In der Juli-konkret ist ein lesenswerter Artikel von Stefan Frank, "Ölpreis und Weltwirtschaft". Die Erfindung von "peak" oil ist offensichtlich vor allem ein prima Geschäft, um Milliardäre noch reicher zu machen, die Erdöl-Ressourcen sind jedenfalls noch lange nicht erschöpft. Natürlich ist die Abhängigkeit von Erdölprodukten trotzdem zu kritisieren und abzubauen. Es gibt Projekte, in denen seit einiger Zeit untersucht wird, durch welche Bio-Kunststoffe und andere Materialien diejenigen auf Erdölbasis ersetzt werden können, da es dummerweise zahlreiche Produkte gibt, die ohne Kunststoff kaum vorstellbar sind, zB im medizinischen Bereich, und das interessiert natürlich auch die Hersteller solcher Produkte. Klar, daß es den Herstellern von Medizintechnik und sonstiger Späßchen nicht in erster Linie um Menschenliebe geht, sondern um Profit - und ist der Profit in Ordnung, kann man sich erlauben, seine Mitmenschen ein wenig gern zu haben und sich einen Hektar Regenwald kaufen, um das zu beweisen. ;-) peak, ein schöner neuer Angstmacher... Kann es sein, daß wir ohne Paranoia keine Menschen wären? :-D
1. wie ich schon versucht habe deutlich zu machen, bedeutet peak öl nicht, dass von heute auf morgen keine förderbares öl mehr vorhanden sein wird, sondern steht für die produktionsspitze einer beliebigen quelle, d.h., dass beim erreichen dieser spitze die förderung erstens abnimmt und zweitens immer aufwendiger, und d.h. auch unrentabler wird. daher: ende des billigen öls.
2. klar gibt es noch ressourcen, in der tiefsee möglicherweise, unter den polen, und inzwischen werden auch die sog. ölsande als "wirtschaftlich abbaubar" angesehen, zumindest von interessierten kreisen. das ändert aber alles nichts daran, dass der technische und finanzielle aufwand ein ganz anderer sein wird als zu den zeiten, in denen die ölgesellschaften lediglich in der arabischen wüste einen bohrturm in den boden gerammt haben und das zeug einfach lossprudelte.
3. was kaum zur kenntnis genommen wird: die ölgesellschaften und auch die ölfördernden staaten sind so ungefähr die letzten, die ein interesse daran haben könnten, dass peak oil allgemein als realität begriffen wird (und entsprechend waren diejenigen ölgeologen, die vor ein paar jahrzehnten als erstes auf die geologischen tatasachen hingewiesen haben, innerhalb dieser szene wahre enfants terribles, die verlacht und verspottet wurden).
das obengenannte liegt einfach daran, dass "big oil" in form von companys und profitierenden staaten überhaupt kein interesse daran haben kann, dass die buchstäblich am öl hängende industrielle infrastruktur der welt qualitativ geändert wird, denn das - und nicht etwa hohe ölpreise - ist der umstand, der ihnen letztlich ihre profite sichert. eine situation der totalen abhängigkeit, die zu einem quasimonopol von einer handvoll gesellschaften und staaten geführt hat.
alle versuche aber, diese abhängigkeit zu reduzieren - egal auf welchem gebiet, bei dem öl momentan unverzichtbar ist - stellen die zukunft dieses monopols existenziell in frage. und es kann keine größere motivation zur erwähnten reduktion geben als das anerkennen der tatsache, dass die ölvorkommen sich ihrer erschöpfung nähern und viele der heute bekannten quellen ihren jeweiligen peak entweder schon überschritten haben oder kurz davor sind.
ein "prima geschäft" ist es also für die eben genannten auf keinen fall, die eher ein interesse daran haben müssen, die benannte abhängigkeit soweit wie möglich in die zukunft zu transportieren. und das gilt übrigens auch für die heutigen politischen "eliten", da deren machtbasis an diese art der infrastruktur gekoppelt ist.
also doch die "spekulation"? ich habe früher schon geschrieben, dass bei den aktuellen preisen ein gewisser teil darauf zurückzuführen sein dürfte. aber auch das ändert nichts an der grundsätzlichen situation. und die wird sich preislich - tagesaktuelle beeinflussungen nicht ausgeschlossen - künftig von jahr zu jahr verschärfen.
ich werde den artikel noch lesen, und dann zu den dortigen argumenten stellung beziehen.
