Dr. Dean (Gast) - 26. Okt, 02:32

Abgesehen davon, dass die Annahmen über den Charakter von Newton überreichlich spekulative Züge haben, könnte man sich auch darüber streiten, ob Newton nicht einfach die entdeckten naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten systematisiert hat. Aber auch das mag als geniale Leistung gelten, sonderlich viel Fehler scheinen ihm dabei jedenfalls nicht unterlaufen zu sein. Das naturwissenschaftliche Weltbild hätte sich aber auch ohne Newton verbreitet - insofern halte ich es für schwer übertrieben, das naturwissenschaftliche Weltbild als Ergebnis der Psyche von Newton zu betrachten...

Außerdem meine ich, dass Achtung vor Natur und Mitmensch auch im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Weltbildes möglich sind. Viele Naturwissenschaftler haben die Natur ungemein verehrt. Das von Berman jedenfalls macht auf mich einen tendenziös-esoterischen Eindruck. Sorry - ich will mit dem, was ich hier schreibe niemanden verärgern, und es macht sicherlich auch Spaß zu räsonieren und zu spekulieren.

Ich persönlich glaube, dass Vernunft und rationales Denken, soweit wir dazu überhaupt in der Lage sind (viel ist es ja nicht - wie ich bei mir selbst oft entdecke), etwas Gutes sind. Ich halte die Idee, dass dies der Auswuchs eines psychotischen Charakters von Newton sein soll, für verwegen.

monoma - 26. Okt, 12:42

@dr. dean

"Abgesehen davon, dass die Annahmen über den Charakter von Newton überreichlich spekulative Züge haben,..."

das betrifft letztlich die diskussion über den sinn bzw. unsinn von ferndiagnosen, für die ich hier versucht habe, ein paar kriterien aufzustellen.

"...könnte man sich auch darüber streiten, ob Newton nicht einfach die entdeckten naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten systematisiert hat. Aber auch das mag als geniale Leistung gelten, sonderlich viel Fehler scheinen ihm dabei jedenfalls nicht unterlaufen zu sein. Das naturwissenschaftliche Weltbild hätte sich aber auch ohne Newton verbreitet - insofern halte ich es für schwer übertrieben, das naturwissenschaftliche Weltbild als Ergebnis der Psyche von Newton zu betrachten..."

zum letzten satz zuerst: sicher ist es nicht das "ergebnis" der "psyche" (die es meiner meinung nach nicht als isoliertes einzelnes gibt, und die auch niemals vom körper getrennt gedacht werden darf) von newton; eher ist er in der beschriebenen form als repräsentativer "bündler" von tendenzen anzusehen, die in seiner zeit latent vorhanden waren (ähnliches ließe sich bspw. auch über hitler sagen, ohne die beiden gleichzusetzen - aber die funktion solcher menschen in ihrer jeweiligen zeit ist das entscheidende.) und es ist nun mal newton gewesen, mit all seinen persönlichen eigenschaften, der dieses weltbild geprägt hat. und eben dieser fakt ist mit hoher wahrscheinlichkeit kein zufälliger gewesen.

"Außerdem meine ich, dass Achtung vor Natur und Mitmensch auch im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Weltbildes möglich sind. Viele Naturwissenschaftler haben die Natur ungemein verehrt."

was aber eine durchaus jüngere entwicklung ist, wie Ihnen vermutlich bekannt sein dürfte. und es ist meiner wahrnehmung nach auch eher immer noch eine minderheit von wissenschaftlern, die den schritt von ihren persönlichen beobachtungen/empfindungen hin zu einer daraus abgeleiteten menschen- und naturfreundlichen ethik schafft.

"Das von Berman jedenfalls macht auf mich einen tendenziös-esoterischen Eindruck."

dieser eindruck ist definitv nicht korrekt, was den gesamten ansatz von berman betrifft

"Ich persönlich glaube, dass Vernunft und rationales Denken, soweit wir dazu überhaupt in der Lage sind (viel ist es ja nicht - wie ich bei mir selbst oft entdecke), etwas Gutes sind."

wenn Sie damit auch die arten von vernunft meinen, die nicht alleine instrumentell sind sowie ebenfalls emotionale rationalität (doch, sowas gibt´s), dann stimme ich Ihnen zu. und ziehen Sie aus Ihrer selbstbeobachtung eigentlich keine schlüsse, was die genannten fähigkeiten angeht? die pure - instrumentelle - vernunft ist ohne emotionale basis (infolge von medizinisch relevanten schäden der [selbst-]wahrnehmung) die klassische position des konstruktivistisch agierenden soziopathen/antisozialen, und eigentlich sollte uns die von Ihnen erwähnte "unzulänglichkeit" fröhlich stimmen - auch wenn die weitaus meisten von uns mehr schlecht als recht zugang zu den eigenen gefühlen haben, und diese dazu noch oft genug entwertet und verzerrt wahrgenommen werden, ist eine ganz andere - vernünftige - menschliche entwicklung doch trotzdem noch potenziell möglich. was bei strukturellen antisozialen mit einem ganz dicken fragezeichen versehen werden muss.

"Ich halte die Idee, dass dies der Auswuchs eines psychotischen Charakters von Newton sein soll, für verwegen."

das hängt hauptsächlich an der definition von "psychose" - wie gesagt, gehe ich von zwei qualitativ unterschiedlich funktionierenden arten aus. und die eine (die sich auch als totalitär entgleiste objektivistische position bezeichnen ließe, "gesäubert" von allen fähigkeiten wie bspw. empathie und mitgefühl) - meiner meinung nach die weitaus gefährlichere - ist untrennbar nicht nur mit dem objektiv beobachtenden "ich" verbunden, wie es von newton und descartes als basis der westlichen naturwissenschaft proklamiert wurde. und diese art der kapitalistisch-neuzeitlichen ich-formation allerdings (die durchaus verschiedene variationen aufweist, aber ihre grundsätzlich pathologische basis niemals verlässt) - für diese art nun lässt sich newton durchaus als ein repräsentativer vertreter ansehen, der mit seinen spezifischen persönlichen deformationen die sache auf den (damaligen) punkt bringen konnte. bzw. wegen seiner eigenschaften.

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