somlu - 25. Nov, 20:56

"Vielleicht fehlen normale Riten, und es geht um Ersatzhandlungen, und man braucht ständig neue; ich meine das bitter ernst. Welche Riten lernen Kinder kennen und wenden sie als Erwachsene weiter an, um in der Hierarchie bleiben zu können oder aufsteigen zu dürfen? Rauchen, Saufen, verbale und körperliche Gewalt, Geld "machen", eine seltsam anmutende Besitzanhäufung, etc. Und welche sollten wir statt dessen einführen? "

Es fehlen definitiv die Rituale (oder wie immer man das nennen möchte). Was wäre möglich, heute, in Antbetracht von allem, was grade läuft? Hm, Freunde von mir haben die Menarche ihrer Töchter zum Anlass genommen, mit ihnen ein "erwachsenes" Schmuckstück auszusuchen und entsprechend essen zu gehen. Das ist eine Möglichkeit. Ich habe in strukturierten körperpsychotherapeutischen soetwas erlebt. Eine Reise zu sich selbst quasi, in einem ritualisierten und geschützen Rahmen.

Ich gebe dir recht, es ist ernst. Und wenn ich die Beiträge von mo hier so im Überlbick habe, dann wird es auch endlich Zeit, dass wir einen angemessenen Umgang mit uns selbst und mit anderen lernen. Ich teile die Ansicht nicht wirklich, dass es schlimmer geworden ist, sondern, dass wir mehr wissen darüber, dass unterschiedlichste gesellschaftliche Kräfte den Blick geschärft haben für die Zustände in denen Kinder leben. Vielleicht ist der Gedanke leichter zu ertragen, dass es schlimmer geworden ist, als sich die Wahrheit vor Augen zu führen, dass es immer schon so war. Ein Gedanke in diesem Zusammenhang, kürzlich habe ich sinngemäß die Aussage gelesen, dass der Autor kein Pessimist sei, sondern alles aufdecken wolle, um überhaupt eine Basis zu haben und dass dieser Prozess immer schmerzhaft ist.

Morgaine - 26. Nov, 14:10

Haben ich Ihnen unterstellt, daß Sie nichts spüren, Herr(?) Wednesday? Ihr Blickwinkel, Ihre Argumentation entspringt jedoch noch patriarchalen Denkmustern, wie Sie am Korsettbeispiel deutlich demonstrieren.

Um die eine Herrschaftsform abzulösen, ist es notwendig, sie mit den Elementen der entgegengesetzten Herrschaftsform zu konfrontieren, zu neutralisieren. Das Matriarchat und seine Strukturen werden daher als - nicht nicht nur angedrohte - ;-)) Alternative immer Thema bleiben, so lange wir noch im Patriarchat leben.
Wednesday - 26. Nov, 15:07

In Ihrem Blog beschreiben Sie das Korsett als ein Hilfsmittel, etwas zu spüren. Mir fiel dazu ein, daß ich dazu das Korsett nicht brauche, abgesehen davon, daß mir dann auch vor dem Geruch von Leder etwas ekelt.

Ich sehe auch weiterhin das Ablegen von Korsett und BH als ein Stück Befreiung des Körpers der Frau, die leider von mehr als nur einengender Kleidung gefesselt wird. Auch unser aller Exhibitionismus ist eine Art Fesselung. Usw. Ich möchte noch hinzufügen, daß ich jeder weiteren Auseinandersetzung mit Ihnen lieber aus dem Weg gehe, vor allem in diesem Blog.
Morgaine - 26. Nov, 15:43

Im Idealfall spüren wir unseren Körper. Und wir spüren das, was wir auf unserer Haut tragen. Wenn wir denn die Erfahrung machen durften, wie unterschiedlich Berührungen auf der Haut sein können, so genießen wir sie oder lehnen sie ab. Wir verbinden bestimmte Eigenschaften mit diesen Berührungen. Ich mag diese Berührungen beispielsweise mit weichem Leder, weichen Stoffen auf meiner Haut sehr.

Mehr schreibe ich dazu nicht mehr und gehe auf Ihren Vorschlag ein, lieber jeder weiteren Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen.
mo (Gast) - 26. Nov, 16:06

das halte ich für eine ziemlich abstruse these:

Um die eine Herrschaftsform abzulösen, ist es notwendig, sie mit den Elementen der entgegengesetzten Herrschaftsform zu konfrontieren, zu neutralisieren.

wie begründen Sie das, würde mich interessieren?

mfg
mo
Morgaine - 26. Nov, 19:00

Zu konfrontieren bedeutet zuerst einmal sichtbar zu machen, das Bewußtsein dafür schaffen, dass der Ist-Zustand nicht selbstverständlich oder gar alternativlos ist. Wie ist zum Beispiel das Modell Familie und ihre patrilineare Fixierung entstanden? Interessant in diesem Zusammenhang die Diskussion über die sogenannten Kuckuckskinder. Möchte ich als Mann also nur dann für Kinder sorgen, wenn sie meinem eigenen Blut entspringen? In matrilinearen Strukturen spielt der biologische Erzeuger hingegen keine Rolle, die Gemeinschaft (um nicht das Wort Sippe zu verwenden) leitet sich aus der weiblichen Verwandtschaft ab, um die Erziehung der Kinder kümmert sich beispielsweise auch der Bruder der Frau oder der biologische Vater, sofern er im Haus der Frau bleibt.

Wie Juchitan/Mexiko als aktuelles drohendes Beispiel wirkt, kann ich natürlich nicht sagen. ;-) Zwar nicht unbedingt immer de jure, doch de facto werden die beiden Modelle patrilinear/matrilinear momentan dank diverser Faktoren in Konkurrenz gesetzt, die Zahl der von Frauen eingereichten Scheidungen und bewußt Alleinerziehenden, die in matrilinearen Strukturen unter Einsatz von Müttern, Omas und Tanten erziehen, sprechen da eine deutliche Sprache. Interessant wäre sicher auch die Frage der Reislamisierung bei jungen Frauen und ihre Einstellung zum Prinzip der Unterordnung/Submission in Familie, Kollektiv und Religion.

Dank der Konfrontation beider Lebensmodelle weichen die festgefügten Strukturen jedoch auf beiden Seiten auf, sicher auch eine Frage der Säkularisation bzw. des Zurückdrängens der patriarchalen Offenbarungsreligionen, die beiden Formen des auf Herrschaft ausgerichteten Zusammenlebens neutralisieren sich gegenseitig, und ich empfinde die momentane Situation als ein Aufeinanderzugehen. Vielleicht drängt sich endlich das Bewußtsein durch, dass Herrschaft, die auf Unterordnung und Ausbeutung begründet ist, im Zusammenleben nichts zu suchen hat.
Dr. Dean (Gast) - 27. Nov, 10:05

Knast-Rituale?

Geht man mal von den Zusammenhängen etwas weg, die Sie schaffen, und hin zu den Betreffenden, so findet man reichlich Anteile einer Modebewegung. Es gilt als "chick" oder "piffig" oder was auch immer, ein individuelles Tatoo bzw. Piersing zu haben. Die Betroffenen suchen sich dabei i.d.R. auch etwas, das sie selbst gut finden.

Es erschließt sich mir zwar nicht - aber für die meisten ist es eine Form des Selbstschmucks zusammen mit dem Versuch, in ihren Peergroups damit zu punkten.

Das Rebellenimage von Tatoos und Piersings (auch als präsentierten Mut) hat sich über die Welt der Musik und ihre Stars zu einer Modebewegung ausgeweitet.

Also, eigentlich relativ undramatisch. Oder nicht?

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