assoziation: sommernachtgedanken oder von der demut als antidot gegen bösartige wahnzustände
es ist heiß. es ist schon seit dem frühen morgen heiß. sehr heiß. das denken ist träge, und wird noch träger, wenn ich mir den gesammelten haufen material anschaue, den ich mir für´s blog in den letzten tagen angelegt habe. unlustgefühle bei der wahrnehmung all des kranken krams, der nach strukturierung ruft. unlustgefühle, die noch größer werden, wenn ich mich an die letzte nacht erinnere, die ich nach langer zeit mal wieder draußen verbracht habe, beim leisen knacken eines herunterbrennenden feuers (keine angst, das war sicher) und mit dem blick in die sprichwörtliche unendlichkeit:
na klar war mein ausblick nicht ganz so prachtvoll, allerdings für ein stadtgebiet schon sehr okay. und bevor ich irgendwann dem leisen gesumme durstiger mücken zum trotze weggedämmert bin, habe ich mich nochmals zu meinem entschluß beglückwünscht, teil- und nicht vollzeit lohnarbeiten zu gehen. erst recht, wenn ich mich morgen wieder an einem arbeitsplatz befinden werde, an dem viel und zwangsweise mit heißdampf herumgemacht wird. mit dem derzeitigen klima draußen würde vermutlich selbst die tropische flora und fauna dort etwas unbehagen verspüren. aber davon mal abgesehen, ist die arbeit weitgehend akzeptabel, sind die bedingungen einem relativ kleinen betrieb angemessen, und auch die bezahlung ist für diesen job - im vergleich - überdurchschnittlich (das stellt allerdings auch schon eine aussage über die entwicklung der arbeitslöhne in diesen land dar), was die teilzeit noch erfreulicher macht (neben dem überaus angenehmen umstand, dass ich montags meistens meine zeit selbst bestimmen kann, was mir dann auch erst ermöglicht, in einem netcafé sitzend und schwitzend davon zu berichten).
ich kenne von diversen jobs auch die bedingungen bzw. das klima in größeren betrieben bzw. konzernablegern, und mir fällt dazu seit langem nur noch ein: ohne mich!, und ich würde es verdammt begrüßen, wenn daraus irgendwann ein allgemeines "ohne uns!" werden würde. die zustände in solchen unternehmen stellen meistens eine mehr oder weniger starken wiederspiegelung der zustände in den höheren hierarchien dar, und diese hierarchien sind der mehr oder weniger starke ausdruck der neuronalen konfigurationen derjenigen, die sich dort wie fische im wasser tummeln - perfekt angepasste lebensräume.
lebensräume? oder doch eher "...eine Welt, die von Machtgier und Geltungssucht beherrscht wird" ? mainstreammedia goes psychiatry:
(...)"In der globalisierten Welt sind aber offenbar viele Maßstäbe durcheinandergeraten: Krieger in Nadelstreifen treten auf. Fortwährend werden Schlachten geschlagen: "Die gegen uns!", "Nur einer kann gewinnen!" Fast alle Mittel werden für erlaubt gehalten, man dürfe sich bloß nicht erwischen lassen. Die Welt, in der nur die eigenen Regeln gelten sollen, ist aber eine Wahn-Welt."(...)
mittlerweile kann man mitunter fast den eindruck bekommen, dass sich der wahn als metapher für das treiben der "eliten" wachsender beliebtheit erfreut. wie Sie sich sicherlich denken können, finde ich das durchaus treffend und realitätsangemessen, bestehe aber darauf, dass die nötige präzisierung und differenzierung nicht zu kurz kommt - ebenso wie der wichtige aspekt , dass wir alle es letztlich sind, die dem wahn den nötigen entwicklungsraum bereitstellen:
(...)"Wenn es aber zu oft so ist, dass Werthaltungen wenig zählen, dass der schnelle eigene Erfolg die politischen Inhalte oder unternehmerischen Strategien vorgibt und dies zur "Verkurzfristigung" allen Handelns führt - dann sitzen auf den Spitzenposten nicht die besten und verantwortungsvollsten Leute, sondern diejenigen, die sich als besonders anpassungsfähig und rücksichtslos erwiesen haben.
