notiz: noch eine fortsetzungsgeschichte...
...die bereits jetzt eine absolute bankrotterklärung - eine von inzwischen unzähligen - der bestenallerwelten (TM) darstellt, wird wie üblich im medialen mainstream unter ferner liefen abgehandelt - mit einer ausnahme, nämlich der taz (über die allgemein zwar einiges kritische zu sagen wäre, aber in diesem fall ist einfach auch mal beifall angebracht). so geht die berichterstattung über eine absolut trostlose geschichte in die nächste runde:
"Der Traum von Europa endete in den letzten Tagen für mindestens 22 afrikanische Flüchtlinge mit dem Tod. Ihre Leichen wurden am Sonntag an der Küste des westafrikanischen Landes Mauretanien angespült. Die dortigen Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten noch erheblich steigen könnte. Denn laut Ermittlungen sind mindestens zwei Fischerboote verschollen. Die Cayucos, wie die Holzschiffe in Spanien genannt werden, bieten für 90 bis 170 Menschen Platz. Die Insassen zweier weiterer Cayucos entgingen nur knapp dem Tod. Die mauretanische Polizei barg ein Boot mit 92 Menschen an Bord aus schwerer Seenot. Die Insassen schöpften seit zwei Tagen verzweifelt Wasser aus dem leckgeschlagenen Gefährt. Im zweiten Boot war der Motor ausgefallen, 87 Flüchtlinge konnten gerettet werden. Nach Angaben der mauretanischen Behörden waren alle schwer erschöpft.
Doch dies sind nur die letzten einer ganzen Serie von Tragödien. So wurden alleine seit Jahresbeginn auf den Kanarischen Inseln, das Ziel der meisten Flüchtlinge, 490 Tote geborgen. Das gab am Wochenende die kanarische Regionalregierung bekannt. Der Rote Halbmond und das Rote Kreuz schätzen die Zahl der Verschollenen auf der langen Überfahrt von Afrika auf die Urlaubsinseln im Atlantik gar auf 2.000 bis 3.000. Diese Zahl ist so hoch wie nie. Dem gegenüber stehen 19.000 Schwarzafrikaner, die mit ihren Booten das spanische Archipel seit Januar erreicht haben. Das ist sind doppelt so viele Flüchtlinge wie im gesamten Rekordjahr 2002."(...)
und wir alle machen uns durch ignoranz, stillschweigende duldung und letztlich auch die passive akzeptanz unserer sog. führungseliten (incl. so ziemlich aller politikerInnen) mitverantwortlich. die aufgabe wird sein - und zwar nicht nur bei diesem thema - , sich einerseits von dem elend berühren zu lassen, um andererseits dadurch nicht in apathie zu verfallen, sondern handlungsfähigkeit zu entwickeln. und es ist auch keinesfalls nur mit der konzentration auf diese ereignisse an den eu-außengrenzen getan - der fisch stinkt bekanntlich vom kopf her.
(...)"Rein polizeiliche Maßnahmen werden nur bewirken, dass die Flüchtlinge noch weiter im Süden ablegen", sagt Luc André Diouf. Der Senegalese ist der Verantwortliche für Immigration in der Gewerkschaft CCOO auf den Kanaren und berät die Regionalregierung in Ausländerfragen. Er befürchtet, dass es dann zu noch mehr Toten kommen könnte. Seine Lösung: "Europa muss Afrika mit Investitionen helfen, um den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat zu geben." Vor allem in der Landwirtschaft und im Fischfang müssten Arbeitsplätze geschaffen werden. "Die Union muss Verträge mit allen betroffenen afrikanischen Länder schließen, und nicht ein Land nach dem anderen anbinden, je nachdem wo die Flüchtlinge losfahren."
die aktuellen europäischen "investitionen" in afrika machen jedoch mehr als deutlich, woher der wind weht - es sind die stinknormalen kapitalistischen interessen, die wie üblich dominieren:
(...)"Abgesichert werden soll dadurch in erster Linie die Ausplünderung des Landes durch internationale Konzerne wie Bayer und Siemens. So konstatierte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff, denn auch erst vor wenigen Tagen, der Kongo verfüge "vor allem über strategische Rohstoffe (...), die für Europa wichtig sind". Das Auswärtige Amt preist in einem Strategiepapier wichtige Rohstoffe des Gebietes an wie "Erdöl, Kobalt, Coltan". 80 Prozent der weltweiten Coltan-Reserven, das vor allem für die Handy-Produktion benötigt wird, lagern im Kongo. Das deutsche Unternehmen H.C. Starck, eine Tochtergesellschaft von Bayer, war jahrelang einer der Hauptabnehmer kongolesischen Coltans.
