notiz: erde essen - die hungerrevolten kommen zurück

die kombination aus der üblichen antisozialität des kapitalismus ,den immer stärker wahrnehmbaren folgen von "peakoil" - zukünftig wird noch der anthropogene klimawandel dazukommen - sowie die allgemeine rücksichts- und empathielosigkeit von zu großen teilen der bevölkerungen der sog. "demokratischen" westlichen welt (deren "politik" wäre ohne innere zustimmung dieser bevölkerungen schlicht nicht möglich) führt zu zuständen, über deren konsequenzen noch viel zu wenig geredet wird - wenn jedenfalls sätze wie die gleich folgenden bereits in den mainstreammedien zu lesen sind, wird das wahre ausmaß des nur noch als verbrecherisch zu bezeichnenden desasters des kapitalismus als weltsystem noch monströser sein, als uns allen klar - und lieb - sein dürfte.

(...)"Auf dem Dach des einstigen Kerkers legen erfinderische Frauen etwas aus, das an Kekse erinnert und auch so genannt wird. Die wichtigste Zutat bringen Lastwagen aus den nahen Bergen, es ist gelber Lehm, der mit etwas Salz und Pflanzenfett zu einem Teig verrührt wird und dann in der Tropensonne trocknet.

Für viele Haitianer sind Lehmkekse die einzige Mahlzeit. Sie schmecken nach Fett, saugen die Feuchtigkeit aus dem Mund und hinterlassen einen Nachgeschmack von Dreck. Häufig verursachen sie Durchfall, aber sie betäuben das Hungergefühl. "Ich hoffe, dass ich eines Tages auf sie verzichten kann", sagt Marie Noël, 40, die ihre sieben Kinder mit dem erdigen Fraß durchbringt. Der Lehm für 100 Plätzchen kostet fünf Dollar; binnen eines Jahres ist der Preis um 1,50 Dollar gestiegen, also um rund 40 Prozent."(...)


so schildert - revolutionärer neigungen wirklich unverdächtig
spon in einem artikel die lage in haiti, und sieht sich zu folgenden schlüssen gezwungen:

(...)"Es war eine dieser Rebellionen, die sich zurzeit weltweit häufen und die wohl nur Vorboten dessen sind, was noch kommt.

Nahrung wird immer knapper, immer teurer, sie ist für viele Menschen schon unbezahlbar. Die reichsten 200 Individuen besitzen so viel Geld wie gut 40 Prozent der Weltbevölkerung. 850 Millionen Menschen aber müssen jeden Tag hungrig schlafen gehen. Dieses Elend sei "eine der schlimmsten Verletzungen der Menschenwürde", sagt der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan.

Ist es verwunderlich, dass die Verzweiflung in Gewalt umschlägt?"(...)


(den letzten satz sollten wir uns alle sehr, sehr gut merken - um bei gelegenheit die amnesien unserer "eliten" und besonders ihrer medien damit zu beheben.)

und ein weiteres
mainstreamorgan sieht sich zu einem bemerkenswerten kommentar gezwungen:

(...)"Ägypten, Äthiopien, Bangladesh, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Madagaskar, Mauretanien, Kamerun, Indonesien, Philippinen, Senegal, Tunesien. Und nun Haiti. In der Dritten Welt ist eine Hungerrevolte ausgebrochen.(...)

Die Ursachen sind zum Teil hausgemacht: Korruption der herrschenden "Eliten", die Entwicklungshilfegelder in den eigenen Taschen verschwinden lassen, falsche Entwicklungskonzepte, welche die Agrarproduktion vernachlässigen."


auch wenn hier mal wieder nicht davon geredet wird, wer diese "eliten" eigentlich korrumpiert und welche interessen damit umgesetzt werden und ebenso unterschlagen wird, das die agrarproduktion in den allermeisten ländern des trikonts keinesfalls in eigener verantwortung betrieben werden kann (der kommentator hat wohl noch nie etwas von "monsanto" und co. gehört), so folgen doch ein paar grundsätzlich richtige einsichten:

Die Hauptgründe aber sind globaler Natur: Missernten werden vielfach durch die Auswirkungen des Klimawandels hervorgerufen. Die großen Industrienationen, namentlich die USA, aber auch Russland, China und Indien, sind nicht bereit, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu senken. Der so genannte Emissionshandel ist ein Riesenschacher, der die armen Länder zwingt, die Zukunft ihrer natürlichen Umwelt auf dem Altar des Mammons der Reichen dieser Welt zu opfern.