Das ist eigentlich kein Eliteversagen - diejenigen, die dort sitzen, hatten ja Erfolg mit ihrem Verhalten. Versagt hat hier die Gesellschaft, die diese Leute - ihrer Stellung, ihres Geldes und ihrer Wirkungsmöglichkeiten wegen - als Elite anerkannt hat."(...)
schön auch, das endlich einmal die innere selektion dieser kreise in ihrer doch recht einfachen logik benannt wird. weniger schön, dass hier wieder einmal "werthaltungen" bzw. die ethik als schwammiger begriff bzw. als konstrukt dafür herhalten muss, etwas zu erklären, was darüber nicht erklärbar ist - betrachten wir einmal das aktuelle gegenseitige beschnüffeln in und seitens von staat & wirtschaft als symptom , so lässt sich das folgende kontextunabhängig als allgemeingültig begreifen:
"Das Symptom wird auf der Bühne der Geschichte und mit geschichtlichen Mitteln aufgeführt. Es stimmt einfach nicht, dass der Wahnsinn immer nur am wahnsinnigen Menschen haften bleibt und ausschließlich in den dafür zuständigen Institutionen verwaltet und unter Verschluß gehalten werden könnte. Das ist allenfalls eine beruhigende Mystifikation. Die große und weltmächtige Seite des Wahnsinns wird weitgehend ignoriert, man tut so, als gäbe es diese Seite nicht, man will nichts davon wissen und nichts damit zu tun haben. Man hält dem Wahnsinn sozusagen die gesellschaftliche Bühne frei, bis zum nächsten Auftritt."
(j. e. mertz, "borderline..." literaturliste, s.201/202)
immer noch worte, bei denen ich innerlich erleichtert darüber bin, dass hier endlich einmal etwas ganz offensichtliches klipp und klar benannt wurde. der antisoziale wahnsinn bösartiger und zeitgemäßer art lässt sich zum einen in den unzähligen "skandalen" ablesen, zum anderen in den tödlichen geschichten von mord, gewalt und verzweiflung, die durch die "eliten" und ihre machenschaften in allen möglichen sozialen bezügen getriggert (was nicht unbedingt heißt: selbst ausgeführt) werden.
bei der suche nach möglichen ursachen bleibt mainstreammedia erwartungsgemäß und unabwendbar in der oberfläche stecken:
"Spionage bei der Telekom, Schmiergeld bei Siemens, Rotlichtaffäre bei VW. Das Saubermann-Image deutscher Unternehmen ist passé. Die Liste der in zweifelhafte Machenschaften verwickelten Firmen wird länger. Das Fatale: Der Sittenverfall ist kein Zufall - sondern systembedingt."(...)
nach dem fulminanten beginn werden dann doch wieder die "sachzwänge" der globalisierung angeführt, welche offenbar die akteure unausweichlich paranoid werden lässt:
(...)"Es herrschte ein Klima, das von Misstrauen und Paranoia geprägt ist, wie in einer Soap Opera.
mm.de: Offenbar wollten die Beteiligten die Sache verschleiern, was gründlich misslungen ist.
Sollmann: Das ist schon eine kindliche Illusion, zu hoffen, dass das Ganze geheim bleibt. Es war ja offenbar kein Einzelfall, sondern ein lange funktionierendes System. Da erinnern mich die beteiligten Manager an kleine Jungs, die sich unter der Decke verstecken und denken, niemand sieht sie mehr."(...)
das erinnert mich an den immer noch nicht geschriebenen basisartikel zur paranoia, wo u.a. auch deutlich werden soll, dass die paranoia zwangsweise eine getreue begleiterin all derjenigen ist, die ihr als-ob-leben ganz oder teilweise im objektivistischen modus fristen (müssen). und ich mache mir sicherlich keine sorgen über "vertrauensverluste" von "politikerInnen" und managern, finde es aber interessant, wie sich stückchen für stückchen fragmente der die täglichen zerfallserscheinungen hervorbringenden neuronalen realitäten der "eliten" ihren weg in die öffentliche wahrnehmung bahnen:
(...)mm.de: Welches sind die größten Todsünden, die Vertrauen vernichten?
