notiz: eine extremvariante simulierender mütter...
...stellt heute ein zeit-artikel etwas genauer vor - das sog. "münchhausen-by-proxy-syndrom":
(...)"Zum ersten Mal hat nun Martin Krupinski, Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Universitätsklinik Würzburg, in einem Pilotprojekt bundesweit Fallzahlen ermittelt. Von 379 Kinderkliniken beteiligte sich rund die Hälfte an der Datenerhebung. Sie berichteten von insgesamt 91 medizinisch gesicherten und 99 ernsthaften Verdachtsfällen von MBPS.(...)
Im Gegensatz zu anderen Formen der Kindesmisshandlung scheuen die Täter bei MBPS nicht den Besuch beim Kinderarzt, sondern verlangen ganz im Gegenteil für ihr angeblich krankes Kind immer neue Untersuchungen, Operationen, Medikamente. Mediziner werden so unfreiwillig zu Komplizen, wenn sie versuchen, dem vermeintlich schwer kranken kleinen Patienten zu helfen.
Und die Täterinnen wirken sehr überzeugend. »Die Frauen sind oft überdurchschnittlich intelligent«, sagt Ulrike Böhm, Rechtsmedizinerin an der Universitätsklinik in Leipzig, »sonst wären sie nicht in der Lage, die Symptome der angeblichen Erkrankung ihres Kindes so detailliert und schlüssig zu schildern.«(...)
der mittlere teil des obigen zitates macht den vielleicht wesentlichen unterschied zu den anderen, "offeneren" formen von infantizid und gewalt gegen kinder recht gut deutlich.
aber auch über einige gemeinsamkeiten darf spekuliert werden:
(...)"Was treibt Mütter zu solchen Taten? Krupinski hat sich 50 MBPS-Fälle seiner Studie im Detail angesehen. In 48 Fällen war die Mutter die Täterin. Sie war im Durchschnitt 30,7 Jahre alt, ihr Nachwuchs vier Jahre. Neun Kinder trugen bleibende Schäden davon, eines der Opfer starb. »Ein Drittel der Frauen wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen«, sagt Krupinski. Denn die Täterinnen leiden oft an einer schweren Persönlichkeitsstörung. Sie sehnen sich nach Aufmerksamkeit, wissen nicht, wie sie Beziehungen zu ihren Mitmenschen knüpfen sollen, fühlen sich isoliert und einsam. Manche entwickeln ein Borderline-Syndrom, einige sind drogen- oder alkoholabhängig, andere depressiv. Nicht selten wurden sie selbst in ihrer Jugend emotional vernachlässigt oder sexuell missbraucht."
täter-opfer-dialektik...wir sehen genau die gleichen zuschreibungen und das wohlbekannte sammelsurium verschiedener diagnosen, wie es auch aus anderen zusammenhängen rund um (mütterliche) gewalt gegen kinder bekannt ist. nur eine besondere variante der simulation sorgt hier für ein verändertes bild:
"Mit einem kranken Kind wendet sich für diese Frauen das Blatt. Plötzlich finden sie Anerkennung, gelten als perfekte Mütter, die sich aufopfernd um ihr schwer krankes Kind kümmern und nicht von dessen Krankenbett weichen. »Die beste Freundin der Frauen ist dann die Krankenschwester auf Station«, sagt die Kinder- und Jugendpsychiaterin Carola Bindt."
für die kinder jedoch bleiben die destruktiven bis tödlichen folgen die gleichen:
"Den Kindern selbst glaubt meist niemand – wenn sie überhaupt den Mut haben, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Schätzungen zufolge sterben etwa zehn Prozent der Opfer an den Folgen dieser krankhaften Mutterliebe."(...)
ich zweifle stark daran, ob das wort "mutterliebe" selbst mit dem obigen attribut in diesem kontext grundsätzlich angebracht ist. eher scheint mir wahrscheinlich, dass es an dieser stelle wie so oft mal wieder einen ausdruck der ideologischen selbstvergewisserung dieser gesellschaft darstellt. und solange das so bleibt - neben anderen existenziellen voraussetzungen - , solange wird weder diesen müttern noch den kindern wirkungsvoll geholfen werden können.
