Ich bin bisher hauptsächlich mit dem frühkindlichen Autismus befasst und dies ist für mich auch völlig losgelöst von autistischen Zügen oder später erworbenen autistischen Zügen Erwachsener. Insofern kann ich über eventuelle gesellschaftliche Ursachen von autistischen Zügen bei Erwachsenen kaum mitreden.
Mir fällt nur auf, und das nicht nur in diesem Zusammenhang, dass man gerade in der Psychiatrie gerne unbekannte oder neue Phänomene versucht in eine Schublade zu packen. Damit wird man aber niemandem gerecht.
Dem Betroffenen nicht, weil er dort nicht hineingehört, und dem Therapeuten auch nicht, weil er damit keine Hilfe anbieten kann. So hat man dann zwar einen Namen für das Kind, aber das Kind ist immer noch im Brunnen.
Leider verlangt diese Gesellschaft offensichtlich nach Namen. Und dies gilt nicht nur für Krankenkassen und Therapeuten. Auch die Betroffenen wollen einen Namen haben, damit sie sich einordnen können und mit ihrer Betroffenheit umgehen können. Was ich aus jahrelange Erfahrung mit Eltern behinderter Kinder kenne. Wenn die Krankheit einen Namen hat, kann man sich aus der Eigenverantwortung lösen und sich der Schuldfrage entledigen. Das ist gerade bei Eltern von behinderten Kindern ein grosses Problem, da auch die Umwelt ständig eine Antwort auf die Ursache wissen will.
Und erst recht wollen Erwachsene, die Probleme im Zusammenspiel mit der Gesellschaft haben, eine Antwort auf die Frage haben, warum dies so ist. Und daraus entstehen durchaus kuriose und zum Teil sehr skurile Antworten.
"Ich bin bisher hauptsächlich mit dem frühkindlichen Autismus befasst und dies ist für mich auch völlig losgelöst von autistischen Zügen oder später erworbenen autistischen Zügen Erwachsener."
frage: warum? weil diese kinder (die, wenn ich deine worte richtig interpretiere, mehrheitlich unter die rubrik "kanner-autismus" fallen?) so offensichtlich weltabgewandt sind? wenn der begriff autismus nur für diese extreme ausprägung verwendet werden würde, wäre das "losgelöst" sicher nachvollziehbar. aber selbst "offiziell" wird er so nicht verwendet (siehe asperger) - und meiner meinung nach lässt sich er sich noch in einem viel größeren kontext berechtigt anwenden - das ist eigentlich das thema dieses blogs.
"Mir fällt nur auf, und das nicht nur in diesem Zusammenhang, dass man gerade in der Psychiatrie gerne unbekannte oder neue Phänomene versucht in eine Schublade zu packen. Damit wird man aber niemandem gerecht."
gibt es in der psychiatrie soviele neue oder unbekannte phänomene, die wirklich neu sind? das möchte ich bezweifeln. (mit den schubladen hast du aber trotzdem recht).
"Dem Betroffenen nicht, weil er dort nicht hineingehört, und dem Therapeuten auch nicht, weil er damit keine Hilfe anbieten kann. So hat man dann zwar einen Namen für das Kind, aber das Kind ist immer noch im Brunnen."
wenn ich den ersten satz einigermaßen richtig verstehe, beziehst du damit auch die definition von autismus ein, wie ich sie hier vorstelle?
"Leider verlangt diese Gesellschaft offensichtlich nach Namen. Und dies gilt nicht nur für Krankenkassen und Therapeuten. Auch die Betroffenen wollen einen Namen haben, damit sie sich einordnen können und mit ihrer Betroffenheit umgehen können. Was ich aus jahrelange Erfahrung mit Eltern behinderter Kinder kenne. Wenn die Krankheit einen Namen hat, kann man sich aus der Eigenverantwortung lösen und sich der Schuldfrage entledigen. Das ist gerade bei Eltern von behinderten Kindern ein grosses Problem, da auch die Umwelt ständig eine Antwort auf die Ursache wissen will."
ja, identitätsgewinnung stellt in solchen fällen eine variante von krankheitsgewinn dar. und auch gerade eltern sind schnell für bspw. genetische ursachen zu "erwärmen". aber diese spezielle geschichte wird hier noch thema werden.
einige der punkte, die du angesprochen hast, werden im laufe der zeit hier meinerseits noch deutlicher werden.