Sollmann: Doppelmoral wie im Fall Zumwinkel gehört sicher zu den größten Vertrauenskillern. Ähnlich verhält es sich mit einem Maskenspiel, dass manche Topmanager treiben. Wer wie Klaus Kleinfeld nicht zu seiner Rolex-Uhr steht und sie aus Pressefotos herausretuschieren lässt, macht sich völlig unglaubwürdig und angreifbar."(...)
diese mir bis dato unbekannte geschichte mit der rolex ist ein schönes beispiel für das, was die fake-industrie der pr-branche als fiktionale glaubwürdigkeit benennt - und schon der paranoide stalin als obsession pflegte, wobei der gleich ganze personen aus den bildern tilgte. ebenfalls werden die folgen solcher rezepte darin deutlich, wie sie in einem hier früher kommentierten faz-artikel für sogenannte "d-ler", dominante typen , ausgesprochen wurden - ein kurzes zitat nochmals:
"Die Macht - für den einen bloß ein Wort, für den anderen ein Magnet mit einer ungeheuren Anziehungskraft. „Entscheidend für den Willen zur Macht ist der Dominanzfaktor, den der einzelne mitbringt“, sagt Christian Zielke, Führungskräfte-Coach und Professor für Personalmanagement an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Außerdem müsse derjenige, der nach Macht strebe, gewisse Spielregeln befolgen und dabei auch in Kauf nehmen, ethische und moralische Hürden zu überschreiten. Nach dem Motto: „Schein-Sein-Schwein".(...)
es mag übrigens auch ein indiz für die neulich thematisierten spaltungen bei den schreibenden vieler aktuell existierenden medienreadaktionen sein, dass sie unkommentiert und gar als explizit empfehlenswert genau solche rezepte aus dem katalog für angehende soziopathen veröffentlichen, deren folgen sie dann in kommentaren und leitartikeln wortreich beklagen. das ist echt irre, und zum irrewerden.
*
darüber musste ich letzte nacht im garten ebenso ausgiebig nachdenken wie über marienkäfer. kennen Sie eigentlich deren larven?
das sind diese länglichen und nicht ganz so niedlich wie die ausgewachsenen käfer daherkommenden tiere mit dem orange auf ihren schwarzen und sehr huckeligen rücken. momentan lassen sie sich gerade in ihren verschiedenen verpuppungsphasen gut beobachten, und ich freue mich immer wieder aufs neue, dass ich trotz der erbärmlichen realität das staunen noch nicht verlernt habe - stundenlang könnte ich ihnen bei ihrer metamorphose zusehen. und ebenso wie der anblick des uralten lichtes unfassbar weit entfernter sterne & galaxien lösen die kleinen käfer ein gefühl aus, für das ich bisher kein besseres wort finde als eben:
demut.
auch so eine wahrnehmung, die sich aus anderen wahrnehmungen nährt: das rätsel der eigenen existenz, das rätsel der zeit, die großen und kleinen kreisläufe, in denen wir wie alles andere lebendige auch untrennbar eingebettet sind. ich glaube übrigens, dass für solche wahrnehmungen eine entsprechende psychophysische ausstattung nötig ist, die bei strukturellen bzw. funktionellen antisozialen/soziopathen nur rudimentär oder gar nicht vorhanden ist. nicht, das sie nicht - wenn sie kalkulieren, dass das eindruck machzen könnte - so tun könnten, als ob. auch der wahrnehmungsmodus, der mit dem als demut bekannten emotionalen zustand assoziiert ist, lässt sich sehr wahrscheinlich simulieren. aber wie bei allen simulationen fehlt eben das entscheidende, die innere beteiligung, die erst die jeweilige realität voll erschliesst und verständlich macht.
und demütig in diesem sinne sind die diesen wunderschönen planeten an die wand fahrenden "eliten" und ihr schafshaftes fußvolk keinesfalls, sonst wären sie weder da, wo sie sind, noch würden sie tun, was sie treiben. und das ist natürlich nicht nur in d-land gültig.
