notiz: "konzernsicherheit" - oder die augen offenhalten nach "v.i.b.s."
bei der ansicht der folgenden meldungen musste ich schnell an einen alten comic von gerhard seyfried denken, in dem ein 70s-like gekleideter passant hinter sich eine ganze horde von männern mit hüten, langen mänteln und verdächtigen knöpfen im ohr hinter sich herzieht - schön mit den unterschriften der jeweilgen organe - bka, bfv, bnd, mad, staatsschutz etc. - versehen. ganz am ende kam jemand mit dem vermerk "v.i.b.s." - von irgendwem bezahlter spitzel.
das sich nun die neulich hier erwähnte paranoide verfassung besonders von "führungskräften" in der wirtschaft nicht nur auf verdächtige untergebene und lästige journalisten beschränkt, ist keine besonders fernliegende überlegung. zumal so langsam auch das wirken der "konzernsicherheit" in bereichen bekannt wird, die bisher eine domäne der staatlichen schnüffelei darstellten. wir lesen :
(...)"Der Nestlé-Konzern soll eine als Aktivistin getarnte Agentin beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac eingeschleust haben. Grund: Ein Buch, das sich mit dem "Imperium Nestlé" befasst.(...)
Nestlé teilte mit, angesichts der von globalisierungskritischen Gruppen angekündigten Proteste gegen bestimmte Unternehmen während des G-8-Gipfels in Evian im Jahr 2003 habe der Konzern "in enger Zusammenarbeit mit Securitas" die "geeigneten, strikt legalen Maßnahmen" ergriffen."
auch dazu fällt mir spontan ein alter spruch der 70er ein, "legal - illegal - scheißegal", der eigentlich mal als aufruf zur überwindung der hiesigen untertanenmentalität gedacht war, aber vermutlich schon damals von relevanten teilen der "eliten" als integraler teil ihres selbstverständnisses ausagiert wurde. und in diesem selbstverständnis dürfte auch die etwas ältere geschichte hier als "strikt legal" gelten, zumal die objekte der überwachung eh nicht mit größerer gesellschaftlicher sympathie rechnen können, was auch eine erklärung dafür sein mag, das sich diese nachricht nicht groß verbreitet hat:
(...)"Der Siemens-Konzern hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Jahr 2003 die Münchner Parteizentrale der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) observieren lassen. Außerdem hätten die Privatfahnder für die Siemens Business Services in Paderborn ein von der DKP Südbayern organisiertes Sommerseminar am Ammersee überwacht, hieß es in dem Vorabbericht.
Bezahlt wurden laut Spiegel Detektivrechnungen über 11.600 und 23.200 Euro über eine schwarze Kasse der Telekommunikationssparte.
Die Beobachtungen hätten vor dem Hintergrund eines schwelenden Arbeitskampfes auf die Person des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden der Festnetzsparte, Leo Mayer, der DKP-Funktionär ist, gezielt. Gleichzeitig sollten die Detektive den Angaben zufolge feststellen, ob auch noch andere Siemens-Mitarbeiter der DKP zuzurechnen sein könnten."(...)
wie soll sowas genannt werden? privatisierter "staatsschutz"? nicht ganz abwegig bei der beobachtung, dass sich die transnationalen konzerne entweder schon selbst als quasistaatliche mächte verstehen, und/oder aber die existierenden staaten als real für ihr interesse zur verfügung stehende institutionen begreifen - beides stellt letztlich eine neue art feudalistischer diktatur dar. die verquickung staatlicher organe mit den "global playern" ist jedenfalls mehr als einen blick wert:
(...)"Doch hinter vorgehaltener Hand sprechen in Sicherheitskreisen viele über die verschwiegenen Abteilungen der Konzerne. Über ihre republikweiten Kontakte untereinander. Über ihre enge Verbindungen zum Staat. Und über ihre personelle Verflechtung mit Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz und Bundeswehr.
Seit dem Telekom-Skandal hat das Wort Konzernsicherheit in der Öffentlichkeit einen bösen Klang, steht für Paranoia, Bespitzelung und Datenmissbrauch. War es wirklich nur das "Fehlverhalten Einzelner", wie der Konzern beschwichtigt, oder waren die Telekom-Späher mit anderen Firmen und sogar Behörden vernetzt? Wer dieser Frage nachgeht, entdeckt ein enges Geflecht aus privatwirtschaftlichen und staatlichen Sicherheitsinteressen.