Wo bin ich und wer bin ich?
Mir fällt nur auf, und das nicht nur in diesem Zusammenhang, dass man gerade in der Psychiatrie gerne unbekannte oder neue Phänomene versucht in eine Schublade zu packen. Damit wird man aber niemandem gerecht.
Dem Betroffenen nicht, weil er dort nicht hineingehört, und dem Therapeuten auch nicht, weil er damit keine Hilfe anbieten kann. So hat man dann zwar einen Namen für das Kind, aber das Kind ist immer noch im Brunnen.
Leider verlangt diese Gesellschaft offensichtlich nach Namen. Und dies gilt nicht nur für Krankenkassen und Therapeuten. Auch die Betroffenen wollen einen Namen haben, damit sie sich einordnen können und mit ihrer Betroffenheit umgehen können. Was ich aus jahrelange Erfahrung mit Eltern behinderter Kinder kenne. Wenn die Krankheit einen Namen hat, kann man sich aus der Eigenverantwortung lösen und sich der Schuldfrage entledigen. Das ist gerade bei Eltern von behinderten Kindern ein grosses Problem, da auch die Umwelt ständig eine Antwort auf die Ursache wissen will.
Und erst recht wollen Erwachsene, die Probleme im Zusammenspiel mit der Gesellschaft haben, eine Antwort auf die Frage haben, warum dies so ist. Und daraus entstehen durchaus kuriose und zum Teil sehr skurile Antworten.
hallo angelwing...
deinen kommentar möchte ich später noch inhaltlich beantworten.
gruß
mo
antwort
"Ich bin bisher hauptsächlich mit dem frühkindlichen Autismus befasst und dies ist für mich auch völlig losgelöst von autistischen Zügen oder später erworbenen autistischen Zügen Erwachsener."
frage: warum? weil diese kinder (die, wenn ich deine worte richtig interpretiere, mehrheitlich unter die rubrik "kanner-autismus" fallen?) so offensichtlich weltabgewandt sind? wenn der begriff autismus nur für diese extreme ausprägung verwendet werden würde, wäre das "losgelöst" sicher nachvollziehbar. aber selbst "offiziell" wird er so nicht verwendet (siehe asperger) - und meiner meinung nach lässt sich er sich noch in einem viel größeren kontext berechtigt anwenden - das ist eigentlich das thema dieses blogs.
"Mir fällt nur auf, und das nicht nur in diesem Zusammenhang, dass man gerade in der Psychiatrie gerne unbekannte oder neue Phänomene versucht in eine Schublade zu packen. Damit wird man aber niemandem gerecht."
gibt es in der psychiatrie soviele neue oder unbekannte phänomene, die wirklich neu sind? das möchte ich bezweifeln. (mit den schubladen hast du aber trotzdem recht).
"Dem Betroffenen nicht, weil er dort nicht hineingehört, und dem Therapeuten auch nicht, weil er damit keine Hilfe anbieten kann. So hat man dann zwar einen Namen für das Kind, aber das Kind ist immer noch im Brunnen."
wenn ich den ersten satz einigermaßen richtig verstehe, beziehst du damit auch die definition von autismus ein, wie ich sie hier vorstelle?
"Leider verlangt diese Gesellschaft offensichtlich nach Namen. Und dies gilt nicht nur für Krankenkassen und Therapeuten. Auch die Betroffenen wollen einen Namen haben, damit sie sich einordnen können und mit ihrer Betroffenheit umgehen können. Was ich aus jahrelange Erfahrung mit Eltern behinderter Kinder kenne. Wenn die Krankheit einen Namen hat, kann man sich aus der Eigenverantwortung lösen und sich der Schuldfrage entledigen. Das ist gerade bei Eltern von behinderten Kindern ein grosses Problem, da auch die Umwelt ständig eine Antwort auf die Ursache wissen will."
ja, identitätsgewinnung stellt in solchen fällen eine variante von krankheitsgewinn dar. und auch gerade eltern sind schnell für bspw. genetische ursachen zu "erwärmen". aber diese spezielle geschichte wird hier noch thema werden.
einige der punkte, die du angesprochen hast, werden im laufe der zeit hier meinerseits noch deutlicher werden.
gruß
mo