monoma - 13. Nov, 04:01

noch ne rezension

der vollständigkeit halber, diesmal vom "deutschlandradio kultur"

(...) "Die Kampfschrift trifft offenbar einen Nerv. "Der kommende Aufstand" hat bereits neue Kreise für linke Debatten erschlossen, die sich bislang nur wenig dafür interessiert haben. Sie verbindet ein großes Unwohlsein mit den herrschenden Verhältnissen. Das Buch bringt dieses Gefühl auf den Punkt und zeigt einen krachenden Ausweg, indem die Menschen dem System mit absoluter Verweigerung begegnen sollen." (...)

ich bin übrigens sehr gespannt, wie hierzulande eine mögliche reaktion seitens der üblichen - staatlichen, behördlichen, parteiapparatlichen - verdächtigen ausfällt, falls ihnen jetzt so langsam auffallen sollte, das sich dieser text gerade verbreitet. ich sag´s mal so: wenn sie sehr dumm sind, verbieten sie´s ... ;-)

genova (Gast) - 13. Nov, 13:47

Das mit der totalen Verweigerung hat doch noch nie funktioniert. Das kommt mir vor wie die Nach68er, die in Kommunen aufs Land zogen und Selbstversorgung betreiben wollten, bis sie merkten, wie viel Arbeit das ist. Das wird die Mehrheitsgesellschaft in keinster Weise interessieren. Und Stromklau und andere Sabotage ist ja gut und schön, aber das ändert nix, außer dass die Stromkonzerne die Preise für die anderen noch ein bisschen anheben, um die Verluste auszugleichen.

Sorry, aber was ich bis jetzt über das Buch gehört habe, halte ich das für pubertär. Oder für einen Diskussionsbeitrag, aber nicht mehr. Raus aus den Städten, zurück aufs Land. Wandervögel oder was?
monoma - 13. Nov, 18:23

@genova

vielleicht solltest du es einfach mal lesen - dann würdest du nämlich feststellen können, dass es da um etwas ziemlich anderes geht, allerdings zwangsläufig mit offenen enden. es ist sehr wohl nötig und legitim, den text zu kritisieren, aber nicht mit irgendwelchen aufgeschnappten brocken aus zweiter hand.

btw: als totale verweigerung - ich hatte das früher hier mal in einem anderen kontext als "totale aufkündigung der loyalität" beschrieben - ist hier nach meinem verständnis eher eine innere einstellung, meinetwegen auch haltung gemeint. und das ist auch für stadtbewohner möglich.
Wednesday - 13. Nov, 18:58

> Das wird die Mehrheitsgesellschaft in keinster Weise interessieren.

Ähnliches schlich mir auch durch den Kopf.

Mit Rebellen zu sympathisieren ist einfach; dahinter eine keimende Revolution sehen zu wollen, ist sehr gewagt. Im Wendland und in Stuttgart demonstrieren keine Hungernden und Frierenden, und diejenigen, die demonstrieren, machen das nicht, um gegen Hunger und Vertreibung anzugehen, oder gegen die unaufhaltsam weiterschreitende Verteuerung des Gesundheitswesens, oder die Verladung von Giftmüll ins arme Nicht-Europa.

Von der europäischen Mehrheitsgesellschaft, die sich vor allem um geschniegelte Vorgärten kümmert und in Kopftüchern die eigentliche Gefahr für die europäische, naja: Demokratie und Kaufkraft halluziniert, erwarte ich keinen Umsturz - ausser den faschistischen. Unsere, also Europas, Keller sind ja weiterhin voller Toter, alter wie neuer.

W.
Wednesday - 13. Nov, 19:13

> vielleicht solltest du es einfach mal lesen

Sie sahen hier den zarten Beginn und das abrupte Ende einer Diskussion.

;-)
genova (Gast) - 13. Nov, 19:21

ganz schön kompliziert hier. Mein Kommentar steht an der falschen Stelle.
Wednesday - 13. Nov, 21:03

> Mein Kommentar steht an der falschen Stelle.