W-Day (Gast) - 28. Jun, 09:18
Schön, Öl zu fördern wird immer schwerer, Öl wird immer teuerer, das bestreite ich gar nicht (auch Frank nicht); peak ist ein prima Angstmacher, als bedeute es den Untergang der Menschheit, bliebe die Förderung auf einmal weg. Probleme wird sie allerdings haben, und das nicht geringe.
Wie geht man sich anbahnende schwere Krisen an, ohne Menschen in Fatalismus oder Panik zu stürzen? Das ist eine pro forma Frage, einige Antworten sind hier im Blog und anderweitig zu finden. Ich habe übrigens nicht die Absicht gehabt, Dich zu provozieren.
"peak ist ein prima Angstmacher, als bedeute es den Untergang der Menschheit, bliebe die Förderung auf einmal weg. Probleme wird sie allerdings haben, und das nicht geringe.
Wie geht man sich anbahnende schwere Krisen an, ohne Menschen in Fatalismus oder Panik zu stürzen?"
nein, den untergang der menschheit sehe ich - vorläufig - nicht (vorläufig deswegen, weil die wahrscheinlichkeit für große rohstoffkriege nicht nur um öl, sondern auch um wasser - in den nächsten jahren rasant steigen wird. und was dabei rauskommt, ist im negativen nicht zu kalkulieren).
und die angesprochenen probleme wären vielleicht handhabbar, wenn sie denn öffentlich auf dem tisch liegen würden und für eine mehrheit einsichtig - aber das genaue gegenteil ist der fall, und ich sehe wie gesagt auch nicht, dass die herrschenden "eliten" an solchen diskussionen überhaupt interesse haben können. eher halt ich meinen verdacht für realistisch, dass die "innere aufrüstung" allerorten schon ein signal dafür ist, wie die "herren" und ein paar damen mit der situation umzugehen gedenken.
Die Autohersteller haben mit ersten Notmaßnahmen auf die Krise reagiert. GM-Chef Rick Wagoner räumte ein, dass die Zeit billigen Benzins ein für allemal vorbei sei und der Wechsel zu kleineren, energiesparenden Autos daher "dauerhaft" sein müsse.
ich würde ja eher sagen, dass der wechsel zu einer grundsätzlich autounabhängigen infrastruktur vonnöten ist, aber wem erzähle ich das.
ps. provoziert? nö, wenn meine antwort etwas in die richtung rübergekommen ist, liegt das eher daran, dass ich momentan aus vielen gründen etwas gereizt bin.
ich hab inzwischen den von dir genannten artikel von frank gelesen, und kann eigentlich nur noch mal auf die ersten beiden punkte meiner ersten antwort oben verweisen. wie du schon sagtest, widerspricht der artikel diesen punkten auch nicht, aber ich habe generell den eindruck, als ob frank die betonung auf das wortpaar billiges öl hinsichtlich des peaks etwas zu sehr ignoriert hat.
und das auch spekuliert wird, ist nun keine größere neuigkeit.
peak, ein schöner neuer Angstmacher... Kann es sein, daß wir ohne Paranoia keine Menschen wären? :-D
auch wenn ich den artikel noch nicht kenne,...
1. wie ich schon versucht habe deutlich zu machen, bedeutet peak öl nicht, dass von heute auf morgen keine förderbares öl mehr vorhanden sein wird, sondern steht für die produktionsspitze einer beliebigen quelle, d.h., dass beim erreichen dieser spitze die förderung erstens abnimmt und zweitens immer aufwendiger, und d.h. auch unrentabler wird. daher: ende des billigen öls.
2. klar gibt es noch ressourcen, in der tiefsee möglicherweise, unter den polen, und inzwischen werden auch die sog. ölsande als "wirtschaftlich abbaubar" angesehen, zumindest von interessierten kreisen. das ändert aber alles nichts daran, dass der technische und finanzielle aufwand ein ganz anderer sein wird als zu den zeiten, in denen die ölgesellschaften lediglich in der arabischen wüste einen bohrturm in den boden gerammt haben und das zeug einfach lossprudelte.