Bereits seit 1994 nahmen staatliche Stellen der Bundesrepublik Teilhaberfunktionen unter anderem an der Mine Lueshe im Osten des Kongo wahr, in der Rohstoffe für die Herstellung von Düsenmotoren und Raketenteilen gefördert werden. In einem weiteren Positionspapier des Auswärtigen Amtes heißt es, die Demokratische Republik Kongo werde in Zukunft "aufgrund ihrer Größe, des Rohstoffreichtums und der zentralen Lage an politischem und wirtschaftlichem Gewicht erheblich gewinnen". Gemessen daran stagniert aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse jedoch die Förderung und der Export dieser Rohstoffe. Das ist auch gemeint, wenn Verteidigungsminister Franz Josef Jung am 17.3. gegenüber der "Bild"-Zeitung von der Förderung der "Stabilität in der rohstoffreichen Region" sprach, die "auch der deutschen Wirtschaft nutzt".(...)
egal ob aus rohstoffreichen oder -armen afrikanischen regionen, für die objektivistische logik, die hinter dem oben dargestellten steht, sind flüchtlinge - wenn sie es denn bis an die eu-grenzen schaffen - primär objekte polizeilichen handelns. störende objekte, die bitteschön im stillen krepieren sollen. es ist im übrigen die gleiche logik, die sich auch zunehmend im umgang mit den sog. sozial schwachen hier direkt vor der haustür beobachten lässt.
und eine aktivistin aus der italienischen flüchtlingsarbeit macht auf weitere aspekte der fluchtbewegung aufmerksam, die bisher im schatten geblieben sind:
(...)"Ich gehöre nicht zu denen, die propagieren, dass wir den Menschen die Gelegenheit lassen sollten, wie bisher übers Mittelmeer nach Europa zu kommen. Diese Reisen der Verzweiflung müssen einfach verhindert werden. Europa muss aber nicht über Abschottung, sondern über sichere Alternativen der Einreise nachdenken. Und Europa muss unmittelbar eine Lösung für die vielen auseinandergerissenen Flüchtlingsfamilien finden. Immer wieder habe ich von Fällen gehört, in denen der Mann auf Malta, die Frau mit den Kindern aber in Italien gelandet ist. Auf legalem Wege können diese Familien heute kaum zusammenkommen. Das führt dann zu neuen lebensgefährlichen Reisen, über die nie gesprochen wird - von Malta nach Italien. Als ich auf Malta war, waren dort drei Boote in See gestochen. Nur eines davon erreichte Italien."
call this "freedom and democracy" - aber nur für gefüllte brieftaschen.
"Der Traum von Europa endete in den letzten Tagen für mindestens 22 afrikanische Flüchtlinge mit dem Tod. Ihre Leichen wurden am Sonntag an der Küste des westafrikanischen Landes Mauretanien angespült. Die dortigen Behörden befürchten, dass die Zahl der Toten noch erheblich steigen könnte. Denn laut Ermittlungen sind mindestens zwei Fischerboote verschollen. Die Cayucos, wie die Holzschiffe in Spanien genannt werden, bieten für 90 bis 170 Menschen Platz. Die Insassen zweier weiterer Cayucos entgingen nur knapp dem Tod. Die mauretanische Polizei barg ein Boot mit 92 Menschen an Bord aus schwerer Seenot. Die Insassen schöpften seit zwei Tagen verzweifelt Wasser aus dem leckgeschlagenen Gefährt. Im zweiten Boot war der Motor ausgefallen, 87 Flüchtlinge konnten gerettet werden. Nach Angaben der mauretanischen Behörden waren alle schwer erschöpft.
Doch dies sind nur die letzten einer ganzen Serie von Tragödien. So wurden alleine seit Jahresbeginn auf den Kanarischen Inseln, das Ziel der meisten Flüchtlinge, 490 Tote geborgen. Das gab am Wochenende die kanarische Regionalregierung bekannt. Der Rote Halbmond und das Rote Kreuz schätzen die Zahl der Verschollenen auf der langen Überfahrt von Afrika auf die Urlaubsinseln im Atlantik gar auf 2.000 bis 3.000. Diese Zahl ist so hoch wie nie. Dem gegenüber stehen 19.000 Schwarzafrikaner, die mit ihren Booten das spanische Archipel seit Januar erreicht haben. Das ist sind doppelt so viele Flüchtlinge wie im gesamten Rekordjahr 2002."(...)
und wir alle machen uns durch ignoranz, stillschweigende duldung und letztlich auch die passive akzeptanz unserer sog. führungseliten (incl. so ziemlich aller politikerInnen) mitverantwortlich. die aufgabe wird sein - und zwar nicht nur bei diesem thema - , sich einerseits von dem elend berühren zu lassen, um andererseits dadurch nicht in apathie zu verfallen, sondern handlungsfähigkeit zu entwickeln. und es ist auch keinesfalls nur mit der konzentration auf diese ereignisse an den eu-außengrenzen getan - der fisch stinkt bekanntlich vom kopf her.