Passt. Ich erinnere mich, wie oft die konservative Medienlandschaft Klein, Negri etc. lobend erwähnt hat. Naja, Lob von der falschen Seite kann neutralisierend wirken. Und dabei halten ich Negris oder Kleins Werke weder für bahnbrechend noch gar die Revolution vorbereitend; schließlich haben die Genannten reformistische Bewegungen wie Attac beeinflusst. Bücher von Jutta Ditfurth oder Ebermann/Trampert hingegen hab ich noch nie in einer SZ oder FR erwähnt gesehen, sind wahrscheinlich doch zu radikal.

Wahrscheinlich kann sich trotzdem kaum wer weder das Ende der Herrschaft noch die Welt ohne Marktwirtschaft vorstellen. Ich kann das nicht übelnehmen, denn das Andere ist schwer vermittelbar, auch wenn ich meine, es mir selber wohle vorstellen zu können (ist aber eine Selbstlüge). Ein Ergebnis aus der Theorie ist, daß sie nicht ausreicht, um das befreite Leben zu beginnen; und in der Praxis bringt es nichts, wenn sich da und dort Nischen bilden.

Man kann vielleicht ein wenig hoffen, daß Erfahrungen kumulieren und zu irgendwas führen, so weltgeistmutationsmässig; aber wenn der Kapitalismus zB in China und Indien nun erst zur Höchstform aufläuft, wenn die Menschheit total lohnarbeitsgeimpft und konsumistisch ist, und wenn es immer mehr unbewohnbar gemachte Landschaft gibt, weiß ich auch nicht, wozu.

W.
sansculotte - 13. Nov, 21:39

Ich fürchte fast

die Revolution ist bis auf weiteres abgesagt. Warum? Weil es bequemer ist, sich in einem bestehenden Werkel einzurichten, als "das Andere" zu gestalten.

Wissen wir überhaupt, was "das Andere" ist? Wie es beschaffen sein, wie es funktionieren soll?

Die bloße Negation führt stets zu noch mehr des Schlimmen. Die planlose französische Revolution hat einen König getötet und einen Kaiser installiert. Die unausgegorene und überworfene russische Revolution hat Massenmörder und Diktatoren hervorgebracht. Keiner dieser Revolutionen ist es gelungen, an der Basis des Gesellschafts- und Wirtschaftsmodells zu rütteln.

Macht euch Gedanken, Leute, wie die postrevolutionäre Gesellschaft aussehen müsste. Wie soll das neue Gesellschafts- und Wirtschaftssystem beschaffen sein? Da muss man schon an Verhältnisse gehen, die allen selbstverständlich erscheinen: privater Bodenbesitz, Eigentum, Zinsgeld, Geldschöpfung, Schuldverhältnisse. Macht euch firm über Umlaufgeld, Bodenreformen, Zinsverbot und Demurrage, Freiwirtschaft, Jubeljahr, und zwar über alle ideologischen Animositäten hinweg, alles muss von Grund auf in Frage gestellt, neu überdacht, konzipiert, geplant werden. Die Interessenvertreter der alten Ordnung müssen identifiziert und benamst werden und zwar ohne Denkverbote, denn von dort droht schlimmste Repression. Das Beharrungsvermögen und die Machtmittel der alten Ordnung müssen einer realistischen Analyse unterzogen werden, und ich denke, hier sieht es angesichts des fortgeschrittenen Waffenstandes des modernen militärisch-technischen Komplexes (wir sind weit, weit über die konventionelle Waffentechnik hinaus!) denkbar schlecht aus.

Kritk allein ist zuwenig.

2cents, s
Wednesday - 13. Nov, 22:35

"Fast Furcht", ha ha ha!
sansculotte - 13. Nov, 22:51

ist in wien ein gängiger ausdruck. hierorts fürchtet man nie ganz oder gar nicht, sondern immer fast, halbwegs, ein wenig, ein bissel - das hat den vorteil, dass man sich nicht eindeutig festgelegt hat, was mitunter sehr entspannend sein kann und die Beichte erspart ;-)
genova (Gast) - 15. Nov, 11:37

Monoma:

Monoma,

ärgerlich? Was ich da oben geschrieben habe, steht für sich, daran ist nix ärgerlich. Und wenn dieses Buch permanent falsch rezensiert wird, dann ist es offenbar scheiße geschrieben. Was steht denn drin, teile es uns doch einfach mal mit! Sarrazin hat übrigens auch so argumentiert: Wer sein Buch nicht komplett gelesen hat, darf nicht darüber reden.

