Mit den vorangegangen Kapiteln konnte ich noch einigermaßen etwas anfangen, mit diesem letzten hier jedoch nicht viel. Gibt es irgendwelche Belege dafür, dass der Mensch an und für sich „gut” ist? Soll das eine Anspielung auf sog. Naturvölker sein? Oder wie weit muss man in der menschlichen Geschichte zurückblättern?
Unsere nächsten natürlichen Verwandten können kaum als unser Vorbild dienen. Von Orang Utans weiß man z.B., dass Vergewaltigungen unter diesen vorkommen, wohl weil manche Männchen nur selten die Gelegenheit zur Fortpflanzung haben und sich gegen den Willen eines Weibchens paaren. Sind vergewaltigende Orang Utan Männchen in Mertzscher Redeweise folglich Autisten bzw. böse oder ist die empirische Beobachtungspraxis von Primatologen autistisch bzw. böse?
Hallo Ernte23, eine Anspielung auf sog. Naturvölker ist das hoffentlich nicht. Ein Zurückblättern ist nicht notwendig, da es, auf die Menschheit bezogen, paradiesische Zustände nie gegeben haben mag, und von einem "an und für sich Gut-Sein" kann man, seit man weiß, daß ein Neugeborenes nicht als leeres Blatt zur Welt kommt, das nur entsprechend beschriftet werden muß, nicht sprechen.
Vergleiche aus dem Tierreich sind fragwürdig, da Mensch nicht allein instinktgeleitet ist , seine Affekte kontrollieren und zwischen richtig und falsch unterscheiden kann (auch wenn wir uns zu Falschem entscheiden können), zu was Tiere anscheinend nur in Maßen in der Lage sind.
Studien, die aus den Versuchen mit Insekten oder Nagetieren direkt auf den Menschen ableiten, sind mit großer Skepsis zu begegnen. Ich gehe davon aus, der Gewalt anwendende Orang-Utan ist sich nicht bewusst, daß er "schlecht" handelt; der Mensch, der Gewalt anwendet, weiß, daß er u.U. Unrecht tut (ggf. selbst in der Selbstverteidigung).
Oft wird behauptet, nur Menschen täten ihren Artgenossen Leid an, doch ist dies nicht so, deswegen das Beispiel mit den Orang Utans. Ich stehe dem Gedanken von „Gut und Böse” sehr skeptisch gegenüber, weil ich mich frage, ob er uns nicht eher im Wege steht, wenn es darum geht, echte Veränderungen herbeizuführen.
Es stimmt zwar, dass ein Orang Utan sein Tun nicht auf den Begriff bringen kann. Dass vergewaltigende Orang Utans spüren, dass die jeweiligen Weibchen nicht wollen, glaub' ich aber schon.
demon driver (Gast) - 10. Okt, 00:18
Gut und Böse
Der Orang Utan hat aber keine Vorstellung davon, dass das "böse" sein könnte.
Und darin liegt ja anscheinend auch irgendwie der Ansatz von Mertz, dass er eine solche Unfähigkeit beim Menschen als autistisch oder verkappt-autistisch ansieht und diese Unfähigkeit bereits als "böse" definiert. Und da ist ja auch durchaus etwas dran, zumal es sehr plausibel erklären könnte, warum es beispielsweise sinn- und aussichtslos ist, mit Nazis zu diskutieren.
Ein Problem mit der Unterteilung in "gut" und "böse" habe ich hier aber auch. Vor allem, wenn sie auf einer zweifelhaften Definition bzw. Bewertung von Subjektivität und Objektivität basiert, zumal mir scheint, dass die Idee, Menschen säuberlich in "gut" und "böse" zu kategorisieren (und womöglich danach zu selektieren, wer bei dem Projekt des Baus der neuen Welt drinnen bleiben darf und wer draußen bleiben muss), selbst etwas Objektivistisches an sich hat, dessen Charakter weder human noch humanistisch ist.
Ein Freund hat einmal die Erkenntnisse darüber, wie der Mensch "von Natur aus" ist, so zusammengefasst, und ich halte das so ungefähr für die bestmögliche Kurzformel, auf die man es bringen kann: "Der Mensch ist gut, wenn man ihn lässt". Das deutet dann auch bereits an, warum es problematisch ist, den Zustand der Welt allein durch Betrachtung des einzelnen Menschen und seiner Psyche erklären zu wollen, ohne die Verhältnisse zu untersuchen, die diese überhaupt erst formen.
„Gut und Böse”?
Unsere nächsten natürlichen Verwandten können kaum als unser Vorbild dienen. Von Orang Utans weiß man z.B., dass Vergewaltigungen unter diesen vorkommen, wohl weil manche Männchen nur selten die Gelegenheit zur Fortpflanzung haben und sich gegen den Willen eines Weibchens paaren. Sind vergewaltigende Orang Utan Männchen in Mertzscher Redeweise folglich Autisten bzw. böse oder ist die empirische Beobachtungspraxis von Primatologen autistisch bzw. böse?
Vergleiche aus dem Tierreich sind fragwürdig, da Mensch nicht allein instinktgeleitet ist , seine Affekte kontrollieren und zwischen richtig und falsch unterscheiden kann (auch wenn wir uns zu Falschem entscheiden können), zu was Tiere anscheinend nur in Maßen in der Lage sind.
Studien, die aus den Versuchen mit Insekten oder Nagetieren direkt auf den Menschen ableiten, sind mit großer Skepsis zu begegnen. Ich gehe davon aus, der Gewalt anwendende Orang-Utan ist sich nicht bewusst, daß er "schlecht" handelt; der Mensch, der Gewalt anwendet, weiß, daß er u.U. Unrecht tut (ggf. selbst in der Selbstverteidigung).
Es stimmt zwar, dass ein Orang Utan sein Tun nicht auf den Begriff bringen kann. Dass vergewaltigende Orang Utans spüren, dass die jeweiligen Weibchen nicht wollen, glaub' ich aber schon.
Gut und Böse
Und darin liegt ja anscheinend auch irgendwie der Ansatz von Mertz, dass er eine solche Unfähigkeit beim Menschen als autistisch oder verkappt-autistisch ansieht und diese Unfähigkeit bereits als "böse" definiert. Und da ist ja auch durchaus etwas dran, zumal es sehr plausibel erklären könnte, warum es beispielsweise sinn- und aussichtslos ist, mit Nazis zu diskutieren.
Ein Problem mit der Unterteilung in "gut" und "böse" habe ich hier aber auch. Vor allem, wenn sie auf einer zweifelhaften Definition bzw. Bewertung von Subjektivität und Objektivität basiert, zumal mir scheint, dass die Idee, Menschen säuberlich in "gut" und "böse" zu kategorisieren (und womöglich danach zu selektieren, wer bei dem Projekt des Baus der neuen Welt drinnen bleiben darf und wer draußen bleiben muss), selbst etwas Objektivistisches an sich hat, dessen Charakter weder human noch humanistisch ist.
Ein Freund hat einmal die Erkenntnisse darüber, wie der Mensch "von Natur aus" ist, so zusammengefasst, und ich halte das so ungefähr für die bestmögliche Kurzformel, auf die man es bringen kann: "Der Mensch ist gut, wenn man ihn lässt". Das deutet dann auch bereits an, warum es problematisch ist, den Zustand der Welt allein durch Betrachtung des einzelnen Menschen und seiner Psyche erklären zu wollen, ohne die Verhältnisse zu untersuchen, die diese überhaupt erst formen.