(...)"Zum ersten Mal hat nun Martin Krupinski, Leiter der Abteilung für Forensische Psychiatrie der Universitätsklinik Würzburg, in einem Pilotprojekt bundesweit Fallzahlen ermittelt. Von 379 Kinderkliniken beteiligte sich rund die Hälfte an der Datenerhebung. Sie berichteten von insgesamt 91 medizinisch gesicherten und 99 ernsthaften Verdachtsfällen von MBPS.(...)
Im Gegensatz zu anderen Formen der Kindesmisshandlung scheuen die Täter bei MBPS nicht den Besuch beim Kinderarzt, sondern verlangen ganz im Gegenteil für ihr angeblich krankes Kind immer neue Untersuchungen, Operationen, Medikamente. Mediziner werden so unfreiwillig zu Komplizen, wenn sie versuchen, dem vermeintlich schwer kranken kleinen Patienten zu helfen.
Und die Täterinnen wirken sehr überzeugend. »Die Frauen sind oft überdurchschnittlich intelligent«, sagt Ulrike Böhm, Rechtsmedizinerin an der Universitätsklinik in Leipzig, »sonst wären sie nicht in der Lage, die Symptome der angeblichen Erkrankung ihres Kindes so detailliert und schlüssig zu schildern.«(...)
der mittlere teil des obigen zitates macht den vielleicht wesentlichen unterschied zu den anderen, "offeneren" formen von infantizid und gewalt gegen kinder recht gut deutlich.
aber auch über einige gemeinsamkeiten darf spekuliert werden:
(...)"Was treibt Mütter zu solchen Taten? Krupinski hat sich 50 MBPS-Fälle seiner Studie im Detail angesehen. In 48 Fällen war die Mutter die Täterin. Sie war im Durchschnitt 30,7 Jahre alt, ihr Nachwuchs vier Jahre. Neun Kinder trugen bleibende Schäden davon, eines der Opfer starb. »Ein Drittel der Frauen wurde in eine psychiatrische Klinik eingewiesen«, sagt Krupinski. Denn die Täterinnen leiden oft an einer schweren Persönlichkeitsstörung. Sie sehnen sich nach Aufmerksamkeit, wissen nicht, wie sie Beziehungen zu ihren Mitmenschen knüpfen sollen, fühlen sich isoliert und einsam. Manche entwickeln ein Borderline-Syndrom, einige sind drogen- oder alkoholabhängig, andere depressiv. Nicht selten wurden sie selbst in ihrer Jugend emotional vernachlässigt oder sexuell missbraucht."
täter-opfer-dialektik...wir sehen genau die gleichen zuschreibungen und das wohlbekannte sammelsurium verschiedener diagnosen, wie es auch aus anderen zusammenhängen rund um (mütterliche) gewalt gegen kinder bekannt ist. nur eine besondere variante der simulation sorgt hier für ein verändertes bild:
"Mit einem kranken Kind wendet sich für diese Frauen das Blatt. Plötzlich finden sie Anerkennung, gelten als perfekte Mütter, die sich aufopfernd um ihr schwer krankes Kind kümmern und nicht von dessen Krankenbett weichen. »Die beste Freundin der Frauen ist dann die Krankenschwester auf Station«, sagt die Kinder- und Jugendpsychiaterin Carola Bindt."
für die kinder jedoch bleiben die destruktiven bis tödlichen folgen die gleichen:
"Den Kindern selbst glaubt meist niemand – wenn sie überhaupt den Mut haben, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen. Schätzungen zufolge sterben etwa zehn Prozent der Opfer an den Folgen dieser krankhaften Mutterliebe."(...)
ich zweifle stark daran, ob das wort "mutterliebe" selbst mit dem obigen attribut in diesem kontext grundsätzlich angebracht ist. eher scheint mir wahrscheinlich, dass es an dieser stelle wie so oft mal wieder einen ausdruck der ideologischen selbstvergewisserung dieser gesellschaft darstellt. und solange das so bleibt - neben anderen existenziellen voraussetzungen - , solange wird weder diesen müttern noch den kindern wirkungsvoll geholfen werden können.
monoma - 25. Jun, 18:45