monoma - 25. Sep, 17:35

um mißverständnisse zu vermeiden...

...möchte ich anmerken, dass ich das szenario "extremer technologisch-ökonomisch bedingter rückgang der lohnarbeitsmöglichkeiten" keinesfalls grundsätzlich negativ finde - die lohnarbeit in ihrer bisherigen form ist mit ihrem fetisch- und zwangscharakter etwas, was ich nicht für unterstützenswert halten kann. das problem ist eher, das immer noch zu viele menschen so innerlich strukturiert sind, sich über dieses korsett zu definieren. und da liegen dann auch imo die hindernisse für projekte wie z.b. die bedingungslose grundsicherung - ökonomisch wäre das umzusetzen, die entscheidenden blockaden liegen jedoch in genau den inneren haltungen gegenüber arbeit, die die letzen paar jahrhunderte hier entstanden sind. an genau diesen haltungen jedoch wollen die derzeitigen "eliten" nichts ändern, stellen sie doch eine grundlage ihrer macht dar. aber möglicherweise verrechnen sie sich auch bei diesem projekt.

jana (Gast) - 27. Sep, 18:37

g. simmel...

Lese grade Georg Simmel, ja, berührt mich sehr,auch wenn er den Krieg zu bejubeln scheint,doch real ist dies nicht der Fall. Grundsätzlich nur für ihn als Beobachter das Erkennen,daß "Krieg" z.B. im Menschen "wichtiges","wirklich wertvolles" wieder hervorgebracht wird. Sei es,daß Mensch sich nur noch als "Mittel" erlebt,während andre eigendlich ursächliche "Mittel",wie z.B. "Geld" schon als Endzweck,Endwert fehlerkannt werden.So wird auf Grund des "Selbsterhaltungstriebes" dem Menschen bspw (bei ihm eben,weil aktuell) im Krieg seine Bedeutung als eben nicht nur Mittel,sondern auch als Endzweck,Endwert,eben als Lebender Mensch klar,das Leben an sich,sein Leben speziell gewinnt an Wert. In Krisenzeiten,wo Geld eh nichts mehr Wert ist, ein Stück Butter nur etwa den Gegenwert von ner Packung Eiern hat, kommt "wohl oder übel" der Mensch wieder auf Ursprüngliches zurück.

Übertragen könnte man (in der Beobachterrolle und relativ emotionsfrei) sagen : Dadurch,daß der bspw europäische Mensch "Arbeit" inform von "Lohnarbeit" verliert und dies dann inform von Massen-Lohn-Arbeitslosigkeit der Wert an sich von Arbeit (egal welcher art eben) und halb unabhängig von dem angeblichen hochzuwertenden Gegenwert "Geld" steigert oder bewußt wird,werden kann.
Da ja eine (wenn auch minimale) Grundsicherung (noch) existiert , kann dies Erkennen eigendlich möglich werden.

"Arbeit" oder eben grade "Lohnarbeit" muß sich,seit es das gibt und weil es "eingeführt" wurde als "Kultureller Bestandteil",als kultureller Wert in die Hirne eingebrannt haben.
Als "objektiver Kuturschatz" sozusagen. Doch die Menschen haben eben den Bezug zu ihrem Tun/Arbeit verloren, so verfestigte sich etwas als "Kultur",was nicht mehr mit dem subjektiven Erleben übereinstimmt. Ein Kulturgut (wie Kunst bspw) muß subjektiv reflektierbar,aufgenommen und draufhin eben bspw als Bereicherung zum persönlichen Wachstum (gen "kultiviert") erlebt werden...
Dies leistet diese "Lohnarbeit" nicht mehr,wie anfangs irgendwann sicherlich doch.

Wird Arbeit also wieder als Bereicherung und persönliche Weiterentwicklung wahrgenommen,weil diese scheuklappensicht gen "Geld" wegfällt, so kanns sicherlich irgendwann wieder in der Weltentwicklung meinetwegen zu einer Ausbreitung doch der Lohnarbeit auch in Europa bzw der westlich "zivilierten" Welt kommen,doch (ähnlich simmel den Menschen,die Krieg erlebt haben) wird der Wert der Arbeit aus den Zeiten der "nicht-lohn-arbeit" sich vielleicht hinüberhelfen und kann (abermals vielleicht) weitergegeben werden ein wenig auch an Folgegenerationen ...