(Davon abgesehen: Hier zu posten, ist ein Abenteuer. Wo erscheint der Kommentar? Wie antworten? Das ist ja eine vorsintflutliche Software.)
monoma - 15. Nov, 14:02

geht´s noch?

genova, das ist eine absolut abstruse nummer, die du hier abziehst:

- du kommst an und behauptest über einen text, den du ja nach eigener aussage nicht gelesen hast, einfach mal irgendwas ins blaue hinein - deine "eindrücke", die du was weiß ich wo aufgeschnappt hast ("wandervogel, stadtflucht, aussteiger").

- ich erzähle dir, dass das im großen und ganzen blödsinn ist, was du behauptest (und das ist es tatsächlich, ganz unabhängig davon, wie ich selbst den inhalt bewerte - aber das von dir behauptete lässt sich selbst bei grundsätzlich ablehnender haltung nicht aus dem text herauslesen).

- du bleibst aber offensichtlich bei deiner meinung ohne jede reale grundlage und verlangst jetzt noch, dass ich dir eine zusammenfassung präsentiere - wtf?

- wer rezensiert das buch "permanent falsch"? bisher habe ich nirgendwo etwas gefunden, was deinen fiktionen auch nur ansatzweise nahekam.

- und was ist das für ein blödsinniger vergleich mit sarrazin? dessen zentrale "thesen" wurden auszugsweise an vielen stellen veröffentlicht, zudem war aufgrund seiner vorherigen "karriere" schon deutlich absehbar, worauf er eigentlich hinauswill.

ich komme dann demnächst mal zu dir rüber, behaupte einfach mal irgendwas über ein buch, welches ich garantiert nicht gelesen habe, und betrachte das dann als diskussionsbeitrag - weil das ja schließlich "für sich steht".

manmanman!

ps: kommentare werden hier in einzelnen threads gezeigt, d.h. unter jedem ausgangskommentar steht "antworten", und das ist auch der richtige platz dafür, um auf einen folgekommentar zu antworten.

pps: falls du weiterhin versuchst, auf einer absolut nicht bzw. nur vom hörensagen aufgeschnappten grundlage hier den text zu diskutieren, werde ich das schlicht und einfach ignorieren. der grund dafür sollte deutlich sein.
genova (Gast) - 15. Nov, 16:06

Und wo ist jetzt hier der Ausgangskommentar?

Das ist doch alles extrem unübersichtlich hier. Bei jeder vernünftigen Software steht unter dem letzten Kommentar irgendwas von antworten. Egal.

Monoma,
ich habe die Rezensionen in der FAZ und in der SZ gelesen, die gingen beide in diese Richtung. Der Auszug, den du oben vom Deutschlandradio präsentierst, geht in dieselbe Richtung. Totale Verweigerung. Ich erlaue mir in der Tat, aufgrund dieser drei Aussagen eine eigene Aussage zum Buch, ich halte mich da auch nicht für absolut, es ist ein Beitrag. Wenn du meinst, in dem Buch steht was ganz anderes, dann schreib es halt in einem Absatz hin. Das scheint dir allerdings schwerzufallen. Es ist schon eine Art Ausschluss aus einer Diskussion, was du hier betreibst.

Du kannst jederzeit rüberkommen und über ein Buch, über das du zwei Rezensionen gelesen hast, etwas behaupten. Ich bin nicht so schnell eingeschnappt.
monoma - 15. Nov, 16:41

dein problem...

"ich habe die Rezensionen in der FAZ und in der SZ gelesen, die gingen beide in diese Richtung. Der Auszug, den du oben vom Deutschlandradio präsentierst, geht in dieselbe Richtung. Totale Verweigerung."

