Zu einem Punkt fällt mir etwas sehr interessantes ein: " fünftens können traumatische erinnerungsspuren jahrzehntelang abgekapselt und wie eine zeitbombe im gehirn und körpergedächtnis verbleiben, bei einem durchaus als "normal" empfundenen funktionieren seitens der betroffenen und ihrer sozialen umwelt - ohne jemals "auffällig" zu werden (die mit dieser konstellation meistens verbundenen körperlichen beschwerden ohne erkennbare organische ursachen dabei mal vernachlässigt)."
- Das würde erklären oder hätte zumindest Erklärungswert, wieso im jugoslawischen Bürgerkrieg "völlig normale Leute" plötzlich zu atavistisch geglaubten Formen von Gewalt und Grausamkeit griffen. Zur traumatischen Erfahrung an sich: Die gängigen Erziehungsmethoden insbesondere im Schulunterricht des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit waren äußerst gewalttätig, im Prinzip müsste man dann die Mehrzahl der damaligen Bevölkerung als Traumatisierte bezeichnen. Wenn außerdem schon die Vierjährigen der öffentlichen Hinrichtung zusehen konnten, dürfte das in den Köpfen Einiges hinterlassen haben.ö Einerseits könnten solche Traumatisierungen die Grausamkeit des Dreißigjährigen Krieges erklären oder die Tatsache, warum Louis VI. auf jeden Fall sterben musste, andererseits stellt sich die Frage, wie es die Menschen geschafft haben, funktionierende soziale Kompetenz an den Tag zu legen.
"...andererseits stellt sich die Frage, wie es die Menschen geschafft haben, funktionierende soziale Kompetenz an den Tag zu legen."
nunja, vielleicht wäre es realitätsgerecht, von situationsangepassten sozialen kompetenzen zu sprechen - und die werden uns aus heutiger sicht vermutlich defizitär erscheinen, was nichts über ihr leidliches funktionieren damals aussagt.
in deiner frage steckt die suche nach - mindestens - traumahemmenden einflüssen. ganz kurz dazu:
- kollektivität (und zwar authentische; mitglieder von in diesem sinne funktionierenden gruppen haben bessere ausgangsbedingungen, einem trauma zu widerstehen / den potenziell traumatischen effekt zu verarbeiten.)
- persönliche vulnerabilität (ganz frei übersetzt so etwas wie verletzbarkeit / empfindlichkeit / sensibilität). die scheint in diesem bereich auf jeden fall eine rolle zu spielen, möglicherweise auch genetisch vermittelt.
- und immer wieder auch das vorhandensein mindestens einer authentischen menschlichen beziehung vor dem trauma - dass lässt eine spätere anknüpfung leichter möglich erscheinen.
- generell: die qualität der mutter-kind-beziehungen (im schlimmsten fall ist gar keine vorhanden) - dazu hat sich deMause, auch im hinblick auf die ferne vergangenheit, viele gedanken gemacht.
Ein großartiger Beitrag, Monoma!
- Das würde erklären oder hätte zumindest Erklärungswert, wieso im jugoslawischen Bürgerkrieg "völlig normale Leute" plötzlich zu atavistisch geglaubten Formen von Gewalt und Grausamkeit griffen. Zur traumatischen Erfahrung an sich: Die gängigen Erziehungsmethoden insbesondere im Schulunterricht des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit waren äußerst gewalttätig, im Prinzip müsste man dann die Mehrzahl der damaligen Bevölkerung als Traumatisierte bezeichnen. Wenn außerdem schon die Vierjährigen der öffentlichen Hinrichtung zusehen konnten, dürfte das in den Köpfen Einiges hinterlassen haben.ö Einerseits könnten solche Traumatisierungen die Grausamkeit des Dreißigjährigen Krieges erklären oder die Tatsache, warum Louis VI. auf jeden Fall sterben musste, andererseits stellt sich die Frage, wie es die Menschen geschafft haben, funktionierende soziale Kompetenz an den Tag zu legen.
nunja, vielleicht wäre es realitätsgerecht, von situationsangepassten sozialen kompetenzen zu sprechen - und die werden uns aus heutiger sicht vermutlich defizitär erscheinen, was nichts über ihr leidliches funktionieren damals aussagt.
in deiner frage steckt die suche nach - mindestens - traumahemmenden einflüssen. ganz kurz dazu:
- kollektivität (und zwar authentische; mitglieder von in diesem sinne funktionierenden gruppen haben bessere ausgangsbedingungen, einem trauma zu widerstehen / den potenziell traumatischen effekt zu verarbeiten.)
- persönliche vulnerabilität (ganz frei übersetzt so etwas wie verletzbarkeit / empfindlichkeit / sensibilität). die scheint in diesem bereich auf jeden fall eine rolle zu spielen, möglicherweise auch genetisch vermittelt.
- und immer wieder auch das vorhandensein mindestens einer authentischen menschlichen beziehung vor dem trauma - dass lässt eine spätere anknüpfung leichter möglich erscheinen.
- generell: die qualität der mutter-kind-beziehungen (im schlimmsten fall ist gar keine vorhanden) - dazu hat sich deMause, auch im hinblick auf die ferne vergangenheit, viele gedanken gemacht.