(...)"Rein polizeiliche Maßnahmen werden nur bewirken, dass die Flüchtlinge noch weiter im Süden ablegen", sagt Luc André Diouf. Der Senegalese ist der Verantwortliche für Immigration in der Gewerkschaft CCOO auf den Kanaren und berät die Regionalregierung in Ausländerfragen. Er befürchtet, dass es dann zu noch mehr Toten kommen könnte. Seine Lösung: "Europa muss Afrika mit Investitionen helfen, um den Menschen eine Perspektive in ihrer Heimat zu geben." Vor allem in der Landwirtschaft und im Fischfang müssten Arbeitsplätze geschaffen werden. "Die Union muss Verträge mit allen betroffenen afrikanischen Länder schließen, und nicht ein Land nach dem anderen anbinden, je nachdem wo die Flüchtlinge losfahren."
die aktuellen europäischen "investitionen" in afrika machen jedoch mehr als deutlich, woher der wind weht - es sind die stinknormalen kapitalistischen interessen, die wie üblich dominieren:
(...)"Abgesichert werden soll dadurch in erster Linie die Ausplünderung des Landes durch internationale Konzerne wie Bayer und Siemens. So konstatierte der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff, denn auch erst vor wenigen Tagen, der Kongo verfüge "vor allem über strategische Rohstoffe (...), die für Europa wichtig sind". Das Auswärtige Amt preist in einem Strategiepapier wichtige Rohstoffe des Gebietes an wie "Erdöl, Kobalt, Coltan". 80 Prozent der weltweiten Coltan-Reserven, das vor allem für die Handy-Produktion benötigt wird, lagern im Kongo. Das deutsche Unternehmen H.C. Starck, eine Tochtergesellschaft von Bayer, war jahrelang einer der Hauptabnehmer kongolesischen Coltans.
Bereits seit 1994 nahmen staatliche Stellen der Bundesrepublik Teilhaberfunktionen unter anderem an der Mine Lueshe im Osten des Kongo wahr, in der Rohstoffe für die Herstellung von Düsenmotoren und Raketenteilen gefördert werden. In einem weiteren Positionspapier des Auswärtigen Amtes heißt es, die Demokratische Republik Kongo werde in Zukunft "aufgrund ihrer Größe, des Rohstoffreichtums und der zentralen Lage an politischem und wirtschaftlichem Gewicht erheblich gewinnen". Gemessen daran stagniert aufgrund der instabilen politischen Verhältnisse jedoch die Förderung und der Export dieser Rohstoffe. Das ist auch gemeint, wenn Verteidigungsminister Franz Josef Jung am 17.3. gegenüber der "Bild"-Zeitung von der Förderung der "Stabilität in der rohstoffreichen Region" sprach, die "auch der deutschen Wirtschaft nutzt".(...)
egal ob aus rohstoffreichen oder -armen afrikanischen regionen, für die objektivistische logik, die hinter dem oben dargestellten steht, sind flüchtlinge - wenn sie es denn bis an die eu-grenzen schaffen - primär objekte polizeilichen handelns. störende objekte, die bitteschön im stillen krepieren sollen. es ist im übrigen die gleiche logik, die sich auch zunehmend im umgang mit den sog. sozial schwachen hier direkt vor der haustür beobachten lässt.
und eine aktivistin aus der italienischen flüchtlingsarbeit macht auf weitere aspekte der fluchtbewegung aufmerksam, die bisher im schatten geblieben sind:
(...)"Ich gehöre nicht zu denen, die propagieren, dass wir den Menschen die Gelegenheit lassen sollten, wie bisher übers Mittelmeer nach Europa zu kommen. Diese Reisen der Verzweiflung müssen einfach verhindert werden. Europa muss aber nicht über Abschottung, sondern über sichere Alternativen der Einreise nachdenken. Und Europa muss unmittelbar eine Lösung für die vielen auseinandergerissenen Flüchtlingsfamilien finden. Immer wieder habe ich von Fällen gehört, in denen der Mann auf Malta, die Frau mit den Kindern aber in Italien gelandet ist. Auf legalem Wege können diese Familien heute kaum zusammenkommen. Das führt dann zu neuen lebensgefährlichen Reisen, über die nie gesprochen wird - von Malta nach Italien. Als ich auf Malta war, waren dort drei Boote in See gestochen. Nur eines davon erreichte Italien."
call this "freedom and democracy" - aber nur für gefüllte brieftaschen.
monoma - 29. Aug, 11:50