notiz: eine lektion in de-realisierung und (de-)konstruktivismus...

...heute erteilt vom sächsischen "ministerpräsidenten" georg milbradt:

(...)"Es sei falsch, von einer sächsischen Korruptionsaffäre zu sprechen."(...)

sicher, sicher - da es keineswegs nur um korruption geht, sondern auch um solche dinge wie zweifelhafte todesfälle und kinderprostitution - aber der milbradt hatte dem kontext nach etwas ganz anderes bei seinem spruch im visier, nämlich die reinwaschung seiner selbst plus der diversen, in die affäre involvierten und mehr oder weniger guten bekannten.

eine der beliebtesten devisen der konstruktivistischen ideologie drückt sich in der behauptung aus:

"wahrheit ist die erfindung eines lügners" (heinz v. foerster)

und wie derart versucht wird, realität zu de-realisieren, war schon öfter blogthema - wie zb. hier im letzten teil.

ich musste bei der milbratschen fiktion übrigens an einen seiner vergangenen kollegen denken, dessen legendärer dekonstruktionsversuch den älteren von Ihnen vermutlich noch im gedächtnis präsent sein wird:

„Über die (…) Eidesstattliche Versicherung hinaus gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, ich wiederhole: mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind“.

das ende dieser geschichte dürfte vielen ebenfalls noch erinnerlich sein.

*

derartig pathologische projekte der de-realisierung seitens der herrschenden "eliten" sind nur möglich in einem umfeld, in dem (zu) viele menschen von beginn ihres lebens in und von ihren authentischen wahrnehmungsfähigkeiten verunsichert und entfremdet worden sind und als konsequenz u.a. dazu gezwungen werden, zwecks eigenen überlebens in einen kompensatorisch teilweise nützlichen, konstruktivistischen (bzw. objektivistischen) wahrnehmungszustand zu wechseln - und eines der bewährtesten mittel innerhalb von machtstrukturen dafür besteht bis heute in den vielfältigen formen von traumatisierung, und zwar möglichst schon bei kindern:

"Hunderttausende Kinder in Deutschland werden nach einer Studie von ihren Eltern brutal geschlagen, misshandelt oder vernachlässigt. «Das sind mindestens 30 000 Jungen und Mädchen eines Jahrgangs», sagte der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Ulm, Jörg Fegert. Dies gehe aus Zahlen einer bundesweiten Kindergesundheitsuntersuchung des Robert Koch Instituts hervor, sagte Fegert in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Nur selten dringt das Leiden der Kleinen an die Öffentlichkeit. «Frühe Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern beschränkt sich nicht auf spektakuläre Einzelfälle wie etwa im Fall "Kevin"», mahnte Fegert. Gewalt gegen Kinder sei vielmehr «eine gesellschaftliche Herausforderung».(...)

das inzwischen bei diesem thema überhaupt ein öffentliches interesse vorhanden ist und - hoffentlich! - den meisten von uns die durchgängig pathologische qualität von gewalt gegen kindern bewußt ist, darf als ausdruck einer der wenigen und qualitativ echten gesellschaftlichen fortschritte (der allerdings jeden tag neu erkämpft und auch verteidigt werden muss) nicht nur, aber besonders in d-land angesehen werden - wie die früheren deutschen traditionen des umgangs mit kindern aussahen, hat lloyd deMause in einer beklemmenden zusammenfassung in "das emotionale leben der nationen" dargestellt (an dieser stelle hätte ich gerne auf utopie1 verlinkt, bei der diese zusammenfassung bis vor kurzem online zugänglich war - aber leider hat sich die utopie mal wieder verabschiedet).

jedenfalls: bei vielen der betroffenen kinder besteht aufgrund der ihnen zugefügten gewalt je nach weiteren entwicklungschancen und -möglichkeiten eine erhöhte wahrscheinlichkeit dafür, dass sie sich im späteren leben in das heer derjenigen einreihen werden, für die eine konstruktivistische wahrnehmung das "normalste" der welt darstellt.

über beliebig viele generationen jedoch sind solche prozesse ohne gravierende destruktive folgen für die gesamte spezies schlicht nicht durchzuhalten. die uhr tickt in dieser hinsicht immer schneller.

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