Die ungleichen Austauschbedingungen tun ein Übriges. Trotz tendenziell steigender Rohstoffpreise wird das große Geschäft immer noch mit den Fertigprodukten gemacht, die in den entwickelten Staaten aus den Ressourcen der Dritten Welt gefertigt werden. Der Versuch der Industrienationen aus der Treibstofffalle herauszukommen hat erst wieder zu absurden Beschlüssen der EU-Umweltminister vom Wochenende im slowenischen Brdo geführt. Trotz der weltweit steigenden Nahrungsmittelpreise halten 27 Demokratien daran fest, anderen Völkern die Lebensgrundlage zu beschneiden."(...)


in der folge bekommt auch noch der iwf zumindest ein bißchen sein fett weg - insgesamt ist das immerhin ein anfang, etwas realistischer über die global erbärmlichen zustände zu berichten. aber wirklich interessant wird es hier erst werden, wenn das dreckessen da unten bspw. mit den
"suiziden" in folge der "hartz-gesetze" hier als die zusammengehörigen seiten der gleichen medaille verstanden werden, die sie real sind. und wenn endlich relevante teile der hiesigen bevölkerung(-en) im westen begreifen, dass ihre halluzinierte (und auch medial dauerproduzierte) angebliche "interessengleichheit" mit einer wirklich kleinen, antisozialen und schwerkriminellen minderheit selbsterklärter "eliten" letztlich zu ihrem eigenen untergang führen wird. wenn dieser tag irgendwann kommen sollte, werden die antisozialen erstaunt feststellen, dass sie ihr leben innerhalb einer als-ob-realität gefristet haben, die ihnen dann weder kampfroboter noch drohnen, weder schnüffeldatenbanken noch sonderkommandos erhalten werden.

und je schneller dieser tag kommt, umso besser.

*

ein paar stunden später noch ein notwendiger zusatz: die worte "halluziniert" und "interessengleichheit" oben laden allzu sehr zu mißverständnissen ein - die angesprochenen interessen sind für mich nicht in erster hinsicht ökonomische (obwohl die natürlich auch eine rolle spielen), eher geht es mir um die rolle der "eliten" als (ausagierende) repräsentanten sowie auch in gewisser hinsicht organisatoren von weit verbreiteten psychophysischen strukturen, die sowohl ein (partielles) überleben der einzelnen menschen in dieser gesellschaft als auch das funktionieren der herrschenden hierarchien ermöglichen - beides ist nicht als unabhängig, sondern als zutiefst ineinander verwoben zu verstehen. und beides ist langfristig absolut dysfunktional und letztlich tödlich - diese einsicht ist es, die zu verbreiten dringend nötig wäre.

und "halluzinieren" ist kein synonym für den alten (falschen) evergreen von den "verführten massen", sondern eher im klinischen sinne zu verstehen - für das eben angesprochene funktionieren arbeiten wir alle mehr oder weniger mit objektivistischen fiktionen und konstruktionen, deren extremformen u.a. halluzinationen bilden. das ist kein widerspruch zur feststellung, dass es tatsächlich bspw. mediale manipulationen gibt - aber auch die könnten nicht unbedingt so erfolgreich sein ohne eine komplementäre bereitschaft, sich manipulieren zu lassen.
monoma - 19. Apr, 11:49

zu den betroffenen ländern...

...ist jetzt auch honduras zu zählen.

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