"träumen roboter von elektrischen schafen?" war eine schöne frage vom geschätzten (und übrigens auch recht paranoiden) philip k. dick. "schauen ein bush, ein saddam, ein monsanto-manager, (...) in die unendlichkeit des rätsels über ihren köpfen und um sie herum?" ist eine frage, die bezgl. einer bestimmten und sehr wichtigen wahrnehmungsfähigkeit auskunft verlangt. nicht sehr überraschend:
ich glaube, die antwort ist nein.
denn demut drückt die eigene endlichkeit und die eigene begrenztheit, und zwar teils schmerzhaft - aber dafür wirkungsvoll - deutlich aus. und ist darum tatsächlich eines der besten gegenmittel gegen diejenigen neuronalen zustände, die sich im außen in grenzenloser destruktivität manifestieren. nein, wahrscheinlich nicht für diejenigen, die nichts anderes (mehr) als die angesagten simulationen von leben kennen. aber für all diejenigen, deren wahrnehmungsfähigkeiten noch nicht so geschädigt sind, dass das als-ob als existenzweise zwangsweise verlockender als das leben in der authentischen realität wäre.
ein einfach anzuwendendes rezept: beharren Sie auf Ihrer eigenen zeit, und schauen Sie sich sterne, käfer oder auch solch faszinierende gebilde wie unten immer wieder an. und lassen sie einfach in ihrem so-sein wirken.
und wer jetzt etwas von "quasireligiösem kleinmachendem mist" murmelt: ich glaube, dass demut auch ein untrennbarer teil der basis für authentisches selbstbewußtsein im besten sinne des wortes ist. und damit auch voraussetzung, für sich - und alle, die jeweils von uns geliebt werden - zu kämpfen.
na klar war mein ausblick nicht ganz so prachtvoll, allerdings für ein stadtgebiet schon sehr okay. und bevor ich irgendwann dem leisen gesumme durstiger mücken zum trotze weggedämmert bin, habe ich mich nochmals zu meinem entschluß beglückwünscht, teil- und nicht vollzeit lohnarbeiten zu gehen. erst recht, wenn ich mich morgen wieder an einem arbeitsplatz befinden werde, an dem viel und zwangsweise mit heißdampf herumgemacht wird. mit dem derzeitigen klima draußen würde vermutlich selbst die tropische flora und fauna dort etwas unbehagen verspüren. aber davon mal abgesehen, ist die arbeit weitgehend akzeptabel, sind die bedingungen einem relativ kleinen betrieb angemessen, und auch die bezahlung ist für diesen job - im vergleich - überdurchschnittlich (das stellt allerdings auch schon eine aussage über die entwicklung der arbeitslöhne in diesen land dar), was die teilzeit noch erfreulicher macht (neben dem überaus angenehmen umstand, dass ich montags meistens meine zeit selbst bestimmen kann, was mir dann auch erst ermöglicht, in einem netcafé sitzend und schwitzend davon zu berichten).
ich kenne von diversen jobs auch die bedingungen bzw. das klima in größeren betrieben bzw. konzernablegern, und mir fällt dazu seit langem nur noch ein: ohne mich!, und ich würde es verdammt begrüßen, wenn daraus irgendwann ein allgemeines "ohne uns!" werden würde. die zustände in solchen unternehmen stellen meistens eine mehr oder weniger starken wiederspiegelung der zustände in den höheren hierarchien dar, und diese hierarchien sind der mehr oder weniger starke ausdruck der neuronalen konfigurationen derjenigen, die sich dort wie fische im wasser tummeln - perfekt angepasste lebensräume.