... liegt unter anderem offensichtlich darin, dass du wild herum assoziierst - ich hatte weiter oben schon heschrieben, dass der ausdruck "totale verweigerung" auch für eine innere haltung steht, und so finde ich in ihn auch im text verwendet.

wo du das von dir gemeinte übrigens aus den erwähnten rezensionen herauslesen willst, bleibt mir ein rätsel - bzw. das kann nur dann zustande kommen, wenn du dich am gerade thematisierten begriff festklammerst und ihn eindimensional interpretierst.

dein demonstrierter starrsinn, auch nach der ersten eindeutig verneinenden antwort auf deine spekulationen trotzdem dabei zu bleiben, macht das ganze so unerfreulich. ich betrachte es übrigens keinesfalls als meine aufgabe, dir hier eine gebrauchsfertige rezension zu präsentieren, was bei diesem text auch gar nicht möglich wäre, weil er gerade im bereich des "was tun?" zwangsweise ergebnisoffen geschrieben ist und auf basis des kommunenkonzeptes nur anregungen liefert. und das finde ich nicht nur nachvollziehbar, sondern für so ein thema auch wünschenswert.

ansonsten scheint dir entgangen zu sein, dass ich bereits das gesamte erste kapitel - "erster kreis" - ausführlich dargestellt und kommentiert habe. und das werde ich mit dem rest ähnlich halten, und zwar dann, wenn´s mir passt. falls dein interesse am thema so groß ist, wie du es hier kund tust, verstehe ich eigentlich auch nicht, warum du das ganze teil nicht selber liest.

und noch was: wer auf einen text, den er selbst gar nicht gelesen hat, mit wertungen wie "pubertär" und "scheiße geschrieben" reagiert, der muss nicht mehr "ausgeschlossen" werden, sondern schafft das völlig alleine. von daher darfst du deine projektionen auch selbst behalten.
Wednesday - 15. Nov, 17:11

Ein im Sterben liegendes Gebilde opfert sich als Inhalt, um als Form zu überleben

> dass du wild herum assoziierst

Aber hallo! Du hast das doch unter "Assoziationen" veröffentlicht. ;-)

Ein wenig zum Text: er ist wie ein laaanger Werbeslogan geschrieben, nicht wie eine Analyse, trotzdem merkt man beim Lesen eine Art Aufguss von zahlreichen Wildcat-Artikeln und ähnlichen Publikationen, die man hier kennt. Das macht ihn einerseits leicht leserlich, andererseits kann man ihn deswegen tatsächlich etwas albern und pathetisch finden. Und natürlich auch gut: die freundlichen Rezensionen sind nicht zuletzt sicherlich der eingängigen Sprache geschuldet.
Und ja, daß ausgerechnet ein israelischer Offizier als Feindbeispiel zitiert wird (warum nicht ein birmanesischer), macht mir das Ganze schlagartig unsymphatisch.
Zum Inhalt will ich mich nicht weiter äussern, es ist mir zu mühselig.

P.S.: Viell. kannst Du eine Einstellung ändern - wenn man zu lange an einer Antwort bastelt, wird man abgemeldet; dabei kann der geschriebene Text verloren gehen.
genova (Gast) - 15. Nov, 17:23

monoma

da dir die FAZ-Rezension ja ganz gut gefällt: Minkmar sagt dort nichts darüber, was die Verfasser eigentlich wollen außer Sabotage. Attac ist schon zu konsensorientiert. Die bisherigen Organisationen, die Linken, werden komplett abgelehnt, schreibt Minkmar. Das halte ich in der Tat für pubertär. Und da dir ja der letzte Absatz aus der FAZ am Herzen liegt, bin ich schon gespannt auf die Antwort. Da werden ja mal flott irakische Verhältnisse angedeutet.

Was anderes als die totale Verweigerung finde ich nicht. Aus der soll dann wohl irgendwie was anderes entstehen, da kommt dann wieder das Irak-Argument.

Ich lasse mich ja gerne überzeugen, dass in dem Buch mehr steckt, aber es ist mühsam, wenn mir hier gleich wilde Vorwürfe um die Ohren gehauen werden, nur weil ich das Werk nicht als die neue heilige Schrift begreife.

