notiz: "juwel", oder bootcamps* light für erwerbslose jugendliche unter 25? (update)
aktuell macht eine meldung in diversen foren für erwerbslose die runde, die wieder einmal schier sprachlos macht:
Guten Tag. Sie erhalten die vorliegende Zusammenfassung aus dritter Hand. Die Arge Rhein-Lahn-Kreis plant die Kasernierung von Arbeitslosengeld- II-Empfängern unter 25 Jahren, die nicht zur Schule gehen oder in Ausbildung sind, bzw. keinen Job haben. Das Konzept hat den Namen "Juwel" - das steht für "Jugendliche auf dem Weg in Arbeit". Das Konzept wurde im März 2007 bereits der Landesregierung in Mainz vorgestellt. Von Seiten der Regierung sollen bereits hohe Bezuschussungen in Aussicht gestellt worden sein. Das Konzept wurde bisher weder auf seine mögliche Verfassungswidrigkeit, noch auf die sozialpädagogischen Besonderheiten geprüft, die man insbesondere bei der Betreuung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beachten muß.
Das Konzept sieht folgendes vor: Die Jugendlichen müssen demnach von in der Früh bis spätnachmittags in einem von der ArGe gemieteten Haus verbleiben. Sie müssen pünktlich zum Apell auf dem Hofgelände des Anwesens erscheinen und werden das Haus in dieser Zeit nicht ohne Genehmigung der Arge verlassen dürfen. Abends dürfen sie heimgehen. Es ist vorgesehen, daß diejenigen, die sich der Betreuung entziehen, mit Sanktionierung bis auf völlige Versagung von Arbeitslosengeld II inklusive Mietkosten zu rechnen haben. Angeblich wird an einem Bewertungssystem gearbeitet, nach welchem die Jugendlichen Punkte in den geplanten Kursen erzielen müssen. Was die Jugendlichen in der Aufbewahrung lernen sollen, bzw. wie die bewerteten Kurse aussehen, drang bisher nicht bis zu mir vor. Das Konzept beinhaltet jedoch die Idee der Finanzierung eines Führerscheines/von Führerscheinen für den Besten (oder die Besten). Das Konzept beinhaltet außerdem ein System der Bestrafung per Pranger. Dieses Wort ist mehrmals gefallen. Ich kann nicht beurteilen, ob das ggf. ein sehr schlechter Scherz sein soll.
Und offensichtlich hat man sich über die Freude an der Ausarbeitung des Konzeptes weder über fällige Anfahrtkosten für die Jugendlichen noch über deren Verpflegung vor Ort Gedanken gemacht. Da das Konzept der Kasernierung unter drohenden Entzug der Geldmittel als Freiheitsentzug und das Bewertungs- sowie das Bestrafungssystem als kontraproduktiv bis entwürdigend betrachtet werden muß, das gesamte Konzept nicht auf Freiwilligkeit der Jugendlichen basiert, und ausserdem das Konzept den Anschein erweckt, als verstünden die Planer rein gar nichts von Sozialarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, gebe ich diese Informationen zu treuen Händen für eine Anfrage an die Regierung.
Mit freundlichen Gruß.
die initiative "tacheles-sozialhilfe.de" hat die obige information grundsätzlich bestätigt - zitat eines vorstandsmitglieds im dortigen forum:
"die Information stimmt als solches und wurde von der Amtsleitung gegenüber Tacheles auch bestätigt. Wir sind an der Sache auf jeden Fall dran."
und so lässt der totalitäre kapitalismus schritt für schritt seine als-ob-maske von "demokratie" und "rechtsstaat" fallen.
*zum begriff bootcamp
*
edit am 09.06.2007: wednesday hat im kommentar unten auf eine offizielle reaktion seitens der betreffenden "arge" aufmerksam gemacht, in der es u.a. heißt:
(...)"Soweit in einer Internetverِöffentlichung vom 27.05.2007 dargestellt wird, es sei im Rahmen dieses Projekts geplant, Jugendliche im Alter unter 25 Jahren „täglich per Zwang zu kasernieren“, „sie pünktlich zum Appell im Hof antreten zu lassen“ und bei Fehlverhalten „eine Bestrafung per Pranger“ durchzuführen, entbehrt dies offensichtlich jeglicher Grundlage und würde auch den oben dargestellten Zielen der Maßnahme vِöllig zuwider laufen."(...)
gut. warten wir ab, wie sich "juwel" in der realität verhält. wird weiter unter beobachtung bleiben, und bis zur umsetzung werde ich hier nicht über mögliche erklärungen, rückzieher u.a. spekulieren.