lebensräume? oder doch eher "...eine Welt, die von Machtgier und Geltungssucht beherrscht wird" ? mainstreammedia goes psychiatry:
(...)"In der globalisierten Welt sind aber offenbar viele Maßstäbe durcheinandergeraten: Krieger in Nadelstreifen treten auf. Fortwährend werden Schlachten geschlagen: "Die gegen uns!", "Nur einer kann gewinnen!" Fast alle Mittel werden für erlaubt gehalten, man dürfe sich bloß nicht erwischen lassen. Die Welt, in der nur die eigenen Regeln gelten sollen, ist aber eine Wahn-Welt."(...)
mittlerweile kann man mitunter fast den eindruck bekommen, dass sich der wahn als metapher für das treiben der "eliten" wachsender beliebtheit erfreut. wie Sie sich sicherlich denken können, finde ich das durchaus treffend und realitätsangemessen, bestehe aber darauf, dass die nötige präzisierung und differenzierung nicht zu kurz kommt - ebenso wie der wichtige aspekt , dass wir alle es letztlich sind, die dem wahn den nötigen entwicklungsraum bereitstellen:
(...)"Wenn es aber zu oft so ist, dass Werthaltungen wenig zählen, dass der schnelle eigene Erfolg die politischen Inhalte oder unternehmerischen Strategien vorgibt und dies zur "Verkurzfristigung" allen Handelns führt - dann sitzen auf den Spitzenposten nicht die besten und verantwortungsvollsten Leute, sondern diejenigen, die sich als besonders anpassungsfähig und rücksichtslos erwiesen haben.
Das ist eigentlich kein Eliteversagen - diejenigen, die dort sitzen, hatten ja Erfolg mit ihrem Verhalten. Versagt hat hier die Gesellschaft, die diese Leute - ihrer Stellung, ihres Geldes und ihrer Wirkungsmöglichkeiten wegen - als Elite anerkannt hat."(...)
schön auch, das endlich einmal die innere selektion dieser kreise in ihrer doch recht einfachen logik benannt wird. weniger schön, dass hier wieder einmal "werthaltungen" bzw. die ethik als schwammiger begriff bzw. als konstrukt dafür herhalten muss, etwas zu erklären, was darüber nicht erklärbar ist - betrachten wir einmal das aktuelle gegenseitige beschnüffeln in und seitens von staat & wirtschaft als symptom , so lässt sich das folgende kontextunabhängig als allgemeingültig begreifen:
"Das Symptom wird auf der Bühne der Geschichte und mit geschichtlichen Mitteln aufgeführt. Es stimmt einfach nicht, dass der Wahnsinn immer nur am wahnsinnigen Menschen haften bleibt und ausschließlich in den dafür zuständigen Institutionen verwaltet und unter Verschluß gehalten werden könnte. Das ist allenfalls eine beruhigende Mystifikation. Die große und weltmächtige Seite des Wahnsinns wird weitgehend ignoriert, man tut so, als gäbe es diese Seite nicht, man will nichts davon wissen und nichts damit zu tun haben. Man hält dem Wahnsinn sozusagen die gesellschaftliche Bühne frei, bis zum nächsten Auftritt."