3. was kaum zur kenntnis genommen wird: die ölgesellschaften und auch die ölfördernden staaten sind so ungefähr die letzten, die ein interesse daran haben könnten, dass peak oil allgemein als realität begriffen wird (und entsprechend waren diejenigen ölgeologen, die vor ein paar jahrzehnten als erstes auf die geologischen tatasachen hingewiesen haben, innerhalb dieser szene wahre enfants terribles, die verlacht und verspottet wurden).
das obengenannte liegt einfach daran, dass "big oil" in form von companys und profitierenden staaten überhaupt kein interesse daran haben kann, dass die buchstäblich am öl hängende industrielle infrastruktur der welt qualitativ geändert wird, denn das - und nicht etwa hohe ölpreise - ist der umstand, der ihnen letztlich ihre profite sichert. eine situation der totalen abhängigkeit, die zu einem quasimonopol von einer handvoll gesellschaften und staaten geführt hat.
alle versuche aber, diese abhängigkeit zu reduzieren - egal auf welchem gebiet, bei dem öl momentan unverzichtbar ist - stellen die zukunft dieses monopols existenziell in frage. und es kann keine größere motivation zur erwähnten reduktion geben als das anerkennen der tatsache, dass die ölvorkommen sich ihrer erschöpfung nähern und viele der heute bekannten quellen ihren jeweiligen peak entweder schon überschritten haben oder kurz davor sind.
ein "prima geschäft" ist es also für die eben genannten auf keinen fall, die eher ein interesse daran haben müssen, die benannte abhängigkeit soweit wie möglich in die zukunft zu transportieren. und das gilt übrigens auch für die heutigen politischen "eliten", da deren machtbasis an diese art der infrastruktur gekoppelt ist.
also doch die "spekulation"? ich habe früher schon geschrieben, dass bei den aktuellen preisen ein gewisser teil darauf zurückzuführen sein dürfte. aber auch das ändert nichts an der grundsätzlichen situation. und die wird sich preislich - tagesaktuelle beeinflussungen nicht ausgeschlossen - künftig von jahr zu jahr verschärfen.
ich werde den artikel noch lesen, und dann zu den dortigen argumenten stellung beziehen.
Wie geht man sich anbahnende schwere Krisen an, ohne Menschen in Fatalismus oder Panik zu stürzen? Das ist eine pro forma Frage, einige Antworten sind hier im Blog und anderweitig zu finden. Ich habe übrigens nicht die Absicht gehabt, Dich zu provozieren.
Busy,
K.
Wie geht man sich anbahnende schwere Krisen an, ohne Menschen in Fatalismus oder Panik zu stürzen?"
nein, den untergang der menschheit sehe ich - vorläufig - nicht (vorläufig deswegen, weil die wahrscheinlichkeit für große rohstoffkriege nicht nur um öl, sondern auch um wasser - in den nächsten jahren rasant steigen wird. und was dabei rauskommt, ist im negativen nicht zu kalkulieren).
und die angesprochenen probleme wären vielleicht handhabbar, wenn sie denn öffentlich auf dem tisch liegen würden und für eine mehrheit einsichtig - aber das genaue gegenteil ist der fall, und ich sehe wie gesagt auch nicht, dass die herrschenden "eliten" an solchen diskussionen überhaupt interesse haben können. eher halt ich meinen verdacht für realistisch, dass die "innere aufrüstung" allerorten schon ein signal dafür ist, wie die "herren" und ein paar damen mit der situation umzugehen gedenken.
btw: noch eine deutliche ansage:
Die Autohersteller haben mit ersten Notmaßnahmen auf die Krise reagiert. GM-Chef Rick Wagoner räumte ein, dass die Zeit billigen Benzins ein für allemal vorbei sei und der Wechsel zu kleineren, energiesparenden Autos daher "dauerhaft" sein müsse.
ich würde ja eher sagen, dass der wechsel zu einer grundsätzlich autounabhängigen infrastruktur vonnöten ist, aber wem erzähle ich das.
ps. provoziert? nö, wenn meine antwort etwas in die richtung rübergekommen ist, liegt das eher daran, dass ich momentan aus vielen gründen etwas gereizt bin.
ciao,
mo
@w-day
und das auch spekuliert wird, ist nun keine größere neuigkeit.