notiz: von hormonen und bedenklichen büchern
vom - in bezug aufs soziale leben gesehen - wahren wunderhormon oxytocin war hier schon einem beitrag über die pränatale phase die rede. nun hat die zeit weiteres zusammengetragen:
(...)"Wissenschaftler aus Zürich wollen das nun erstmals für eine der fundamentalsten Gefühlsregungen herausgefunden haben, die es im emotionalen Gewirr des Menschen gibt: das Vertrauen. Ohne Vertrauen sind Liebe, Freundschaft, Führung und Handelsbeziehungen nicht möglich, schrieb der Gefühlsforscher Antonio Damasio vor Jahren. Denn wo das Vertrauen fehlt, gewinnt die Angst die Oberhand. Angst davor, betrogen, hintergangen oder ausgegrenzt zu werden. Wer das soziale Miteinander von Menschen verstehen will, kommt an der Vertrauensforschung also nicht vorbei. Und auch nicht an einem ganz bestimmten Hormon.
Oxytocin heißt es, und eigentlich kennen es die Neuropsychologen vor allem als das Hormon der Liebe und Mütterlichkeit: Es regt die Wehen bei der Geburt an, befördert die Milchproduktion, es bindet die Mama an ihren Nachwuchs und sogar den Papa an die Mama."(...)
besonders interessant fand ich dabei die möglichen implikationen, die sich aus der folgenden beobachtung ergeben:
(...)"Ist Vertrauen also der unmittelbare Gegenspieler der Angst? Nicht ganz. Das Vertrauen ließ sich nur modulieren, wenn die Geschäftsbeziehung und damit auch die Ängste sozialer Natur waren. Das Oxytocin hatte keinen Einfluss auf die Angst vor einem Computer, der das Geld per Lotterie zu mehren versuchte."(...)
was die behauptungen über die angebliche gleichartigkeit von "beziehungen" zu maschinen oder auch virtuellen beziehungssimulationen mit authentischen beziehungen ins rechte licht rückt.
*
ein zweites für unser psychopyhsisches befinden wichtiges hormon wird heute in der taz thematisiert - serotonin...
(...)"...ist ein Neurotransmitter, wirkt also als Botenstoff zwischen den Nervenzellen (Neuronen) und gilt als "Glückshormon". Das ist laut Brocke zwar nicht ganz falsch, aber nur die halbe Wahrheit: Serotonin hat viele verschiedene komplexe Funktionen im Organismus. Die Erzeugung des Gefühls der ruhigen Zufriedenheit - nicht etwa des Rauschs oder der Euphorie - ist nur eine.
Zunächst wirkt Serotonin ganz simpel gefäßverengend. Aber es ist auch für die Körpertemperatur und zur Reproduktion von Zellen, etwa der Leberzellen, wichtig. Schlaf und Hunger, Libido und Sexualtrieb sind serotoninabhängig; eine gute Verdauung und ein ausgeglichenes Gemüt beruhen auf Serotonin. Problematisch sind die Mangelsymptome: Vom Reizdarm mit Schwindel, Durchfall und Zittern über Migräne bis zur Depression mit Angstattacken, Schlaf- und Essstörungen, aber auch aggressiven Verhaltensmustern reichen die dem Serotoninmangel zugeschriebenen Krankheitsbilder."(...)
ich finde es immer wieder faszinierend, mir vorzustellen, wie mehr oder weniger komplexe chemische moleküle recht komplexe zustände des bewußtseins hervorrufen bzw. beeinflussen können.
abseits von diesem aspekt folgen am ende noch ein paar wichtige sätze, die etwas deutlich machen, was nicht oft genug gesagt werden kann:
(...)"Der Mensch, ein Produkt aus genetisch bedingten Schaltkreisen? Burkhard Brocke weist solche derzeit modischen Radikalfolgerungen von sich: "Der Anteil des Verhaltens, das durch so eine genetische Disposition beeinflusst ist - nicht determiniert - beträgt etwa 5 Prozent." Die restlichen 95 Prozent seien durch andere, auch andere genetische Faktoren sowie durch soziale Aspekte bedingt. Daher gelte: "Wenn die Umwelt klasse ist, die Lebenssituation stimmt und keine Schicksalsschläge stören, ist die Prognose auch mit angeborener Neigung zur Depression noch gut."