Diese Themen der totalen Verweigerung sind ja en vogue, da das System alles umfasst, muss man sich halt vollständig aus seiner Verklammerung lösen. Da ist was dran. Aber als Handlungsanleitung ist das eben was anderes als ein Roman von Houellebecq. Mein Verdacht ist da eher, dass das in der Praxis so laufen wird, dass die Überflüssigen erst recht ausgeschlossen werden und die Glorifizierung der Favelas in genau ebensolchen endet.
monoma - 15. Nov, 17:33

@w-day

Aber hallo! Du hast das doch unter "Assoziationen" veröffentlicht. ;-)

ja, aber nicht unter "völlig freie assoziationen ohne grundlage zum besprochenen thema"...

zum israelischen offizier: ich glaube, dass es sich dabei primär um ein geeignetes beispiel für die gemeinte "urbanen" neuen arten der aufstandsbekämpfung handelt (die mauerdurchbrüche etc.), und würde dahinter nicht unbedingt sofort antisemitische ressentiments vermuten - auch, wenn die in der französischen linken durchaus verbreitet zu sein scheinen.

ich fand ja eher die stelle im älteren vorwort von 2007 völlig daneben, wo ohne jede ironie und hochkommata von "rasse" die rede war.

zum ps: da kann ich nix dran machen, aber ich denke, du musst auf der anmeldeseite ein häkchen bei "angemeldet bleiben" setzen.
monoma - 15. Nov, 17:59

@genova

"Minkmar sagt dort nichts darüber, was die Verfasser eigentlich wollen außer Sabotage. Attac ist schon zu konsensorientiert. Die bisherigen Organisationen, die Linken, werden komplett abgelehnt, schreibt Minkmar. Das halte ich in der Tat für pubertär."

ich vermute, hätte minkmar das ausführlicher gemacht, wäre er u.u. inzwischen mindestens seinen job los...

aber das, was du da schreibst, ist eben auch ein treffendes beispiel für die wilden assoziationen deinerseits. der text hat eine bestimmte und konsequent beibehaltene logik, innerhalb derer die scharfe distanzierung nicht nur von allen organisationen, sondern auch von den sog. kulturellen, politischen (auch linken bis linksradikalen) und sonstigen informellen milieus durchaus sinn macht (ohne das ich mir diese logik zu eigen machen müsste) und wenigstens ansatzweise auch begründet wird - deshalb auch der positive bezug auf die "sprachlose" revolte in den banlieus.

und es ist weder eine "heilige schrift" (das würde am meisten den intentionen des "unsichtbaren komitees" selbst zuwiderlaufen, würde ich behaupten) noch eine handlungsanweisung in der art eines kochbuches.

es ist einfach ein versuch, aus einer recht exzentrischen ("situationistisch" trifft es nur teilweise, finde ich) perspektive zunächst eine an vielen punkten pointierte gegenwartsanalyse zu liefern, um dann im letzten drittel eine art skizzenhaften rahmen eines möglichen (aus-)weges zu zeichen - und dabei gilt "der weg ist das ziel". und innerhalb dieser skizze wird - und darauf zielen bisher alle mir bekannten rezensionen besonders ab - auch in einem kleinen teil auf fragen der sabotage und bewaffnung eingegangen.

minkmar könnte zu seinen letzten bemerkungen in seinem artikel im übrigen auch durch das vorwort der deutschen übersetzerInnen inspiriert worden sein, weil die in anderen worten genau den gleichen einwand erheben - und das ist ein problem, welches ich auch sehe und selbst nochmal genauer aufgreifen werde: wenn unter den heutigen umständen die staatliche macht zerfällt, stößt - im ganz allgemeinen sinne verstanden - die mafia ins vakuum.

letzteres halte ich für eine reale gefahr, nur bleibt nichts anderes übrig, als sich damit zu beschäftigen. um die konfrontation mit der mafia (als synonym) kommt sowieso keine emanzipative bewegung herum. der text formuliert in der hinsicht übrigens keinesfalls etwas neues, aber schafft es immerhin deutlicher, genau dieses problem ins licht zu holen.
Wednesday - 15. Nov, 18:11

> mauerdurchbrüche etc.

