monoma - 5. Jun, 13:57

ehec-update 2, 05.06.

ich muss ja sagen, dass ich es nicht gerade beruhigend finde, wenn ich es rein auf der basis medialer informationen wagen kann, relativ konkrete schlußfolgerungen und prognosen zu ziehen und zu entwerfen, die sich dann bei wesentlichen punkten tatsächlich realisieren. beispiel zb. die seitens des "robert koch instituts" als federführender behörde von beginn an vorhandene focussierung auf gemüse:

(...) "Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" wird die "frühe Festlegung auf Gemüse als einzig wahrscheinlichen Überträger" nun sogar innerhalb der Behörde kritisiert. Fleischprodukte - sie sind bekannte Übertragungswege für EHEC - müssten durchaus als Quellen in Betracht gezogen werden." (...)

auf welcher datenbasis begründet das rki die gemüsewarnungen?

(...) "Befragt hat die Behörde 46 Patienten aus Hamburg, Bremen und Lübeck nach dem, was sie vor der Erkrankung gegessen hatten. Die Befragten waren entweder an dem hämolytisch-urämischen Syndrom, kurz HUS, erkrankt oder mit EHEC infiziert.

Zum Vergleich befragten die Epidemiologen eine Kontrollgruppe aus 2100 gesunden Menschen - Geschlecht, Altersgruppe und Wohnregion waren identisch.

Und die Ergebnisse sprechen für die Gemüse-Hypothese des RKI: Während 84 Prozent der Erkrankten zuvor Salat gegessen hatten, waren es in der Kontrollgruppe nur 47 Prozent. Bei den Gurken ist der Unterschied mit 74 versus 50 Prozent ebenso ähnlich wie bei den Tomaten mit 80 versus 63 Prozent. Summa summarum hatten laut RKI 95 Prozent aller Erkrankten zuvor eines dieser drei abgefragten Gemüse gegessen." (...)


geht es nur mir so, dass ich fallzahl der gruppe der infizierten befragten angesichts der gesamtzahlen an betroffenen ziemlich klein finde? dazu kommt die weite verbreitung gerade dieser drei sorten (tomaten, blattsalat, gurke) auch als quasi dekoration - gehen Sie zum nächsten bäcker und holen sich da ein belegtes brötchen, egal ob käse oder totes tier - was wird da mit ziemlicher sicherheit auch immer mit drauf liegen (ebenso wie in vielen restaurants am tellerrand)? ich will darauf hinaus, dass es wahrscheinlich schwierig sein wird, innerhalb einer beliebigen bevölkerungsgruppe leute zu finden, die eine oder alle dieser gemüse in der letzten zeit nicht - und zwar in allen möglichen formen - zu sich genommen haben. das sage ich auch deshalb, weil ich ernste zweifel daran habe, ob das rki den "salatbegriff" soweit fasst wie´s eigentlich nötig wäre, also auch als dekoration/beilage.

was ich aber mittlerweile mehr als ärgerlich finde, ist die nullinformation über eine frage, deren mögliche antworten schlagartig einiges viel klarer machen würden:

wieviele vegetarisch und / oder vegan lebenden sind unter den infizierten?

ich kann echt nicht verstehen, warum das offensichtlich kein thema ist, jedenfalls keines, von dem öffentlich etwas bekannt wird. das würde logischerweise sofort möglichkeiten erweitern oder eben beschränken. sollten zb. wirklich vegan lebende infiziert sein, würde das fleisch und milchprodukte natürlich als direktverursacher (indirekt halte ich die fleisch- und milchwirtschaft per massentierhaltung schon für ursächlich mitverantwortlich, wie deutlich sein sollte) entlasten und die ermittlungen könnten sich wirklich auf gemüse (wie ist es eigentlich mit getreide?) konzentrieren.

bei vegetariern wäre zu fragen: lakto? oder auch "vegetarier", die fisch nicht als fleisch sehen (doch, ich kenne solche).