Seit dem Jahr 2005 gibt es diese exklusive Runde, über die in der Branche niemand offen spricht. Von den Treffen profitiert auch das BKA. Es nutzt die weltweit operierenden Konzerne als "Wissensträger" - und verlängerte Arme ins Ausland."(...)
so schreiten sie seit´an seit´. und machen noch mal explizit deutlich, warum in diesem land bis vor kurzem immer nur "die linke" das copyright auf den begriff "terrorismus" zugesprochen bekam - denn terror ist immer nur dann, wenn sich die "elite" entweder persönlich verfolgt fühlt oder aber eigene interessen durchsetzen will mittels der üblichen "politik" der angst:
(...)"Entstanden ist diese spezielle Kooperation von Staat und Wirtschaft als Reaktion auf den Terror der Roten Armee Fraktion Ende der Siebziger Jahre. Wer heute bei Daimler nach der Konzernsicherheit fragt, hört sofort die Namen Schleyer und Herrhausen und dass die Abteilung ihre Arbeit "gut erledigt, wenn wir nicht darüber sprechen." Wie bei vielen Großunternehmen arbeiten bei Daimler in der Sicherheitsabteilung Mitarbeiter "mit entsprechendem Hintergrund". Viele kommen von der Polizei und dem Bundeskriminalamt. Der Abteilungs-Chef, Thomas Menk, war früher beim Verfassungsschutz tätig und spricht manchmal vom "Wirtschaftskrieg", in dem sich sein Unternehmen befinde.
Ob bei Daimler, Siemens, der Bahn oder der Telekom - in Scharen zog es in den vergangenen Jahrzehnten Staatsbeamte aus den einschlägigen Bereichen in die Konzernsicherung der freien Wirtschaft. Für die Beamten ging es um Karrierechancen und ein besseres Gehalt. In der Wirtschaft waren sie gefragt, denn sie galten als loyal, zuverlässig und politisch ungefährlich. Ausbildungsgänge zum Sicherheitsexperten existierten noch nicht. "Sie waren die einzigen, die auf dem Markt waren", heißt es aus Kreisen. Deshalb wimmelt es in den Abteilungen von ehemaligen Polizisten, Militärs und Geheimdienstlern."(...)
eine saubere gesellschaft, die - wenn man die mittel bedenkt, die solche konzerne zur verfügung haben - vielleicht sogar technisch und finanziell wesentlich besser ausgestattet sein könnte als die staatlichen büttel. und auch noch weniger unter kontrolle steht als die letztgenannten. wieder mal feine aussichten also - für paranoiker mit realitätsbezug.
das sich nun die neulich hier erwähnte paranoide verfassung besonders von "führungskräften" in der wirtschaft nicht nur auf verdächtige untergebene und lästige journalisten beschränkt, ist keine besonders fernliegende überlegung. zumal so langsam auch das wirken der "konzernsicherheit" in bereichen bekannt wird, die bisher eine domäne der staatlichen schnüffelei darstellten. wir lesen :
(...)"Der Nestlé-Konzern soll eine als Aktivistin getarnte Agentin beim globalisierungskritischen Netzwerk Attac eingeschleust haben. Grund: Ein Buch, das sich mit dem "Imperium Nestlé" befasst.(...)
Nestlé teilte mit, angesichts der von globalisierungskritischen Gruppen angekündigten Proteste gegen bestimmte Unternehmen während des G-8-Gipfels in Evian im Jahr 2003 habe der Konzern "in enger Zusammenarbeit mit Securitas" die "geeigneten, strikt legalen Maßnahmen" ergriffen."
auch dazu fällt mir spontan ein alter spruch der 70er ein, "legal - illegal - scheißegal", der eigentlich mal als aufruf zur überwindung der hiesigen untertanenmentalität gedacht war, aber vermutlich schon damals von relevanten teilen der "eliten" als integraler teil ihres selbstverständnisses ausagiert wurde. und in diesem selbstverständnis dürfte auch die etwas ältere geschichte hier als "strikt legal" gelten, zumal die objekte der überwachung eh nicht mit größerer gesellschaftlicher sympathie rechnen können, was auch eine erklärung dafür sein mag, das sich diese nachricht nicht groß verbreitet hat:
(...)"Der Siemens-Konzern hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Der Spiegel im Jahr 2003 die Münchner Parteizentrale der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) observieren lassen. Außerdem hätten die Privatfahnder für die Siemens Business Services in Paderborn ein von der DKP Südbayern organisiertes Sommerseminar am Ammersee überwacht, hieß es in dem Vorabbericht.
Bezahlt wurden laut Spiegel Detektivrechnungen über 11.600 und 23.200 Euro über eine schwarze Kasse der Telekommunikationssparte.
