notiz: offene kriegslogik von "oben"...

...das war mein erster gedanke bei der lektüre der heutigen zeit-presseschau, in der u.a. ein kommentar in der printausgabe der "welt" zitiert und kommentiert wurde - der "welt"-kommentar bezieht sich auf die us-amerikanische folterpraxis und rechtfertigt das so:

„Rechtsordnungen müssen aus Selbstschutz ihre zivilisatorischen Standards unterschreiten, wenn es der Notfall erfordert. Die Forderung nach einem totalen A-priori-Verzicht auf harte Verhörmethoden mag Ausdruck des reinen Gewissens sein. Sie taugt nicht als Maßstab für eine Realpolitik, die am Ende die eigene Bevölkerung vor Übergriffen schützen muß“.

„Die Macht setzt das Recht“.


pure macht-logik. gnadenlos und alles objektivierend-niederwalzend, was ihr in die quere kommt. sie glauben an ihre lügen, die für sie keine lügen sind. aber für alle anderen ist spätestens hier die grenze der - hm, "loyalitätsverpflichtung" (die eh fragwürdig erscheint) erreicht. nicht mehr gegenüber solcher macht und solchem "recht".

der wahnsinn der normalität. es wird vermutlich schneller krachen, als wir uns alle vorstellen können (und wollen).
Quirinus (Gast) - 8. Dez, 04:02

Das befürchte ich auch; einerseits. Denn andererseits hat es ja längst schon gekracht; nur daß die allermeisten Menschen auf den Final Countdown fixiert sind und daher nicht merken, wie sehr sich auch der sog. freie Teil der Welt binnen weniger Jahre verändert hat. Was heute in der Springerwelt steht:
Rechtsordnungen müssen aus Selbstschutz ihre zivilisatorischen Standards unterschreiten, wenn es der Notfall erfordert.
- entspricht doch exakt dem Effizienzdenken, das in der Wirtschaft schon längst praktiziert wird:
Unternehmen müssen um der Arbeitsplatzsicherung willen tarifliche Standards unterschreiten, wenn es der Wettbewerb erfordert.
Alles in allem befinden wir uns in der historischen Phase der Rebarbarisierung unserer Zivilisation. Die könne, so haben wir gelernt, nur durch einen dritten Weltkrieg zerstört werden; und genau dies war der Trick, auf den die allermeisten hereingefallen sind. Wo keine Bomben fallen, so meinen sie, da herrsche Frieden. Doch sie haben eben noch nicht begriffen, was die neuen Masters of War längst wissen:
Kriege müssen um der Effizienz willen ohne Einsatz militärischer Mittel geführt werden, wenn es die Standortpolitik erfordert.
Ich behaupte mit Matthias Claudius: 's ist Krieg, 's Krieg, 's ist leider Krieg; doch kaum einer merkt's, weil im Wassermannzeitalter alles so uuunheimlich soft ist; gemäß dem alten Ami-Esoterikschmarrn Die sanfte Verschwörung. Was macht's, daß auf den Wirtschaftsseiten und in den Nachrichtensendungen immer wieder Begriffe wie feindliche Übernahme auftauchen? Worte, so meinen die Leute, seien nichts als Schall & Rauch. Womit sie richtiger liegen, als sie's wahrhaben wollen. Was in den Weltkriegen des 20. Jahrhunderts noch Schall & Rauch war und im Irak und in Afghanistan und ähnlichen Ländern noch Schall & Rauch ist, - : das entspricht schon längst nicht mehr dem Geist jener schönen neuen Welt, worin wir leben. Also müssen wir uns von dem altmodischen Gedanken verabschieden, daß erst Krieg sei, wenn's hörbar kracht, und erst Faschismus, wenn die bunten Fahnen wehen und ein Führer mit Chaplinbärtchen brüllend seine Rechte reckt. Ach! es geht eben alles sehr viel sanfter, dank der Unterhaltungselektronik und der Psychologie inkl. Positivem Denken. Alles so schön bunt hier; alles so schön friedlich. Alles so schön effizient. Aber alles könnte eben noch sehr viel effizienter werden.

"Wir arbeiten daran."

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