*
wenn die umwelt hingegen nicht so klasse ist, kann das zu zuständen führen, bei denen die betroffenen dann in ihrer ratlosigkeit traditionell real zwar wirkungslose, aber immerhin trostversprechende hilfe von ganz oben erflehen - aber obacht! das böse lauert an ganz unerwarteten stellen:
(...)"Kaum habe er früher die Bibel zur Hand genommen, berichtet der Mann aus dem Publikum, da hätten sexuelle Bilder seinen Kopf überschwemmt."(...)
bevor jetzt aber der eine oder die andere hier bereits neugierig auf dem weg zum bücherregal sein sollte, muss doch gewarnt werden:
(...)"Ein "sehr frommer" Psychiater etwa habe sich dann doch auf Neuroleptika verlegt, als sein Patient jedes Mal einen psychotischen Schub bekam, wenn er sich der Bibel näherte."(...)
vielleicht sollten auf bibeln, analog zu zigarettenpackungen, demnächst ebenfalls warnungen angebracht werden? vor der dazugehörigen sekte muss jedenfalls mit fug und recht gewarnt werden:
(...)"Ein Jugendlicher mit Wuschelfrisur indes springt auf und legt eine temperamentvolle Argumentation vor, warum es das Böse eigentlich nicht geben kann. "Hat nicht ein guter Gott die Welt erschaffen?" Da bremst ihn ausgerechnet der Skeptiker Lemhöfer: Das Böse stecke tief im Menschen drin, und der Teufel sei vor allem eine Metapher."(...)
metapher - ja klar , aber antworten auf die frage, wie und warum das böse im menschen entsteht (und wer davon eigentlich profitiert), sollten nun in keinem fall einer sekte, gleich welcher coleur, überlassen bleiben.
(...)"Wissenschaftler aus Zürich wollen das nun erstmals für eine der fundamentalsten Gefühlsregungen herausgefunden haben, die es im emotionalen Gewirr des Menschen gibt: das Vertrauen. Ohne Vertrauen sind Liebe, Freundschaft, Führung und Handelsbeziehungen nicht möglich, schrieb der Gefühlsforscher Antonio Damasio vor Jahren. Denn wo das Vertrauen fehlt, gewinnt die Angst die Oberhand. Angst davor, betrogen, hintergangen oder ausgegrenzt zu werden. Wer das soziale Miteinander von Menschen verstehen will, kommt an der Vertrauensforschung also nicht vorbei. Und auch nicht an einem ganz bestimmten Hormon.
Oxytocin heißt es, und eigentlich kennen es die Neuropsychologen vor allem als das Hormon der Liebe und Mütterlichkeit: Es regt die Wehen bei der Geburt an, befördert die Milchproduktion, es bindet die Mama an ihren Nachwuchs und sogar den Papa an die Mama."(...)
besonders interessant fand ich dabei die möglichen implikationen, die sich aus der folgenden beobachtung ergeben:
(...)"Ist Vertrauen also der unmittelbare Gegenspieler der Angst? Nicht ganz. Das Vertrauen ließ sich nur modulieren, wenn die Geschäftsbeziehung und damit auch die Ängste sozialer Natur waren. Das Oxytocin hatte keinen Einfluss auf die Angst vor einem Computer, der das Geld per Lotterie zu mehren versuchte."(...)
was die behauptungen über die angebliche gleichartigkeit von "beziehungen" zu maschinen oder auch virtuellen beziehungssimulationen mit authentischen beziehungen ins rechte licht rückt.
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ein zweites für unser psychopyhsisches befinden wichtiges hormon wird heute in der taz thematisiert - serotonin...