Da kann ich auch die moderne Städtebaupolitik nehmen, es gibt einfachere Beispiele als das Sprengen von Decken und Mauern, zB das Abdrängen Einkommensschwacher in eigene, eindeutig dem Verfall anheimgegebene Bezirke, die sich ggf. gut einkesseln lassen; die funktionale Gestaltung von Plätzen, auf denen man sich versammeln könnte: um diese herum werden Einkaufszentren, "Kulturzentren" und Shoppingzeilen aufgestellt, keine Wohnhäuser, denn das würde zu leicht, naja, Material beherbergen lassen; Kameraüberwachung undundund.

Vielleicht träumt die (französische?) Linke noch zu intensiv von Barrikadenkämpfen. Im Text jedenfalls wird unverblümt und fast andächtig Ästhetik und Wirksamkeit von Feuer beschworen. Mit Feuer und Flamme wird sich aber keine hochgerüstete Regierung der Welt stürzen lassen. Hm... was tun?
monoma - 15. Nov, 18:31

auf s. 36...

...der pdf-version:

Ein Offizier der israelischen Verteidigungskräfte mit einem Diplom in Philosophie erklärt: »Der Feind interpretiert den Raum in klassischer und traditioneller Weise und ich weigere mich, seiner Interpretation zu folgen und in seine Fallen zu tappen. […] Ich will ihn überraschen! Hierin liegt die Essenz des Krieges. Ich muss gewinnen. […] Deshalb habe ich mir die Methode ausgesucht, die mich die Mauern durchqueren lässt... Wie ein Wurm, der sich fortbewegt, indem er alles, was er auf dem Weg findet, frisst.«

ich finde das ein durchaus interessantes zitat, welches ich als beispiel für den umgang mit der kategorie "raum" innerhalb eines krieges in einer "urbanen landschaft" vermutlich ebenfalls nutzen würde, wenn ich mir denn ausfährlicher darüber gedanken machen würde. klar ist das ein extrembeispiel; andererseits sind die funktionen von breiten (zu breit für schnellen barrikadenbau) boulevards und alleen in den europäischen metropolen jetzt in vielerlei hinsicht auch schon wieder historisch - das ist noch architektonische couterinsurgency aus dem 19. jahrhundert.

zum anderen: wenn so etwas wie die pariser commune (von der franz. revolution ganz zu schweigen) hierzulande stattgefunden hätte, wäre es nicht zumindest nachvollziehbar, dass wir dann einen ganz anderen bezug zu parolen wie zb. "auf die barrikaden! brennt das rathaus nieder!" hätten? einen, der auch emotional sehr anders aufgeladen wäre?
Wednesday - 15. Nov, 18:43

> ganz anderen bezug zu parolen wie zb. "auf die barrikaden! brennt
> das rathaus nieder!" hätten? einen, der auch emotional sehr anders
> aufgeladen wäre?

Hm, dann dürfte ja im Zusammenhang mit Revolution nur in Frankreich das Feuer eine solche Bedeutung haben. Hat es aber nicht, oder? Rot wabert das Feuer jeder Revolution, wie die Fahne und das Blut; "Feuer und Flamme" geistert auch hier herum, Feuer überhaupt ist soweit ich weiß ein starkes Mittel Aufständischer gewesen, bevor die Städte immer steinerner wurden und die Feuerwehr effektiver. Feuer hat anscheinend stets und überall eine ganz besondere Faszination ausgeübt; Feuer hat leider auch religiös-esoterische Momente. Feuer zerstört gründlich und ist ausserordentlich schmerzhaft; mir ist es als Waffe sehr zuwider. Ich mag auch die damit verbundenen Metaphern und Assoziationen nicht sonderlich.

In der BRD bringe ich große Feuer allerdings unweigerlich mit der Reichspogromnacht zusammen. Das kann ein Grund sein, daß hier die Aufladung eine andere ist.
Wednesday - 16. Nov, 10:19

"Die seit Jahrtausenden geübte Praxis der monetären Steuerung von Individuen und Gesellschaften funktioniert nicht mehr."
sansculotte - 16. Nov, 13:01

Genau.

Das meinte ich.

"Die seit Jahrtausenden geübte Praxis der monetären Steuerung von Individuen und Gesellschaften funktioniert nicht mehr."

Und vielleicht noch einmal der Hinweis hierauf.

Wobei Hörmann die Eigentumsverhältnisse in der Geldschöpfung weiterhin ausblendet. Aber guter Ansatz. :-)

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