So könnte das,was weltwirtschaftlich grade läuft und "Globalisierung" genannt wird eigendlich auch "Krieg" genannt werden,um starre Muster in den "hochentwickelten" Kulturen (weil eine orm vielleicht zu "wert" wurde) aufzubrechen ...
Simmel nennts in etwa : Das Leben bäumt sich auf gegen die einengung in überholte (kulturelle) Strukturen ...

Das ist ursächlich sicherlich nie das Ansinnen der "Kriegsobersten" oder eben "Wirtschaftsobersten", dennoch ists anscheinend wirklich ein immer sich wiederholender historischer Ablauf,daß etwas sich im wahrsten sinne halb t*tläuft und kurz bevor es gest*rben ist wirklich,kommts Leben daher und wehrt sich...

Wie gesagt,völlig mal aus der Beobachter,nur-denken-Rolle heraus,das Emotionale muß dabei wohl außen vor bleiben,sonst wäre "Simmel" ein Monster,aber auch Du oder ...ichmalkurz...oder...

Ich binmir im Klaren,daß er teils die Psyche des Menschen nicht vollständig wahrnimmt,einbezieht (aber doch stärker,als andere) und nunmal wahrscheinlich auch nicht über die gleiche Informationsfülle,wie heutzutage nunmal existent verfügte...

Ich bin nicht vollens begeistert,aber irgendwas annährndes,mal kurz ...

lg
jana
jana (Gast) - 27. Sep, 18:59

abermals zusatz...

...aber dann mich wieder zu mir verkrieche...

+ so ganz heftig erweitert :
eben wirklich psych. krankheiten (auch bl) nicht ausschließlich als symptom einer gesellschaft,sondern als eine art "kriegserklärung" an die gesellschaft,die verfestigte kulturelle struktur der gesellschaft,gegen die erstarrung bspw von "verhalten als norm"-benimm , die sich überholt hat,ihren sinn verloren hat....
"maskendasein" als grundnorm ...
"rollenvorgaben" erfüllen als grundnorm (auch,wenn die rollen scheinbar sich änderten,nicht jedoch das korsett als empfindung darin)
usw..

und somit eine deutliche zunahme dieser psychischen krankheiten nicht auf ne "kranke gesellschaft" inform von "gestört" wiederum in form von "chaotisch"(nicht störungsfrei),sondern auf "starre gesellschaft"(nicht störbar) ....
erstarrte kultur...
begrenzungen an der falschen stelle,innerlich null widerhall im sinne von "entwicklungsfördernd" ....

jo..
und so..

(rumgesponnen oder - gespamt)

lieben gruß,
jana

(ihre fragen nun kulturentwicklungstechnisch , kulturwissenschaftlich beantwortet...neee,nich nur mit simmel!!!)
monoma - 28. Sep, 21:42

dialektik vielleicht?

eben wirklich psych. krankheiten (auch bl) nicht ausschließlich als symptom einer gesellschaft,sondern als eine art "kriegserklärung" an die gesellschaft,die verfestigte kulturelle struktur der gesellschaft,gegen die erstarrung bspw von "verhalten als norm"-benimm , die sich überholt hat,ihren sinn verloren hat....
"maskendasein" als grundnorm ...
"rollenvorgaben" erfüllen als grundnorm (auch,wenn die rollen scheinbar sich änderten,nicht jedoch das korsett als empfindung darin)
usw..

und somit eine deutliche zunahme dieser psychischen krankheiten nicht auf ne "kranke gesellschaft" inform von "gestört" wiederum in form von "chaotisch"(nicht störungsfrei),sondern auf "starre gesellschaft"(nicht störbar) ....
erstarrte kultur...


ja, das ist eine mögliche lesart von wahnsinn, die eben auch in der "traditionellen" psychiatriekritik von links durchkommt. aber es gibt womöglich auch eine art von wahnsinn, bei der die erstarrung schon den ganzen inhalt bildet - sicherheit durch unterwerfung unter eltern, staat, institutionen etc.
der klassischen "schizophrenen psychose" hingegen lässt sich, wenn mensch denn will, durchaus ein existenzieller rebellischer gehalt unterstellen. der realitätstüchtige wahnsinn aber hat nur noch das eigene überleben zum objekt, und das ist möglicherweise das fatalste überhaupt.

gruß
mo
sara (Gast) - 28. Sep, 22:06

in dem zusammenhang finde ich die bücher von arno gruen sehr spannend.

mal einen gruß hierlasse nachdem ich dich gefunden habe

Sara-Tessa
monoma - 28. Sep, 22:18

auch dir...

...ein willkommen hier!

grüße
mo

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