@ Monoma: mir fällt weder in meinem obigen Beitrag zu der "Aufkündigung" noch in Deiner sehr guten Replik eine interne Schwäche der Argumentation auf.
Ich glaube, es läuft auf eine Akzentverschiebung hinaus, dann könnten wir an dieser Stelle auch beide Zustimmung erhalten. Diese Akzentverschiebung würde auf die SCHNITTSTELLEN zwischen eigener Lebenswelt und "derartigem System" gehen.
Mir ist dieser Gedanke letztens schon klarer geworden, wir hatten es ja andiskutiert. Das Problem, das ich sehe, ist einfach, daß ohne die Schnittstelle das ganze intellektuell sehr einfach gestrickt wird: man hat dann letztlich eine feindliche Außenwelt des Systems, und die eigene Lebenswelt in Opposition dazu.
Dann wird nicht mehr genug deutlich, wieso eigentlich das "derartige System" dermaßen extrem lebensdominant werden konnte. Das wird durch die eigenen Bezüge deutlicher. Mertz war hier auf der Spur, als er vom "perfekten Erfüllungsgehilfen" (Als-ob-Mensch) sprach, hat den Gedanken dann aber auch wieder beiseite gelassen.
Außerdem wird mir immer deutlicher, daß sich - unbemerkt - oft zwei Kreise vermischen: der Bereich der privaten Familienerfahrung, und der Bereich der öffentlich-globalen Sphäre.
Interessant ist allemal, daß ein Verfolgungsintrojekt fast immer in der familiären Sphäre gezündet werden dürfte, und zwar sehr früh in der Kampfebene objektivierter Verhältnisse.
Besonders zu denken gegeben hat mir letztens auch Deine Bemerkung zum Verfolgungsintrojekt, dieses sei mehr eine Art Nebenprodukt oder Begleiterscheinung.
Das glaube ich mittlerweile überhaupt nicht mehr. Wenn man sich das genau ansieht, bildet das Verfolgungsintrojekt, einmal gezündet, sofort die Speerspitze der gesamten Wahrnehmung, sozusagen wie ein Fernglas oder meinetwegen auch eine Lupe, mit der man jetzt die Welt betrachtet.
So ein Introjekt braucht auch Nahrung, es ist sogar sehr hungrig, wenn es mal aktiv wird. Ich glaube, daß in den wenigsten Fällen jemand selbst erkennt, wenn er später das ursprünglich privat-familiär entstandene Verfolgungsintrojekt auf einen öffentlichen Systembereich zu übertragen beginnt.
Die Güte der Erkenntnisse wird dann meistens aber doch zunehmend schlechter, weil das Verfolgungsintrojekt die Antwort immer schon vorher kennt. Privat sind die Würfel ja auch schon längst gefallen, hier war eine objektivierende Kampfebene dauernd aktiv, die als Ergebnis ein Verfolgungsintrojekt entstehen ließ.
Das gesamte Gefühl dazu ist ja stimmig, zurecht empfindet man so. Nur der Übersteiger auf die globale Sphäre ist nicht mehr so logisch sauber. Da ist zwar die private Gefühlsenergie aktiv, die von früher, aber es werden neue Kognitionen untergeschoben.
Das wird dann noch kausaler, wenn man die private Kampfwelt verlassen hat (Trennung von der objektivierenden Herkunftsfamilie). Dieses Trennungsmuster hat mich eigentlich schon lange besonders beschäftigt, es bleibt ja nicht folgenlos.
Ich vermute sogar, wenn man die Herkunftsfamilie trotz ihrer ungünstigen objektivierenden Kampfzone nicht abtrennt, sondern lange daran arbeitet, damit besser, vor allem differenzierter umgehen zu lernen, entlastet man allmählich auch das Verfolgungsintrojekt.