Die Beobachtungen hätten vor dem Hintergrund eines schwelenden Arbeitskampfes auf die Person des stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden der Festnetzsparte, Leo Mayer, der DKP-Funktionär ist, gezielt. Gleichzeitig sollten die Detektive den Angaben zufolge feststellen, ob auch noch andere Siemens-Mitarbeiter der DKP zuzurechnen sein könnten."(...)
wie soll sowas genannt werden? privatisierter "staatsschutz"? nicht ganz abwegig bei der beobachtung, dass sich die transnationalen konzerne entweder schon selbst als quasistaatliche mächte verstehen, und/oder aber die existierenden staaten als real für ihr interesse zur verfügung stehende institutionen begreifen - beides stellt letztlich eine neue art feudalistischer diktatur dar. die verquickung staatlicher organe mit den "global playern" ist jedenfalls mehr als einen blick wert:
(...)"Doch hinter vorgehaltener Hand sprechen in Sicherheitskreisen viele über die verschwiegenen Abteilungen der Konzerne. Über ihre republikweiten Kontakte untereinander. Über ihre enge Verbindungen zum Staat. Und über ihre personelle Verflechtung mit Bundeskriminalamt, Verfassungsschutz und Bundeswehr.
Seit dem Telekom-Skandal hat das Wort Konzernsicherheit in der Öffentlichkeit einen bösen Klang, steht für Paranoia, Bespitzelung und Datenmissbrauch. War es wirklich nur das "Fehlverhalten Einzelner", wie der Konzern beschwichtigt, oder waren die Telekom-Späher mit anderen Firmen und sogar Behörden vernetzt? Wer dieser Frage nachgeht, entdeckt ein enges Geflecht aus privatwirtschaftlichen und staatlichen Sicherheitsinteressen.
Seit dem Jahr 2005 gibt es diese exklusive Runde, über die in der Branche niemand offen spricht. Von den Treffen profitiert auch das BKA. Es nutzt die weltweit operierenden Konzerne als "Wissensträger" - und verlängerte Arme ins Ausland."(...)
so schreiten sie seit´an seit´. und machen noch mal explizit deutlich, warum in diesem land bis vor kurzem immer nur "die linke" das copyright auf den begriff "terrorismus" zugesprochen bekam - denn terror ist immer nur dann, wenn sich die "elite" entweder persönlich verfolgt fühlt oder aber eigene interessen durchsetzen will mittels der üblichen "politik" der angst:
(...)"Entstanden ist diese spezielle Kooperation von Staat und Wirtschaft als Reaktion auf den Terror der Roten Armee Fraktion Ende der Siebziger Jahre. Wer heute bei Daimler nach der Konzernsicherheit fragt, hört sofort die Namen Schleyer und Herrhausen und dass die Abteilung ihre Arbeit "gut erledigt, wenn wir nicht darüber sprechen." Wie bei vielen Großunternehmen arbeiten bei Daimler in der Sicherheitsabteilung Mitarbeiter "mit entsprechendem Hintergrund". Viele kommen von der Polizei und dem Bundeskriminalamt. Der Abteilungs-Chef, Thomas Menk, war früher beim Verfassungsschutz tätig und spricht manchmal vom "Wirtschaftskrieg", in dem sich sein Unternehmen befinde.
Ob bei Daimler, Siemens, der Bahn oder der Telekom - in Scharen zog es in den vergangenen Jahrzehnten Staatsbeamte aus den einschlägigen Bereichen in die Konzernsicherung der freien Wirtschaft. Für die Beamten ging es um Karrierechancen und ein besseres Gehalt. In der Wirtschaft waren sie gefragt, denn sie galten als loyal, zuverlässig und politisch ungefährlich. Ausbildungsgänge zum Sicherheitsexperten existierten noch nicht. "Sie waren die einzigen, die auf dem Markt waren", heißt es aus Kreisen. Deshalb wimmelt es in den Abteilungen von ehemaligen Polizisten, Militärs und Geheimdienstlern."(...)
eine saubere gesellschaft, die - wenn man die mittel bedenkt, die solche konzerne zur verfügung haben - vielleicht sogar technisch und finanziell wesentlich besser ausgestattet sein könnte als die staatlichen büttel. und auch noch weniger unter kontrolle steht als die letztgenannten. wieder mal feine aussichten also - für paranoiker mit realitätsbezug.
monoma - 14. Jun, 14:31
kleines "i-Tüpfelchen" gefällig ?
vielleicht darf ich hierzu noch ein kleines i-Tüpfelchen beitragen....
"Ich scheiß auf das Volk"
Originalton Angela Merkel nachdem die Iren mit NO abgestimmt haben.
Die Links kann ich leider nicht mehr anbieten, da die, es wundert wohl nicht wirklich, auf wundersame Weise verschwunden sind....
Gruß,
Kandinsky