(j. e. mertz, "borderline..." literaturliste, s.201/202)
immer noch worte, bei denen ich innerlich erleichtert darüber bin, dass hier endlich einmal etwas ganz offensichtliches klipp und klar benannt wurde. der antisoziale wahnsinn bösartiger und zeitgemäßer art lässt sich zum einen in den unzähligen "skandalen" ablesen, zum anderen in den tödlichen geschichten von mord, gewalt und verzweiflung, die durch die "eliten" und ihre machenschaften in allen möglichen sozialen bezügen getriggert (was nicht unbedingt heißt: selbst ausgeführt) werden.
bei der suche nach möglichen ursachen bleibt mainstreammedia erwartungsgemäß und unabwendbar in der oberfläche stecken:
"Spionage bei der Telekom, Schmiergeld bei Siemens, Rotlichtaffäre bei VW. Das Saubermann-Image deutscher Unternehmen ist passé. Die Liste der in zweifelhafte Machenschaften verwickelten Firmen wird länger. Das Fatale: Der Sittenverfall ist kein Zufall - sondern systembedingt."(...)
nach dem fulminanten beginn werden dann doch wieder die "sachzwänge" der globalisierung angeführt, welche offenbar die akteure unausweichlich paranoid werden lässt:
(...)"Es herrschte ein Klima, das von Misstrauen und Paranoia geprägt ist, wie in einer Soap Opera.
mm.de: Offenbar wollten die Beteiligten die Sache verschleiern, was gründlich misslungen ist.
Sollmann: Das ist schon eine kindliche Illusion, zu hoffen, dass das Ganze geheim bleibt. Es war ja offenbar kein Einzelfall, sondern ein lange funktionierendes System. Da erinnern mich die beteiligten Manager an kleine Jungs, die sich unter der Decke verstecken und denken, niemand sieht sie mehr."(...)
das erinnert mich an den immer noch nicht geschriebenen basisartikel zur paranoia, wo u.a. auch deutlich werden soll, dass die paranoia zwangsweise eine getreue begleiterin all derjenigen ist, die ihr als-ob-leben ganz oder teilweise im objektivistischen modus fristen (müssen). und ich mache mir sicherlich keine sorgen über "vertrauensverluste" von "politikerInnen" und managern, finde es aber interessant, wie sich stückchen für stückchen fragmente der die täglichen zerfallserscheinungen hervorbringenden neuronalen realitäten der "eliten" ihren weg in die öffentliche wahrnehmung bahnen:
(...)mm.de: Welches sind die größten Todsünden, die Vertrauen vernichten?
Sollmann: Doppelmoral wie im Fall Zumwinkel gehört sicher zu den größten Vertrauenskillern. Ähnlich verhält es sich mit einem Maskenspiel, dass manche Topmanager treiben. Wer wie Klaus Kleinfeld nicht zu seiner Rolex-Uhr steht und sie aus Pressefotos herausretuschieren lässt, macht sich völlig unglaubwürdig und angreifbar."(...)
diese mir bis dato unbekannte geschichte mit der rolex ist ein schönes beispiel für das, was die fake-industrie der pr-branche als fiktionale glaubwürdigkeit benennt - und schon der paranoide stalin als obsession pflegte, wobei der gleich ganze personen aus den bildern tilgte. ebenfalls werden die folgen solcher rezepte darin deutlich, wie sie in einem hier früher kommentierten faz-artikel für sogenannte "d-ler", dominante typen , ausgesprochen wurden - ein kurzes zitat nochmals:
"Die Macht - für den einen bloß ein Wort, für den anderen ein Magnet mit einer ungeheuren Anziehungskraft. „Entscheidend für den Willen zur Macht ist der Dominanzfaktor, den der einzelne mitbringt“, sagt Christian Zielke, Führungskräfte-Coach und Professor für Personalmanagement an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Außerdem müsse derjenige, der nach Macht strebe, gewisse Spielregeln befolgen und dabei auch in Kauf nehmen, ethische und moralische Hürden zu überschreiten. Nach dem Motto: „Schein-Sein-Schwein".(...)
es mag übrigens auch ein indiz für die neulich thematisierten spaltungen bei den schreibenden vieler aktuell existierenden medienreadaktionen sein, dass sie unkommentiert und gar als explizit empfehlenswert genau solche rezepte aus dem katalog für angehende soziopathen veröffentlichen, deren folgen sie dann in kommentaren und leitartikeln wortreich beklagen. das ist echt irre, und zum irrewerden.