Klar, Freiheit von diesen Zwängen wäre großartig. Eine positive Definition von Zukunft ist das aber leider nicht :-(
Im Übrigen ist die historische Einzigartigkeit ein Scheinargument, jede Situation ist einmalig und ich weiß nicht, ob grundsätzlich zum Beispiel die Einführung von Gemeineigentum nicht sinnvoll wäre.
deine antworten überfordern mich in einem gewissen sinne, weil mir dazu meist so viel einfällt, dass ich nicht hinterherkomme - das kannst du auch als kompliment verstehen ;-)
zum punkt mit dem verfolgungsintrojekt: um das klarer werden zu lassen, wie ich meine damalige bemerkung meinte, ist es aus meiner sicht eigentlich notwendig, sich näher mit dem thema paranoia incl. ihren neurobiologischen grundlagen zu beschäftigen. das ist eh länger vorgemerkt, ich werde in den nächsten zwei wochen aber kaum dazu kommen. würde dann gerne an dem punkt weitermachen.
ich bin vermutlich nicht der einzige, der findet, dass sich positive zukunftsvisionen heute v.a. aus der negation des herrschenden elends entwickeln lassen. und zwar, wie schon gesagt, keinesfalls im sinne eines plans, sondern eher als grobe wegmarken.
veränderung der eigenen wahrnehmung sowie auch der eigenen bedürfnisse stellt dabei eine absolut notwendige basis dafür dar - die alleine nicht ausreichend ist, schon klar, aber eben im zusammenspiel mit dem herkömmlichen - hm, "politikspiel" einiges dazu beitragen kann, unsere jeweiligen wahrnehmungstunnel so zu erweitern, dass tatsächliche und lebensfähige alternativen deutlich werden.
das war jetzt wider hübsch abstrakt ;-) , aber in nicht zu ferner zukunft kann ich das hoffentlich wesentlich genauer beschreiben.
und noch zur "historischen einzigartigkeit": klar hast du mit deinem punkt recht, aber ich meinte nicht die banalität im sonstigen sinne dieser aussage, sondern finde, dass es tatsächlich eine dimension der veränderung in allen möglichen bereichen gibt - virtualität, beschleunigung, technische entwicklung, vorläufige durchsetzung des kapitalismus in seinen diversen varianten als globales system - , die im zusammenspiel etwas ergibt, was sich gerade qualitativ von vielen beliebigen punkten in der bisherigen geschichte stark unterscheidet.
mehr zu deinen links - danke dafür - wenn ich mit dem lesen soweit durch bin. das kann aber noch dauern, weil ich speziell die nächsten tage stark beschäftigt bin.
...noch was vergessen
Den hier: http://www.leap2020.eu/GEAB-in-Deutsch_r27.html?PHPSESSID=8779e2208750f07cc14228db4af8e038
kandinsky
So funktionieren Menschen...
Ich glaube, es läuft auf eine Akzentverschiebung hinaus, dann könnten wir an dieser Stelle auch beide Zustimmung erhalten. Diese Akzentverschiebung würde auf die SCHNITTSTELLEN zwischen eigener Lebenswelt und "derartigem System" gehen.
Mir ist dieser Gedanke letztens schon klarer geworden, wir hatten es ja andiskutiert. Das Problem, das ich sehe, ist einfach, daß ohne die Schnittstelle das ganze intellektuell sehr einfach gestrickt wird: man hat dann letztlich eine feindliche Außenwelt des Systems, und die eigene Lebenswelt in Opposition dazu.
Dann wird nicht mehr genug deutlich, wieso eigentlich das "derartige System" dermaßen extrem lebensdominant werden konnte. Das wird durch die eigenen Bezüge deutlicher. Mertz war hier auf der Spur, als er vom "perfekten Erfüllungsgehilfen" (Als-ob-Mensch) sprach, hat den Gedanken dann aber auch wieder beiseite gelassen.
Außerdem wird mir immer deutlicher, daß sich - unbemerkt - oft zwei Kreise vermischen: der Bereich der privaten Familienerfahrung, und der Bereich der öffentlich-globalen Sphäre.
Interessant ist allemal, daß ein Verfolgungsintrojekt fast immer in der familiären Sphäre gezündet werden dürfte, und zwar sehr früh in der Kampfebene objektivierter Verhältnisse.
