notiz: "Die elektronisch gesteuerte Seele ist keine Utopie mehr."

so ein fazit aus einem artikel der zeit zum thema neuroimplantate:

"Anders als bei Parkinson, wo die Hirnschrittmacher eine klar krankhafte physiologische Störung umgehen, zielt dasselbe Verfahren bei Depression oder Zwangsneurosen auf die direkte Steuerung von Hirnfunktionen, die dem Seelenleben des Menschen zugrunde liegen.

Das erzeugt bei den Experten einiges Unbehagen. Denn angesichts der rasanten Entwicklung in der Neuroforschung ließen sich auf diese Weise - und in nicht allzu ferner Zukunft - auch Stimmungen, Antriebe und Motivationen von Gesunden dirigieren. Unabsichtlich haben die Neurochirurgen solche Effekte bereits bei Parkinsonkranken erzeugt, berichtete Tatagiba in Berlin vor dem Ethikrat: Unter dem Einfluß der elektronischen Hirnsonden verbesserte sich nicht nur die Bewegungsfähigkeit der Kranken gewaltig. Die Elektroden hob auch ihre Stimmung bis zu euphorischen Zuständen, zugleich steigerte sich ihre Sexualität beträchtlich."


nun mag es auf den ersten blick so erscheinen, als wäre hier kein großer unterschiede zu der gewohnten praxis zu sehen, wahlweise - und je nach perspektive - illegalisierte psychoaktive substanzen namens drogen oder aber die legalen varianten namens psychopharmaka zur manipulation der eigenen selbstzustände zu benutzen. und trotzdem scheint hier so etwas wie ein qualitativer sprung vor sich zu gehen - mit der weiter fortschreitenden kenntnis der jeweiligen bereiche und zentren im gehirn, die für bestimmte zustände verantwortlich erscheinen, wird es möglich werden, immer gezielter und selektiver zu manipulieren - und die einführung elektronischer komponenten bei dieser manipulation lässt es als ein primär technisches problem erscheinen, wann die möglichkeit zur manipulation von ganz anderer seite als von patient oder arzt gegeben sein wird. klingt mal wieder paranoid? ich wüßte keinerlei grund dafür anzugeben, warum leute, die mit einiger wahrscheinlichkeit etliche der im blog thematisierten störungen aufweisen, ausgerechnet auf derlei phantastische kontrollmöglichkeiten verzichten würden. das die techniken dabei für einige - wie zb. die genannten parkinson-betroffenen - als reale verbesserung ihrer lebensbedingungen erlebt werden, wird niemand bestreiten können. bloß: wer wird eine garantie dafür geben können, dass sich die anwendung darauf beschränkt?

*

etliches bleibt gerade liegen - die fortsetzung zum thema nlp ist weiter in arbeit, und eine darstellung der aktuellen entwicklungen sowohl im sog. "kulturkampf" zwischen der aufgeklärten demokratischen und der mittelalterlichen welt (borderline-wahrnehmung lässt wieder einmal grüßen), die z.zt. als "islamisch" gekennzeichnet ist, als auch im damit zusammenhängenden wahrscheinlichen krieg gegen den iran aus sicht der psychohistorie wäre überfällig. tatsächlich gibt es in der islamischen welt "handfeste" gründe für das verhalten, welches mit einiger berechtigung als fundamentalismus beschrieben wird. bloß: über die wahrscheinlichen gründe dafür wird weder im "westen" und erst recht in den islamischen ländern selten bis gar nicht ein wort verloren.

aber da das hier nicht primär ein psychohistorisches blog ist - auch wenn diese richtung ein wichtige rolle spielt -, und gleichzeitig die themen auch zu umfassendes material bieten, muß ich mir hier beschränken - wer wesentliche teile der dynamiken der benannten konflikte aus anderer perspektive verstehen will, sollte sich einerseits der bereits oft erwähnten arbeit Das emotionale Leben der Nationen von deMause widmen, und in ergänzung dazu sich vielleicht gedanken machen über die befund, die der historiker morris berman in seinem buch Finstere Zeiten für Amerika erhebt - beides zusammen macht eine situation deutlich, die "gefährlich" zu nennen eine gelinde untertreibung darstellt.

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