverständlichkeit - siehe NLP. Auch die Fokussierung auf die unterentwickelte und aus guten Gründen schmerzhafte Rezeption und Bearbeitung von Gefühlen zielt ins Schwarze. Eine fundierte theoretische Basis wäre noch zu formulieren.

Nützlich könnten dabei die Lektüre folgender, zur Selbsthilfe verfasster Bücher sein:

Cure by Crying und
Reclaiming Your Life

Packen wir's an!

nettengruß, s
monoma - 29. Mär, 15:59

noch´n nachtrag

zu meinem letzten kommentar: ist zwar grundsätzlich nix neues, aber auch die ganz profanen materiellen bedingungen für (klein-)kinder spielen eine rolle:

"Der kanadische Forscher hat in verschiedenen Studien die körperlichen Auswirkungen von Kindern aus finanziell schlecht gestellten Haushalten auf das spätere Leben untersucht. Neben einer schlechten Ernährung sei vermutlich ein Mangel an Fürsorge und Bildungsangeboten ein wichtiger Grund dafür, dass diese Kinder nicht optimal aufwachsen können. Kinder von Eltern mit höheren Schulabschlüssen etwa hören Thomas Boyce zufolge bis zum Alter von vier Jahren durchschnittlich 30 Millionen Wörter mehr als Kinder aus einem schwachen sozialen Umfeld. Zudem würde sich ein vermehrter Stress in der Kindheit noch später im Erwachsenenalter bemerkbar machen.

"Es gibt zunehmend Beweise, dass eine Armut im Kindesalter später beim Erwachsenen für gesundheitliche Einschränkungen verantwortlich ist. Diese Defizite drücken sich unter anderem in einer erhöhten körperlichen Reaktion auf Stresshormone aus, zudem es gibt Veränderungen in der Gehirnentwicklung. All das zusammen genommen verhindert eine optimale Entwicklung eines Kindes, nur weil es in einer sozial benachteiligten Umgebung aufwächst."

Dies bedeute jedoch nicht, dass diese Defizite nicht in Einzelfällen aufgearbeitet werden könnten. Eine Art Biologismus könne man hier nicht ableiten, warnt Thomas Boyce."


das ist zumindest eine bedingung, die leichter beeinflussbar - auch mittels klassischer heutiger "politik" - erscheint als die wirksame unterbindung von traumatischen re-inszenierungen von eltern an "ihren" kindern, die sich vermutlich nur durch direkte und unmittelbare zwischenmenschliche intervention verwirklichen lässt.

ps: auch die erwähnte bedingung ist bei lena l-m durchaus gegeben, scheint mir.

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