(...)"...ist ein Neurotransmitter, wirkt also als Botenstoff zwischen den Nervenzellen (Neuronen) und gilt als "Glückshormon". Das ist laut Brocke zwar nicht ganz falsch, aber nur die halbe Wahrheit: Serotonin hat viele verschiedene komplexe Funktionen im Organismus. Die Erzeugung des Gefühls der ruhigen Zufriedenheit - nicht etwa des Rauschs oder der Euphorie - ist nur eine.
Zunächst wirkt Serotonin ganz simpel gefäßverengend. Aber es ist auch für die Körpertemperatur und zur Reproduktion von Zellen, etwa der Leberzellen, wichtig. Schlaf und Hunger, Libido und Sexualtrieb sind serotoninabhängig; eine gute Verdauung und ein ausgeglichenes Gemüt beruhen auf Serotonin. Problematisch sind die Mangelsymptome: Vom Reizdarm mit Schwindel, Durchfall und Zittern über Migräne bis zur Depression mit Angstattacken, Schlaf- und Essstörungen, aber auch aggressiven Verhaltensmustern reichen die dem Serotoninmangel zugeschriebenen Krankheitsbilder."(...)
ich finde es immer wieder faszinierend, mir vorzustellen, wie mehr oder weniger komplexe chemische moleküle recht komplexe zustände des bewußtseins hervorrufen bzw. beeinflussen können.
abseits von diesem aspekt folgen am ende noch ein paar wichtige sätze, die etwas deutlich machen, was nicht oft genug gesagt werden kann:
(...)"Der Mensch, ein Produkt aus genetisch bedingten Schaltkreisen? Burkhard Brocke weist solche derzeit modischen Radikalfolgerungen von sich: "Der Anteil des Verhaltens, das durch so eine genetische Disposition beeinflusst ist - nicht determiniert - beträgt etwa 5 Prozent." Die restlichen 95 Prozent seien durch andere, auch andere genetische Faktoren sowie durch soziale Aspekte bedingt. Daher gelte: "Wenn die Umwelt klasse ist, die Lebenssituation stimmt und keine Schicksalsschläge stören, ist die Prognose auch mit angeborener Neigung zur Depression noch gut."
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wenn die umwelt hingegen nicht so klasse ist, kann das zu zuständen führen, bei denen die betroffenen dann in ihrer ratlosigkeit traditionell real zwar wirkungslose, aber immerhin trostversprechende hilfe von ganz oben erflehen - aber obacht! das böse lauert an ganz unerwarteten stellen:
(...)"Kaum habe er früher die Bibel zur Hand genommen, berichtet der Mann aus dem Publikum, da hätten sexuelle Bilder seinen Kopf überschwemmt."(...)
bevor jetzt aber der eine oder die andere hier bereits neugierig auf dem weg zum bücherregal sein sollte, muss doch gewarnt werden:
(...)"Ein "sehr frommer" Psychiater etwa habe sich dann doch auf Neuroleptika verlegt, als sein Patient jedes Mal einen psychotischen Schub bekam, wenn er sich der Bibel näherte."(...)
vielleicht sollten auf bibeln, analog zu zigarettenpackungen, demnächst ebenfalls warnungen angebracht werden? vor der dazugehörigen sekte muss jedenfalls mit fug und recht gewarnt werden:
(...)"Ein Jugendlicher mit Wuschelfrisur indes springt auf und legt eine temperamentvolle Argumentation vor, warum es das Böse eigentlich nicht geben kann. "Hat nicht ein guter Gott die Welt erschaffen?" Da bremst ihn ausgerechnet der Skeptiker Lemhöfer: Das Böse stecke tief im Menschen drin, und der Teufel sei vor allem eine Metapher."(...)
metapher - ja klar , aber antworten auf die frage, wie und warum das böse im menschen entsteht (und wer davon eigentlich profitiert), sollten nun in keinem fall einer sekte, gleich welcher coleur, überlassen bleiben.
monoma - 23. Mai, 14:57