Guten Tag. Sie erhalten die vorliegende Zusammenfassung aus dritter Hand. Die Arge Rhein-Lahn-Kreis plant die Kasernierung von Arbeitslosengeld- II-Empfängern unter 25 Jahren, die nicht zur Schule gehen oder in Ausbildung sind, bzw. keinen Job haben. Das Konzept hat den Namen "Juwel" - das steht für "Jugendliche auf dem Weg in Arbeit". Das Konzept wurde im März 2007 bereits der Landesregierung in Mainz vorgestellt. Von Seiten der Regierung sollen bereits hohe Bezuschussungen in Aussicht gestellt worden sein. Das Konzept wurde bisher weder auf seine mögliche Verfassungswidrigkeit, noch auf die sozialpädagogischen Besonderheiten geprüft, die man insbesondere bei der Betreuung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen beachten muß.
Das Konzept sieht folgendes vor: Die Jugendlichen müssen demnach von in der Früh bis spätnachmittags in einem von der ArGe gemieteten Haus verbleiben. Sie müssen pünktlich zum Apell auf dem Hofgelände des Anwesens erscheinen und werden das Haus in dieser Zeit nicht ohne Genehmigung der Arge verlassen dürfen. Abends dürfen sie heimgehen. Es ist vorgesehen, daß diejenigen, die sich der Betreuung entziehen, mit Sanktionierung bis auf völlige Versagung von Arbeitslosengeld II inklusive Mietkosten zu rechnen haben. Angeblich wird an einem Bewertungssystem gearbeitet, nach welchem die Jugendlichen Punkte in den geplanten Kursen erzielen müssen. Was die Jugendlichen in der Aufbewahrung lernen sollen, bzw. wie die bewerteten Kurse aussehen, drang bisher nicht bis zu mir vor. Das Konzept beinhaltet jedoch die Idee der Finanzierung eines Führerscheines/von Führerscheinen für den Besten (oder die Besten). Das Konzept beinhaltet außerdem ein System der Bestrafung per Pranger. Dieses Wort ist mehrmals gefallen. Ich kann nicht beurteilen, ob das ggf. ein sehr schlechter Scherz sein soll.
Und offensichtlich hat man sich über die Freude an der Ausarbeitung des Konzeptes weder über fällige Anfahrtkosten für die Jugendlichen noch über deren Verpflegung vor Ort Gedanken gemacht. Da das Konzept der Kasernierung unter drohenden Entzug der Geldmittel als Freiheitsentzug und das Bewertungs- sowie das Bestrafungssystem als kontraproduktiv bis entwürdigend betrachtet werden muß, das gesamte Konzept nicht auf Freiwilligkeit der Jugendlichen basiert, und ausserdem das Konzept den Anschein erweckt, als verstünden die Planer rein gar nichts von Sozialarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, gebe ich diese Informationen zu treuen Händen für eine Anfrage an die Regierung.
Mit freundlichen Gruß.
die initiative "tacheles-sozialhilfe.de" hat die obige information grundsätzlich bestätigt - zitat eines vorstandsmitglieds im dortigen forum:
"die Information stimmt als solches und wurde von der Amtsleitung gegenüber Tacheles auch bestätigt. Wir sind an der Sache auf jeden Fall dran."
und so lässt der totalitäre kapitalismus schritt für schritt seine als-ob-maske von "demokratie" und "rechtsstaat" fallen.
*zum begriff bootcamp
*
edit am 09.06.2007: wednesday hat im kommentar unten auf eine offizielle reaktion seitens der betreffenden "arge" aufmerksam gemacht, in der es u.a. heißt:
(...)"Soweit in einer Internetverِöffentlichung vom 27.05.2007 dargestellt wird, es sei im Rahmen dieses Projekts geplant, Jugendliche im Alter unter 25 Jahren „täglich per Zwang zu kasernieren“, „sie pünktlich zum Appell im Hof antreten zu lassen“ und bei Fehlverhalten „eine Bestrafung per Pranger“ durchzuführen, entbehrt dies offensichtlich jeglicher Grundlage und würde auch den oben dargestellten Zielen der Maßnahme vِöllig zuwider laufen."(...)
gut. warten wir ab, wie sich "juwel" in der realität verhält. wird weiter unter beobachtung bleiben, und bis zur umsetzung werde ich hier nicht über mögliche erklärungen, rückzieher u.a. spekulieren.
monoma - 27. Mai, 17:54