ich würde übrigens den dortigen mitarbeiterInnen beim rki ebensowenig wie den anderen involvierten medizinischen kräften vorwürfe machen, sondern eher sehen die inzwischen auch öffentlich deutlich kritisierten mängel bei der quellenermittlung von außen danach aus, als wäre hier eine weitere folge der "reformen des gesundheitswesens" zu bewundern - zu wenig personal an allen orten. trotzdem ist gerade das vorgehen des rki wiederum von außen betrachtet sehr zurückhaltend gesagt in etlichen teilen befremdlich.

und die restaurantspur in lübeck wird sich aller wahrscheinlichkeit nach auch wieder als nullnummer herausstellen. bei zwei bis drei gruppen, die dort gegessen haben, aus denen später infizierte entsprangen, ist auch dieses ergebnis nicht unbedingt nachvollziebar; will sagen: das ist eine begrenzte zahl von zu untersuchenden menschen mit einer (durch das angebot des restaurants) begrenzten auswahl an möglichkeiten für eine mögliche quelle. wenn da schon nichts bei rauskommt, muss ich meine prognose weiter oben in den kommentaren/updates bezgl. der ermittlung einer quelle nochmals dick unterstreichen

*

ich habe übrigens auch durchaus wenig verständnis für die vielzahl an stimmen in der medialen und netzwelt, die das ganze geschehen lediglich als "wieder mal panikmache" und "ablenkung" abhaken wollen. erstens wird bei dieser geschichte wie dargestellt zwangsläufig auch wieder mal einiges aus bereichen wie lebensmittelproduktion, ernährungsarten und gesundheitswesen deutlicher, was komplett falsch laufen könnte. und zweitens ist dieser in seinen eigenschaften tatsächlich neue erreger medizinisch betrachtet wirklich ein biest, und es ist viel zuviel noch rätselhaft, um sich wirklich sicher sein zu können, dass wir hier nicht den beginn einer wirklich üblen sache erleben.

(...) "Draußen schimpfen einige Patienten auf die Medien, wieder mal werde zu viel Panik gemacht, jedes Jahr denke man sich etwas Neues aus. Schon komisch, Sars, Schweinegrippe, Vogelgrippe, und jetzt das, klar, im Sommerloch. Und nirgendwo steht, dass man von Ehec auch einfach nur Durchfall bekommen könne, und das wär's." (...)

letzteres stimmt zwar, aber da bei diesem ausbruch die zahl sehr schwerer bis lebensbedrohlicher verläufe ungewöhnlich und deutlich erhöht ist, finde ich das kein argument für oder gegen irgendwas. eher deutet das darauf hin, dass es wahrscheinlich persönliche dispositionen (ob genetisch oder anders) geben muss, die über ausbruch und verlauf der infektion entscheidend mitbestimmen.

(...) "Ihr sei es nicht aufgefallen, dass sie sich mit Ehec angesteckt hat, kein Blut im Stuhl, kein Durchfall, ihr ging es nicht mal schlecht. Ein bisschen angeschlagen habe sie sich gefühlt, aber die Krankheit sei erst bei der Blutprobe eines Routinechecks aufgefallen. "Das heißt doch, dass ganz viele Leute es auch haben können, die es nicht wissen. Gruselig, oder?" (...)

yo. das könnte tatsächlich auch durchaus bedeuten, dass die zahl der infizierten ohne symptome, aber mit ständiger ausscheidung der bakterien, sehr viel größer ist als die zahl der offen erkrankten. und dann wäre eine sehr weite verbreitung garantiert, bei der es dann neben den persönlichen dispositionen nur an der allgemeinen hygiene hängen würde, ob es zu einer wirklichen massenepidemie kommt oder nicht.

(...) "Eine merkwürdige Krankheit ist es, darin zumindest sind sich alle einig.(...)

Von aggressiven Patienten berichten Neurologen, von verwirrten, von traurigen, sogar von einer Patientin mit Locked-in-Syndrom, einer Frau bei erhaltenem Bewusstsein, aber fast vollständig gelähmt, und von einer anderen, die nicht mehr sprechen kann und der nur noch der Speichel aus dem Mund läuft." (...)


diese sache ist absolut kein witz. zumal die infektion eben über nahrungsmittel kommt.

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