Besonders zu denken gegeben hat mir letztens auch Deine Bemerkung zum Verfolgungsintrojekt, dieses sei mehr eine Art Nebenprodukt oder Begleiterscheinung.
Das glaube ich mittlerweile überhaupt nicht mehr. Wenn man sich das genau ansieht, bildet das Verfolgungsintrojekt, einmal gezündet, sofort die Speerspitze der gesamten Wahrnehmung, sozusagen wie ein Fernglas oder meinetwegen auch eine Lupe, mit der man jetzt die Welt betrachtet.
So ein Introjekt braucht auch Nahrung, es ist sogar sehr hungrig, wenn es mal aktiv wird. Ich glaube, daß in den wenigsten Fällen jemand selbst erkennt, wenn er später das ursprünglich privat-familiär entstandene Verfolgungsintrojekt auf einen öffentlichen Systembereich zu übertragen beginnt.
Die Güte der Erkenntnisse wird dann meistens aber doch zunehmend schlechter, weil das Verfolgungsintrojekt die Antwort immer schon vorher kennt. Privat sind die Würfel ja auch schon längst gefallen, hier war eine objektivierende Kampfebene dauernd aktiv, die als Ergebnis ein Verfolgungsintrojekt entstehen ließ.
Das gesamte Gefühl dazu ist ja stimmig, zurecht empfindet man so. Nur der Übersteiger auf die globale Sphäre ist nicht mehr so logisch sauber. Da ist zwar die private Gefühlsenergie aktiv, die von früher, aber es werden neue Kognitionen untergeschoben.
Das wird dann noch kausaler, wenn man die private Kampfwelt verlassen hat (Trennung von der objektivierenden Herkunftsfamilie). Dieses Trennungsmuster hat mich eigentlich schon lange besonders beschäftigt, es bleibt ja nicht folgenlos.
Ich vermute sogar, wenn man die Herkunftsfamilie trotz ihrer ungünstigen objektivierenden Kampfzone nicht abtrennt, sondern lange daran arbeitet, damit besser, vor allem differenzierter umgehen zu lernen, entlastet man allmählich auch das Verfolgungsintrojekt.
So funktionieren Menschen. -
Im Übrigen ist die historische Einzigartigkeit ein Scheinargument, jede Situation ist einmalig und ich weiß nicht, ob grundsätzlich zum Beispiel die Einführung von Gemeineigentum nicht sinnvoll wäre.
@ubue
zum punkt mit dem verfolgungsintrojekt: um das klarer werden zu lassen, wie ich meine damalige bemerkung meinte, ist es aus meiner sicht eigentlich notwendig, sich näher mit dem thema paranoia incl. ihren neurobiologischen grundlagen zu beschäftigen. das ist eh länger vorgemerkt, ich werde in den nächsten zwei wochen aber kaum dazu kommen. würde dann gerne an dem punkt weitermachen.
ps: schick mir doch mal bitte deine mailaddy.
@gk
veränderung der eigenen wahrnehmung sowie auch der eigenen bedürfnisse stellt dabei eine absolut notwendige basis dafür dar - die alleine nicht ausreichend ist, schon klar, aber eben im zusammenspiel mit dem herkömmlichen - hm, "politikspiel" einiges dazu beitragen kann, unsere jeweiligen wahrnehmungstunnel so zu erweitern, dass tatsächliche und lebensfähige alternativen deutlich werden.
das war jetzt wider hübsch abstrakt ;-) , aber in nicht zu ferner zukunft kann ich das hoffentlich wesentlich genauer beschreiben.
und noch zur "historischen einzigartigkeit": klar hast du mit deinem punkt recht, aber ich meinte nicht die banalität im sonstigen sinne dieser aussage, sondern finde, dass es tatsächlich eine dimension der veränderung in allen möglichen bereichen gibt - virtualität, beschleunigung, technische entwicklung, vorläufige durchsetzung des kapitalismus in seinen diversen varianten als globales system - , die im zusammenspiel etwas ergibt, was sich gerade qualitativ von vielen beliebigen punkten in der bisherigen geschichte stark unterscheidet.
@kandinsky