*
darüber musste ich letzte nacht im garten ebenso ausgiebig nachdenken wie über marienkäfer. kennen Sie eigentlich deren larven?
das sind diese länglichen und nicht ganz so niedlich wie die ausgewachsenen käfer daherkommenden tiere mit dem orange auf ihren schwarzen und sehr huckeligen rücken. momentan lassen sie sich gerade in ihren verschiedenen verpuppungsphasen gut beobachten, und ich freue mich immer wieder aufs neue, dass ich trotz der erbärmlichen realität das staunen noch nicht verlernt habe - stundenlang könnte ich ihnen bei ihrer metamorphose zusehen. und ebenso wie der anblick des uralten lichtes unfassbar weit entfernter sterne & galaxien lösen die kleinen käfer ein gefühl aus, für das ich bisher kein besseres wort finde als eben:
demut.
auch so eine wahrnehmung, die sich aus anderen wahrnehmungen nährt: das rätsel der eigenen existenz, das rätsel der zeit, die großen und kleinen kreisläufe, in denen wir wie alles andere lebendige auch untrennbar eingebettet sind. ich glaube übrigens, dass für solche wahrnehmungen eine entsprechende psychophysische ausstattung nötig ist, die bei strukturellen bzw. funktionellen antisozialen/soziopathen nur rudimentär oder gar nicht vorhanden ist. nicht, das sie nicht - wenn sie kalkulieren, dass das eindruck machzen könnte - so tun könnten, als ob. auch der wahrnehmungsmodus, der mit dem als demut bekannten emotionalen zustand assoziiert ist, lässt sich sehr wahrscheinlich simulieren. aber wie bei allen simulationen fehlt eben das entscheidende, die innere beteiligung, die erst die jeweilige realität voll erschliesst und verständlich macht.
und demütig in diesem sinne sind die diesen wunderschönen planeten an die wand fahrenden "eliten" und ihr schafshaftes fußvolk keinesfalls, sonst wären sie weder da, wo sie sind, noch würden sie tun, was sie treiben. und das ist natürlich nicht nur in d-land gültig.
"träumen roboter von elektrischen schafen?" war eine schöne frage vom geschätzten (und übrigens auch recht paranoiden) philip k. dick. "schauen ein bush, ein saddam, ein monsanto-manager, (...) in die unendlichkeit des rätsels über ihren köpfen und um sie herum?" ist eine frage, die bezgl. einer bestimmten und sehr wichtigen wahrnehmungsfähigkeit auskunft verlangt. nicht sehr überraschend:
ich glaube, die antwort ist nein.
denn demut drückt die eigene endlichkeit und die eigene begrenztheit, und zwar teils schmerzhaft - aber dafür wirkungsvoll - deutlich aus. und ist darum tatsächlich eines der besten gegenmittel gegen diejenigen neuronalen zustände, die sich im außen in grenzenloser destruktivität manifestieren. nein, wahrscheinlich nicht für diejenigen, die nichts anderes (mehr) als die angesagten simulationen von leben kennen. aber für all diejenigen, deren wahrnehmungsfähigkeiten noch nicht so geschädigt sind, dass das als-ob als existenzweise zwangsweise verlockender als das leben in der authentischen realität wäre.
ein einfach anzuwendendes rezept: beharren Sie auf Ihrer eigenen zeit, und schauen Sie sich sterne, käfer oder auch solch faszinierende gebilde wie unten immer wieder an. und lassen sie einfach in ihrem so-sein wirken.
und wer jetzt etwas von "quasireligiösem kleinmachendem mist" murmelt: ich glaube, dass demut auch ein untrennbarer teil der basis für authentisches selbstbewußtsein im besten sinne des wortes ist. und damit auch voraussetzung, für sich - und alle, die jeweils von uns geliebt werden - zu kämpfen.
monoma - 2. Jun, 11:35